Junge Königinnen (eBook)

Katharina de' Medici, Elisabeth von Valois, Maria Stuart und der Preis der Macht
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2023 | 1. Auflage
640 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-25335-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Junge Königinnen -  Leah Redmond Chang
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Drei Königinnen in einer von Männern dominierten Welt - mit farbigem Bildteil
Die Historikerin Leah Redmond Chang bringt in ihrem bahnbrechenden Werk der Erzählgeschichte die drei Leben der großen Renaissance-Königinnen Katharina de' Medici aus Frankreich, ihrer Tochter Elisabeth von Valois aus Spanien und Maria Stuart aus Schottland zusammen. Gemeinsam durchlebten sie die grundlegenden Veränderungen, die das Europa des 16. Jahrhunderts erschütterten: eine Zeit expandierender Imperien, religiöser Zwietracht und populistischer Revolten, als Konzepte von Nationalität und absolutistische Vorstellungen von Herrschaft aufkamen. Sie lernten, dass das Dasein als Königin bedeutet, einen ständigen Krieg gegen die tief verwurzelte Frauenfeindlichkeit ihrer Zeit zu führen. Eine königliche Krone konnte eine junge Frau erheben, ebenso konnte sie sie zerstören. So gelangten auch diese drei Frauen während ihrer Regierungszeit zu großer Macht, und jede von ihnen geriet früher oder später ins Wanken. Hochspannend führt Redmond Chang die Lebenslinien der drei Königinnen von der Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter zusammen. Sie deckt anhand kaum erforschter Archivmaterialien dramatische Fakten und Parallelen zwischen ihnen auf, beleuchtet die Bindungen, Rivalitäten, Hoffnungen und Wünsche, die ihr Leben geprägt und den Lauf der Geschichte verändert haben - und hebt den spezifischen Punkt weiblicher Macht hervor, der mit klugem Kalkül und großer Opferbereitschaft einherging. Auch geht sie auf Fragen ein wie: War Katharina wirklich so böse? War Maria so unschuldig? Und könnte es sein, dass Katharinas Tochter, Elisabeth von Valois, jung wie sie war, viel mehr Macht ausübte als gedacht? »Junge Königinnen« liefert ein neues nuanciertes und bisher unbekanntes Bild von drei einflussreichen Frauen, die die Königshäuser und Gesellschaft Europas prägten und die dennoch stets der Gnade von Ehemann, Familie und Königreich unterlagen.

Leah Redmond Chang ist Historikerin und hat ihren Schwerpunkt auf der Geschichte der Frau. Sie promovierte in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Universität von of Michigan, Ann Arbor, und war ordentliche Professorin für französische Literatur und Kultur an der George Washington Universität. Für ihre Studien zu Frauen in der Moderne wurde sie ausgezeichnet. Heute lebt und arbeitet Redmond Chang mit ihrem Mann und den drei Kindern in Washington D.C. und London.

Prolog


Den zierlichen Körper in den schwarzen Habit einer Benediktinerin gehüllt, lag das Mädchen im Bett. Das Haar unter der Haube war kurz – es war in aller Eile und, so gut es ging, geschnitten worden. Von fern waren die Laute eines anschwellenden Tumults zu hören. Kurz darauf näherten sich Schritte.

Ihr Schlafzimmer befand sich tief im Inneren des an der Via Ghibellina am Rand von Florenz gelegenen und von Steinmauern umgebenen Nonnenklosters Santa Maria Annunziata delle Murate. Sie wartete ab. Das massive Holztor des meist einfach nur als Le Murate bezeichneten Konvents trennte die Nonnen und Novizinnen vom bunten Treiben und dem Chaos des weltlichen Lebens in der Stadt. Le Murate galt als Ort frommer weiblicher Hingabe und geistiger Einkehr. Doch in den frühen Morgenstunden des 20. Juli 1530 empfand die elfjährige Caterina de’ Medici nichts als Angst.1

Sie war weder Nonne noch Novizin. Caterina war zu Gast im Le Murate, eine Geisel des Rates, der die Republik Florenz regierte. Mit Fackeln in den Händen waren am frühen Abend Soldaten und Magistrate vor dem Klostertor aufgetaucht. Die Männer waren aufgeregt. Drei Jahre zuvor, im Jahre 1527, hatte der Rat die Stadt der Kontrolle der Medici entrissen, doch nun hatte er seinen Einfluss wieder verloren. Mit Unterstützung des spanischen Königs, des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Karl V., belagerte Papst Clemens VII., ein gebürtiger Medici, Florenz. Lebensmittel und auch sonstige Vorräte gingen zur Neige, die Bürger rebellierten und der Rat sah keinen Ausweg mehr – außer einem. Und so fielen an diesem düsteren Abend im Juli in der Hoffnung, den Papst auf diese Weise zum Abzug seiner Truppen zu bewegen, die Ratsmitglieder in die Via Ghibellina ein, um ihre junge Geisel zu holen.

