Fürstenroman (eBook)
288 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44603-4 (ISBN)
Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.
Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.
»Die von der Presse« bekamen erst mal etwas anderes zu fressen. Verblüfft sahen sie, wie plötzlich ein Dutzend livrierter Diener und Serviermädchen mit Silbertabletts die Freitreppe hinunterschritten und sich hinter ihre Absperrung begaben.
»Mit besonderer Empfehlung der Fürstenfamilie«, meldeten die Bediensteten, während sie ihre Köstlichkeiten auf den benachbarten Gartentischen aufbauten. »Die Damen und Herren von der Presse mögen sich inzwischen etwas stärken.«
»Da is was faul«, sagte der Schmierenreporter Erwin vom »Alten Silberblatt«, ein kleiner dicker Berliner in Lederjacke, zu seinem Assistenten. »Erst wollen se uns janich reinlassen, und denn komm’se mit Kaviar und Lachs!«
»So freu dich doch«, antwortete Wolfgang Weyrauch von der Agentur »Neueste Adelsnachrichten«. »Sonst isst du doch auch gern was Feines.« Er klopfte seinem Kollegen ungeniert auf den vorstehenden Bauch.
»Ja, ick sach ja janich nein!« Erwin strahlte über das ganze runde Gesicht und schob sich ein Lachshäppchen in den Mund. »lck meen nur, det is Taktik!«
Er entledigte sich seiner Kameras, die ihm vor dem dicken Bauch baumelten, und ließ sich von einer jungen Serviererin Champagner einschenken. Eiskalten, trockenen Champagner. Röderer Kristall. Was anderes gibt es auf Schloss Hohensinn ja gar nicht. Also Söhnlein Brillant oder Rotkäppchen oder selbst Mumm … Fehlanzeige. Stiegl Bier gibt’s, und Schnaps für den Alten, und Champagner.
»Danke, schönet Kind!«, sagte Erwin, der dicke Berliner, und zog sich den Schampus wie Wasser rein.
Das schöne Kind knickste artig und versuchte weiterzugehen. Doch Erwin hielt es am Schürzenzipfel fest. »Man nich so eilich, Kleene! Ick könnt noch’n zweites Glas vertragen!«
»Wieso hältst du das für Taktik!«, mischte sich jetzt Ernsti Lohmann ein. »Sind halt freundliche Leute, die von Hohensinns, und haben außerdem die hübschesten Töchter Österreichs im Personal!«
Die junge Serviererin errötete, und wenn ich ehrlich sein soll: Mich hätte so ein Kompliment auch gefreut.
»Wa, Kleene!«, sagte bestätigend der dicke Erwin. »Nette Chefleute haste da erwischt!«
Er lud sich unfeine Mengen von dem Kaviar auf seinen Toast. Während das hübsche, schlanke Serviermädchen errötete, pappte er noch einen zweiten Toast obendrauf, und biss mit Genuss hinein. Was soll so ein Serviermädchen in so einer Situation auch machen. Erröten ist das Einzige, was sie sich leisten kann, sonst kann sie das vergessen mit der Klessheimer Tourismusfachschule.
»Mensch, Erwin, das ist kein Hamburger!« Weyrauch begann sich für seinen Kollegen zu schämen. Er war der letzte Adelsreporter, der noch etwas von guten Sitten verstand. »Kaviar isst man mit dem Perlmuttlöffel!«
»Siehst du hier irgendwo een Perlmuttlöffel? Ick nich!«
»Dann iss ihn wenigstens mit der Gabel!«
»Du, ick sage dir, ick hab ja schon viele von den Adelsherrschaft’n vor de Linse jehabt«, sprach nun Erwin mit vollen Backen. »Aba zu Champagner und Kaviar hat mir noch nicht eine einz’je Hohheit einjeladen.«
»Achtung, da kommt dieser Rampensau-Baron«, sagte Lohmann eine Spur zu laut, und Weyrauch drehte sich schnell weg. »Holdi, das Schwein!«
»Jibt ja auch wat umsonst«, sagt Erwin. »Wo hatter denn seine Mutta jelassen?«
»Die liecht da hinten auf der Gartenliege und pennt«, wusste sein Assistent zu berichten. Er hatte ein paar Schnappschüsse von der ollen Baronin gemacht, befürchtete aber, dass die niemand drucken würde. So kam er auf keinen grünen Zweig.
