Die Elemente des Lebens (eBook)

Mélanie lebt für die Heilkunst, in Samuel Hahnemann findet sie die Liebe
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2024 | 1. Auflage
352 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3306-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Elemente des Lebens -  Susanne Lieder
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Sie heilt mit der Kraft der Natur und wird eine Pionierin der Medizin.

Paris, 1834: Mélanie will Ärztin werden, doch als Frau wird ihr der Zugang zur Universität verwehrt. Heimlich schleicht sie sich trotzdem in den Vorlesungssaal. Als sie krank wird, scheint ihr kein Arzt helfen zu können, ihre letzte Hoffnung ist die Homöopathie. Durch Zufall fällt ihr die heilkundliche Schrift eines Samuel Hahnemann in die Hände. Mélanie ist fasziniert von seinen Erkenntnissen und weiß: Sie muss diesen Mann treffen, von ihm will sie lernen, wie sie ihren Traum verwirklichen und Menschenleben retten kann. 

Von der Autorin des Bestsellers »Astrid Lindgren« ein so packender wie emotionaler Roman über die Anfänge der Homöopathie, basierend auf der Lebensgeschichte von Mélanie und Samuel Hahnemann.



Susanne Lieder, 1963 in Bad Oeynhausen geboren, lebt und schreibt mit ihrer Familie südlich von Bremen. Unter verschiedenen Pseudonymen schreibt sie sehr erfolgreich historische Romane und Romanbiografien. Als sie erfuhr, dass der große Homöopath Samuel Hahnemann in zweiter Ehe mit einer wesentlich jüngeren Frau verheiratet war, wollte sie sofort mehr über diese Frau wissen und ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte dieses erzählen. Im Aufbau Taschenbuch liegt ebenfalls ihr Roman »Astrid Lindgren« vor.

1. Kapitel


Paris im September 1834

Mélanie stand am Fenster ihrer Kammer und lehnte die Stirn an die kühle Scheibe. Ausgerechnet heute musste es so regnen!

Sie schaute in den Himmel, an dem tief und schwer graue Wolken hingen, und verzog missmutig das Gesicht. Für einen kurzen Moment überlegte sie, die Reise zu verschieben. Sie könnte noch ein paar Tage abwarten und auf besseres Wetter hoffen.

Nein, beschloss sie gleich darauf, sie würde wie geplant reisen und dem scheußlichen Regen trotzen!

Ihre Reisetasche stand fertig gepackt neben dem Bett, und auf dem Sekretär lag der Brief, den sie an ihren Onkel verfasst hatte. Ein paar Zeilen der Erklärung war sie ihm schuldig.

Mélanie wandte sich um und betrachtete den dunklen Wollanzug, der an ihrem Kleiderschrank hing. Er war frisch ausgebürstet worden, und Clementine hatte das helle Leinenhemd geplättet.

Wo aber war der Hut?

Sie drehte sich um die eigene Achse und sah ihn auf dem kleinen Tisch neben dem Bücherregal liegen, darunter das Paar Schuhe aus Ziegenleder. Es war ein wenig zu groß, deshalb hatte Clementine die Spitzen mit Zeitungspapier ausgestopft.

Mélanie reiste grundsätzlich als Mann gekleidet, es war sicherer und ersparte ihr eine Begleitperson.

Sie schlüpfte aus ihrem Nachthemd, wusch Gesicht und Oberkörper in der Waschschüssel und trocknete sich gründlich ab. Es war kühl im Zimmer, und sie fröstelte. Mit klammen Fingern umwickelte sie ihre Brust mit Streifen von Leinentüchern, vergewisserte sich, dass sie straff, aber nicht zu straff saßen, und zog ein Unterhemd darüber.

Sie warf einen kritischen Blick in den Standspiegel und strich mit beiden Händen über das Hemd. Es war keine Wölbung mehr zu sehen. Zufrieden nickte sie und zog sich weiter an.

Einige Minuten später schloss sie die Zimmertür hinter sich und beugte sich über das Treppengeländer. Von hier aus konnte man den gesamten Eingangsbereich einsehen, und wenn man sich ein wenig anstrengte, auch hören, ob jemand im Salon oder in der Bibliothek war. Ihr Onkel frühstückte um diese Zeit für gewöhnlich im Salon.

Mélanie beugte sich noch etwas weiter vor und lauschte. Als junges Mädchen wäre sie einmal um ein Haar über die Brüstung gefallen, weil sie das Gleichgewicht verloren hatte.

Aus dem Salon waren Stimmen zu hören; die kräftige ihres Onkels und die leise, zaghafte des Dienstmädchens.

Auf Zehenspitzen huschte Mélanie die marmorne Treppe hinunter, blieb kurz stehen, weil sie meinte, eine Tür gehört zu haben.

Sollte sie ihrem Onkel begegnen, würde sie ihm das sagen, was sie auch in dem Brief geschrieben hatte: Sie begäbe sich auf eine längere Reise und wüsste noch nicht genau, wann sie zurück wäre. Er würde davon ausgehen, dass sie innerhalb Frankreichs verreiste, und das war gut so. Wüsste er, dass ihre Reise nach Deutschland ging, würde er augenblicklich ihren Vater verständigen.

Besser, wir begegnen uns nicht, dachte sie und lief weiter in Richtung Vestibül. Dort hing der schwere dunkle Mantel, den sie nur ungern trug, der bei dem scheußlichen Wetter aber notwendig war.

Im Vorbeigehen legte sie den Brief auf den silbernen Teller, auf dem sich bereits die Visitenkarte eines Kunsthändlers befand, der ihren Onkel am gestrigen Tag nicht angetroffen hatte.

