Die Formel der Hoffnung (eBook)

Ein spannender Roman nach der wahren Geschichte einer herausragenden Ärztin

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
384 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491782-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Formel der Hoffnung -  Lynn Cullen
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»Ich bin beeindruckt von dieser Wissenschaftlerin, die viel zu lange übersehen worden ist - ein kluge, mutige und großherzige Frau.« Andrea Sawatzki Vanderbilt-Hospital, Nashville 1940: Dr. Dorothy Millicent Horstmann fällt  auf unter den Ärzten der Klinik. Sie ist 1,85 m groß. Und sie ist eine Frau - meistens die einzige im Raum. Dorothy stammt aus kleinen Verhältnissen, doch sie hat Großes vor: Sie will die Kinderlähmung bezwingen, die so viel Leid im ganzen Land verursacht. Zu viele Patienten hat sie als junge Kinderärztin in der »eisernen Lunge« um Luft ringen sehen. Dorothy kennt nur ein Ziel: das Virus auszulöschen, durch Heilung oder einen Impfstoff. Die berühmten Forscher in ihrem Umfeld zweifeln an ihrer These zur Ausbreitung des Virus im Körper, aber sie wird ihnen beweisen, dass sie recht hat - um jeden Preis.  Im Rennen gegen die Zeit wird sie zur Pionierin, die ihr privates Glück und ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt.  »Ohne Dr. Dorothy Horstmann hätte es nie einen Impfstoff gegeben. Einen großen Applaus für dieses Buch, das Dorothys brillante Arbeit in den Vordergrund rückt  - und uns an Frauen in der Wissenschaft erinnert.« Bonnie Garmus, Autorin des Bestsellers »Eine Frage der Chemie«

Lynn Cullen wuchs in Fort Wayne, Indiana, als fünftes Mädchen in einer Familie mit sieben Kindern auf. Sie besuchte die Indiana University in Bloomington und Fort Wayne und belegte Schreibkurse an der Georgia State University. Als ihre drei Töchter noch klein waren, schrieb sie Kinderbücher, während sie in einer Kinderarztpraxis und später in der Redaktion einer Zeitschrift für Psychoanalyse an der Emory University arbeitete. Lynn Cullen liebt es, zu reisen und in der Vergangenheit zu graben, und hat mehrere historische Romane veröffentlicht, die zu US-Bestsellern wurden. Die Autorin lebt heute mit ihrer großen Familie in Atlanta.

Lynn Cullen wuchs in Fort Wayne, Indiana, als fünftes Mädchen in einer Familie mit sieben Kindern auf. Sie besuchte die Indiana University in Bloomington und Fort Wayne und belegte Schreibkurse an der Georgia State University. Als ihre drei Töchter noch klein waren, schrieb sie Kinderbücher, während sie in einer Kinderarztpraxis und später in der Redaktion einer Zeitschrift für Psychoanalyse an der Emory University arbeitete. Lynn Cullen liebt es, zu reisen und in der Vergangenheit zu graben, und hat mehrere historische Romane veröffentlicht, die zu US-Bestsellern wurden. Die Autorin lebt heute mit ihrer großen Familie in Atlanta. Maria Poets übersetzt seit vielen Jahren Belletristik, darunter viele Spannungstitel, und zeichnet sich u.a. durch Dialogstärke und ihr Gespür für Ton und Tempo aus. Sie lebt als freie Übersetzerin und Lektorin in Norddeutschland.

beeindruckende[r] historische[r] Roman[...].

Fesselndes Porträt einer mutigen, hartnäckigen Wissenschaftlerin

absolute Leseempfehlung.

Der fesselnde Roman […] basiert auf der wahren Geschichte einer Frau, die sich nicht von ihrer Mission abbringen ließ und die Medizin bis heute geprägt hat.

ein überaus lesenswertes Buch

Sie hat gegen unglaubliche Widerstände, also männliche Dominanz, Ignoranz [...] kämpfen müssen [...] und das rollt dieser Roman ganz wunderbar auf.

Ein spannender Roman für historisch Interessierte.

Eine wahre Geschichte über eine mutige Frau, die nicht nur ein Vorbild in der Emanzipation, sondern auch in der Wissenschaft war.

unbedingt lesenswertes Buch

Fesselnder Wissenschaftsroman.

Lesenswerter Roman

Das Buch zieht ab Seite eins in seinen Bann

Die Autorin hat [...] ein überaus lesenswertes Buch geschaffen.

1


Nashville, Tennessee, 1941

»He, Horstmann, wollen Sie einen Blödmann kennenlernen?«

Die Stimme drang durch das Getümmel, in dem Dorothy, ein moderner Gulliver, von winzigen kleinen Männern niedergerungen und gefesselt wurde. Anscheinend war sie in die geheimnisvolle Welt der Winzlinge gestolpert, und jetzt waren sie ziemlich erbost.

