Acht Bergromane Großband März 2023 -  Alfred Bekker,  Anna Martach

Acht Bergromane Großband März 2023 (eBook)

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2023 | 1. Auflage
900 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7325-9 (ISBN)
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Dramatische Schicksale im Angesicht der Berge. Schicksalsromane vor der beeindruckenden, zeitlos-schönen Kulisse der alpinen Bergwelt. Hass und Missgunst herrschen in den Tälern, Intrigen werden gesponnen und Wilderer treiben in den Nächten ihr Unwesen. Aber am Ende siegt die Liebe. Darum geht es in den Geschichten dieser Reihe. Dieses Buch enthält folgende Geschichten: Anna Martach: Umwege zum Glück Alfred Bekker: Die Brüder vom Krainacher-Hof Alfred Bekker: Die schöne Erbin Alfred Bekker: Der Bergführer und die Gipfelstürmerin Anna Martach: Gefährliche Wetten und heiße Liebeleien Anna Martach: Madln und Berge - geliebt und gefährlich Anna Martach: Ich will mein Herz nur dir schenken Anna Martach: Unsere Liebe wäre perfekt, gäbe es da nicht zwei Probleme

​Umwege zum Glück


Anna Martach









Er war tief getroffen. Diese Schlagzeile in der Zeitung tat so unendlich weh. Denn er hatte sich doch gar nichts vorzuwerfen. Und dennoch, da stand es schwarz auf weiß.

Tierarzt unter Verdacht.

Verabreichte Dr. H die falschen Medikamente?

Martin Hannigmann, der hochgewachsene, dunkelhaarige Tierarzt mit den sympathischen braunen Augen und dem treuherzigen Lachen, das dieser Tage nicht mehr ertönte, war todunglücklich. Wieder und wieder fragte er sich selbst, ob er einen Fehler gemacht hatte, und immer wieder stellte er für sich selbst fest, dass er sich wirklich nichts vorzuwerfen hatte.

Das Telefon klingelte und riss ihn so aus seinen Gedanken. Doch statt eines Patienten, beziehungsweise dem Besitzer eines Tieres, meldete sich eine offensichtlich verstellte Stimme.

„Sie sind ein Mörder! Wie kann jemand wie Sie noch guten Gewissens durch die Straßen gehen?“

„Aber ich habe net...“, begann Martin hilflos, aber die Stimme sprach einfach weiter.

„Gehen S’ weg von hier. Niemand will mit einem Tiermörder was zu tun haben.“ Dann wurde aufgelegt.

Martin fluchte in sich hinein und legte den Hörer wieder auf. Das war nicht der erste Anruf dieser Art, aber es tat weh, jedes einzelne Wort. Und dabei hatte er doch nur seine Arbeit gemacht wie immer.

Die Kuhherde von Großbauer Heinrich Hebbelmeier musste geimpft werden, ein durchaus üblicher Vorgang, nichts Besonderes. Doch drei Tage später waren aus der rund fünfzigköpfigen Herde vier Tiere verendet. Ein Verlust für den Bauern, eine Katastrophe für den Tierarzt, dem der Züchter Inkompetenz und die Verwendung falscher Medikamente vorwarf. Und natürlich war es in einem so kleinen Ort wie Hegensdorf nicht möglich, die ganze Geschichte möglichst unauffällig zu behandeln.

Vielleicht hätte die Versicherung von Doktor Hannigmann den Schaden ohne Murren bezahlt, aber Martin hatte sich empört gegen die Unterstellung gewehrt, und so war es unausweichlich geworden, dass Hebbelmeier mit dem offensichtlichen Ausdruck des Bedauerns Anzeige erstattet hatte, denn er musste seine Verluste ja von irgendwoher zurückbekommen.

Der Fall war von der Presse aufgegriffen worden, und die Zeitung hatte ihre Schlagzeile.

