Gut Friesenhain - Zwischen Hoffnung und Vernunft (eBook)

Roman
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2024
688 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-28126-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gut Friesenhain - Zwischen Hoffnung und Vernunft - Lotte Grünewald
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Münsterland 1896: Zwischen Tradition und Sehnsucht kämpft eine junge Pferdeflüsterin um den Mann, den sie liebt ...
Münsterland 1896. Marie Paas, der Tochter des Stallmeisters, lag Gut Friesenhain schon immer am Herzen - weil sie Pferde liebt, und wegen Luise und Clara von Scheweney, mit denen sie aufgewachsen ist. Nur eines verschweigt sie ihren Freudinnen: dass sie schon seit Kindertagen in deren Bruder Wilhelm verliebt ist. Als Bedienstete darf sie an eine Heirat mit dem Grafensohn nicht denken. Zudem hofiert Wilhelm ohnehin eine andere. Doch als ein fremder Hengst auf den Ländereien auftaucht, und Marie versucht, das Vertrauen des scheuen Tieres zu gewinnen, schließt sich Wilhelm unverhofft ihrer Mission an - aus Pflicht als künftiger Erbe des Guts, oder vielleicht doch aus anderem Interesse?

Die große Münsterland-Saga von Lotte Grünewald:
Band 1: Gut Friesenhain - Zwischen Traum und Freiheit
Band 2: Gut Friesenhain - Zwischen Hoffnung und Vernunft
Band 3: Gut Friesenhain - Zwischen Liebe und Skandal

Lotte Grünewald ist das Pseudonym von Mirjam Müntefering. Das Suchen und Erfinden spannender Geschichten begleitet sie schon ein Leben lang - sei es während ihres Studiums der Filmwissenschaften, in den Jahren, in denen sie als Fernsehjournalistin tätig war, oder heute als Autorin. Wenn sie nicht gerade in ihrem Tinyhouse-Schreibwagen Romane zu Papier bringt, genießt sie das Leben mit ihrer Ehefrau und allerlei Tieren am grünen Rand des Ruhrgebiets. Die Friesenstute Jeltje - die beste Freundin ihrer eigenen Stute - diente als Inspiration für ihre Familiensaga-Trilogie »Gut Friesenhain«, in der es um ein malerisches Gestüt im Münsterland geht.

Luise
2


»Schau, Irmgard hat mir noch ein Kaffeebrett mitgegeben, nachdem wir das erste so leer geräumt haben«, sagte Max und balancierte ein Tablett aus dem engen, schmalen Flur des Brugge-Hauses ins geräumige Wohnzimmer.

»Wie freundlich von ihr! Sie scheint meinen Appetit inzwischen schon recht gut zu kennen«, sagte Luise und winkte ihn zu sich auf das gemütlich breite Sofa. Es stand unter einem der großen Ölgemälde von Max’ Schwester, mit denen Paula alle Zimmer in jenem Bürgerhaus mitten in Ibbenbüren zu Orten voller Farben und Leichtigkeit zu machen verstand.

In der kleinen Villa auf der Breiten Straße des Ortes lebte Max zusammen mit Paula und deren Gefährtin Hedwig. Alle drei pflegten ein Haus der offenen Tür. Und so hatten sie den Morgen gemeinsam mit einigen Damen der Frauenbewegung verbracht, hitzig eine neue Petition zum Frauenwahlrecht diskutiert und dabei dem von der Haushälterin Irmgard zubereiteten Imbiss zugesprochen. Die Frauenrechtlerinnen waren gerade zusammen mit den beiden Hausherrinnen zur Tür hinausgeweht, auf dem Weg zu einer öffentlichen Versammlung. Und Luise bedauerte, nicht mit ihnen gehen zu können, doch Max und sie hatten heute etwas ganz anderes vor.

Sie schenkte Max und sich selbst Kaffee und Wasser nach.

»Wie fühlst du dich?«, wollte Max wissen, während er sich neben ihr auf dem Sofa niederließ und sie mit seinen munteren braunen Augen aufmerksam musterte.

Luise seufzte tief. »Ich muss dir ja sicher nicht sagen, wie froh ich bin, dass Hedwig und Paula mich so unterstützen. Du natürlich auch …«, setzte sie rasch hinzu, als sie sah, wie er den Mund öffnete. »Aber bei den beiden ist es noch etwas anderes. Deine Schwester behauptet sich schon lange in eurer Tapetenmanufaktur. Paula ist tatsächlich gleichberechtigt neben dir, egal was eure Geschäftspartner sagen mögen. Und was ihre liebe Hedwig von ihrem Architekturstudium erzählt, ist brennend interessant für mich. Weißt du, da wird deutlich, wie viel besser wir als Frauen in unserer Arbeit sein müssen, wie viel mehr wir leisten müssen als ihr Männer, um überhaupt Anerkennung zu erhalten.«

»Davon …«, begann Max, doch Luise unterbrach ihn.