»Du, vielleicht kriegen wir über den eine Information«, mutmaßte Lohmann. »Der platzt doch vor Mitteilungsdrang, der alte Wichtigtuer.«
Holdi, das Schwein, hatte sich im Schloss gelangweilt, weil niemand seine Anwesenheit schätzte. Da seine Mutter Justine auf der Gartenliege rumlag und schlief, streifte er nun planlos umher. Eigentlich war er immer auf der Suche nach einem süßen Mäuschen, denn er war irrtümlich der Meinung, ein gut aussehender Mann zu sein. Ja, er war sogar davon überzeugt, sein Titel »Baron« werde ihm eines Tages zu einer attraktiven jungen Frau verhelfen. Aber lassen wir dem gutgläubigen Gerthold ruhig seine Träume. Der kriegt auch noch eine ab, glauben Sie es mir. Sogar ihm war die ungewöhnliche Atmosphäre im Hause seines Erzeugers aufgefallen. Aber niemand weihte ihn ein. So gesellte er sich zu den Pressefotografen in der Hoffnung, nun doch noch fotografiert zu werden und auch noch etwas von dem Kaviar abzubekommen.
Das alles sah vom Schlafzimmerfenster aus Marie, die Frau des Erbprinzen Ferdinand.
»Ihr Lieben, ich will euch ja nicht beunruhigen«, sagte Marie in ihrer freundlichen Art. »Aber bevor euer lieber Halbbruder Gerthold sich mit der Presse zusammentut, sollten wir eine Entscheidung treffen.«
»Also die Großtantenvariante«, meinte Ferdinand düster. »Heute Nacht in Pennsylvania verstorben. Frederic und Anne-Sophie sitzen schon im Flieger. Wenn Ihr mich fragt: eine saublöde Erklärung, denn das hätten wir denen schon heute Morgen sagen können.«
Alle sahen sich ratlos an.
In dem Moment klingelte das Telefon. Also jetzt nicht bei mir, sondern bei denen.
Alle zuckten zusammen. Ferdinand machte einen Schritt, aber der Fürst hielt ihn zurück.
Die Fürstin nahm ab. Alle starrten sie erwartungsvoll an. Ihr Gesicht blieb zuerst völlig ausdruckslos. Obwohl sie versuchte, nicht die Haltung zu verlieren, sank sie nach kurzer Zeit auf den Bettrand. Die Gesichtszüge entglitten ihr. Ihre Augen weiteten sich schreckerfüllt. Ein Laut des Entsetzens kam ihr über die Lippen, bevor diese heftig zu zittern begannen.
»Mutter, so sag doch …«
Die Fürstin lauschte immer noch. Schließlich fiel ihr der Hörer aus der Hand.
Der Hofrat und der alte Fürst sprangen herbei und hinderten sie daran, vollends zusammenzubrechen.
So hatte die Fürstin noch keiner gesehen.
»Patricia, sag, was ist passiert?«
»Sie haben …«, versuchte die Fürstin zu sprechen.
»Sie haben sie gefunden«, sagte Ferdinand in düsterer Vorahnung.
»Ja«, hauchte die Fürstin tonlos.
»Und? Leben sie??«
Die Fürstin nickte, wobei ihr schweres Diadem ihr wie Blei auf die Schläfen drückte. Also dass sie das immer noch auf dem Kopf hatte! Da sieht man mal, wie tapfer die sich gehalten hatte bis jetzt!
Mechanisch nahm sie es ab und warf es achtlos neben sich. Es kullerte unter das Bett, aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr.
In der Unfallchirurgie herrschte panische Aufregung. Nachdem der Rettungshubschrauber die Prinzessin in die Notaufnahme gebracht hatte, stellte eine junge Assistenzärztin fest, um wen es sich bei der schwerverletzten Patientin handelte. Sofort wurden alle Chefärzte und Professoren herbeigerufen, die auffindbar waren. Das war ein Theater, meine Güte! Aber es würde jetzt einfach zu weit führen, die ganze Rumtelefoniererei und Rumlauferei zu schildern, die diese Feststellung auslöste.