Mühsam öffnete sie ein Auge. Vor den Pappkartons im Lagerraum, in dem sich die Assistenzärzte gern ein Nickerchen gönnten, schaute ein Mann mit Babygesicht und rotem Kopf im weißen Kittel zu ihr herunter. Wahrscheinlich kein Traum. Barry Montgomery war wie sie Assistenzarzt im Vanderbilt. Aber ganz sicher war sie nicht. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte sie dreißig Minuten geschlafen, was nicht ungewöhnlich war für die letzten zehn Monate im Vandy, und sie konnte ihren Sinnen nicht vertrauen.

Sie schloss ihre brennenden Augen. »Muss ich?«

»Ich glaube, diesen werden Sie sehen wollen, wenn man sich die Schwestern so ansieht.«

Aus dem Radio erklangen die letzten Töne eines Orchesterstücks. Dorothy hatte ganz vergessen, dass sie es eingeschaltet hatte, und jetzt verkündete das Geräusch klappernder Schreibmaschinen den Beginn einer Nachrichtensendung. Sie richtete sich auf und schaltete das Empfangsgerät aus.

»Wollen Sie die Nachrichten nicht hören?« Barry hatte drei Kinder, eines davon ein neugeborenes Baby, doch mit seinem fuchsroten widerspenstigen Haarwirbel und den rosigen Wangen sah er aus, als hätte er eher eine Steinschleuder und eine Mundharmonika in der Tasche und nicht Zungenspatel und Otoskop. Er war dreißig, ein Jahr älter als sie – sah sie auch noch so jung aus? »Was glauben Sie, in welches Land die Deutschen heute einmarschiert sind?«

Selbst im Halbschlaf machte sich ein unbehagliches Gefühl in ihr breit. Auf der anderen Seite des Globus spielten sich schreckliche Dinge ab, doch hier in den Staaten machten sie weiter, als wäre nichts geschehen. Es war unerträglich. »Gibt es denn noch Länder in Europa, die sie noch nicht besetzt haben?«

»Russland.« Barrys Stethoskop schlug gegen seinen weißen Kittel, als er sie auf die Füße zog. »Hoch mit Ihnen! Kommen Sie und sehen Sie sich diesen Kerl an – wenn Sie ihn durch die Mauer aus hechelnden Krankenschwestern sehen können.«

»Ich fasse es nicht, dass ich meinen kostbaren Schlaf dafür hergebe.«

»Schon gut. Sie können mir später danken.«

Ihr Traum war immer noch nicht ganz verflogen, als Barry sie den Flur hinunterschob. Es musste etwas damit zu tun haben, dass sie vorhin eine Gruppe A-Streptokokken unter dem Mikroskop betrachtet hatte. Wie robust diese Bakterien waren! Wenn sie sich in einer günstigen neuen Situation wiederfanden, wie auf einem Objektträger mit Blutagar, freuten sich die fröhlichen kleinen Hedonisten über ihr Glück und stürzten sich in eine wilde Fressorgie, woraufhin sie sich fortpflanzten und weiter fortpflanzten, bis nichts mehr übrig war, was sie aus diesem Leben noch heraussaugen konnten, und dann starben sie. Sie mochte die kleinen Monster fast gern, die so kühn waren, so hungrig, so versessen darauf, alles auszukosten. Sie würde sie mögen, wenn sie nicht Millionen Menschenleben kosten würden.

Ein unheilvolles mechanisches Zisch-STÖHN, Zisch-STÖHN drängte sich in ihre Gedanken. Hinter den Fenstern der Poliostation sah sie Krankenschwestern, die zwischen den weinenden Kleinkindern in ihren Wiegen und den Kindern im Ganzkörpergips hin- und herliefen. Andere Schwestern kümmerten sich um die Quelle des metallischen Stöhnens, die Beatmungsapparate, in denen einzelne Kinder lagen.

An der Universität hatte Dorothy einmal darum gebeten, in einer Eisernen Lunge liegen zu dürfen, um zu erleben, wie es sich anfühlte. Zwei Krankenschwestern hatten ihr die Bitte zögernd erfüllt und sich vielsagende Blicke zugeworfen, als sie sich auf eine Trage gelegt und befohlen hatte: »Schieben Sie mich hinein«.

Die Schwestern rollten sie neben das Beatmungsgerät und hoben sie wie bei Gullivers Reisen von der Trage auf die gepolsterte Liegefläche. Sie schoben die Liege in die Stahlröhre, schlossen den sargähnlichen Deckel und verriegelten ihn, so dass nur noch ihr Kopf herausschaute.

»Bereit!«

Jemand stellte das Gerät an. Mit einem Klicken sprang die Maschine an. Etwas drückte Dorothys Brust zusammen, als würde sich ein Elefant daraufsetzen. Nachdem jedes Fitzelchen Luft aus ihr herausgepresst worden war, stand der Elefant auf, und ein Tsunami aus Sauerstoff rollte über sie hinweg. Sie ertrank in Luft, bis der Elefant sich wieder setzte und alles aus ihr herausdrückte.

