Der große Verteidiger der Philippinen -  Johann Stockinger (Hg.)

Der große Verteidiger der Philippinen (eBook)

Teil 3: Ferdinand Blumentritts Korrespondenz mit A. B. Meyer
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2023 | 1. Auflage
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978-3-99139-892-9 (ISBN)
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Ferdinand Blumentritt (* 1853 in Prag, ? 1913 in Leitmeritz) wirkte Zeit seines Lebens im böhmischen Leitmeritz als k. k. Mittelschullehrer und -direktor. Er galt als einer der bedeutendsten Philippinen-Experten seiner Zeit, obwohl er das Land nie besuchen konnte. Im Laufe der Jahre wurde er zu einem vehementen Verteidiger der philippinischen Menschenrechte gegenüber den Kolonialmächten. Mit dem philippinischen Nationalhelden José Rizal verband ihn eine außergewöhnliche Freundschaft. Ein enger Freund von Ferdinand Blumentritt war A. B. Meyer, der Direktor des Königliches Zoologisches und Anthropologisch-Ethnographisches Museum in Dresden. Die Briefe von Blumentritt an Meyer bilden eine bedeutende Quelle für die historische Philippinenforschung.

Johann Stockinger, geb. 1954 in Sonntagberg, Niederösterreich, studierte an der Universität Wien Kultur- und Sozialanthropologie, Formale Logik, Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung. Er ist Gründungspräsident der Österreichisch-Philippinischen Gesellschaft und assoziiertes Mitglied am Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Im Hauptberuf betreut er in der Österreichischen Computer Gesellschaft die Bereiche Innovation & Forschung.

Ferdinand Blumentritts Korrespondenz mit A. B. Meyer

Transkribiert und annotiert von Johann Stockinger

Leitmeritz, Austria
14. April 1894

Mein hochverehrter Freund!

Die Ankunft Deiner lieben Zeilen mit dem Centralblatt (das ich dankend wieder unter Xbd [?] zurücksende, weil in diesem Klein-Paris kein entsprechend großes Couvert aufzutreiben ist, hat mir die Schamröthe in die Wangen getrieben, denn ich habe nicht nur das vorangehende Schreiben noch nicht beantwortet, sondern nicht einmal mich für Böttcher bedankt, dessen Sendung mir eine so große Freude bereitete. Ich bin freilich nicht auf der Bärenhaut gelegen, sondern war und bin so beschäftigt, dass meine Nerven sich wieder in Erinnerung brachten. Da Pardo nach den Philippinen abgeht, so habe ich noch schnell einige alte Bücher, die ich erst im Sommer oder Herbste benutzen wollte, mir von ihm geliehen u. das was ich brauchte daraus excerpiert. Überdies hat mir der Chef das Arrangement der Feier gelegentl. der 40. (oder nach norddeutscher Zählungsart 41.) Wiederkehr des Vermählungstages (24. April)74 unseres Kaiserpaares übertragen und mich zum Festredner ernannt.

Das gab u. gibt viel zu schaffen.

In Navarrete75 ist nichts zu finden, was auf die Kesselpauken Bezug hätte, auch in den alten Schmökern, die mir Pardo lieh, fand ich nichts.

Möglicherweise ist etwas in Fray Gaspar de S. Agustin76 zu finden, ein Werk, das sich in der kgl. Bibliothek zu Berlin befindet.

Ich werde gern an bekannte Padres Anfrage stellen, es wird aber nichts herauskommen, nicht allein ihrer stupiden Ignoranz wegen, sondern auch, weil in den Kriegen gegen die Holländer u. später gegen die Engländer alles Bronce-Material, sowie Kupfer sogar aus den Kirchen (en Filipinas!) weggenommen wurde, um daraus Kanonen zu gießen. Es sind deshalb die meisten Kirchenglocken der Philippinen erst nach 1763 gegossen!

