Das Erbe des Meeres - Eine kretische Familiensaga (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
500 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98898-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Erbe des Meeres - Eine kretische Familiensaga -  Nikola Vertidi
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Eine gläserne Villa, eine wohlhabende Familie, eine Frau zwischen Verantwortung und Liebe: Die große Kreta-Saga von Nikola Vertidi »Sie hatte sich nicht in einen bösen Menschen verliebt, auch wenn sie vielleicht noch zu jung und unerfahren gewesen war, um so etwas erkennen zu können. In jedem Menschen war so ein Kern, der die Saatkörner des Verabscheuenswerten beherbergte, und es gab gewiss in jedem Leben genügend Dünger, um diese zu nähren und wachsen zu lassen.« Nach dem Tod ihres Onkels übernimmt die Innenarchitektin Katharina die Aufgabe, seine Villa in den kretischen Bergen zum Verkauf herzurichten. Alte Briefe ihres ebenfalls verstorbenen Vaters und Notizen ihres Onkels erlauben ihr einen unerwarteten Blick in die Vergangenheit ihrer Familie. Katharina kommen Zweifel an dem Bild, das sie von ihren Angehörigen hat. Ihre fast hundert Jahre alte Großmutter Hera erzählt ihr zudem von einem Geheimnis, das die Frauen ihrer Familie seit Generationen hüten. Doch erst als Katharina einen Mann kennenlernt, der ihr auf unerklärliche Weise vertraut vorkommt, erkennt sie, was es mit dem Familiengeheimnis auf sich hat und worauf es im Leben wirklich ankommt.  »Den Leser erwartet ein emotionaler, packender, geheimnisvoller und zugleich romantischer Roman, in dem es um ein altes Geheimnis geht. Was hat es mit dem Familiengeheimnis für eine Bewandtnis? Kommt mit nach Kreta und lüftet mit Katharina dieses Geheimnis...« ((Leserstimme auf Netgalley))

Die deutsche Autorin Nikola Vertidi lebt seit 2017 mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von 'Gott geküsst' wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki ...

Die deutsche Autorin Nikola Vertidi lebt seit 2017 mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von "Gott geküsst" wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki ...

2. Kapitel


Katharina, Gegenwart

Sie griff sich in den Nacken, hob das dicke schwarze Haar an und steckte es mit geübtem Griff hoch. Es war glatt und schimmerte wie poliertes Ebenholz. Sie hatte es von ihrer Mutter geerbt. Olympias Haare waren etwas ganz Besonderes gewesen. Andreas, Katharinas Vater, hatte oft davon erzählt, dass die Kombination aus dem im Wind schwingenden Haar und dem frohen Lachen ihn unmittelbar ins Herz getroffen habe. Er hatte sich so sehr in ihre Mutter verliebt, dass er keinen Augenblick seines Lebens mehr ohne sie verbringen wollte.

Die Verbindung zwischen ihren Eltern war einzigartig gewesen, das hatte man immer gespürt. Natürlich hatten sie auch mal gestritten, waren laut und emotional geworden, doch stets hatte sie bei alldem Liebe und Respekt getragen. Nach Olympias Tod war Andreas nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen. Doch er hatte nicht lange ohne sie sein müssen, denn er war ihr zwei Jahre später gefolgt. Es waren geplatzte Adern gewesen, die ihr beide Eltern so schnell hintereinander geraubt hatten – bei ihrer Mutter die Aorta nahe dem Herzen und beim Vater eine Hirnblutung.

Sie war erwachsen, doch das änderte nichts daran, dass sie nach dem Tod der Eltern auch keine Tochter mehr war; sie war niemandes Kind mehr! Es gab keine Mama und keinen Papa, in deren Armen man selbst als erwachsene Frau Trost finden und ungehemmt weinen konnte oder sich einfach nur geborgen fühlte. Nachdem sie ihre Mutter zu Grabe getragen hatten, war ihr überdeutlich klar geworden, dass man nie genug Zeit hatte, um etwas zu tun – all die Orte, die sie noch gemeinsam bereisen wollten, all die Gespräche, die sie aufgeschoben hatten. So viele ungesagte Worte, so viele nicht geschenkte Umarmungen!

