Wie Spuren am See - Die Erbin (eBook)

Bodensee-Saga
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-7768-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie Spuren am See - Die Erbin -  Sibylle Baillon
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Die Frankfurter Fotografin Isabella erbt von einer Unbekannten ein Haus am Bodensee. Während sie versucht, diesem Mysterium auf den Grund zu gehen, lernt sie den Sagenforscher Chris kennen. Gemeinsam tauchen die beiden in die aufregende Vergangenheit der Erblasserin Ada - einst eine berühmte französische Schauspielerin - ein, wobei sie sich auch privat immer näherkommen. Im Zuge ihrer Recherchen deckt Isabella nicht nur ein lang vergessen geglaubtes Verbrechen auf, sondern kommt auch hinter ein wohlbehütetes Geheimnis ihrer eigenen Familie ...

Sibylle Baillon wurde 1966 in Frankfurt am Main geboren. Nach einer erfolgreichen Ausbildung zur Bürokauffrau folgte sie dem Ruf der Ferne und zog nach Frankreich, wo sie als Leiterin der Exportabteilung im Blumengroßhandel Karriere gemacht hat und später Ausbilderin wurde. Seit jeher von Geschichten vergangener Epochen fasziniert, arbeitet sie heute als freie Autorin und hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht. Wenn sie also nicht gerade in Büchern schmökert, gilt ihre Leidenschaft dem Schreiben romantischer, historischer sowie kriminalistischer Geschichten.

Sibylle Baillon wurde 1966 in Frankfurt am Main geboren. Nach einer erfolgreichen Ausbildung zur Bürokauffrau folgte sie dem Ruf der Ferne und zog nach Frankreich, wo sie als Leiterin der Exportabteilung im Blumengroßhandel Karriere gemacht hat und später Ausbilderin wurde. Seit jeher von Geschichten vergangener Epochen fasziniert, arbeitet sie heute als freie Autorin und hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht. Wenn sie also nicht gerade in Büchern schmökert, gilt ihre Leidenschaft dem Schreiben romantischer, historischer sowie kriminalistischer Geschichten.

Kapitel 2 –
Die Begegnung


Lindau, Bodensee – Dezember 2017

»Na, dann heiße ich Sie herzlich willkommen bei uns«, sagte Notar Baumann, der meinetwegen seine Mittagspause hinausgezögert hatte, abschließend. Demonstrativ nahm er den Schlüsselbund, der neben der Akte bereitgelegen hatte, und reichte ihn mir feierlich. »Ich werde auch gleich den Nachbarn über Ihr Eintreffen informieren, damit er sich nicht wundert, dass eine Fremde auf dem anliegenden Grundstück herumgeistert. Nicht, dass er Sie womöglich noch für eine Einbrecherin hält.« Der füllige Mann räusperte sich umständlich.

»Prima, vielen Dank. Es wäre in der Tat hilfreich, wenn ich mich nicht mit einem nachbarlichen Spaten herumschlagen müsste.«

Der Notar lächelte nachsichtig und erhob sich. »Sicherlich werden Sie einiges über unsere gute Ada herausfinden. Ihr Privatleben soll recht geheimnisumwoben gewesen sein. Aber graben Sie lieber nicht zu tief …«

Verwirrt schaute ich ihn an, versuchte, in seiner Miene einen Anhaltspunkt zu finden. Er schien jedenfalls nicht gescherzt zu haben, denn er wich meinem Blick sichtlich aus.

»Wie meinen Sie das?«, fragte ich.

»Ist nur ein gut gemeinter Rat, mehr nicht. Was man nicht weiß, macht einen bekanntlich nicht heiß. Akzeptieren Sie die Dinge einfach, wie sie sind, dann dürfte alles gut gehen …«

Ich erhob mich ebenfalls und wir verabschiedeten uns. Kurz darauf stand ich völlig verdattert auf der Straße. Die nebulöse Warnung des Testamentsvollstreckers hatte mich nicht verängstigt, sondern eher meine Neugier geweckt. Und was ursprünglich eine trotzbewogene Reise gewesen war, die vor allem dazu hatte dienen sollen, Bernd eins auszuwischen und endlich mal aus der Routine auszubrechen – ganz nach dem Motto: Das brauche ich jetzt einfach –, entpuppte sich plötzlich als sehr viel interessanter als erwartet.

Sicher, ich hatte auch hierherkommen wollen, um herauszufinden, wer diese Ada Beranger gewesen war, und um mir das Haus genauer anzusehen. Im Grunde wusste ich, dass Bernds Argumente Hand und Fuß hatten, und innerlich hatte ich mich bereits gewappnet, um nicht in die Ach-das-Haus-ist-so-herrlich-behalten-wir-es-doch-bitte-Falle zu tappen.

