Ocean View Avenue - Wo deine Träume wahr werden (eBook)

Roman
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2023 | 1. Auflage
496 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-30360-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ocean View Avenue - Wo deine Träume wahr werden -  Ella Thompson
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Willkommen in der Ocean View Avenue - wo die Liebe ein Zuhause findet
Harper McNally würde alles für ihre Familie tun. Vor zehn Jahren ist sie mit ihrer Schwester Brooke aus dem gewalttätigen Elternhaus in Kansas geflohen. Gemeinsam ziehen sie seitdem Brookes Tochter Reeva in der Sicherheit des kleinen Inselstädtchens Jamestown in Rhode Island groß. In dem gemütlichen Viertel mit den bunten Häusern an der Ocean View Avenue verläuft Harpers Leben endlich in geordneten Bahnen. Wäre da nicht ihr Chef, Blake Marshall, der ihr Herz stolpern lässt, sie aber nicht mal wahrzunehmen scheint. Bis er sie zu einem Wochenende auf die Ranch seiner Familie einlädt. Was Harper jedoch nicht ahnt: Blake hat sich geschworen, nie wieder einer Frau zu vertrauen.

Hinter dem Pseudonym Ella Thompson verbirgt sich die SPIEGEL-Bestsellerautorin Jana Lukas. Nach Möglichkeit verbringt sie jeden Sommer an der Ostküste der USA. Ihre persönlichen Lieblingsorte sind die malerischen New-England-Küstenstädtchen. An den endlosen Stränden genießt sie die Sonnenuntergänge über dem Atlantik - am liebsten mit einer Hundenase an ihrer Seite, die sich in den Wind reckt.

1


JETZT

Harper erwachte im Morgengrauen. Einen Augenblick blieb sie liegen und lauschte auf die Stille. Im McNally-Haus war es oft laut. Auf eine fröhliche, ausgelassene Art. Ruhige Augenblicke waren selten, aber Harper liebte das Chaos, die Lautstärke. Kraft schöpfte sie jedoch aus den stillen Momenten – die nichts Bedrohliches an sich hatten, sondern Glück und Zufriedenheit ausstrahlten. Besonders an einem Tag wie diesem.

Sie schob die Decke zur Seite und stand auf. Barfuß ging sie ins Erdgeschoss hinunter. Der Holzboden unter ihren Füßen war so kalt, dass sich ihre Zehen krümmten, aber der Kaffee war schon durchgelaufen und verbreitete seinen behaglichen Duft im Haus. Neben der Maschine auf dem Küchentresen stand bereits ihre Lieblingstasse, die über und über mit bunten Blumen bedruckt war und in die die gute Kaffeefee bereits einen Schluck Milch gekippt hatte. Sie goss sich Kaffee ein und inhalierte das Aroma, das bereits half, ihre Sinne zu schärfen. Dann schlüpfte sie in ihre Crocs, zog den Hoodie über, den sie am vergangenen Abend über die Sofalehne gehängt hatte, und trat aus dem Haus.

Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich und blieb einen Moment auf der kleinen Veranda stehen. Sie atmete die kalte, salzige Luft tief ein und ließ den Blick über die Blumenkästen schweifen, die ihre Schwester erst vor ein paar Tagen mit Taglilien, Tulpen, italienischem Lungenkraut und Narzissen bepflanzt hatte, die sich dem rauen Küstenfrühling ebenso störrisch entgegenreckten wie Brooke den Herausforderungen des Lebens.

Harper nippte an ihrem Kaffee und betrachtete den wolkenlosen Himmel, das einzelne Fischerboot, das lautlos am Horizont entlangtuckerte, und die Küstenlinie Newports dahinter. Ihr Hund Lucky raste glücklich über den menschenleeren Strand und jagte Möwen. Doch Harpers Blick blieb an der einsamen Gestalt hängen, die am Wasser stand und in die Ferne sah. In Crocs, Pyjamahosen und einem Hoodie, wie sie selbst.

Den Kaffee in der Hand, stieg Harper die drei Stufen von der Veranda hinunter, durchquerte den schmalen Vorgarten und ging über die Strandpromenade, die ihr Zuhause von der Narragansett Bay trennte, auf den breiten Sandstreifen. »Hey«, sagte sie leise, als sie neben Brooke trat, die so nah am Wasser stand, dass die sanften Wellen nur Zentimeter vor ihren Füßen ausrollten.

»Hey.« Ihre Schwester warf ihr einen Seitenblick zu, der Harper völlig ausreichte, um sie zu lesen. Und um zu wissen, was in ihr vorging. Brooke fühlte sich genauso wie sie selbst. Aufgewühlt und unruhig, wie sie es am Morgen dieses Jahrestages schon immer gewesen waren.