Doch da hatten sie die Rechnung ohne die Nonnen von Le Murate gemacht. Mutig und beharrlich weigerten sich die Schwestern, das Klostertor zu öffnen.2

Je weiter der Abend fortschritt, desto ungeduldiger wurden die Magistrate. Schließlich gab jemand den Soldaten ein Zeichen. Wenige Momente später ertönte ohrenbetäubendes Gewehrfeuer und das Klostertor zerbarst.

Als Silvestro Aldobrandini, Sekretär der Republik, und seine Männer über die Schwelle traten, fanden sie sich inmitten eines Wirrwarrs aus Habiten und Schleiern wieder. Um die Männer an einem weiteren Vorstoß ins Kloster zu hindern, sanken die Nonnen zuerst auf die Knie und warfen sich dann weinend, betend, ja flehend und begleitet von lautstarkem Widerspruch auf den Boden. Als der Morgen graute, hatte sich Aldobrandini durch die Barrikade der Frauen gekämpft und machte sich daran, das Kloster zu durchsuchen. In besagter Kammer wurde er schließlich fündig.

Aldobrandini zerrte Caterina aus dem Bett. Sie muss einen seltsamen Anblick geboten haben – ein müdes und völlig verängstigtes kleines Mädchen in einem zerknitterten Nonnengewand. Doch falls er Demut von ihr erwartet hatte, wurde er enttäuscht. Caterina schlug sich tapfer. Schon damals ließ sie den Mut und die Widerstandsfähigkeit erkennen, die ihre späteren Jahre prägen sollten, das, was eine Nonne als »unbeugsamen und edlen Geist« beschrieb. Schon lange bevor die Männer ihr Zimmer stürmten, hatte sich die kleine Caterina geschworen, nicht kampflos aufzugeben.3

Die Geschichte dieser schrecklichen Nacht wurde im Le Murate noch Jahrzehnte später erzählt. Von Generation zu Generation wurde dieser Stoff, aus dem Klosterlegenden gesponnen sind, von den Nonnen weitergegeben. Erst gegen Ende des Jahrhunderts, im Jahr 1598, entschied sich Schwester Giustina Niccolini, sie niederzuschreiben. Während der Arbeit an ihren Aufzeichnungen war sich Giustina natürlich voll und ganz bewusst, was aus dem verängstigten kleinen Mädchen von einst geworden war. Geboren in Florenz, war Caterina zum Zeitpunkt ihres Todes eine Königin Frankreichs gewesen, die treibende Kraft hinter dem französischen Thron und eine der beeindruckendsten Frauen Europas.

Caterina hatte ein außergewöhnliches Leben in außergewöhnlichen Zeiten geführt. Sie hatte einen Mann geheiratet, der dann völlig unerwartet König von Frankreich wurde. Sie hatte miterlebt, wie die protestantische Reformation in Europa Fuß fasste, und mit ansehen müssen, wie Frankreich von religiösen und politischen Konflikten zerrissen wurde. Sie hatte Frieden geschlossen und Kriege geführt. Sie hatte Kinder zur Welt gebracht, von denen einige überlebten und andere starben. Sie hatte zugesehen, wie ihre Söhne im Knabenalter zu Königen gekrönt wurden, und hatte ihnen, während sie die unermessliche Last der Krone trugen, stets zur Seite gestanden. Sie hatte bittere Tränen vergossen, als ihre Töchter sie noch im Mädchenalter verließen, um zu heiraten; und Tränen der Freude, als diese selbst Mütter wurden.

Caterina hatte Frankreichs Erscheinungsbild verändert, indem sie seine Gärten gestaltete und seine Schlösser und Denkmäler errichten ließ. Stets in Schwarz gekleidet, war sie zum Sinnbild für das Reich geworden und in ganz Europa schlicht als »Königinmutter« bekannt. Und Frankreich hatte auch sie verändert. Schon im Teenageralter hatte Caterina die französische Sprache erlernt und die Bräuche des Landes übernommen. Sogar ihren Namen änderte sie, und so verwandelte sich die italienische Caterina in eine französische Catherine. Sie hatte den französischen Adel wie auch den französischen und aristokratischen Teil ihres eigenen Stammbaums zu schätzen gelernt, auch wenn sie ihre italienischen bürgerlichen Wurzeln nie leugnen konnte – zumindest nicht ganz.

Das Mädchen, das einst zu Katharina de’ Medici, zur Königinmutter von Frankreich werden sollte, kam mehr oder weniger zufällig und im Zuge eines bemerkenswerten Aufstiegs an die Macht. Noch bemerkenswerter war allerdings das Ausmaß dieser Macht, an der Katharina de’ Medici festhielt dank wohlüberlegter Entscheidungen, eines unerschütterlichen Glaubens an ihre eigene Autorität und der Entschlossenheit, ihre Kinder sowie das ihr anvertraute Reich zu schützen. Unermüdlich arbeitete sie daran, ihre Position zu festigen und Frankreich aus dem Morast des Krieges zu führen. Und trotz umfassender Herausforderungen hielt sie ihre Stellung. Über knapp 30 Jahre hinweg regierte sie Frankreich in allen Aspekten außer auf dem Papier.