Den Mantel über dem Arm, den Hut in der Hand, verließ Mélanie die Villa, duckte sich an den tropfnassen Rhododendren vorbei und öffnete die schmiedeeiserne Gartenpforte. Wie immer ächzte und quietschte sie, und Mélanie blieb mit wild klopfendem Herzen stehen. Würde gleich das Gesicht ihres Onkels am Fenster erscheinen?

Doch es blieb still, niemand war zu sehen. Als sie die Kutsche sah, die wie verabredet etwas weiter abseits stand, stieß sie ein erleichtertes Zischen aus. Auf Edouard war Verlass!

Der Kutscher, ein stattlicher Mann in den Vierzigern, der viele Jahre im Dienst ihres Vaters gestanden hatte und seit einiger Zeit für sie arbeitete, kam auf sie zu und nahm ihr Mantel und Hut ab. »Mademoiselle.« Er verbeugte sich, sein belustigtes Grinsen hatte sie aber noch gesehen.

Edouard nahm ihr die Reisetasche ab und war ihr beim Einsteigen behilflich. »Achten Sie auf die Stufen, Mademoiselle, sie sind rutschig. Hoffen wir, dass das Wetter besser wird.«

Mélanie nahm auf der samtbezogenen Bank Platz und fasste sich verstohlen ans Bein. Der Stoff ihrer Hose kratzte fürchterlich und zwickte im Schritt, sie würde sich wohl nie daran gewöhnen. Genauso wenig wie an den schrecklichen Schnauzbart aus Ziegenhaar, der sie beim Sprechen in der Nase kitzelte.

Edouard schob die Reisetasche unter die Bank und legte einen Regenschirm daneben. »Der kann sicher nicht schaden. Wir werden häufig eine Rast einlegen müssen.« Er sah sie kurz fragend an, als rechne er damit, dass sie es sich doch noch anders überlegen könnte. Dann reichte er ihr eine zusammengefaltete Decke.

»Merci, Edouard, Sie haben wieder an alles gedacht.«

Er schloss die Tür und ging zum Kutschbock, um aufzusitzen.

Kurz darauf vernahm sie ein »Ho!«, und die Kutsche zog mit einem Ruck an, als sich die beiden dunklen Pferde in Bewegung setzten.

Mélanie lehnte sich zurück und schloss die Augen.

Eine zweiwöchige Reise lag vor ihr.

Nachdem sie eine ganze Weile gefahren waren – Paris, das längst erwacht war, hatten sie hinter sich gelassen –, waren Mélanie die Augen zugefallen.

Sie schreckte hoch, als Edouard an die Tür klopfte und »Mademoiselle d’Hervilly?« raunte. Wie lange hatte sie geschlafen?

»Sind Sie wach, Mademoiselle?«

»Oui«, murmelte sie schläfrig, öffnete die Tür und blinzelte.

»Da vorn ist ein Gasthof.« Er deutete nach links zu einem verhutzelten Gebäude, an das ein länglicher Stall angrenzte. »Es wird bald dunkel.« Er schmunzelte. »Die letzten beiden Pausen haben Sie verschlafen.«

Mélanie stieg benommen aus und streckte sich. Ihr tat jeder Muskel, jeder Knochen im Leib weh. »Wie spät ist es?«

»Gleich sieben.« Edouard nahm ihre Reisetasche. »Soll ich Sie morgen früh um fünf Uhr wecken lassen, Mademoiselle?«

Fünf Uhr. Sie unterdrückte ein Seufzen und nickte ergeben.

Edouard räusperte sich und deutete auf ihr Haar. »Pardon, aber vielleicht sollten Sie den Hut aufsetzen.«

»Mon Dieu!« Hastig griff sie nach ihrer Kopfbedeckung. Eine Haarsträhne hatte sich aus dem Knoten gelöst, mit einer ungeduldigen Handbewegung steckte sie sie zurück. »Und?«

Ihr Kutscher nickte.

»Bon.« Mélanie ging zu den Pferden und klopfte ihre Hälse. »Jetzt könnt ihr euch ausruhen, meine Hübschen.« Sie nahm zwei Karotten aus dem kleinen Säckchen, das am Kutschbock hing, und hielt sie ihnen vors Maul.

»Kommen Sie, Mademoiselle, ich bringe Sie hinein.« Edouard hatte den Ellbogen bereits gespreizt, schien sich dann jedoch daran zu erinnern, dass sie offiziell keine Mademoiselle war.

Mit einem leisen »Pardon« reichte er ihr die Reisetasche. »Die werden Sie wohl selbst tragen müssen«, raunte er und nickte wie beiläufig in Richtung Gasthof. »Sie steht dort und beobachtet uns.«

Mit »sie« meinte er wohl die Wirtin, eine rundliche Person mit ausladenden Hüften und einer merkwürdigen Frisur, die Mélanie an eine Obstschale erinnerte. Sie stand in der Tür, eine Hand in ihrer Schürze, die irgendwann vermutlich mal weiß gewesen war. »Ah, Gäste!«, rief sie entzückt aus und wedelte mit der Hand. »Kommen Sie, kommen Sie, Messieurs!«

»Bitte keine Würfelspiele, Mademoiselle«, flüsterte...

Erscheint lt. Verlag 15.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Frau in der Medizin • Heilerin • Heilkunst • Homöopathie • Liebesgeschichte • Medizin • Pflanzenheilkunde • Pflanzenkunde • Pionier • Romanbiographie • Samuel Hahnemann
ISBN-10 3-8412-3306-6 / 3841233066
ISBN-13 978-3-8412-3306-6 / 9783841233066
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