Deep - Verdammt (eBook)

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2023 | 1. Auflage
200 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-050-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Deep - Verdammt - Ava Jordan
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Lea ist allein. Sie weiß nicht, was aus Jax geworden ist, nachdem sie untertauchen musste. Inzwischen lebt sie in Las Vegas und arbeitet in einer Autowerkstatt. Doch die Vergangenheit holt sie schneller ein, als Lea gedacht hat. Plötzlich soll sie Entscheidungen treffen, die nicht nur über ihre Zukunft bestimmen, sondern auch darüber, ob sie noch einmal glücklich werden darf ... 

Das große Finale der Trilogie um Lea und Jax. Wir empfehlen die Titel in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Der Titel erschien vormals unter 'Obsessed - Schmerz' unter dem Pseudonym Tiffany Jones.



Ava Jordan wuchs in Westfalen auf. Nach einigen Jahren im Rheinland kehrte sie in die Heimat zurück und bewohnt dort nun mit ihrem Mann und unzähligen Büchern ein kleines Häuschen. Sie schreibt und übersetzt schon sehr lange und kann sich ein Leben ohne das Schreiben einfach nicht vorstellen.

1. Kapitel


»Willkommen bei Pattie’s Garage, was kann ich für Sie tun?«

Ich blicke mein Gegenüber erwartungsvoll an. Der Typ stinkt nach Geld, und das ist hier selten. Pattie’s Garage ist eine preiswerte Hinterhofwerkstatt, in der all die unzähligen Arbeitsbienen, die Tag und Nacht das Leben in dieser Stadt am Laufen halten, ihre Autos reparieren lassen. Zu unseren Kunden gehören Croupiers, Prostituierte, Elvis-Imitatoren, Zimmermädchen und Kellner.

Und keine Multimillionäre, denen das Geld förmlich aus der Zahnleiste springt, weil sie sich in einem Moment geistiger Umnachtung einen Brillanten auf den Schneidezahn haben zementieren lassen.

»Mein Wagen ist kaputt, er macht immer so ein schleifendes Geräusch, wenn ich die Kupplung trete. Mein Mädchen sagt, ihr seid die Besten und kostet nicht so viel.«

»Hmhm.« Ich angle ein rosafarbenes Formular aus der Ablage, klippe es auf ein Klemmbrett und reiche ihm Brett und Stift über den Tresen. »Dann füllen Sie das hier aus. George schaut sich den Wagen gleich an.«

Er steht etwas belämmert vor mir. Sein Anzug stinkt nicht nur nach Geld, er sieht auch nach der Art Reichtum aus, die ich besonders abstoßend finde. Glänzend und dunkelblau, mit schwarzem Hemd und einer passenden Krawatte. Die goldene Krawattennadel hat auch ein paar Brillanten abbekommen.

»Äh, also … Ich dachte, Sie machen das.« Er hält mir das Klemmbrett mit einem – wie er vermutlich glaubt – entwaffnenden Lächeln hin.

Ich schüttle den Kopf.

»Aber …«

»Hören Sie«, unterbreche ich ihn. »Sie wollen doch Ihr Auto repariert haben, richtig? Und Sie sind hier, weil Ihr ›Mädchen‹ sagt, wir sind die Besten und Billigsten. Das klappt aber nur, wenn Sie mitarbeiten. Also: Formular ausfüllen und warten, bis George für Sie Zeit hat.«

Ich zeige auf den Wartebereich, in dem bereits andere Kunden über ihren Klemmbrettern brüten. Montagmorgen ist bei uns besonders viel los.

»Können wir das nicht anders regeln?« Er kramt in der Hosentasche und zieht eine Geldklammer hervor, die kaum die Hunderter zu bändigen vermag, die sich unter das vergoldete Metall drücken.

Ich seufze. Klar, für Geld kann man alles kaufen. Auch die bevorzugte Behandlung bei einer der billigsten Werkstätten von Las Vegas.

Er schiebt einen Hunderter über den Tresen, zusammen mit dem Klemmbrett.

Ich nehme beides und schaue mich nach George um, der gerade aus der Werkstatt in den Verkaufsraum kommt. Sofort bemerkt er meinen Blick und steuert auf uns zu.

»Mr. …«

»White. Eddie«, fügt er hinzu.

