London Dark - Die ersten Fälle des Scotland Yard (eBook)

Sammelband 3: Folgen 13-16
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3767-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

London Dark - Die ersten Fälle des Scotland Yard - Benjamin K. Scott
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Ein Krieg steht bevor!

London, 1830: Ein mächtiger Geheimbund hat die Regierungsgeschäfte der englischen Krone in der Hand und treibt das Empire in einen aussichtslosen Krieg. Da wird Chief Superintendent Graham Cluskey von Scotland Yard zu einem ungewöhnlichen Mord gerufen: Lord Tobin, Earl of Sussex, wird leblos im Teich eines exotischen Gewächshauses aufgefunden - nackt und mit roter, geschundener Haut. Der Besitzer des Gewächshauses macht um seine Identität ein Geheimnis. Und Cluskey soll ermitteln, ohne den Yard einzuweihen! Im Austausch verspricht der Unbekannte Hilfe bei der Jagd auf den Geheimbund, die sogenannte 'Gesellschaft des Osiris' ... Kann Cluskey das Übel endlich ein für alle Mal ausrotten?

LONDON DARK: Suchtpotential garantiert - John Sinclair meets Sherlock Holmes! Diese Ausgabe enthält 4 neue, bisher unveröffentlichte Folgen der Serie.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.



<p>Aufgewachsen im Schatten von Bücherregalen, die sich unter den düsteren Werken Edgar Allan Poes, H. P. Lovecrafts und Sir Arthur Conan Doyles bogen, wurde Scotts Faszination für phantastische Literatur früh geweckt. Recherchereisen führten ihn schließlich auf die Britischen Inseln, wo er nicht nur seine Wahlheimat fand, sondern auch die Inspiration für die Reihe um den eigenwilligen Ermittler Graham Cluskey.<br></p>

Buch 13:
Ein neuer Feind


London, 16. Dezember 1830


Dichte Nebelbänke waberten von der Themse her das Ufer hoch, hüllten die Straßenlaternen in ein weiches, samtenes Gewand, bis nur noch ein schwachgelber Schimmer hindurchdrang. In der Ferne verhallte das Nebelhorn der Birmingham, die zu Graham Cluskeys und Nigel Pipers Rettung angerückt war, nachdem sie unter Wasser aus dem U-Boot des Erfinders hatten aussteigen müssen. Fast wären sie in den eisigen Fluten ertrunken, wenn es ihnen nicht gelungen wäre, sich in letzter Sekunde an die Wasseroberfläche zu kämpfen. Piper hatte sogar kurzzeitig das Bewusstsein verloren und wurde soeben zur Behandlung ins St Bartholomew’s Hospital gebracht.

Zehn Minuten waren seitdem vergangen, zehn Minuten, die für Cluskey auch Stunden hätten gewesen sein können. Die Welt um ihn herum kam ihm seltsam unwirklich vor, seit sie am Ufer von dem Polizeiaufgebot empfangen worden waren. Jeder beglückwünschte ihn zu seinem Erfolg, doch für ihn war es, als säße er weiterhin in dem Unterwasser-Boot fest und müsste verhindern, dass Godric Dahlgreen einen Sprengsatz am Palace of Westminster anbrachte. Die gebannte Gefahr erschien nach wie vor real, obwohl er davon ausging, dass Dahlgreen ertrunken war. Ohne Leiche gab es allerdings keine abschließende Gewissheit.

»Sind Sie sicher, dass ich Sie nicht nach Hause begleiten soll, Sir?«, fragte Constable Ward eifrig. »Ich könnte Sie stützen. Sie haben sich ganz schön das Knie gestoßen, als Sie an Bord geklettert sind.«

»Danke, ich komme allein zurecht, Constable!« Unwirsch schüttelte Cluskey die Hand seines Adjutanten ab. Dann straffte er den geliehenen Mantel und humpelte langsam davon. Ward tauschte einen besorgten Blick mit Clara May, Cluskeys Partnerin.

»Ich bringe ihn nach Hause und sorge dafür, dass er sich etwas ausruht«, sagte sie. »Aber danke für das Angebot, Henry.«

Der junge Constable tippte sich an die Mütze und machte auf dem Absatz kehrt. Clara folgte Cluskey in die dunkle Gasse.

