Ein irischer Landarzt (eBook)

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2024 | 1. Auflage
432 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01827-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein irischer Landarzt -  Patrick Taylor
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Ein irisches Dorf auf dem Land. Geschichten aus einer unbeschwerten Zeit. Perfekte Lektüre für alle, die dem Alltag entfliehen wollen. Endlich ist Barry Laverty fertig mit seinem Medizinstudium. Voller Elan tritt der frischgebackene Arzt seine erste Stelle an. Doch Ballybucklebo ist nicht Belfast, die Uhren ticken etwas anders in dem abgeschiedenen Dorf in Nordirland. Und auch an seinen neuen Chef muss Barry sich erst gewöhnen. Dr. O'Reillys oberste Regel: sich niemals von einem Patienten etwas sagen lassen! Statt Schmerztabletten verordnet er lieber Vitaminpillen. Bald lernt Barry auch den Rest des Dorfes kennen: darunter einen simulierenden Bürgermeister, eine unorthodoxe Haushälterin und einen Hund namens Arthur Guinness. Ungeahnte Lektionen warten auf ihn - über das Leben und über die Liebe ... Band 1 der beliebten Reihe in charmanter Neugestaltung - mit hübschen Karten und Rezepten.

Patrick Taylor, 1941 in Nordirland geboren, hat Medizin studiert und lange als Landarzt gearbeitet. Um dem Nordirlandkonflikt zu entfliehen, emigrierte er mit seiner Familie Anfang der 1970er Jahre nach Kanada. Dort hat er auch sein Talent zum Schreiben entdeckt. Von ihm sind bereits zahlreiche Romane und Kurzgeschichten erschienen. 'Ein irischer Landarzt' war ein internationaler Überraschungserfolg und schaffte es auf die Bestsellerliste der New York Times. Patrick Taylor lebt auf Saltspring Island in der kanadischen Provinz British Columbia.

Patrick Taylor, 1941 in Nordirland geboren, hat Medizin studiert und lange als Landarzt gearbeitet. Um dem Nordirlandkonflikt zu entfliehen, emigrierte er mit seiner Familie Anfang der 1970er Jahre nach Kanada. Dort hat er auch sein Talent zum Schreiben entdeckt. Von ihm sind bereits zahlreiche Romane und Kurzgeschichten erschienen. "Ein irischer Landarzt" war ein internationaler Überraschungserfolg und schaffte es auf die Bestsellerliste der New York Times. Patrick Taylor lebt auf Saltspring Island in der kanadischen Provinz British Columbia.

2 Flugstunde


Dr. F.F. O’Reilly
Praktischer Arzt und Chirurg, Arzt für Geburtshilfe
Sprechzeiten: Mo.–Fr. 9.00–12.00 Uhr

Barry studierte die Zeilen auf dem Messingschild, das neben der grüngestrichenen Eingangstür des dreistöckigen Hauses an der Wand festgeschraubt war. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er dank Willy John McCoubreys schwarzweißer Kuh fünf Minuten zu früh angekommen war. Er fasste seine brandneue schwarze Ledertasche fester, trat einen Schritt zurück und schaute sich um.

Zu beiden Seiten der Haustür schauten Bogenfenster aus den grauen Wänden mit dem Kieselrauputz. Rechts war durch die Glasscheibe deutlich die Einrichtung eines Esszimmers zu sehen. Offenbar praktizierte Doktor O’Reilly also zu Hause, so wie viele Landärzte. Und der lauten, einschüchternden Männerstimme nach zu urteilen, die hinter den Gardinen des linken Fensters zu vernehmen war, war der Doktor noch bei der Arbeit.

«Du bist ein Idiot, Seamus Galvin. Ein wiedergeborenes Rindvieh bist du, ein ungewaschener Schwachsinnsschwafelkopf von Blödmann. Was bist du?»

Die Antwort konnte Barry nicht hören, aber irgendwo im Haus knallte eine Tür gegen eine Wand. Er trat noch einen Schritt zurück und blickte über die Schulter auf den von Rosen gesäumten Kiesweg, der zur Pforte führte. Als er eine Bewegung wahrnahm und sich rasch wieder zum Hauseingang umdrehte, sah er einen großen – nein, einen riesigen – Mann breitbeinig in der offenen Haustür stehen. Die schiefe Nase dieses Ungeheuers leuchtete alabasterweiß, das übrige Gesicht puterrot, wahrscheinlich, so dachte Barry, weil es wohl einer gewissen Anstrengung bedurfte, einen Mann, auch wenn er deutlich kleiner war, an Jackenkragen und Hosenboden zu packen und so vor die Tür zu tragen. Der Mann zappelte, quiekte und strampelte mit dem linken Fuß. Barry fiel auf, dass dieser gänzlich unbekleidet war.

