Bel-Ami (eBook)

Roman - Penguin Edition (Deutsche Ausgabe)
eBook Download: EPUB
2023
464 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-30739-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bel-Ami - Guy de Maupassant
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Ein charmanter Verführer, getrieben von seiner eigenen Gier
Georges Duroy will hoch hinaus! Nach seiner Entlassung aus dem Militär strebt der gerissene Schönling ein Leben in der vornehmen Gesellschaft von Paris an. Schnell macht er Bekanntschaft mit den einflussreichen Persönlichkeiten der Stadt und hat diese schon bald in der Hand. Auch innerhalb der Damenwelt wird er so beliebt wie berüchtigt, und alle nennen ihn nur noch Bel Ami. Doch Duroy ist unersättlich und stößt die Menschen aus seinem Leben, wie es ihm beliebt, bis er alles erreicht zu haben scheint, was er sich immer gewünscht hat ...

Maupassants gesellschaftskritischem Roman wurden Parallelen zum Leben des Schriftstellers nachgesagt. Mit seiner Geschichte eines skrupellosen Aufsteigers traf er den Nerv der Zeit, und Bel Ami wurde zum Welterfolg.

PENGUIN EDITION. Zeitlos, kultig, bunt.

Guy de Maupassant wurde 1850 auf Schloss Miromesnil bei Dieppe geboren und stammte aus einer alten lothringischen Adelsfamilie. Er studierte für einige Zeit Jura in Paris und nahm 1870/71 am Deutsch-Französischen Krieg teil. Ab 1871 war er in Paris als Ministerialbeamter tätig. Gustave Flaubert, ein Freund seiner Mutter, unterstützte seine ersten literarischen Versuche. Mit der Veröffentlichung seiner Novelle «Boule de Suif» im Jahr 1880 erlangte Maupassant Ruhm und ein Vermögen, das ihm ausgedehnte Reisen ermöglichte. Er schrieb etwa 260 Novellen sowie einige Romane («Bel Ami», 1885), die in teils pessimistisch-schwermütigem, teils satirisch-groteskem Ton sein Bild vom Menschen als banalem, habsüchtigem und triebhaftem Wesen thematisieren. Seit 1891 in geistiger Umnachtung lebend, starb Maupassant 1893 in Passy bei Paris.

Guy de Maupassant

wurde 1850 geboren und erlebte als Elfjähriger die Scheidung seiner Eltern. Ab 1871 arbeitete er als kleiner Beamter in Paris, wo er Gustave Flaubert kennenlernte und von diesem zum Schreiben angeleitet wurde.

I


Als die Kassiererin ihm das Wechselgeld auf sein Fünffrancstück herausgegeben hatte, verließ Georges Duroy das Restaurant.

Da er gut aussah, aber auch die Haltung des ehemaligen Unteroffiziers wahrte, straffte er seinen Körper, zwirbelte seinen Schnurrbart mit militärischer und angewöhnter Gebärde und ließ seinen Blick im Kreise über die verspäteten Gäste schweifen – einen jener Blicke des hübschen Burschen, die sich wie die Flügelschläge eines Sperbers ausbreiten.

Die Frauen hatten die Köpfe zu ihm erhoben, drei junge Arbeiterinnen, eine ältere, schlecht gekämmte, ungepflegte Musiklehrerin, die einen stets staubigen Hut und ein schief sitzendes Kleid trug, und zwei Bürgersfrauen mit ihren Gatten, Stammgäste dieses billigen Lokals.

Wie er auf dem Gehsteig angelangt war, verweilte er einen Augenblick und fragte sich, was er tun sollte. Es war der 28. Juni, und es blieben ihm gerade noch drei Franc vierzig bis zum Monatsende in der Tasche. Das bedeutete, je nachdem, zwei Abendessen ohne Mittagsmahl oder zwei Mittagsmahlzeiten ohne Abendessen. Und er überlegte, dass die Mittagessen zweiundzwanzig Sou kosteten, statt dreißig Sou am Abend. Wenn er sich mit einem Mittagessen begnügte, blieben ihm ein Franc zwanzig, was wiederum zweimal einen Imbiss mit Brot und Wurst bedeutete, darüber hinaus zwei Glas Bier auf dem Boulevard. Das war sein großes Nachtvergnügen und seine größte Ausgabe; und so ging er nun die Rue Notre-Dame-de-Lorette hinunter.

Er schritt genauso aus wie zur Zeit, als er die Uniform der Husaren trug, die Brust gewölbt, die Beine leicht gespreizt, als wäre er eben vom Pferd gestiegen; und er marschierte rücksichtslos auf der menschenüberfüllten Straße weiter, stieß an Schultern, drängte die Leute beiseite, um nicht selbst ausweichen zu müssen. Er schob seinen alten, recht mitgenommenen Zylinderhut leicht übers Ohr und setzte den Absatz kräftig aufs Pflaster. Er schien stets jemanden herauszufordern, die Passanten, die Häuser, die ganze Stadt, mit dem Schneid eines schönen Soldaten, der wieder ins Zivilleben geraten ist.