»Wir hatten ihn fast!« Die Wut in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Aber jetzt liegt alle Hoffnung mit ihm auf dem Grund der Themse begraben.«

»Immerhin ist es dir und Piper gelungen, Dahlgreens U-Boot zu versenken! Ihr habt die Lordschaften im Palace of Westminster vor einem verheerenden Anschlag bewahrt!«

Cluskey hörte ihr gar nicht zu. »Zwei ranghohe Diplomaten wurden ermordet, der französische Botschafter ist nur knapp mit dem Leben davongekommen. König William droht, Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika den Krieg zu erklären, während das Russische Kaiserreich uns für den Tod ihres Botschafters verantwortlich machen wird. Das ist ein Desaster. Wenn es uns gelungen wäre, Dahlgreen zu stellen und ihn zu verhören, hätten wir vielleicht eine Chance gehabt herauszufinden, von wem er seine Befehle erhalten hat, und das Unausweichliche noch abzuwenden. Jetzt aber ist Krieg unvermeidbar. Alle beteiligten Staaten werden sich gegenseitig bezichtigen, und es gibt nichts und niemanden, der sie davon abbringen kann.«

Clara folgte Cluskey dichtauf. »Dahlgreen hat nicht auf eigene Faust gehandelt, Graham. Er wurde benutzt. Irgendjemand zieht im Hintergrund die Fäden.«

»Nach allem, was passiert ist, steht das außer Frage, ja.«

»Und ich nehme an, du hast auch bereits eine Vermutung, wer dahintersteckt.«

Cluskey schnaubte verächtlich, sagte aber nichts. Nach einer Weile brummte er: »Wir müssen Commissioner Walker Bericht erstatten.«

Clara hakte sich bei ihm ein, um die Richtung vorzugeben. »Henry übernimmt das. Du gehst nach Hause und schlüpfst in trockene Kleidung. Unter dem Mantel musst du dich ja zu Tode frieren.«

Es war nicht einmal eine halbe Stunde her, dass sie Cluskey und Piper triefnass aus der Themse gefischt hatten, nachdem die beiden unter Wasser aus dem kleinen U-Boot gestiegen und an die Oberfläche geschwommen waren.

Cluskey gab sich geschlagen. Er fror in der Tat grässlich. Ein heißes Bad würde ihm neue Lebensgeister einhauchen und Gelegenheit bieten, über die Ereignisse der letzten Tage und Stunden in Ruhe nachzudenken. Im Moment konnten sie eh nichts ausrichten, der Fall war – wenn auch mit einem äußerst unbefriedigenden Ergebnis – vorerst abgeschlossen. Godric Dahlgreen, ein Kriegsveteran aus dem Sechsten Koalitionskrieg, hatte den französischen Botschafter gefoltert und den russischen hingerichtet. Aus Rache für das, was ihm damals in Kriegsgefangenschaft widerfahren war. So zumindest die offizielle Version. Beweise dafür, dass er nicht auf eigene Faust gehandelt hatte, gab es nicht, bloß Indizien. Solange Cluskey also nicht zweifelsfrei belegen konnte, dass Dahlgreen fremdgesteuert gewesen war, blieb ihm nichts anderes übrig, als einen vorläufigen Bericht zu verfassen und das Ganze auf sich beruhen zu lassen. Was ihn indes nicht davon abhalten würde, weitere Nachforschungen anzustellen. Wie Clara richtig bemerkt hatte, war morgen allerdings auch noch ein Tag.

Seine Muskeln entspannten sich ein wenig, während er sich von ihr in Richtung seiner Wohnung führen ließ. Der Schnee dämpfte ihre Schritte, und vom Nachthimmel rieselten nach wie vor vereinzelte Flocken. Deshalb bemerkte Cluskey die Person, die ihnen folgte, auch erst, als sie fast herangekommen war.

Instinktiv tastete er nach seiner Pistole, bevor ihm einfiel, dass er sie beim Bad in den eisigen Fluten der Themse verloren hatte. Er verlangsamte seinen Schritt und blieb schließlich stehen, das Gesicht weiter geradeaus gerichtet. »Was wollen Sie von uns?«

Clara zuckte zusammen. Sie schien den Mann überhaupt nicht kommen gehört zu haben.

»Ich habe eine Botschaft für Sie, Chief Superintendent Cluskey.« Die Stimme hatte etwas Bestimmtes, aber Unaufdringliches. »Ich soll Sie bitten, mich zu begleiten. Ihre Anwesenheit ist dringend erforderlich.«

»Sie werden schon präziser werden müssen. Wer schickt Sie?«

»Jemand, der Ihnen helfen möchte.«

Jetzt drehte sich Cluskey langsam herum. Der Mann war unbewaffnet, und er stand etwa zwanzig Fuß von ihnen entfernt; sein Gesicht war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Er trug einen vornehmen Mantel, hohe Stiefel und einen gemusterten Schal – er hätte ein Adliger sein können, zumindest aber war er gut betucht. Niemand, der Fremde bei Nacht in einer verlassenen Gasse belästigte. Und doch spürte Cluskey, dass von dem Mann Gefahr ausging.