»Ich weiß, was du sagen willst, Lieber. Es warten mehrere Hindernisse auf mich.« Sie hob die eine Hand, an der sie wie meist und entgegen aller Schicklichkeit keine Handschuhe trug, und reckte den Daumen in die Luft. »Bevor ich überhaupt an einen Studienplatz denken kann, muss ich die Gelegenheit bekommen, ein Gespräch mit dem Direktor der Tiermedizinischen Hochschule Hannover zu führen. Auf diese Zusage warte ich ja gerade.« Sie ließ die Brauen nach oben wandern, als Max erneut etwas sagen wollte, und er fügte sich mit einem amüsierten Zucken seiner Mundwinkel. Luise streckte den zweiten Finger in die Höhe. »Wenn ich vor Direktor Dammann bestehe, muss ich mich auch den anderen Lehrkräften stellen.« Der dritte Finger folgte. »Dann, und vor allem, muss ich die Aufnahmeprüfung bestehen. Was mir hoffentlich gelingen wird, denn du weißt, wie intensiv ich mich darauf vorbereite. Das wird mir gewiss helfen, meinst du nicht? Aber dann muss ich noch neiderfülltes und gehässiges Betragen der männlichen Studenten ignorieren.« Sie seufzte tief und betrachtete ihre Hand, an der nun alle fünf Finger sichtbar waren. »Am schlimmsten aber wird es sein, das Brummen und Knurren meines Vaters und die pikierte Miene meiner Mutter zu ertragen. Da kommt wahrlich viel auf mich zu.«

Max lachte. »Mit allem hast du gewiss recht, Liebes. Aber wenn du mich nur zu Wort hättest kommen lassen, hätte ich dir längst sagen können, dass ich davon gar nicht sprach, sondern von der Hausbesichtigung, die uns bevorsteht.«

Kurz starrte Luise ihn verblüfft an. Dann stimmte sie in sein Lachen ein.

»Ach, Max, da siehst du es wieder: Deine Zukünftige hat nur ihre hehren Ziele im Kopf«, sagte sie. »Darüber kann sie durchaus vergessen, was bei anderen jungen Bräuten aus gutem Hause wohl das erste Thema wäre: dass wir pflichtschuldig ein Landhaus besichtigen – das wir dann allerdings möglichst höflich als Hochzeitsgeschenk meiner Eltern ablehnen müssen.«

»Und du bleibst dabei?«, hakte er nach, während er sie mit schief gelegtem Kopf prüfend ansah. »Wir sind uns einig, dass wir lieber ein Stadthaus wie dieses hier kaufen wollen? Natürlich repräsentativ und hübsch genug für eine Grafentochter, ganz wie deine Eltern es wünschen. Aber eben hier im Ort?«

Luise nickte lebhaft. »Aber ja. Du hast es dann nicht weit zur Fabrik, und ich kann bequem den Zug nach Hannover nehmen, um zum Studieren zu fahren.« Sie legte die Hand, mit der sie gerade noch die Schwierigkeiten aufgezählt hatte, auf ihre Knie im Reitrock, den sie heute trug. »Und wenn meine Jeltje mal wieder richtig rennen will, sind es ja nur ein paar Minuten zum Ort hinaus und über die Felder.«

Max, der ihre Vernarrtheit in ihre junge Friesenstute kannte, schmunzelte.

»Nun, dann bin ich gespannt, wie du unsere Entscheidung gegen einen Landsitz deinem Vater erklären willst«, erwiderte er mit einer Grimasse. »Er scheint mir wild entschlossen, für uns das richtige Haus in Nachbarschaft zu Friesenhain bereits gefunden zu haben.«

Luise liebte ihn besonders für seine Klarsicht, die sich stets mit Humor mischte. Andernfalls hätte er, als überzeugter Sozialdemokrat, wohl die vielen Dinner und Nachmittagstees mit ihren Eltern nicht so heiter überstanden. Ihre Eltern hatten sich nun einmal in den Kopf gesetzt, dass eine von Scheweney, aufgewachsen auf Gut Friesenhain, hinaus in die Weite des Tecklenburger Landes gehörte. Es würde guter Argumente und eines langen Atems bedürfen, sie davon zu überzeugen, dass sie auch in dieser Hinsicht ihren eigenen Weg gehen wollten. Gut, dass zumindest sie beide sich darin einig waren.

Luise warf einen Blick auf die hübsche Standuhr an der gegenüberliegenden Wand, die leise vor sich hin tickte, und setzte hastig ihre Tasse ab.

»Wenn wir Vater nicht schon vor der Besichtigung verärgern wollen, sollten wir uns nun aber beeilen«, drängte sie und sprang vom Sofa auf. »Er besteht auf die preußische Tugend der Pünktlichkeit.« Damit war sie schon auf halbem Weg durch den Raum.