Der Hüne schaukelte den Kleinen vor und zurück, holte noch einmal Schwung und ließ ihn los. Mit offenem Mund verfolgte Barry, wie die Flugbahn und das Klagegeschrei des Opfers mit einem jähen Sturz in den nächsten Rosenbusch endeten.

«Elender Schwachkopf», brüllte der Riese und schleuderte dem Hinausgeworfenen einen Schuh und einen Strumpf hinterher.

Barry zuckte zusammen. Schützend hielt er seine schwarze Tasche vor sich.

«Seamus Galvin, du dreckiger kleiner Armleuchter, wenn du das nächste Mal außerhalb der Sprechzeit hier erscheinst, an meinem freien Nachmittag, weil ich mir deinen Knöchel angucken soll, dann wasch dir gefälligst vorher deine Käsemauken! Hast du mich verstanden, Seamus Galvin?»

Barry war drauf und dran, den Rückzug anzutreten, aber der Weg war durch den abziehenden Galvin versperrt, der mit Schuh und Strumpf in der Hand zum Tor humpelte und dabei murmelte: «Jawohl, Doktor O’Reilly. Werd ich tun, Herr Doktor.»

Plötzlich musste Barry daran denken, wie der Radfahrer, der ihm den Weg nach Ballybucklebo erklärt hatte, schon bei der bloßen Erwähnung des Namens O’Reilly geflüchtet war. Gütiger Himmel, wenn das, was er gerade erlebt hatte, typisch dafür war, wie der Mann mit seinen Patienten umging …

«Und was stehst du dir da die Beine in den Bauch und machst ein langes Gesicht dazu?»

Barry drehte sich um. «Doktor O’Reilly?»

«Nee, ich bin der verdammte Erzengel Gabriel. Kannst du denn das Schild nicht lesen?» Er deutete auf die Wand.

«Ich bin Laverty.»

«Laverty? Mach bloß, dass du wegkommst, ich kaufe nichts.»

Obwohl Barry durchaus versucht war, O’Reillys Anweisung zu befolgen, gab er nicht auf.

«Ich bin Doktor Laverty. Ich habe auf Ihre Anzeige im British Medical Journal geantwortet. Sie hatten mich zu einem Vorstellungsgespräch wegen der Assistentenstelle eingeladen», sagte Barry mit fester Stimme. Von diesem Rüpel lasse ich mich nicht einschüchtern, dachte er.

«Ach, der Laverty. Mann, warum haben Sie das nicht gleich gesagt?» O’Reilly streckte ihm eine Rechte von der Größe eines Suppentellers hin. Sein Händedruck hätte den Maschinen, die Autos auf die Größe von Koffern zusammenpressen, alle Ehre gemacht.

Barry spürte, wie seine Knöchel aufeinanderrieben, erwiderte O’Reillys Blick aber, ohne mit der Wimper zu zucken. Er schaute in tiefliegende braune Augen, die von buschigen Brauen beschattet wurden. Um die Augen herum fielen ihm tiefe Lachfältchen auf, und er sah, dass O’Reillys Nase, ein veritabler Rüssel, der eindeutig Schlagseite nach Backbord hatte, nicht mehr bleich war, sondern inzwischen die Pflaumenfarbe seiner Wangen angenommen hatte.

Der Druck auf seine Fingerknöchel ließ nach.

«Kommen Sie rein, Laverty.» O’Reilly trat zur Seite und ließ Barry in einen mit dünnem Teppich ausgelegten Flur vorangehen. «Die Tür links.»

Immer noch über den Rauswurf staunend, den er gerade miterlebt hatte, betrat Barry den Raum mit den zugezogenen Gardinen. Vor einer grünen Wand stand ein offenes Rollpult. Darauf lagen in wüstem Durcheinander Stapel von Rezeptblöcken, Papieren und Patientenkarten. Obendrüber baumelte an einem rostigen Nagel O’Reillys eingerahmtes Diplom. Verstohlen warf Barry einen raschen Blick darauf: «Trinity College, Dublin, 1936». Vor dem Schreibpult standen ein Drehsessel und ein schlichter Holzstuhl.

«Platzen Sie sich.» O’Reilly ließ sich mit seiner ganzen Masse in den Drehsessel sinken.

Barry setzte sich ebenfalls, nahm seine Tasche auf den Schoß und schaute sich um. An einer Wand drängten sich eine Untersuchungsliege, ein Paravent und ein Instrumentenschrank. Ein verstaubtes Blutdruckmessgerät war fest an der Wand angebracht. Darüber hing ein wenig schief ein Plakat zur Bestimmung der Sehschärfe.

O’Reilly schob sich eine Halbbrille auf die schiefe Nase und betrachtete Barry. «Sie wollen also mein Assistent werden?»

Ja, ursprünglich war das Barrys Absicht gewesen, aber nach dem Rausschmiss von Seamus Galvin war er sich nicht mehr ganz sicher.