Sie hatte Angst, dass eines Tages die Erinnerungen verblassen würden, dass sie sich nicht mehr an die Stimmen ihrer Eltern erinnerte oder vergaß, wie sie gelächelt hatten. Anfangs reichte bereits ein Musikstück aus oder eine Bluse im Schaufenster, die Olympia gefallen hätte, und die Tränen flossen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Doch mit der Zeit hatte sie gelernt, die Trauer zu kontrollieren, und weinte nur noch, wenn sie allein war oder sich unbeobachtet fühlte.

Ihr Bruder Elonidas war ganz anders mit dem Verlust umgegangen. Er hatte seine nicht verarbeitete Wut über den Tod der Mutter am Vater ausgelassen. Olympia war einfach so gestorben – ohne vorher Bescheid zu sagen. Er wusste heute natürlich, dass seine Vorwurfshaltung albern gewesen war, hatte sie aber weder ändern können noch wollen. Elonidas, der mit dem Vater und dessen Bruder Giorgos die Hotel- und Restaurantgruppe leitete, hatte Katharina mehr als einmal beiseitegenommen, um zu verdeutlichen, dass ihr Vater soff, um sein Leben noch zu ertragen, und dass dies für ein Unternehmen mit ihrem Renommee nicht länger tragbar sei. »Er muss in Rente gehen, Katha, oder was auch immer. Aber er darf nicht mit wirrem Haar und diesem ungepflegten Gestrüpp im Gesicht, das er Bart nennt, durch die Anlage geistern. Er erschreckt die Gäste!«

Sie hatte ihn bestürzt angeblickt und nicht zum ersten Mal den Gedanken gehegt, dass Elonidas Giorgos mehr glich als dem eigenen Vater. Es ging ihm um Ansehen, um Reichtum und die Außenwirkung. »Du solltest dich schämen«, hatte sie auf solche Aussagen seinerseits gekontert, »sie war die Liebe seines Lebens, und etwas in ihm ist zerbrochen, seit Mama … weg ist.«

»Deine Kleinmädchenträume in Ehren, Schwesterlein … Liebe seines Lebens. Das ist schön und gut, aber es entschuldigt nicht, dass er hier für Unruhe sorgt und den Geschäftsbetrieb stört. Ich habe schon genug mit Onkel Giorgos und seinem oft peinlichen Bonzenverhalten zu tun. Ich kann nicht noch mehr Baustellen vertragen!« Er hatte sich so aufgeregt, dass sein Kopf ganz rot geworden war.

Schon als Kind hatte er sich furchtbar über Kleinigkeiten empört, und Katharina stellte sich oft vor, dass sein Kopf immer dicker wurde und dann wie ein Luftballon, in den man zu viel Luft hineingeblasen hatte, einfach platzte. Wo sich bei anderen das Gen für Lebensfreude befand, war bei Elonidas die Pflichterfüllung gelandet.

Er hatte unter dem enormen Druck gestanden, Vater und Onkel beweisen zu müssen, dass das Management bei ihm in guten Händen lag.

Nun war alles anders, denn durch den beinahe gleichzeitigen Tod der beiden alten Herren war Elonidas schneller an der Spitze gelandet als geplant, und die Last auf seinen Schultern wog zu viel, auch wenn er dies nie zugeben würde.

Giorgos’ Söhne waren zu sehr mit ihren eigenen Leben beschäftigt, und keiner der beiden Cousins hatte auch nur eine Sekunde lang darüber nachgedacht, was alles zu tun war, wenn man gemeinsam ein Familienunternehmen besaß und die Alten nach und nach verstarben.