Im Laufe der nächsten Stunden würde sich das ändern. Am Abend würden sie lachen, feiern und dankbar sein. Aber im Morgengrauen fühlte sich Harper wie eine Betrügerin. Eine Hochstaplerin, die das Leben, in das sie gerutscht war, gar nicht verdient hatte. Mit so viel Glück. Mit so vielen freundlichen, hilfsbereiten Menschen, die ihnen über die Jahre unter die Arme gegriffen hatten.

Lucky kam angerannt und warf ihnen seinen leuchtend roten Ball vor die Füße. Mit einer Miene, in der ein breites Hundegrinsen prangte, sah er zu ihnen auf. Brooke bückte sich nach dem Ball. »Ich fühle mich, als ob gleich jemand um die Ecke kommt und sagt: Ätsch! Das war alles nur eine Show! Das ist nicht euer Haus. Das ist nicht euer Leben. Verschwindet zurück nach Kansas, wo ihr hingehört.« Sie schleuderte den Ball im hohen Bogen davon, und Lucky rannte ihm mit einem begeisterten Bellen nach.

Harper warf einen Blick zu ihrem hübschen kleinen Haus zurück und seufzte. Dann legte sie ihrer Schwester den Arm um die Schultern. »Ich weiß genau, was du meinst«, sagte sie leise. »Aber wenn es tatsächlich jemand wagen sollte, um die Ecke zu kommen und uns nach Kansas zurückschicken zu wollen, würden wir kämpfen. Wie wir es schon immer getan haben.«

Brooke lehnte ihren Kopf an Harpers Schulter. »Zehn Jahre. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir schon so lange hier sind. Und ich bin so glücklich, dass wir unseren Platz ausgerechnet auf dieser Insel gefunden haben. Und ein Zuhause für Reeva.«

»Den besten Platz, den man sich wünschen kann«, stimmte Harper ihr leise zu, als die Sonne sich über das Wasser erhob, das um diese Tageszeit wie ein blank polierter Spiegel vor ihnen lag. Erste sanfte Lichtstrahlen tauchten die Pell Bridge, die die Bucht zwischen Jamestown und Newport überspannte, in zarte Rosa- und Orangetöne. Die Schwestern standen nebeneinander und sahen dem friedlichen, stillen Schauspiel zu, teilten sich den Kaffee, den Harper mitgebracht hatte, und warfen noch ein paarmal den Ball für Lucky.

»Na komm«, sagte Brooke schließlich. »Reeva hat beschlossen, uns zur Feier des Tages Frühstück zu machen. Das sollten wir lieber nicht unbeaufsichtigt lassen.«

Harper lachte leise. »Erst einmal müssen wir sie aus dem Bett bekommen.«

Zurück im Haus wischten sie Lucky den Sand aus dem Fell und von den Pfoten. Dann machte sich Brooke auf den Weg, um Reeva davon zu überzeugen, das Bett zu verlassen. Schließlich hatte sie groß angekündigt, das Frühstück zuzubereiten. Harper zog sich in ihr Zimmer zurück, um zu duschen und sich für ihren Arbeitstag anzuziehen. Sie hatte nicht vor, ihre Nichte bei den Frühstücksvorbereitungen zu stören. Ihr in die Quere zu kommen, während sie sich in der Küche austobte, war keine gute Idee. Mit ihren neun Jahren war Reeva keine besonders talentierte Köchin, dafür aber äußerst entschlossen – und in der Lage, den Raum innerhalb von Minuten ins Chaos zu stürzen.

Stattdessen setzte sich Harper in ihren Lesesessel vor dem Bücherregal, das Brooke aus leeren Weinkisten für sie gebaut hatte und das sich über die gesamte Wand erstreckte, und überflog auf dem Handy ihre Mails. Erst der Duft nach Pfannkuchen und gebratenem Speck lockte sie aus ihrem Zimmer.

Reeva stand in die viel zu große Schürze ihrer Mutter gewickelt am Herd und buk Pfannkuchen. Zumindest mit dem Anteil des Teigs, den sie nicht auf die Arbeitsplatte gekleckert hatte, während Brooke den Frühstückstisch deckte. Beide blickten auf, als sie Harper auf der Treppe bemerkten, rümpften die Nasen und stießen dann einen Seufzer aus, der sie selbst dann eindeutig als Mutter und Tochter identifizierte, wenn man die äußerlichen Ähnlichkeiten übersehen hätte.