Schrecklich, nein, wirklich. Was die Ärzte alles diagnostizierten, während ihnen die Schwestern noch hinten die Kittel zuknöpften und den Mundschutz umbanden, das war gar nicht so einfach zu erfinden.
Diese stellten neben einer starken Unterkühlung zwei komplizierte Knochenbrüche, eine Gehirnblutung, die Verletzung mehrerer innerer Organe inklusive Leberquetschung und Lungenriss sowie die Zerstörung der linken Hand fest. Einfach mal so auf den ersten Blick.
»Sie spielt Cello«, hauchte die Assistenzärztin, die die Prinzessin erkannt hatte und gerne Klatschblätter wie »Das alte Silberblatt« oder »Neueste Adelsnachrichten« las, aber nur beim Friseur und beim Zahnarzt.
»Nicht mehr«, antwortete Oberarzt Dr. Fallhuber, der ein brillanter Chirurg war.
Nachdem man die erste Notfallversorgung getätigt hatte, kam man zu dem Entschluss, die Prinzessin nicht in der Unfallchirurgie, sondern in der Amadeus-Privatklinik operieren zu lassen.
»Wir sind hier auf Skiunfälle und Knochenbrüche eingestellt«, sagte der Chefarzt.
»Aber nicht auf so eine Anhäufung von Katastrophen. Die Verantwortung kann ich nicht übernehmen.«
So wurde die Prinzessin, die noch nicht wieder zu sich gekommen war – mir wäre auch echt nicht eingefallen, was sie dann gesagt hätte oder ob sie wenigstens jemandem hätte die Hand geben können –, noch einmal im Krankenwagen transportiert. Dabei wurde sie künstlich beatmet und notfallmedizinisch versorgt.
Mehrmals bangten die Ärzte auch hier noch um ihr Leben, das am seidenen Faden hing.
Dass sie heute eigentlich heiraten wollte, wie die Assistenzärztin mehrfach fassungslos von sich gab, interessierte hier natürlich niemanden. Hier ging es ums pure Überleben, mit oder ohne Ehering, ganz wurscht.
Schließlich hatte sich ihr Zustand so weit stabilisiert, dass sie für die erste Operation vorbereitet werden konnte.
Zuerst mussten die inneren Blutungen gestoppt werden. Dazu habe ich übrigens extra einen Arzt angerufen und gefragt, was man, wenn man sich schon in so eine Sache hineingesteigert hat, so schreiben kann. Er hatte gerade einen Patienten dasitzen und war nicht so gesprächig. Aber das mit den inneren Blutungen hört sich logisch an, und solange das hier kein Internist oder Chirurg liest, geht es durch, und dass das kein Internist oder Chirurg liest, da bin ich mir sicher – außer er wäre gefesselt und geknebelt.
Während das siebzehnköpfige Team aus Salzburg und Innsbruck an diesem sonnigen Maimorgen mit den besten und erfahrensten Chirurgen zu Werke ging, wurde auf Schloss Hohensinn die Hochzeit abgesagt. Man verzichtete dabei sogar auf die verblichene Tante aus Pennsylvania....
Erscheint lt. Verlag | 1.5.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Adel • Adlige Liebesgeschichte • Affäre • Augenzwinkern • Bestseller • Bestsellerautorin • Burg • Das letzte Versprrechen • Familiengeschichten • Familiengeschichten Romane • Familienroman • Frauenromane • Frauenromane lustig • Frauenunterhaltung • Fürst • Fürstin • Gute Laune • Happy End • Humor • humorvolle Bücher für Frauen • humorvolle Liebesromane • humorvolle Romane • humorvoller Roman • Intrigen • Lachen • Liebe • Liebesroman • Liebesromane mit Humor • lustige Bücher für Frauen • lustige Frauenromane • lustige Romane • Österreich • Romane für Frauen • Romane heiter • Romane Liebe • Romane zum Lachen • Roman für Frauen • Roman zur Entspannung • Salzkammergut • Schicksalsroman • Schloss • spanndend • unkompliziert • Unterhaltsam • Unterhaltungsromane für Frauen • wahre Liebe • witzig |
ISBN-10 | 3-426-44603-0 / 3426446030 |
ISBN-13 | 978-3-426-44603-4 / 9783426446034 |
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