Schließlich hatten die Abschiedsworte des Notars die menschliche Komponente in den Vordergrund gerückt, etwas, was ich hatte vermeiden wollen. Denn auch hierbei musste ich Bernd recht geben: Ich konnte kein Haus behalten, nur weil mir eine nette Omi etwas Gutes hatte tun wollen. Vielleicht hatte sie meine Eltern gekannt? Hatte der Notar mir nicht eröffnet, dass Ada eine Malerin gewesen war? Mein Vater war Kunstexperte. Möglicherweise waren sich die beiden ja mal begegnet? Er war ein sehr charmanter Mann, und vielleicht hatte Ada einen Narren an ihm gefressen und wollte ihm einen verspäteten Gunstbeweis erbringen. Ich nahm mir vor, ihn später gleich anzurufen.

Von neuem Wissensdurst beflügelt, stieg ich in meinen Wagen und ließ mich von meinem GPS in Richtung Bad Schachen lotsen. Über mir zogen sich Gewitterwolken zusammen, wirkten wie ein böses Omen. Mir war ganz schummrig zumute.

Warum war ich nur so verdammt nervös? Ein gleißender Blitz zuckte vor mir übers Firmament, badete die Umgebung für wenige Augenblicke in eine unheilvolle Atmosphäre, die an düstere Gruselfilme erinnerte. Das unmittelbar darauffolgende Krachen ließ mich erschrocken zusammenfahren und verlor sich schließlich in einem drohenden Rumpeln.

Je näher ich dem Seeufer und somit meinem Ziel kam, umso beeindruckter war ich von der Gegend. Zwischen Linden, Eichen und jahrhundertealten Buchen lagen hier und da schicke Villen in großen Gartenanlagen versteckt, eine prachtvoller als die andere. Ich schluckte hart, als ich endlich auf den Oeschländerweg einbog. 18 A, 20, 24, 24 A …

Ein alter Mann mit einem Stock stand direkt vor der Einfahrt und starrte mich sonderbar stoisch an, ganz so, als wüsste er, wer ich bin. Ob es sich bei ihm um den schaufelschwingenden Nachbarn handelte? Ich schmunzelte in mich hinein, versuchte, optimistisch zu bleiben.

Während mein Auto im Schneckentempo den kleinen Pfad entlangkroch, raste mein Herz. Mein Gott! Ich wollte meinen Augen nicht trauen.

Inmitten einer riesigen laubbedeckten Rasenfläche mit wunderschönen breitastigen Bäumen stand ein popeliges, leicht verwahrlost wirkendes Cottage, eine Art bessere Hütte, vor der ich langsam zum Stehen kam. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, versuchte vehement, das aufsteigende Kichern zu zügeln. Hatte der Notar nicht etwas von über 100 Quadratmetern gesagt? Ich rief mir die unscharfe Google-Abbildung des Hauses in Erinnerung, was mir auch nicht weiterhalf.

Genau in diesem Moment setzte der Regen ein, als wollte er zur Krönung noch eins oben draufsetzen. Hatte es nicht geheißen, dass hier seit mehreren Wochen Minusgrade herrschten? Plötzlich musste ich grinsen. Über mich selbst, über das Komische dieser Situation. Spontan dachte ich an Bernd, der ein Luxusdomizil erwartet hatte, dachte daran, dass er tatsächlich die Befürchtung gehegt hatte, ich könnte ab sofort jeden freien Augenblick hier am Bodensee verbringen wollen. Es war urkomisch.

Ich konnte nicht umhin, mir das Gesicht vorzustellen, das er gemacht hätte, wenn er mitgekommen wäre. Belustigt schüttelte ich über mich selbst den Kopf. Es regnete immer heftiger, sodass ich im Auto sitzen blieb. Ich meinte, einen Schatten an mir vorbeihuschen zu sehen. Einbildung? Beunruhigt wandte ich mich nach allen Seiten um. Durch den Vorhang aus herabfallenden Wassermassen konnte ich nichts erkennen. Ein sonderbares Gefühl packte mich. Und wenn es ein Fehler gewesen war, hierherzukommen? Die Worte des Notars hallten in mir wider: Akzeptieren Sie die Dinge einfach, wie sie sind, und vertrauen Sie sich niemandem an, dann dürfte alles gut gehen … Was hatte er damit gemeint? Warum sollte denn nicht alles gut gehen? Ich ärgerte mich, dass ich nicht nachgehakt hatte.

