Hannes hat Angst (eBook)

Mein Leben als Angsthund
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2023 | 1. Auflage
158 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-3335-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hannes hat Angst -  Hannes aus Rumänien
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Hannes ist ein Angsthund. Er stammt aus Rumänien und wurde im Alter von drei Jahren von einer deutschen Tierschutzorganisation an "seine neuen Menschen" vermittelt. Sie haben ihn an einer Autobahnraststätte aus dem Hundetransporter heraus in Empfang genommen. Dass er ein Angsthund ist, war ihnen nicht bekannt, denn er wurde beschrieben als: "selbstbewusster Rüde, der sich gerne kraulen lässt, zutraulich und verspielt ist". Entsprechend groß war der Frust bei Hannes und seinen Menschen. Hannes erzählt die Geschichte seines bisherigen Hundelebens und beschreibt den Weg mit "seinen neuen Menschen". Das Buch möchte denen, die ungewollt einen Angsthund aufgenommen haben, Mut machen, diesen spannenden, lehrreichen und anstrengenden Weg gemeinsam zu gehen und dabei den Hund nicht aufzugeben.

Hannes wurde in Rumänien geboren und im Alter von zwei Monaten gemeinsam mit seinem Bruder ausgesetzt. Sie wurden ins nahegelegene Tierheim gebracht. Dort lebten sie im Rudel mit anderen Hunden. Kontakte zu Menschen hatten sie fast keine. Im Alter von drei Jahren wurde Hannes nach Deutschland vermittelt und entpuppte sich als Angsthund. Es dauerte eineinhalb Jahre, bis er ein einigermaßen normales Leben führen und die Nähe von Menschen akzeptieren konnte.

Der Ernst des Hundelebens


Eines Tages, es war Ende Juni, kamen unsere Menschen und schauten uns alle genau an.

Wir hatten Angst, denn sie waren sehr ernst und blickten finster drein. Uns Welpen hoben sie einen nach dem anderen hoch und betrachteten uns von allen Seiten. Dabei fassten sie uns sogar ins Maul! Ich fand das alles überaus unangenehm, denn sie waren sehr grob und warfen Dinu und mich regelrecht zu Boden, nachdem sie uns intensiv angeschaut hatten. Dann diskutierten sie lautstark miteinander.

Ich verstand nicht so recht, was sie sagten, aber es lag etwas sehr Bedrohliches in der Luft.

Sie sprachen davon, dass sie nun die Schafherde für den Sommer in den Bergen vorbereiten und gute Herdenschutzhunde dafür aussuchen würden. Es sollten die kräftigsten und mutigsten Hunde sein, die sie mitnehmen wollten. Dafür sollten unsere drei alten Hundekumpels Pavel, Lorin und Aurora, die nicht mehr so fit waren, hierbleiben. „Sie taugen nichts mehr.“ hörte ich die Menschen sagen.

Naja – die drei flitzten nicht mehr so herum wie wir Jungen. Pavel war zudem verletzt und hatte Schmerzen seit seiner letzten Wolfsbegegnung in den Bergen.

Lorin hatte mir davon erzählt: Der Wolf sei jünger und stärker gewesen als Pavel. Wäre er selbst nicht hinzugekommen, um Pavel zu unterstützen und ihm zu helfen, hätte der den Kampf mit dem Wolf wohl nicht überlebt.

Genau deshalb halten wir Hunde zusammen, denn schließlich sind wir ja ein Rudel.

Ein Tag nachdem die Menschen uns Welpen begutachtet und auf den Boden geworfen hatten, kamen sie zu zweit und packten Dinu und mich in einen Karton.

„Na super - immer auf die Kleinen!“ dachte ich. Da hatte ich noch keine Angst, denn ich wusste nicht, was passieren sollte. Als der Karton mit Dinu und mir dann auf die Pritsche des Autos geworfen wurde, bekam ich große Angst.

Nach uns packten sie noch Pavel, Lorin und Aurora auf die Pritsche und fuhren los.

„Oh mein Hundegott! Was ist denn jetzt los? Wo ist Mama, wo sind unsere Geschwister?“ jammerte ich lautstark.

Mir wurde so schlecht, dass ich spucken musste. Dinu spuckte auch und bekam vor lauter Aufregung Durchfall.