»Nun, ich war es nicht, der über die mahnenden Zeiger der Uhr hinaus über Frauenrecht und Studium debattiert hat«, hörte sie ihren Verlobten hinter sich brummen. Doch er folgte ihr rasch. Offenbar lag auch ihm daran, sich mit seinem zukünftigen Schwiegervater gut zu stellen.

***

»Das ist es also!«, sagte Graf Hermann von Scheweney mit nicht zu überhörendem Stolz in der tiefen Stimme und deutete in das Tal hinunter. Er saß auf seiner braunen Hannoveranerstute, während Luise und Max auf ihren Tieren neben ihm angehalten hatten.

Dort lag in der Landschaft, hübsch eingebettet in weite Wiesen und geschützt von einer Einfriedung aus niedrigen Bäumen und Büschen, ein helles Gebäude. Kein grob wirkendes Landhaus, wie es sie hier in der Gegend viele gab, sondern ein eleganter Bau, der sich an diesem Ort sehr wohlzufühlen schien – so wie er sich der Sonne entgegenreckte und ihnen all seine Schönheit präsentierte.

Für einen kurzen Moment hielt Luise den Atem an. Eine instinktive Reaktion, mit der sie in diesem Moment wahrlich nicht gerechnet hatte.

Max wandte kurz den Kopf und lächelte ihr mutmachend mit einem kleinen Zwinkern zu. Ihr Herz machte unwillkürlich einen Hüpfer. Sein blondes Haar und der gleichfarbige Schnäuzer machten ihn im Vormittagslicht zu einer hellen Gestalt, bei deren Anblick sie immer noch Herzklopfen bekam. Wie wunderbar war es doch, dass sie trotz der gesellschaftlichen Hindernisse einander hatten finden dürfen. Und nun stand die erste Hausbesichtigung für sie an. Das Kribbeln, das Luise nun erfasste, stammte gewiss auch davon.

»Was sagt ihr?«, verlangte Graf Hermann zu wissen. In seinem dicken Mantel wirkten seine Schultern noch breiter als sonst. Den Hut hatte er sich tief ins Gesicht gezogen. Über seinem braunen Schal lugten die Spitzen des aufwärtsgezwirbelten mächtigen Schnurrbarts heraus, den er nach Kaisermode trug. »Ich weiß, es ist lange nicht so repräsentativ wie Friesenhain, aber es macht doch was her, meine ich. Der Erbauer, ein gewisser Eduard Schwalbe, ist schon vor Jahren mit seiner Familie fortgezogen. Aber sein Neffe hat sich wunderbar um das Anwesen gekümmert, und nun will die Familie die Villa verkaufen.«

Luise starrte hinunter und strich sich mit der dick behandschuhten Hand nervös eine verirrte Locke von ihrer Wange.

»Es ist wunderschön, Vater!«, stimmte sie jetzt vorsichtig und beinahe ein wenig überrascht zu. »Ich erinnere mich, dass ich früher auf Ausritten ein paarmal hier vorüberkam. Und ich fand schon damals, dass es sich ausgesprochen hübsch machte. Es wirkte stets wie ein Ort, an dem die Menschen glücklich sein können.« Verwirrt lauschte sie ihren eigenen Worten nach.

Max gab ein leises Brummen von sich. »Es scheint mir ein wenig groß für uns zwei«, bemerkte er, wobei er den Blick zu seinem zukünftigen Schwiegervater mied, sondern vielmehr Luise intensiv ansah. Vielleicht war sie in ihrem spontanen Lob zu weit gegangen? Schließlich waren sie sich einig, dass sie das Landhaus letztendlich ablehnen würden. »Wenn ich bedenke, dass Paula, Hedwig und ich zusammen mit der guten Seele Irmgard allesamt in unserem Ibbenbürener Stadthaus Platz finden und es uns nicht zu eng ist.«

»Ach was!« Graf Hermann winkte ab. »Ihr werdet ja wohl nicht zu zweit bleiben, denke ich. Und natürlich braucht ihr Dienerschaft. Es geht nicht an, dass eine Komtess...

Erscheint lt. Verlag 17.1.2024
Reihe/Serie Münsterland-Saga
Münsterland-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2024 • Aufwachsen • Buchgeschenk • dramatisch • eBooks • Emanzipation • Familie • Familiensaga • familiensaga trilogie • Frauenrechte • Frauenromane • Frauenschicksal • Frauenunterhaltung • Geheimnis • Generationenroman • Geschenk für die Freundin • geschenk für die mutter • Geschenk für Frauen • Gesellschaft • Gesellschaftsroman • Große Gefühle • historische familiensaga • Historische Liebesromane • Historische Romane • Historischer Roman • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesromane • Neuerscheinung • romantisch • Saga • Schwestern • Skandal • Starke Frauen • taschenbuch neuerscheinung 2024 • Upstairs and Downstairs
ISBN-10 3-641-28126-1 / 3641281261
ISBN-13 978-3-641-28126-7 / 9783641281267
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