Da! Erneut meinte ich, etwas im Augenwinkel zu sehen, und erschrak so heftig, dass ich herumfuhr. Vor meinem Seitenfenster hatte sich eine große Gestalt aufgebaut. Meine Hände wurden feucht, und mein Herz raste. Sollte ich den Motor anwerfen, den Rückwärtsgang einlegen und fliehen? So ein Unsinn, jetzt drehst du völlig durch. Zu allem Überfluss klopfte die Person plötzlich an die Scheibe. Ich zögerte. Durch die am Glas herabrinnenden Regenschlieren erkannte ich einen Mann, der mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze im Regen stand und mir eifrig Zeichen machte – wie ein Indianer, der eine Nachricht übermitteln wollte. Ich kurbelte das Fenster etwas herunter, schaute dem Fremden in die Augen, die nicht unangenehm zu betrachten waren und sogar recht freundlich wirkten.

»Grüß Gott, haben Sie sich verfahren?«, fragte er mich.

»Nein, nein, vielen Dank der Nachfrage«, versuchte ich, ihn abzuwimmeln, und wollte die Scheibe wieder hochfahren.

»Wie Sie meinen. Falls Sie Hilfe benötigen: Ich drehe mit dem Hund schnell eine Runde und bin gleich wieder zurück.«

Mein Blick fiel auf seinen struppigen Begleiter, eine Art schottischer Hirtenhund, dessen schwarzes Fell bereits feucht glitzerte. Wie ein begossener Pudel schaute er zu mir auf. Mit traurigem Hundeblick schien er mir sein Mitgefühl ausdrücken zu wollen.

Hey, wollte ich antworten. Siehst du, auch ich fühle mich wie begossen. Ein zustimmendes Kläffen, dann waren mein Leidensgefährte und sein Herrchen auch schon wieder im rauschenden Regen verschwunden.

Na gut, jetzt bin ich hier. Ich habe A gesagt und werde auch B sagen müssen, versuchte ich, mich zu sammeln.

Entschlossen schaute ich auf das Gebäude vor mir. So schlimm war es gar nicht. Nein, keine Luxusvilla, nicht mal ein kleines bisschen, nicht mal Villa ohne Luxus, und für einen Schuppen scheint es recht gepflegt, dachte ich sarkastisch. Es gab sogar Gardinen an den kleinen Fenstern. Was wollte man mehr?

Bis heute Morgen hatte ich nichts – jetzt besitze ich einen Schuppen, auf einem Grundstück am See, und ein Geheimnis, das es zu lüften gilt, also sei nicht undankbar, redete ich mir ein.

Mein Eigentadel wirkte. Jegliche Lust zu fliehen war mir plötzlich vergangen, denn ich dachte an Ada – wer immer sie auch für mich gewesen sein mochte. So zog ich meinen Parka über, schnappte mir die Schlüssel, stieg aus dem Auto und näherte mich dem Haus.

Gut! Es war, was es war. Es wirkte nicht wirklich winzig, selbst wenn mir 100 Quadratmeter arg übertrieben erschienen. Aber wer konnte das von außen schon so genau beurteilen? Wie oft hatte ich vor Häusern gestanden, die klein und mickrig auf mich gewirkt hatten, und war hinterher von dem geräumigen Inneren überrascht gewesen? Erneut krachte ein Donnerschlag am Himmel, was mich in meinem Vorhaben, endlich das Haus zu betreten, bestärkte.

Klatschnass stand ich vor der verriegelten Tür und probierte den ersten Schlüssel aus. Fehlschlag. Ich nahm mir den zweiten vor, einen großen, flachen. Wieder ein Misserfolg. Es blieben nur noch zwei Möglichkeiten. Ich triefte und tropfte vor mich hin. Böen zerrten an meiner Kleidung. Allmählich wurde mir kalt und ich begann zu schlottern. Ich schaute mich um, meinte, am Ende des Weges erneut den alten Mann ausmachen zu können. Er schien mich noch immer zu beobachten. Hat er denn kein Zuhause, wo er vor dem Gewitter Schutz suchen kann?, fragte ich mich, um mich von dem Schaudern, das mich...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2023
Reihe/Serie Bodensee-Saga
Fotografin Isabella Lampert
Romane im GMEINER-Verlag
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1940er Jahre • Affäre • Bodensee • Bodensee-Roman • Erbe • Erbschaft • Frankfurt • Frankreich • LGBTQ+ • Liebesroman • Lindau • Macht der Liebe • Malerin • Roman • romantisch • Romanze • Schauspielerin • Sehnsucht • Villa
ISBN-10 3-8392-7768-X / 383927768X
ISBN-13 978-3-8392-7768-3 / 9783839277683
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