Das Telefon klingelte wieder, ganz bestimmt ein erneuter anonymer Anruf. Mürrisch hob Martin ab. „Ich hab doch schon versucht, Ihnen zu sagen, dass ich...“

„Verzeihung, sprech' ich mit Doktor Martin Hannigmann, dem Tierarzt?“, erklang am anderen Ende eine frische, freundliche, weibliche Stimme.

Verblüfft hielt Martin inne, war aber noch immer misstrauisch, erwartete die nächste Beschimpfung. „Ja, richtig, hier Doktor Hannigmann. Was kann ich für Sie tun?“

„Mein Name ist Marie-Anne Stephan, ich arbeite beim hiesigen Tageblatt, und ich möcht’ S’ gern befragen zu den Vorwürfen, die gegen Sie erhoben werden.“

„Ich hab’ mir nix vorzuwerfen und Ihnen nix zu sagen“, knurrte Martin. „Schlimm genug, dass Ihre Schlagzeile den Leuten einredet, ich hätt’ einen Fehler gemacht. Wie kommen S’ überhaupt dazu, einen solchen Schmarrn zu schreiben? Sie haben schließlich keinen Beweis für Ihre Behauptung.“ Martin redete sich in Rage, was aber nur zu verständlich war, schließlich hing sein Leben als Tierarzt davon ab, dass er seine Unschuld beweisen konnte, auch wenn er bis jetzt noch net die geringste Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte.

Doch die Frau am anderen Ende ließ sich durch seine Abweisung nicht gleich ins Bockshorn jagen.

„Darum geht’s ja grad, Herr Doktor. Das sind schwere Anschuldigungen, die da gegen Sie erhoben werden, und Sie sollten die Gelegenheit nutzen, aus Ihrer Sicht zu schildern...“

„Da gibt’s nix zu schildern!“, unterbrach er sie brüsk. „Ich hab’ keinen Fehler gemacht. Wie oft soll ich das denn noch sagen?“

„Aber es ist ja wohl eine Tatsache, dass vier Tiere tot sind, nachdem Sie eine ganz normale Impfung vorgenommen haben. Das wird Ihnen jedenfalls vorgeworfen. Wollen S’ wirklich, dass nur die andre Seite die Möglichkeit wahrnimmt in aller Öffentlichkeit darüber zu reden? Doktor, ich biete Ihnen die Chance sich zu wehren.“

Marie war sich in diesem Augenblick nicht so ganz darüber im Klaren, warum sie so hartnäckig dranblieb, obwohl die Worte des Arztes ihr doch zeigten, dass er sich in seiner Verbitterung zurückzog und nix mehr von der Sache wissen, und schon gar nix dazu sagen wollte. Ihr Chefredakteur hatte ihr den Auftrag erteilt, zu versuchen mit dem Tierarzt zu reden. Wenn er nicht wollte, auch gut, die Sache würde so oder so noch ein paar Artikel für einige Tage hergeben. Aber schon die Stimme des Burschen hatte ihr gefallen, und ein Gefühl sagte ihr, dass mehr an der ganzen Geschichte dran war, als es auf den ersten Blick schien. Außerdem war das Madl eine Gerechtigkeitsfanatikerin, wenn Hannigmann wirklich unschuldig war, wie er behauptete und felsenfest beteuerte, dann hatte er jedes Recht das auch laut zu sagen, damit ihm Recht widerfuhr.

Martin hingegen gingen die Argumente der Reporterin durch den Kopf. So ganz unrecht hatte sie vielleicht gar nicht mit ihren Worten.

„Da mag wohl was dran sein, an dem was S’ sagen“, gab er also widerwillig zu. „Nun gut, kommen S’ her, ich will Ihnen erzählen, wie die Geschichte aus seiner Sicht ausschaut.“

Marie frohlockte. Die Schlagzeile des nächsten Tages war ihr sicher.