»Ich schlage vor, dass Sie mich morgen früh in meinem Büro im Hauptquartier von Scotland Yard besuchen. Dann stehe ich Ihnen uneingeschränkt zur Verfügung. Ich darf mich empfehlen.«

Der Mann machte keine Anstalten, sich zu entfernen. »Es geht um Leben und Tod.«

»Wenn Sie in meinem Metier arbeiten, geht es immer um Leben und Tod. Und jetzt entschuldigen Sie uns bitte!« Cluskey gab Clara ein Zeichen, ihre Pistole bereitzuhalten für den Fall, dass der Unbekannte ihnen Schwierigkeiten bereitete, doch der Mann deutete eine knappe Verbeugung an, machte auf dem Absatz kehrt und schritt die Gasse zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.

»Wer könnte das gewesen sein?«, fragte Clara beunruhigt.

»Ich weiß es nicht«, sagte Cluskey. »Aber wenn mich mein Gefühl nicht trügt, werden wir schon bald wieder von ihm hören.«

***

Commissioner Walker empfing Cluskey am nächsten Morgen in seinem provisorischen, deshalb aber nicht weniger opulenten Büro in der Whitehall Street. Dunkle Bücherregale säumten das Zimmer von drei Seiten her, lediglich unterbrochen durch die wuchtige Eichenholztür mit dem goldbeschlagenen Griff. Der Bestand an Büchern vermochte so mancher kleinen Bibliothek Konkurrenz zu machen; Cluskey schätzte, dass sich mindestens eintausend Exemplare in dem Raum befanden, einige davon seltene Erstausgaben, die, von Buchstützen flankiert, auf Augenhöhe in Szene gesetzt wurden. Nicht nur, dass sie die Belesenheit ihres Besitzers unterstreichen sollten, sie besaßen ganz offensichtlich auch eine repräsentative Funktion. Und sie demonstrierten Macht! Alles in Walkers Büro schien darauf ausgelegt, die Besucher zu beeindrucken und einzuschüchtern: die Büsten einflussreicher britischer Staatsmänner, die in einer Vitrine ausgestellte Pistolen-Sammlung, das Bärenfell unter dem Servierwagen mit Spirituosen … Cluskeys Blick wurde jedoch wie magisch von einer exotisch anmutenden Rüstung angezogen, die rechts des Schreibtischs in einer Nische neben der Fensterfront stand.

»Treten Sie ruhig näher«, sagte Walker, dem Cluskeys Blicke nicht entgangen waren. Dann erhob er sich hinter seinem Schreibtisch und stellte sich neben die Rüstung. »Haben Sie eine Vorstellung, woher das Schmuckstück stammt?«

»China?«, riet Cluskey, doch Walker schüttelte lächelnd den Kopf. Nachsichtig, als wäre er der Lehrmeister und Cluskey der Schüler, der zwar eine falsche, aber dennoch keine dumme Antwort gegeben hatte. »Es handelt sich um eine Tōseigusoku, eine japanische Samurai-Rüstung aus der Sengoku-Zeit. Frühes 16. Jahrhundert.«

»Ich dachte, kein Brite dürfte einen Fuß auf die japanischen Inseln setzen.«

»Ich habe die Rüstung von einem niederländischen Kaufmann außer Landes schmuggeln lassen.« Stolz schwang in Walkers Stimme mit. Der Commissioner bedeutete Cluskey, Platz zu nehmen. »Möchten Sie etwas trinken? Einen Cognac vielleicht?«

Cluskey schüttelte den Kopf. Ihm brummte der Schädel noch vom gestrigen Abend. Dabei kam es ihm unendlich lange her vor, dass er gemeinsam mit Piper in dessen U-Boot in die Themse...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2023
Reihe/Serie Constable Graham Cluskey
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bobby • Detektiv • Episodenroman • Fortsetzung • Geheimnis • gruselig • historisch • King William IV • König William IV • Krimis • Mystery • Robert Peel • spannend • Übernatürlich • Verschwörung
ISBN-10 3-7517-3767-7 / 3751737677
ISBN-13 978-3-7517-3767-8 / 9783751737678
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