Harrisse‘s77 Besprechung des jüngsten Werkes der akademischen Götter Spaniens hat mich umsomehr interessiert, als ich mit einigen der genannten Persönlichkeiten (Fernandez Duro78) befreundet, mit anderen (Fabié79) verfeindet bin. Letzteren habe ich seinerzeit in der Solidaridad, als er Colonialminister war, in mehr als scharfen Worten wegen einer im Parlament gehaltenen Rede, die seine fabelhafte Ignoranz nachwies, angegriffen u. ihn einen Ignoranten genannt. Dieser Artikel erregte großes Aufsehen u. bewirkte, dass die betreffende Nummer der Solidaridad in zwölf Tagen ganz ausverkauft war. Fabié hat nichts erwidert.

Dieses neueste Werk der spanischen Götter ist, wie die meisten der spanischen Publicationen beschaffen, insbesondere die academischen. Ich muss immer lachen, wenn man im Auslande die academischen Arbeiten der Spanier mit der den ausländischen Academien gebührenden Hochachtung behandelt oder gar auf officielle statistische Angaben bezügl. der Philippinen einen Wert legt. Im Gegentheile man muss der officiellen Statistik mit einem großen Misstrauen entgegensehen. Denn die Erfindungsgabe der spanischen Beamten gibt im Verein mit ihrer crassen Ignoranz wunderliche Combinationen zum besten.

Was die anderen Publicationen der Akademiker anbelangt, so überrascht uns immer eine fabelhafte Unwissenheit in Bezug auf alles, was unter dem Begriffe „Ausland“ zusammengefasst wird, was nicht allein durch die Unkenntnis der fremden Idiome (gegen die Spanier sind die Franzosen u. Engländer wahre Mezzofantis80!) seine Erklärung findet. Der Grund ist zu suchen in dem mit Verachtung und Neide gepaarten Hasse den die Spanier, welche nie längere Zeit im Auslande gelebt haben, gegen alles, was ans Ausland erinnert, im Herzen liegen. Wenn man nicht alles Spanische in tollster Übertreibung lobt, so ist man schon ein anti-espanol, ein Feind Spaniens. Beschäftigt sich jemand mit irgend einer spanischen Sache, so ist der Spanier nicht dankbar, sondern er empfindet es als eine Anmaßung, dass ein Ausländer sich mit der Ethnogr., der Zoologie etc. eines spanischen Landes beschäftigt. Er sieht eine stillen Vorwurf, dass es noch Lücken in der diesbez. spanischen Literatur gibt, schon dieser Gedanke bringt ihn in Harnisch u. dass ein Ausländer diese Lücke füllt, empfindet er als eine Beleidigung seines Nationalstolzes. Deshalb hat auch Retana die ausländischen Werke aus seiner Bibliogr. ausgeschieden, es hätte ihm in Spanien sehr geschadet, wenn er die Spanier darauf aufmerksam gemacht hätte, wie viel Ausländer über die Philippinen geschrieben hatten.

Könnte ich mir nicht Navarrete noch bis Ende Monats behalten?

Mit herzl. Grüßen von Haus zu Haus

Dein getreuer

F. Blumentritt

____________________

Prof. F. BLUMENTRITT

in

LEITMERITZ (Böhmen)

21. Mai 1896

Mein hochverehrter Freund!

In Beantwortung der beiden lieben Briefe will ich zuerst vom Geltschbad relativieren. Geltschbad ist ein zu einem Curort gestempeltes Gut (in Deutschland nennt man das, glaube ich Rittergut), es liegt reizend in einer Mulde am Nordabhange des Geltschberges, den man von den Fenstern meines Speisezimmers aus sieht. Promenadenwege im Walde, völlige Ruhe u. Abgeschiedenheit zeichnen dieses Curhaus aus. Mit Kundratitz lässt es sich freilich nicht vergleichen, da seiner tiefen Lage wegen der Horizont beschränkt ist. Für nervöse Sommerfrischler eignet es sich gut. Die Zahl der Gäste ist nie groß. Man kann dahin von Großpriesen aus mit der Localbahn fahren, die Prager ziehen es aber vor, von hier aus mit Wagen sich dahin zu begeben (4 Stunden Fußmarsch 2 ½ Stunden Wagenfahrt). Mir hat es immer besser in Lewin gefallen, ein Städtchen (officiell, in Wirklichkeit ein Dorf), das liegt 10 bis 20 Minuten oberhalb Geltschbad, nur gibt es dort keine einheitliche Unterkunft, daher man müsste in einem Privathause wohnen u. in einem Wirtshause speisen, oder besser, sich es von dort holen lassen. Bei Linhart speist man in einem primitiven, sehr primitiven Wirtshause vorzüglich.