*


Trotz der Tatsache, dass er kaum noch Patienten hatte, war Martin Hannigmann nicht müßig. In dem großen Garten, der zu seinem Haus gehörte, hatte er mehrere Zwinger für Hunde, Katzen und Kleintiere, die versorgt und behandelt werden musste, meistens unentgeltlich, denn es waren zum großen Teil Streuner, die der Bursche aufgelesen hatte. Sein ständiger treuer Begleiter auf fast allen Wegen war allerdings Murphy, ein riesiger Neufundländer mit einem dichten schwarzen Fell, einem treuen Blick und einem äußerst gutmütigen Wesen, den der Martin im Wald aufgelesen hatte, weil ihn jemand dort an einen Baum gebunden und allein gelassen hatte. Der Hund trottete neben Martin her, als der jetzt aus dem Garten zurückkehrte. Vor dem Haus hatte ein kleines Auto angehalten, und ein hübsches junges Madl war ausgestiegen. Sie schaute sich jetzt aufmerksam und suchend um, bis sie den Burschen entdeckte.

Marie-Anne Stephan war sechsundzwanzig Jahre alt, besaß haselnussbraune Haare, ebensolche Augen, eine schmale gerade Nase und einen leuchtend roten Mund. Ihre Figur war schlank, aber nicht dünn, und sie wirkte sportlich, und dennoch sehr weiblich. Sie musterte nun mit unverhohlener Neugier den Tierarzt, der langsam auf sie zukam; seine hochgewachsene schlanke Figur in ausgewaschenen Cordhosen, die dunklen Haare, braunen Augen und den Mund, der gern zu lachen schien. Sie überdachte das, was sie über ihn herausgefunden hatte. Er hatte in München studiert, war aber in einem kleinen Ort, gar nicht weit von hier, aufgewachsen. Und nach dem Studium, das er mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, war der hiesige Tierarzt auf ihn zugekommen, weil er sich zur Ruhe setzen wollte. So war Martin Hannigmann nach Hegensdorf gekommen und genoss bis zu diesem fatalen Vorfall einen guten Ruf. Kurzum, er war eine ausgesprochen sympathische Erscheinung.

Der riesige Hund an seiner Seite wirkte nicht bedrohlich, aber trotzdem sollte sich vielleicht niemand mit dem Tier anlegen, wenn es jemals gereizt sein sollte. Doch der Neufundländer kam jetzt, ganz im Gegensatz zu seinem Herrn, auf das Madl zu und begrüßte sie schnuppernd und schwanzwedelnd. Offensichtlich sah er sie nicht als Bedrohung an, sondern brachte ihr Vertrauen und Sympathie entgegen.

Marie streckte Martin die Hand entgegen. „Ich bin Marie-Anne Stephan, wir hatten miteinander telefoniert. Und ich bin Ihnen dankbar, dass S’ mich empfangen.“ Eigentlich hatte sie nicht so gestelzt reden wollen, aber irgendwie waren ihr diese Worte entschlüpft, reichlich unpassend, wie sie an dem verhaltenen Lächeln des Burschen sah. Doch er sagte nichts dazu, sondern ergriff zögernd die ausgestreckte Hand, erinnerte sich dann jedoch plötzlich an seine guten Manieren.

„Seien S’ mir willkommen. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“

Marie strahlte ihn an, irgendwie musste das Eis zu brechen sein, damit sie ein vernünftiges Gespräch mit ihm führen konnte. Und sie würde diesen Kaffee mit ihm trinken, und wenn er schwarz und bitter wie die Hölle sein sollte.

Gemeinsam gingen die beiden ins Haus.


*


„Und Sie sind absolut sicher, dass S’ net nach irgendwelchen falschen Ampullen gegriffen haben?“

Der Blick, mit dem Martin das Madl auf diese Frage hin musterte, war mehr als ärgerlich.

„Verzeihen S’, aber die Frage drängt sich auf, und ich muss sie stellen.“ Marie blieb tapfer, obwohl Martin jetzt keinen Hehl aus seiner Abneigung machte.

„Ich bin ein verantwortungsbewusster Arzt, Frau Stephan“, erklärte er grollend.

„Ich will Ihnen ja gern glauben, obwohl das für meine Zeitung keine Rolle spielt. Aber wie erklären S’...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-7325-7 / 3738973257
ISBN-13 978-3-7389-7325-9 / 9783738973259
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