Sie klopfte an die Seiten des Tanks. Irgendwo aus ihren Lungen kratzte sie genug Luft zusammen und keuchte: »Hilfe!«

Die Schwester – Dorothy erinnerte sich noch immer an ihren Namen, Trudy – schob ihr Gesicht nur wenige Zentimeter über Dorothys. Ihr Atem roch nach dem Pfefferminzkaugummi, das zwischen ihren Zähnen und der Wange klemmte. »Gehen Sie mit. Lassen Sie los. Lassen Sie die Maschine die Arbeit machen.«

»Ich kann nicht!«

Dorothy spürte, wie jemand ihre Hand ergriff – Trudy hatte den Arm durch eine der Luken gesteckt. »Doch, Sie können.«

Beschämenderweise war sie den Tränen nah, doch Dorothy ließ zu, dass das Gerät die Luft aus ihren Lungen herauspresste und sie anschließend wieder freigab, damit frischer Sauerstoff in sie hineinströmen konnte. Sie atmete – nicht so, wie sie wollte, nicht bequem, nicht natürlich, nicht glücklich, aber sie atmete.

Noch heute fühlte sich diese Angst ganz frisch an, wenn sie über die aufgereihten Maschinen blickte. Der Spiegel über dem Kopfteil jedes Geräts zeigte das Entsetzen, die Verwirrung oder die Resignation des Kindes darin. Ihre Aufgabe als Ärztin war es, diese kranken Kinder zu heilen. Noch schlimmer, sie glaubten tatsächlich, sie könnte es.

Barry zog sie am Arm. »Kommen Sie, Horstmann. Sie werden Polio heute nicht besiegen.«

»Was, wenn ich es eines Tages schaffe?«

Er lachte. »Natürlich werden Sie das. Und ich finde die Quelle der ewigen Jugend.«

Am Ende des Flures hatte sich eine Menschentraube um die Schwesternstation gebildet. Der Mann im Mittelpunkt schien nicht sehr viel älter zu sein als Dorothy. Er sah geradezu lächerlich gut aus; das dunkle Haar war wie bei dem bekannten Matineeidol mit Pomade in Wellen gelegt, der Schnurrbart gepflegt und elegant. Er hatte sogar dieselbe Kinnspalte wie Laurence Olivier. Dem teuren Nadelstreifenanzug nach zu urteilen, könnte er tatsächlich ein Star sein, oder er hatte Geld. Die meisten Menschen in ihrem Beruf stammten aus reichen Elternhäusern, zumindest an den angesehenen medizinischen Hochschulen. Frauen waren an solchen Orten selten, Frauen aus Familien wie ihrer sogar noch seltener. Tatsächlich war sie in ihrem Fachgebiet bisher noch keiner anderen Person wie sie begegnet. Sie war die menschliche Entsprechung eines Einhorns.

Barry sprach den Mann über die Schar der Krankenschwestern hinweg an. »Doktor, ich möchte Ihnen jemanden vorstellen.«

Als die Schwestern hörten, dass ein Arzt sprach, selbst wenn es nur ein Assistenzarzt war, machten sie den Weg für Barry frei.

»Entschuldigen Sie.« Dorothy versuchte, ebenfalls durchzukommen, doch die Schwestern waren nicht daran gewöhnt, einer Frau Platz zu machen. »Entschuldigen Sie bitte. Verzeihung.« Sie drückte den Arm einer Schwester, nachdem sie sie versehentlich angerempelt hatte, dann streckte sie dem jungen Dr. Aalglatt die Hand entgegen. »Ich bin Dorothy Horstmann. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«

Er hörte lange genug auf zu reden, um seinen Blick die beachtliche Strecke ihres Arztkittels von oben bis unten entlangwandern zu lassen. Sie wappnete sich. Nur zu. Sagen Sie es.

Er streckte seine Hand aus. »Dr. Horstmann, schön, Sie kennenzulernen. Albert Sabin. Dies ist mein Kollege …«, er schob den jungen Mann neben sich nach vorn, »… Robbie Ward.«

Dr. Ward, grobknochig und bullig wie ein Footballspieler, schob das Kinn zurück und gaffte sie an. »Sie sind aber groß!«

Na bitte. Irgendwie legte der Anblick einer einen Meter fünfundachtzig großen Frau in den Gehirnen der meisten Menschen einen Schalter um, und sie platzten mit diesen vier Worten heraus. Es war verblüffend.

Bewundernd schüttelte er den Kopf. »Und ziemlich blond.«

Vermutlich qualifizierte das Vogelnest auf ihrem Kopf sie als Blondine. Sie lächelte Dr. Ward an, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, falls er begriff, wie idiotisch er sich anhörte, dann wandte sie sich an Dr. Sabin. »Sind Sie nicht derjenige, der Ärzten rät, im Sommer keine Tonsillektomien durchzuführen, weil man einen Zusammenhang zwischen Mandelentzündungen und Polio vermutet?«

Er verbeugte sich. »Genau der.«

»Wie alt waren Sie, als Sie diesen Aufsatz verfassten?«, fragte Barry. »Zehn?«

»Sechsundzwanzig«, sagte Dr. Sabin. »Doch selbst ein...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2023
Übersetzer Maria Poets
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-10-491782-5 / 3104917825
ISBN-13 978-3-10-491782-5 / 9783104917825
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