»Okay, also Mr. White ist als nächstes dran, er hat es heute eilig.«

Um die Eile zu unterstreichen, drehe ich das Klemmbrett so, dass George den Geldschein sieht. Er nickt.

Wir machen immer halbe-halbe, wenn jemand sich die Wartezeit durch eine gewisse Zuwendung sparen will. Welchen Sinn es dann noch hat, eine billige Werkstatt aufzusuchen, ist mir ein Rätsel. Aber okay – es ist ja auch nicht mein Geld, das da unter der Klammer klemmt.

Obwohl ich es gerne hätte, ehrlich gesagt …

Ich schiebe den Gedanken beiseite. Pattie ist eine gute Chefin. Sie zahlt ihren Leuten keinen Hungerlohn, wie man es bei den Preisen vermuten würde. Reich wird natürlich auch keiner, aber sie drückt ein Auge zu, wenn wir uns nebenbei was dazuverdienen. Dass George und ich Mr. White um ein bisschen Geld erleichtern, wird sie nicht stören.

Ich fülle sogar für ihn das Klemmbrett aus und reiche es dann an George weiter, der Mr. White bittet, ihm in die Werkstatt zu folgen. Die anderen Kunden blicken nur kurz auf, als die beiden verschwinden. Für sie ist es normal, dass man sich für Geld alles kaufen kann – schließlich sind wir hier in Vegas, Baby! Es gibt nichts, was es nicht gibt!

Ich setze mich auf den wackligen Bürostuhl hinter dem halbrunden Tresen. Das Telefon klingelt, und ich nehme den Anruf an. Ein Stammkunde, der die Heckscheibe seines Autos austauschen lassen will und nach einem »diskreten Termin« fragt. Wahrscheinlich gab’s wieder mal irgendwo eine Schießerei, und er ist mit knapper Not entkommen. Soll nur keiner wissen, dass seine Karre durchsiebt wurde. Vor allem nicht die Polizei. Ich notiere sein Anliegen und gebe ihm einen Nachmittagstermin.

Auch das ist Vegas. Die Unterwelt hat mich nicht losgelassen, so sehr ich es auch versucht habe …

Mittags überquere ich die Straße und betrete die kleine Wohnung im Hinterhof, in der ich seit acht Monaten wohne. Ich habe eine Stunde Zeit, bevor ich wieder am Schreibtisch sitzen muss, wo ich Telefonanrufe annehme, Kunden betreue, Verträge aufsetze, Rechnungen schreibe und all die unzähligen administrativen Aufgaben erfülle, die so eine Autowerkstatt mit Gebrauchtwagenhandel mit sich bringt.

Ich habe den Job nicht gelernt. Wie schon damals in New York bei »Jimmy’s« wurde ich ins kalte Wasser geworfen und musste schnell schwimmen lernen. Aber Pattie hat es mir zugetraut, und siehe da – nach ein paar Wochen »training on the job« fiel mir diese Arbeit sehr viel leichter als das Kellnern im Diner.

Endlich habe ich das Gefühl, einen Job gefunden zu haben, den ich länger als nur ein paar Monate ausüben kann. In einer Stadt, die ich hasse und zugleich irgendwie auch liebe.

Ich führe ein einsames Leben. Sechs Tage die Woche arbeite ich drüben bei Pattie’s Garage. Sonntags bleibe ich zu Hause, liege bis mittags im Bett, bevor ich mich in Joggingklamotten werfe und fünf Meilen renne. Alle drei Wochen färbe ich den Ansatz meiner Haare nach – Tarnung ist alles – und ich verbringe die Abende vor dem Fernseher oder mit billigen Taschenbüchern, die ich für 99 Cent das Stück aus der Wühlkiste bei Wal-Mart ziehe.

Ich habe keine Freunde. Die Versuche meiner Kollegen, mich in ihr soziales Gefüge einzupassen, habe ich fast alle abgeschmettert. Erst trauten sie sich ohnehin nicht an mich heran, weil ich so deprimiert und blass war. Und als sie dann anfingen, mit mir zu reden, mich einzuladen oder sich mir aufzudrängen, hatte ich mich soweit im Griff, dass sie kaum eine Chance hatten, meinen Panzer zu durchdringen.

George ist die Ausnahme. Aber George respektiert auch die Grenzen meiner Freundschaft. Und er hat mich gerettet, als sonst niemand da war.