Ich spürte, dass selbst Pavel, Lorin und Aurora aufgeregt waren, obwohl wir sie nicht sehen konnte, denn wir waren ja im Karton eingesperrt.

Es war eine sehr lange und holprige Fahrt. Irgendwann war ich wohl vor lauter Erschöpfung eingeschlafen.

Als ich aufwachte, lag Dinu neben mir und zitterte vor Angst. Ich konnte ihn nicht trösten, denn ich zitterte selbst wie Espenlaub. Vor lauter Verzweiflung knabberte ich ein kleines Loch in den Karton, um wenigstens unsere Hundefreunde zu sehen.

Das Auto hielt plötzlich mit einem Ruck an. Es war schon fast dunkel. Die beiden Menschen zerrten Pavel, Lorin und Aurora von der Pritsche des Autos.

„Los weg, sonst kommen die noch nach!“ hörte ich sie sagen. Dann schlugen die beiden Autotüren zu und mit quietschenden Reifen legte das Auto los.

Durch das kleine Loch, das ich in den Karton gebissen hatte, sah ich Pavel, Lorin und Aurora wie Schatten am Straßenrand stehen. Je weiter das Auto fuhr, umso kleiner wurden sie. Am Schluss waren es nur noch drei klitzekleine Punkte. Das war das letzte Mal, dass ich sie sah. Ich sollte sie nie mehr wiedersehen.

Oft frage ich mich, was aus Ihnen wohl geworden sein mag. Ob sie vielleicht neue Menschen gefunden haben, deren Schafe sie bewachen durften? Manchmal träume ich von Pavels Geschichten und seinen Abenteuern. Und ich nahm mir vor, wenn ich groß bin, so mutig und tapfer zu sein wie er!

Oh je! Ich hatte solche Angst. Was war los? Was passierte da mit Dinu und mir? Was hatten die Menschen vor mit uns?

Plötzlich hielt das Auto wieder an. Einer der Männer stieg aus, packte unseren Karton und stellte ihn sehr unsanft auf den Boden. Dann hörte ich die Autotür schlagen und das Geräusch quietschender Reifen.

Danach war es ganz still. Dinu und ich zitterten noch mehr als zuvor. Wir stanken nach Erbrochenem und Durchfall und hatten uns natürlich auch bepinkelt. Wir winselten verzweifelt: „Mama – wo bist Du?“ Es kam keine Antwort.

Sie war nicht da. Niemand war da. Nur Dinu und ich alleine in der Dunkelheit. Unser Karton bot uns wenigstens etwas Schutz.

Dinu schlug vor, das Loch im Karton größer zu beißen, um zu sehen, wo wir waren und unsere Mutter zu suchen. Wir knabberten also an der Pappe. Das lenkte uns ab und wir hofften, endlich aus dem Karton zu kommen, um den Geruch unserer Hundefamilie aufspüren zu können. Hunde riechen nämlich verdammt gut, sogar auf große Distanzen.

Aber hier an diesem fremden Ort rochen wir weder unsere Familie noch andere Hunde. Wir waren ganz alleine und spürten, dass alles anders war als sonst.

In der Ferne hörten wir Wölfe heulen und krochen ganz schnell wieder in den Karton. In der Nacht begann es kräftig zu regnen. Wir froren und hatten Angst, obwohl wir schon fast zwei Monate alt waren. Oder ich sollte wohl eher sagen „weil wir erst fast zwei Monate alt waren.“

Am nächsten Morgen war unser Karton komplett nass und über Dinu und mir zusammengefallen. Es fing gerade erst zu dämmern an. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. Wir krochen aus dem, was vom Karton noch übrig war.

Wo waren wir? Wir waren am Rande eines matschigen Parkplatzes. Alles war dreckig und schlammig. Überall lag Müll herum. Es waren weit und breit keine Hunde zu riechen oder zu hören. Aber wir hörten Wasser plätschern und sahen eine Quelle, die in einen Brunnen mündete. Der Auslauf des Brunnens ergoss sich in einen kleinen Bachlauf, der langsam bergab floss und seitlich mit Sträuchern, Büschen und Gras bewachsen war. Es war Juni und die Morgensonne war schon angenehm warm.