Obwohl er einen Anzug zu sechzig Franc trug, bewahrte er eine gewisse auffällige Eleganz, die ein wenig vulgär, bei ihm aber echt war. Groß, gut gebaut, blond, ein leicht rötliches Kastanienblond, mit einem aufgezwirbelten Schnurrbart, der sich auf seiner Oberlippe zu kräuseln schien, hellblauen, von einer winzigen Pupille durchbohrten Augen, mit naturgelocktem, in der Mitte gescheiteltem Haar glich er ganz und gar den üblen Figuren in den volkstümlichen Romanen.

Es war an einem jener Sommerabende, wo es in Paris an Luft mangelt. Die Stadt, heiß wie ein Dampfbad, schien in der drückenden Hitze Schweiß abzusondern. Die Abwässer bliesen durch ihre granitenen Mäuler den verpesteten Atem; die unterirdischen Küchen warfen durch ihre niedrigen Fenster einen widerlichen Dunst von Spülwasser und abgestandenen Saucen auf die Straße. Die Concierges saßen hemdsärmelig und Pfeife rauchend rittlings auf Strohstühlen unter den Eingangsportalen, und die Passanten bewegten sich mit müden Schritten vorwärts, den Hut in der Hand.

Als Georges Duroy zum Boulevard gelangte, hielt er nochmals an, unschlüssig, was er tun sollte. Er hatte nun Lust, bis zu den Champs-Elysées und der Avenue du Bois-de-Boulogne zu gehen, um unter den Bäumen etwas frische Luft zu schöpfen; aber es quälte ihn auch ein Verlangen, das Verlangen nach einem amourösen Abenteuer.

Wie würde es sich ihm zeigen? Er wusste es nicht, aber er erwartete es seit drei Monaten, jeden Tag, jede Nacht. Immerhin stahl er sich da und dort etwas Liebe, dank seinem guten Aussehen und seinem galanten Benehmen, aber er erhoffte stets mehr und Besseres.

Mit leeren Taschen und heißem Blut fühlte er sich aufgereizt beim Anblick der umherschweifenden Frauen, die an den Straßenecken murmeln: «Kommen Sie mit mir, junger Mann?», doch da er sie nicht bezahlen konnte, wagte er nicht, ihnen zu folgen; auch erwartete er etwas anderes, andere, weniger ordinäre Küsse.

Er liebte jedoch die Quartiere, wo es von Straßenmädchen wimmelte, ihre Bälle, ihre Kaffeehäuser, ihre Straßen; er liebte es, sie zu streifen, mit ihnen zu plaudern, sie vertraulich anzusprechen, ihr heftiges Parfum einzuatmen, sich ihnen nah zu fühlen. Es waren immerhin Frauen, Geschöpfe der Liebe. Er verachtete sie nicht mit der angeborenen Verachtung der Männer aus gutem Hause.

Er schwenkte zur Madeleine und folgte der Menge, die erschöpft von der Hitze dahinfloss. Die großen, überfüllten Cafés reichten bis über den Gehsteig. Sie stellten ihre trinkenden Gäste unter dem grellen, harten Licht wie in einem Schaufenster aus.

Vor ihnen auf eckigen oder runden Tischchen enthielten die Gläser rote, gelbe, grüne und braune Getränke in allen Farbtönen; und in den Karaffen sah man die großen, durchsichtigen Eiswürfel glänzen, welche das schöne, klare Wasser kühlten.

Duroy hatte seinen Gang verlangsamt, und das Verlangen zu trinken trocknete ihm die Kehle aus. Ein heißer Durst, der eines Sommerabends, plagte ihn, und er dachte an die köstliche Empfindung, wenn die kalten Getränke in den Mund fließen. Aber wenn er zwei Bier an einem Abend trank, dann war es aus mit dem kümmerlichen Mahl von morgen. Er kannte sie allzu gut, die hungrigen Stunden von Ende Monat.

Er sagte sich: «Ich muss zehn Stunden überstehen, dann werde ich mein Bier im ‹Café Américain› genehmigen. Verdammt noch mal, was habe ich für einen Durst!» Und er betrachtete all diese sitzenden und trinkenden Menschen, die ihren Durst stillen konnten, sooft es ihnen gefiel. Keck und herausfordernd ging er an den Cafés vorbei, und mit einem Blick schätzte er am Aussehen, an der Kleidung, wie viel Geld jeder Gast auf sich tragen mochte. Ein Zorn über diese friedlich sitzenden Menschen überkam ihn. Würde man in ihren Taschen wühlen, man fände Gold, Kleingeld in Silber und Soustücke. Jeder musste im Durchschnitt zwei Louisdor besitzen; es saßen wohl hundert im Café; hundert mal zwei Louis machen viertausend Franc. Er murmelte: «Die Schweine!», während er sich anmutig in den Hüften wiegte. Hätte er einen dieser Kerle an der Straßenecke in einem kleinen Winkel vor sich gehabt, er hätte ihm, bei Gott, den Hals umgedreht, ohne Skrupel, wie er es an den Tagen der großen Manöver mit dem Geflügel der Bauern tat.