Jedenfalls würde ich Hauptstädtern anrathen in Geltschbad zuerst abzusteigen u. dann während des Aufenthaltes in demselben in Lewin zu recognoscieren81, ob sie sich dort in die primitiven Verhältnisse einlassen könnten.

Lichtowitz an der Elbe schwingt sich jetzt ebenfalls sehr auf u. hat prachtvolle Aussichtspunkte, was ich vor allem anderen von einer Sommerfrische fordere.

Ich schicke anbei, einen Prospect, auf dessen Karte ich Geltschbad und Lewin roth unterstrichen habe.

Rizal dürfte so lange das Ministerium Cánovas bleibt, nicht die Freiheit erhalten und Cánovas wird sich sicher bis November im Besitze der Gewalt erhalten, vielleicht sogar bis März.

Wenn die Bücher eingeschrieben oder gar nicht mit der Retourrecipisse eingeschrieben sind, so kommen sie, wenn das Schiff nicht mit der Post untergeht, sicher in Rizals Hände oder falls er nicht lebt oder ohne seine Adresse abzugeben, übersiedelt ist, an die europäischen Absender zurück.

Ich schließe, damit dieser Brief noch mit der heutigen Post abgehen kann.

Frohe Pfingsten! Ich bin bezügl. der Feiertage noch ganz programmlos, weil ich verregnete Festtage wittere.

von Haus zu Haus

Dein

getreuer

F. Blumentritt

________________

Correspondenz-Karte
An Herrn Herrn [!]

Hofrath Dir. D. A. B. Meyer
in Dresden A
Wiener Str. 43

Leitmeritz, 30. Juli 1896

Vielen Dank für Bmühgn. anl. Monti. Ich weiß vorläufig auch nichts näheres. Aber ich schreibe heute, wegen einer wichtigen Notiz, die sich in dem Bericht des P. Eusebio Barrado S. J. über seine Reise vom Rio Grande längs des Ro. Cabacan82 nach dem B. [?] von Davao findet.83 Er berichtet über das Verhalten der Moros-Dattos u. sagt, hiebei (nachdem er den Datto Nambli gelobt): „en cambio sus compañeros del rio Cabacan nos condujeron 3 dias fuera de toda vereda y por puntos muy difíciles, a mi ver con el marcado interés de que no conocieramos los caminos que tienen pa.[para] comunicarse con los aetás de la ilaya del Cabacan“ (ilaya hier gleich = Oberland, Hochland). Wenn das nicht für atás verschrieben ist, so wäre dies sehr interessant, wir werden sehen, ob sich in den weiteren Berichten etwas findet (ich bin bei Relacion 34 M. es gibt 163 Relacionen).

Nichts mehr für heute.

Mit herzlichen Grüßen von

Haus zu Haus

Dein getreuer

F. Blumentritt

____________________

Prof. F. BLUMENTRITT

in

LEITMERITZ (Böhmen)

27. August 1896

Mein hochverehrter Freund!

Bei der weiteren Durchsicht der Jesuitenberichte finde ich folgendes Mamánua84 - Lied verzeichnet:

Tududumidum

háno

 

 

 

 

me acuerdo

yo

Canáo na

mula

De mi...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-99139-892-3 / 3991398923
ISBN-13 978-3-99139-892-9 / 9783991398929
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