Dinu und ich gingen zum Bachlauf, um erst mal unseren Durst zu stillen und das Erbrochene, Dinus Durchfall und unseren Urin aus dem Fell zu waschen.

Da hörten wir ein Auto näherkommen. Es hielt neben den Resten unseres Kartons. Zwei Männer stiegen aus und holten eine Kiste leerer Flaschen aus dem Kofferraum. Sie gingen zum Brunnen und füllten die Flaschen.

Vor lauter Angst duckten wir uns in den Bachlauf, wo sie uns nicht sehen konnten. Nachdem sie die Flaschen gefüllt und im Auto verstaut hatten, fuhren sie wieder weg.

Dinu und ich hatten Hunger. Wir suchten im Müll nach Essbarem, konnten aber nichts finden.

Plötzlich hörten wir wieder Fahrzeuge. Ehe wir uns versahen, fuhren zwei Autos auf den Parkplatz.

Schnell sprangen wir wieder in den Bachlauf und versteckten uns im Gestrüpp der Böschung.

Zwei Männer, zwei Frauen und fünf Kinder stiegen aus. Sie unterhielten sich. Die Kinder spielten miteinander, während die Männer und Frauen kistenweise Flaschen am Brunnen füllten.

Die Kinder entdeckten uns, kamen näher und wollten uns fangen. Sie riefen ihren Eltern zu, dass hier zwei kleine Hunde seien. Die Alten hatten jedoch kein Interesse an uns.

„Fasst die Drecksköter ja nicht an!“ riefen sie den Kindern zu. Das fanden die natürlich besonders spannend und warfen mit Steinen nach uns. Dinu wurde von einem mittelgroßen Stein am Hintern getroffen. Mich traf einer am Kopf und einer sogar am Auge. Davon habe ich heute noch eine Narbe. Wir jaulten und zitterten am ganzen Leib, aber das war den Menschen egal. Die Kinder hatten Freude daran, uns zu ärgern.

Gottseidank hatten die Erwachsenen endlich die vielen Flaschen gefüllt, in den Autos verstaut und die Kinder zum Aufbruch gerufen. Eines von ihnen hat vor der Abfahrt sogar noch auf uns herab gepinkelt. Wie grässlich! Nachdem sie weg waren, wuschen wir uns wieder im Bach, denn wir stanken nach dem Urin des Kindes.

Den ganzen Tag über kamen immer wieder Menschen an die Quelle und füllten Flaschen und Kanister mit frischem Wasser auf.

Wir versteckten uns jedes Mal im Gehölz am Rand des Bachbetts, damit uns niemand sah.

Die Menschen unterhielten sich, lachten, füllten Wasser ab, fuhren wieder weg.

Einmal machten sogar welche Picknick in der Nähe des Brunnens. Wie roch das lecker nach Essen!

Uns knurrte der Magen, denn wir hatten nichts mehr gefressen, seit die Menschen uns von zuhause fortgerissen hatten. Der Hunger machte sich immer breiter in unseren Mägen und Köpfen. Wir konnten an nichts Anderes mehr denken als ans Fressen.

Als der Mutigere von uns beiden, kroch ich aus unserer Deckung im Bachbett, um mich, dem guten Essensduft folgend, an den Picknickkorb heranzuschleichen.

Das war keine gute Idee. Mit einem gewaltigen Fußtritt und lautem Geschrei der Menschen, flog ich über den verstaubten Parkplatz und knallte gegen einen großen Stein. Ich jaulte laut. Alles tat mir weh, aber niemand kümmerte sich um mich. Ich war völlig verzweifelt, hatte Schmerzen und zitterte am ganzen Leib. Mama hätte mir sicher geholfen, aber sie war nicht da. Warum war sie nicht da? Wann kommt sie uns endlich abholen?

Die Sehnsucht nach ihr war fast unerträglich. Aber irgendwie spürte ich, dass sie uns nicht zur Hilfe kommen würde. Sie wusste ja nicht, was man mit uns und den anderen Hundekumpels gemacht hatte. Reglos und hechelnd lag...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Angsthund • Auslandshund • Hunde • Hunderoman • Rumänischer Tierschutzhund • Tierschutzhund
ISBN-10 3-7578-3335-X / 375783335X
ISBN-13 978-3-7578-3335-0 / 9783757833350
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