Und er erinnerte sich an seine beiden Afrika-Jahre, an die Art, wie er die Araber auf den kleinen Posten im Süden ausplünderte. Ein grausames und vergnügtes Lächeln glitt über seine Lippen, als er an einen Ausritt dachte, der drei Männer aus dem Ouled-Alane-Stamm1 das Leben gekostet, seinen Kameraden und ihm zwanzig Hühner, zwei Schafe und Gold eingebracht hatte, und dazu noch Stoff zum Lachen für ein halbes Jahr.

Man hatte die Schuldigen nie gefunden, man hatte übrigens auch kaum nach ihnen gefahndet, denn der Araber wurde ein wenig als natürliche Beute des Soldaten betrachtet.

In Paris war es anders. Man konnte nicht unbehelligt auf Raub ausgehen, den Revolver in der Hand und den Säbel an der Seite, weit von der zivilen Gerichtsbarkeit entfernt. In seinem Innern erwachten alle Instinkte des Unteroffiziers, den man im eroberten Land losließ. Zweifellos trauerte er seinen beiden Wüstenjahren nach. Wie schade, dass er nicht dort geblieben war! Aber eben, er hatte sich für die Rückkehr Besseres erhofft. Und jetzt … In der Tat, er befand sich in einem schönen Schlamassel!

Er ließ seine Zunge mit leisem Schnalzen durch den Mund wandern, als ob er die Trockenheit des Gaumens nachprüfen wollte.

Die Menge glitt erschöpft und langsam an ihm vorbei, und er dachte in einem fort: «Tölpel! All diese Dummköpfe haben Geld in ihrer Westentasche.» Munter pfeifend stieß er an die Schultern der Menschen. Herren, die er angerempelt hatte, drehten sich aufbegehrend um, Frauen sagten: «Welch ungehobelter Kerl!»

Er ging am Vaudeville-Theater vorbei und blieb vor dem «Café Américain» stehen, um sich zu fragen, ob er nicht sein Bier nehmen sollte, so sehr quälte ihn der Durst. Bevor er sich entschloss, schaute er auf den beleuchteten Uhren in der Straßenmitte nach der Zeit. Es war Viertel nach neun. Er kannte sich. Sobald das Glas voll Bier vor ihm stünde, würde er es hinunterstürzen. Was konnte er nachher bis elf Uhr noch tun?

Und er lief weiter. «Ich gehe bis zur Madeleine», sagte er zu sich, «und komme dann gemächlich zurück.»

Als er an der Ecke der Place de l’Opéra angelangt war, kreuzte er einen korpulenten jungen Mann, den er schon irgendwo gesehen zu haben glaubte. Er folgte ihm, suchte in seinem Gedächtnis, wobei er halblaut wiederholte: «Wo, zum Teufel, habe ich diesen Typ kennengelernt?»

Er grub in seinen Gedanken, ohne sich an ihn zu erinnern, dann plötzlich, durch ein seltsames Wirken des Gedächtnisses, erschien ihm derselbe Mann, jünger, weniger dick und in der Husarenuniform. Er rief laut: «Natürlich, Forestier!» und beschleunigte seine Schritte, um dem Spaziergänger auf die Achsel zu klopfen.

Der andere drehte sich zurück, schaute ihn an und sagte dann: «Was wollen Sie von mir, mein Herr?»

Duroy lachte und erwiderte: «Erkennst du mich nicht mehr?»

«Nein.»

«Georges Duroy vom sechsten Husarenregiment.»

Forestier streckte ihm beide Hände entgegen. «Ach, alter Freund, wie geht es dir?»

«Sehr gut, und dir?»

«Leider nicht allzu gut; weißt du, meine Brust ist jetzt nichts mehr wert, ich huste sechs Monate im Jahr, als Folge einer Bronchitis, die ich in Bougival im Jahr meiner Rückkehr nach Paris...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2023
Reihe/Serie Penguin Edition
Penguin Edition
Nachwort Francois Bondy
Übersetzer Waltraud Kappeler
Sprache deutsch
Original-Titel Bel ami
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • 20. Jahrhundert • Affären • eBooks • Ehedrama • Erzählung • Familie • Frankreich • German Brand Award 2022 • Gesellschaft • Historische Liebesromane • Klassiker • Liebesroman • Liebesromane • Literarische Moderne • Neuerscheinung • Neuerscheinungen 2023 • Neuheiten 2023 • Penguin deutsch • Penguin Edition • Roman • Seitensprung • Sozialer Aufstieg • Weltliteratur • Zwietracht
ISBN-10 3-641-30739-2 / 3641307392
ISBN-13 978-3-641-30739-4 / 9783641307394
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