Harper setzte ein Lächeln auf und wappnete sich für das Gespräch, das vor ihr lag. Und das sie schon viel zu oft geführt hatte. Wobei sich Diskussionen dieser Art in der letzten Zeit zu häufen schienen.

Reeva ließ den Blick noch einmal über Harpers nicht besonders vorteilhaften grauen Hosenanzug von der Stange gleiten, für den sie sich an diesem Morgen entschieden hatte und der sich nicht besonders von den anderen Modellen in ihrem Schrank unterschied. »Deine ›Uniform‹ sieht echt uncool aus«, teilte sie ihr mit der Weisheit einer Neunjährigen mit.

Brooke legte Servietten mit Schneemännern, die aus der Winterzeit übrig geblieben waren, neben die Teller und schüttelte den Kopf. »Wann hörst du endlich auf, dich so zu verkleiden?«, fragte sie zum gefühlt tausendsten Mal.

»Das riecht fantastisch«, sagte Harper, ohne auf die Bemerkungen ihrer Schwester und Nichte einzugehen. Einzig Lucky hatte kein Problem mit ihrem Outfit – und ihrem Auftreten. Er riss seinen Blick, mit dem er versucht hatte, die Speckstreifen zu hypnotisieren, vom Küchentresen los und kam zu ihr herüber, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen.

Als sie sich wieder aufrichtete, kam Brooke mit einer frisch gefüllten Tasse Kaffee zu ihr herüber, drückte sie ihr in die Hand und umarmte sie. »Du weißt, dass wir das nicht sagen, um an dir herumzukritisieren, aber es ist wirklich an der Zeit, mit dieser Kostümierung aufzuhören.« Als sie sich wieder von Harper löste, strich sie ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr, die es geschafft hatte, sich aus dem strengen Haarknoten zu lösen.

Harper zwang sich zu einem Lächeln. »Sicher«, sagte sie und schluckte. Natürlich hatte ihre Schwester recht. Auf ihre Art. Nach zehn Jahren bei Marshall Construction und fast eineinhalb Jahren als persönliche Assistentin von Blake Marshall könnte sie sich etwas anders kleiden. Anders auftreten. Aber auch wenn Brooke einen guten Job in der Schreinerei hatte und ihr eigenes Unternehmen Smells like Wood, in dem sie alte Möbel wieder auf Vordermann brachte, gut lief, war Harpers Job bei Marshall Construction schon immer ihre sichere Bank gewesen. Er hatte sie durch die Zeit rund um Reevas Geburt gebracht. Brooke den Highschool-Abschluss und diverse College-Kurse ermöglicht. Er zahlte ihre Krankenversicherung und half, den Ausbildungs-Fonds ihrer Nichte zu füllen. Wenn es dazu nötig war, in günstigen Kostümen von der Stange zur Arbeit zu gehen, die keine Details über ihren Körper verrieten, statt sich herauszuputzen, oder die Haare in strengen Knoten zu tragen und ihre Kontaktlinsen durch ein billiges Brillengestell zu ersetzen, dann würde sie das tun. Denn Blake Marshall bezahlte sie verdammt gut dafür, dass sie sein Leben organisierte und ansonsten unsichtbar war. Für die Kunden der Firma – und für ihn. Es war natürlich kein gesundes Arbeitsklima, ständig zu versuchen, nicht aufzufallen. Ganz besonders, wenn das eigene dumme Herz immer ein bisschen schneller schlug, wenn ihr Boss den Raum betrat. Die Umstände waren nicht optimal. Aber Harpers Schwester wusste genauso gut wie sie selbst, dass dieser Job die Basis für das wundervolle, sichere Leben war, das sie führten.

»Frühstück ist fertig«, riss Reeva sie aus ihren Gedanken. Sie balancierte die Pfannkuchen zum...

Erscheint lt. Verlag 24.12.2023
Reihe/Serie Die Ocean View Avenue-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • 2024 • boss romance • Buch für den Urlaub • Buchgeschenk für Frauen • eBooks • Frauenromane • Gilmore Girls • Kleinstadt • Lake Paradise • Liebesroman • Liebesromane • Lighthouse Saga • Manuela Inusa • martha's vineyard • Miriam Covi • neue romane 2024 • Neuerscheinung • Nicholas Sparks • Providence • Romane für Frauen • Small Town Romance • Sommerroman • Stars Hollow • stonebridge island • Strandpromenade • USA • whale island • Wohlfühlroman
ISBN-10 3-641-30360-5 / 3641303605
ISBN-13 978-3-641-30360-0 / 9783641303600
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