Während ihrer gesamten Herrschaft als Königinmutter versuchten ihre Feinde, sie zurück in den Schoß des häuslichen Lebens zu verbannen, wo ihre Hauptaufgabe die Erziehung ihrer Kinder gewesen wäre. Doch Katharinas Ansicht nach war ihr Platz an der Seite des Königs, ihres Sohnes.

Bevor sie Königinmutter wurde, war Katharina de’ Medici die Königin von Frankreich, die pflichtbewusste Ehefrau von König Heinrich II. Ihre Ehe hielt über 25 Jahre, bis zu dem Sommertag im Jahr 1559, an dem Heinrich jenen furchtbaren Unfall erlitt, der ihn das Leben kosten sollte. In tiefer Trauer hüllte sich Katharina in Schwarz und suchte die Nähe zu ihrer ältesten Tochter Elisabeth von Valois, die erst kürzlich Philipp II., den König von Spanien, geheiratet hatte. Mit ihr trauerte Maria Stuart, die betörende Königin von Schottland und Katharinas Schwiegertochter. Diese drei Königinnen lebten gemeinsam an einem Hof: Katharina, nun Frankreichs Königinmutter; Elisabeth, die Königin von Spanien; und Maria, die neue Königin von Frankreich. Angesichts der Unsicherheit und Angst, die der Tod des Königs mit sich brachte, spendeten sie einander Trost – zwei Mädchen im Teenager- und eine Frau im mittleren Alter, in Trauer und Sorge vereint.

Für Katharina, Elisabeth und Maria sollte sich der Tod von König Heinrich als das Ende einer Ära erweisen. Über ein Jahrzehnt hatten sie gemeinsam in Frankreich gelebt, einander verbunden durch Blutsverwandtschaft und Heirat, durch Bündnisse, Freundschaft und Liebe sowie durch kindlichen Respekt gegenüber den Eltern. Der Tod des Königs sollte sie in neue Rollen drängen, ihnen neue Lasten auferlegen, sie zu neuen Bündnissen treiben und dazu bringen, sich neu zu erfinden. Bald schon sollten sich ihre Wege trennen: Elisabeth verließ Ende des Jahres 1559 die Heimat ihrer Kindheit, um ein neues Leben als Königin von Spanien zu beginnen. Und nicht viel später, nämlich im Jahr 1561, kehrte Maria in ihr Königreich nach Schottland zurück. Katharina blieb in Frankreich, um ihren noch jungen Sohn, den zehnjährigen König Karl IX., zu hüten. Dieser Abschied – von Frankreich, voneinander, für Elisabeth und Maria von den Annehmlichkeiten der Kindheit, für Katharina von ihrer Rolle als junge Mutter – sollte ihre Freundschaften und Familienbande für den Rest ihres Lebens grundlegend verändern.

Katharina, Elisabeth und Maria waren eine Familie. Sie kannten einander sehr gut. Eine Zeit lang empfanden sie Zuneigung und Respekt füreinander – zumindest so lange, bis der politische Druck zu belastend für ihre Beziehung wurde. Doch selbst dann vergaßen sie ihre verwandtschaftlichen Bande und Pflichten nicht: Maria nannte Elisabeth immer ihre »Schwester« und behielt sie als eine ihrer besten Freundinnen aus Kindertagen in liebevoller Erinnerung – eine Erinnerung, die Elisabeth teilte. Und noch lange nachdem sie Frankreich verlassen hatte, bezeichnete Maria sich als Katharinas »Tochter«. Katharina erwiderte dies mit gleicher Freundlichkeit.

Das vorliegende Buch begleitet Katharina, Elisabeth und Maria, deren Schicksale eng miteinander verknüpft waren, über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten hinweg. Indem man ihre Geschichten als Teile einer...

Erscheint lt. Verlag 18.10.2023
Übersetzer Claudia Amor, Johanna Ott, Jörn Pinnow
Zusatzinfo farbige Abbildungen
Sprache deutsch
Original-Titel Young Queens
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte 16. Jahrhundert • 2023 • Bartholomäusnacht • Biografie • Biografien • Biographien • Bourbonen • Die Tudors • eBooks • einflussreiche Frauen • Europa • Europäische Geschichte • feministische Geschichte • Frühe Neuzeit • Game of Thrones • Geschichte • Habsburg • Habsburgermonarchie • haus valois • Heinrich VIII. • Isabella I. von Kastilien • Konfessionskriege • Königinnen • Macht • mächtige Frauen • Medici • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Renaissance • Rosenkriege • Sachbuch • Sachbuch Neuerscheinung 2023 • Schottland • weibliche Macht • young queens
ISBN-10 3-641-25335-7 / 3641253357
ISBN-13 978-3-641-25335-6 / 9783641253356
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