Sie selbst war Innenarchitektin und keine Juristin, und auch wenn sie es ihrem Vater bis zu seinem Tod verschwiegen hatte: Ihre Mutter hatte immer geahnt, dass Katharinas Ehe mit dem erfolgreichen Strafverteidiger Lambros Panteris schon kurz nach dem Jawort zu Ende gewesen war. Ihn einzubinden, um Rechtliches zu klären, war also niemals infrage gekommen. Vielmehr hatte sie die schlimmste Phase der Trauer genutzt, um sich endgültig von ihrem Mann zu trennen. Sie hatten zu spät begonnen, über Kinder nachzudenken, und Emmanouil und Markos waren erst zehn und acht Jahre alt. Für die Jungs kam die Trennung einem Schlag ins Gesicht gleich. Sie hatten den Tod des Großvaters nur mühsam verkraftet, und als Lambros sich mit dem Koffer in der Hand theatralisch zu ihnen hinabbeugte, ihnen über die Köpfe streichelte und sie »meine Lieblinge« nannte, flossen Sturzbäche an Tränen. Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt, denn er hatte die Jungs sonst, so gut es ging, ignoriert. Nur wenn sie Gäste hatten oder sie irgendwo eingeladen waren – oder eine öffentliche Veranstaltung stattfand –, besann er sich auf seine Familie und die Rolle des stolzen Vaters. Erleichterung hatte sich in ihr breitgemacht, als er die Tür hinter sich mit einem lauten Knall ins Schloss geworfen hatte, aber die Jungs litten noch immer.

Zudem war jede Besuchszeit eine wirkliche Herausforderung für ihre Nerven. Lambros war nie pünktlich – weder beim Abholen noch beim Bringen. So konnte es unter Umständen sein, dass die Kinder sonntags kurz vor Mitternacht zu Bett gingen, da der Vater sie erst nach elf brachte – natürlich vollkommen überdreht und die Taschen voll mit neuem Kram. Nicht dass sie nicht genügend Geld hatte, um den beiden Wünsche zu erfüllen, sie modern zu kleiden und ihnen die besten Lernhilfen zur Verfügung zu stellen. Daran lag es nicht. Es war seine Art, die Jungs auf seine Seite zu bringen. Wahrscheinlich würde er sie demnächst mit geladenen Pistolen und Päckchen voller Munition versorgen, falls sie beim Anblick eines der zerschossenen Straßenschilder in den Bergen Interesse an diesem »Volkssport« äußerten. Hauptsache sie ärgerte sich, das war das Ziel all seiner Aktionen.

Sie wusste, wie emotionsgeladen ihre Reaktionen waren, konnte sich jedoch trotzdem nicht davor schützen. Noch immer wollte sie ihm die Faust in sein provokativ lächelndes Gesicht rammen, tat es aber nicht, weil sie umgekehrt auch nicht von ihm geschlagen werden wollte. Doch die Wut lauerte direkt unter ihrer Haut, und irgendwann musste sie verschwinden, damit sie wieder glücklich sein konnte.

Katharina hatte noch keine Ahnung, wie das funktionieren sollte, denn aktuell war sie die Meisterin des Bluffens und machte gute Miene zum bösen Spiel. Wahrscheinlich saß sie deshalb auch hier oben in den Bergen und blickte vom gläsernen Palast »Seiner Majestät« hinab auf das einfache Volk. Auch wenn Onkel Giorgos stets geschworen hatte, niemals zu vergessen, woher er kam, so sprach dieses Haus hier eine ganz andere Sprache. Und was er getan hatte, passte noch viel weniger zu dem, wo er herkam.

Sie saß auf der atemberaubenden gläsernen Terrasse und schaute in die Ferne. Die Bergwelt hob sich in sanften Schwingen vom Horizont ab und schimmerte grün im Sonnenlicht. Manche Erhebungen reckten ihre Zacken, die teilweise oberhalb der Baumgrenze lagen, gezähnt in den Himmel, und andere sahen aus, als hätte ein Maler sie mit gleichmäßig schwungvollen Pinselstrichen abgebildet. Es war bezaubernd, und sie konnte gut verstehen, warum Giorgos gerade hier gebaut hatte. Nur wenn der Wind kräftig blies, konnte man manchmal die...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bücher für den Sommer • Bücher für den Urlaub • Dalaras • Familiengeheimnis • Familienroman • Familiensaga • Frauen • Freiheit • Generationenroman • Griechenland • historisch • Insel • Inselliebe • Kommissar Galavakis • Kreta • Krieg • Küste • Liebesgeschichte • Liebesroman • Meer • Nicole de Vert • Pia Casell • Reise • Unabhängigkeit • Urlaub
ISBN-10 3-492-98898-9 / 3492988989
ISBN-13 978-3-492-98898-8 / 9783492988988
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