Während ich in der Mikrowelle die Reste vom gestrigen Abendessen warm mache, gieße ich mir ein Glas Milch ein und starre müde aus dem Fenster. Die Mülltonnen im Innenhof quellen wieder mal über vom Müll der umliegenden Häuser. Das ist das Einzige, was man von den Nachbarn mitbekommt – wie sie ihren Müll entsorgen.

Und mehr wissen sie über mich vermutlich auch nicht.

Willkommen in der Unterschicht. Dort, wo sich das Heer aus Arbeitsbienen eingerichtet hat, wo das Leben so anders ist als in der Welt, aus der ich komme. Früher hatte ich alles – und ich hätte es behalten können, wenn ich gewollt hätte. Wenn ich die Augen vor der Wahrheit verschlossen hätte, dass mein Vater eines der größten Drogenkartelle des Landes leitete, das inzwischen in den Händen meines Bruders Dean liegt. Los Angeles gehört der Familie Tevez – so ist es seit Jahrzehnten gewesen und so wird es, wenn es nach meinem Bruder geht, auch in Zukunft bleiben.

Ich bin vor diesem Leben geflohen, als ich es nicht länger aushielt. Und ich habe alles aufgegeben – den Reichtum, die Sicherheit, die Liebe meines Lebens. Seit knapp einem Jahr bin ich in Las Vegas. Manchmal macht mich die Einsamkeit schier verrückt.

Es ist nicht so, dass es mir an Gelegenheiten mangeln würde, Freunde zu finden. Oder einen Mann, der mit mir ausgehen möchte. Man kann auch nicht behaupten, dass ich irgendwie besonders schüchtern wäre. Oder dass es mir leichtfällt, so isoliert zu leben.

Die Mikrowelle plingt, und ich nehme den Teller mit Lasagne heraus und trage ihn zum Tisch. Während ich esse, lese ich einen Schmachtfetzen. Lady Helena und ihr unglaublich attraktiver Duke haben noch 70 Seiten, um zueinander zu finden. Das interessiert mich natürlich brennend.

Nach dem Essen wasche ich Teller, Glas und Gabel ab, räume das Geschirr weg und gehe noch mal durch alle Räume meines Apartments: Wohnzimmer, offene Küche, Schlafzimmer, Badezimmer. Die Rollläden sind überall fest verschlossen gegen die drohende Nachmittagshitze.

Es ist eine andere Wohnung als die, in die ich bei meiner Ankunft in Las Vegas eingezogen bin. Jene hatte zwei Schlafzimmer. Doch nach zwei Monaten kehrte ich dem Apartment den Rücken – und mit ihm all den winzigkleinen Babysachen, die ich zwischendurch im Ausverkauf erstanden hatte.

Ich ertrug es dort keinen Tag länger als unbedingt nötig, nachdem ich Jacksons Baby verloren hatte.

Der Gedanke schmerzt auch jetzt noch, zehn Monate nach dem Verlust. Jeden Tag weiß ich ganz genau, wie alt das Baby jetzt wäre, wenn es gesund am Stichtag zur Welt gekommen wäre. Doch das Schicksal schien sich eines Besseren besonnen zu haben.

Oder das Schicksal hat eingesehen, dass ich als Mutter nichts tauge. Vielleicht ist es so besser …

Trotzdem tut es weh. Immer noch und immer wieder.

Ich reiße mich von diesem Gedanken los, verlasse die Wohnung und schließe hinter mir ab. In fünf Minuten muss ich wieder am Schreibtisch hinter dem Tresen sitzen, Formulare ausfüllen, Rechnungen tippen und einen Papierberg bezwingen, der jeden Tag aufs Neue die Größe des Mount Everest erreicht.

Am Nachmittag...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2023
Reihe/Serie Obsessed Reihe
Obsessed Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte All in • April Dawson • Dark Romance • happily ever after • Happy End • Helena Hunting • Hero • Katy Evans • KEEP • Kylie Scott • Liebe • L.J. Shen • Lyx • mafia romance • Meghan March • Pepper Winters • Piper Rayne • Romance • Romantic Suspense • scandal • security • Single Dads of Seattle • Still Broken • Vi Keeland • Whitley Cox • Winter Renshaw
ISBN-10 3-96797-050-7 / 3967970507
ISBN-13 978-3-96797-050-0 / 9783967970500
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