«Also, ich –»

«Klar wollen Sie das», meinte O’Reilly, indem er eine Bruyèrepfeife aus seiner Jackentasche zog, ein Streichholz anzündete und es über den Pfeifenkopf hielt. «Einmalige Gelegenheit für einen jungen Mann.»

Barry fiel auf, dass er auf seinem Stuhl immer wieder nach vorn rutschte. Was er auch versuchte, dauernd musste er die Füße fest auf den Teppich stemmen und sein Hinterteil wieder nach hinten schieben.

O’Reilly hob den Zeigefinger. «Hier in Ballybucklebo zu praktizieren – das Befriedigendste auf der ganzen Welt. Wird Ihnen gefallen. Vielleicht ist sogar eine Teilhaberschaft für Sie drin. Aber erst mal müssen Sie natürlich eine Zeitlang tun, was ich Ihnen sage – bis Sie Bescheid wissen.»

Barry schob sich wieder auf dem Sitz nach hinten und traf blitzschnell eine Entscheidung. Vielleicht würde er tatsächlich hier arbeiten, falls er die Stelle bekam, aber er spürte – nein, er wusste –, dass Doktor O’Reilly ihn vollkommen unterbuttern würde, wenn er nicht sofort seine Eigenständigkeit deutlich machte.

«Heißt das, dass ich Patienten in die Rosenbüsche schmeißen muss?»

«Was?» Wieder war eine Andeutung von Blässe auf der Nase des Hünen zu sehen. Barry fragte sich, ob das wohl die Vorankündigung eines Wutausbruchs war.

«Ich habe gefragt: ‹Heißt das› –»

«Ich habe Sie schon beim ersten Mal verstanden, mein Junge. Jetzt hören Sie mal zu. Haben Sie irgendwelche Erfahrungen mit Patienten vom Land?»

«Nicht die –»

«Hab ich mir gedacht», unterbrach ihn O’Reilly und stieß eine Rauchwolke aus wie die Schornsteine der Queen Mary, als ihre Kessel explodierten. «Sie werden eine Menge zu lernen haben.»

Barry verspürte einen Krampf in der linken Wade. Er schob sich auf dem Stuhl nach hinten. «Ich weiß, aber ich finde, ein Arzt sollte Patienten nicht vor die Tür –»

«Blödsinn.» O’Reilly stand auf. «Sie haben gesehen, wie ich Galvin in die Rosen gesetzt habe. Lehrsatz Nummer eins: Lass dir von deinen Patienten nie, nie, nie» – bei jedem «nie» pikte er Barry mit seinem Pfeifenstiel –, «niemals auf der Nase rumtanzen. Wenn man das nämlich einmal zulässt, machen sie einen fix und fertig.»

«Aber finden Sie nicht, einen Mann in den Garten zu schleudern ist ein bisschen –»

«Früher habe ich auch so gedacht. Bis ich Seamus Galvin kennenlernte. Wenn Sie die Stelle nehmen und diesen Drückeberger erst so gut durchschauen wie ich …» O’Reilly schüttelte den Kopf.

Barry stand auf und massierte sich die linke Wade. Er wollte die Diskussion über Galvin gerade fortführen, da fing O’Reilly tief aus der Kehle heraus rumpelnd an zu lachen.

«Steifes Bein?»

«Ja. Irgendwas stimmt mit diesem Stuhl nicht.»

O’Reillys Gelächter wurde noch tiefer. «Doch, der ist in Ordnung. Ich habe ihn präpariert.»

«Präpariert?»

«Ja. Manche unserer Kranken hier in Ballybucklebo denken anscheinend, sobald sie hier reinspazieren, wäre es meine Aufgabe, mir endlos ihre Klagen anzuhören. Aber dafür hat ein Landarzt keine Zeit, und schon gar nicht, wenn er allein praktiziert.» Er schob sich die Brille höher auf die Nase. «Deswegen habe ich die Anzeige aufgegeben. Die Arbeit hier wächst mir einfach über den Kopf.» Der Arzt lachte nicht mehr. Er sah Barry mit seinen braunen Augen unverwandt an und sagte leise: «Nehmen Sie die Stelle, mein Junge. Ich brauche Hilfe.»

Barry zögerte. Wollte er wirklich für diesen raubeinigen Riesen von einem Mann...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2024
Reihe/Serie Der irische Landarzt
Übersetzer Sabine Schulte
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arzt • Ballybucklebo • Band 1 • Bürgermeister • Chef • Der irische Landarzt • Dorfleben • Familie • Gemeinschaft • Humor • Idylle • irischer Landarzt • Irland • Landschaft • Liebe • Nordirland • Roman für Frauen • Urlaubsroman • Wohlfühlgeschichte
ISBN-10 3-644-01827-8 / 3644018278
ISBN-13 978-3-644-01827-3 / 9783644018273
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