Jasmin my Voice (eBook)

Wintergrün
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
210 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7579-1263-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jasmin my Voice -  Kerstin Rachfahl
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»Du warst die Stimme, Frieda der Takt und Anina die Musik. Was passiert, wenn die Stimme verstummt und nur noch Stille zu hören ist?« Niemand ahnt, dass hinter der biederen Landschaftsgärtnerin Jasmin, die einst provokative Leadsängerin J der Mädchenband Wintergrün steckt. Eine öffentliche Ohrfeige, die sie dem Sänger Liam von Stardust verpasst, sorgt für Wirbel nicht nur unter seinen weiblichen Fans. Jasmin erhält ein Strafbefehl und wird zu Sozialstunden verdonnert. Ihr Projekt, den Betonschulhof einer Grundschule in ein Naturparadies zu verwandeln. Dabei erhält sie unerwartete Hilfe von Damian, Liams Bruder, den das schlechte Gewissen plagt. Die zarten Bande zwischen den Beiden werden je zerrissen, als die Wahrheit ans Licht tritt und Jasmin einmal mehr erfahren muss, dass sie ihrem Ruhm nicht entfliehen kann, egal wie sehr sie versucht sich davor zu verstecken.

Kerstin Rachfahl lebt seit 1996 zusammen mit ihrem Mann, ihren Kindern und Tieren im Sauerland. Sie studierte internationale BWL und gründete zusammen mit ihren Mann 1991 die Rachfahl IT-Solutions GmbH & Co.KG. 2011 erschien ihr erster Pferderoman: Duke - ein weiter Weg zurück. Romantische und spannende Geschichten mit Happy-End, so lassen sich die Bücher von Kerstin Rachfahl am besten beschreiben. Mehr über die Autorin und ihre Romane erfahrt Ihr auf ihrer Webseite: kerstin-rachfahl.

Kerstin Rachfahl lebt seit 1996 zusammen mit ihrem Mann, ihren Kindern und Tieren im Sauerland. Sie studierte internationale BWL und gründete zusammen mit ihren Mann 1991 die Rachfahl IT-Solutions GmbH & Co.KG. 2011 erschien ihr erster Pferderoman: Duke – ein weiter Weg zurück. Romantische und spannende Geschichten mit Happy-End, so lassen sich die Bücher von Kerstin Rachfahl am besten beschreiben. Mehr über die Autorin und ihre Romane erfahrt Ihr auf ihrer Webseite: kerstin-rachfahl.

KAPITEL 1

Herzenswunsch


Jasmin schrubbte sich die Hände mit Kernseife, bis ihre Haut von der groben Behandlung rot leuchtete. Zuletzt kam der Dreck unter ihren kurz gehaltenen Fingernägeln dran. Nach dem Abtrocknen cremte sie die Hände ein. Jeder Finger wurde sorgfältig bearbeitet. Am Ende betrachtete sie das Resultat. Trotz ihrer Mühen sah man ihren Händen die Arbeit an.

»Jasmin?«

Seufzend tappte sie auf Socken durch die Tür von der Gärtnerei ins Haus. Sie ahnte, was ihr als Nächstes bevorstand, und wappnete sich innerlich. Der dunkelblonde Haarschopf ihrer Schwester, durchsetzt mit goldenen Haarsträhnen, genau wie bei ihrem Vater, tauchte prompt vor ihr auf. Carlas Gesicht war geschminkt: dramatische Smokey Eyes und die Lippen in einem dunklen Rotton. Diva hieß der Lippenstift. Passender hätte Carla es sich nicht aussuchen können.

Jasmin schüttelte den Kopf über sich selbst. Seit wann stopfte sie sich den Kopf mit solchen lapidaren Dingen wie der Bezeichnung eines Lippenstifts voll? »Meine Antwort lautet Nein.«

»Bitte, Jasmin.« Mit weit aufgerissenen Augen sah ihre Schwester sie an und machte einen Schmollmund.

»Nein.«

»Ich hab auch gekocht. Wirsing mit Kartoffeln und Hackfleisch. Eins von Papas Lieblingsgerichten. Die Spülmaschine ist eingeräumt, und die Waschmaschine läuft. Du brauchst nichts mehr zu machen. Bitte.«

»Nein.«

»Du warst doch auch mal jung und bist ständig auf Konzerte gegangen. Ich möchte doch nur ein einziges Mal zu Stardust. Es ist ewig her, dass sie hier aufgetreten sind. Sie sind seit zwei Jahren auf Europatournee, und es heißt, dass sie eine Pause einlegen wollen. Wer weiß, ob sie zusammen bleiben. Vielleicht ist es das letzte Konzert überhaupt, das sie geben.«

»So was nennt sich Marketing. Man erzeugt bewusst eine Knappheit, damit sich die Tickets für das Konzert zu einem höheren Preis verkaufen lassen.«

»Bitte, bitte, Jasmin. Nur dieses einzige Mal.«

Sie ließ ihre Schwester stehen und ging in Richtung Küche, aus der es köstlich duftete. Wenn Carla es wollte, war sie die beste Köchin in der Familie. Jasmin lief das Wasser im Mund zusammen, und ihr knurrte der Magen.

Ihr Vater deckte gerade den Tisch und hielt den Blick nach unten gerichtet. Klar, dass er sich aus der Diskussion heraushielt. Seit ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte, war sie diejenige, die Carla Grenzen setzte.

»Papa, bitte«, wandte sich Carla an ihren Vater. »Ich verspreche auch, dass ich mir nie wieder etwas anderes wünsche.«

Jasmin setzte sich auf ihren Platz. »Du meinst, wie bei deinem neuen Handy, dem Piercing im Ohr und dem Tattoo auf der Schulter?«

Die Augen ihrer Schwester blitzten zornig auf. »Mit welchem Recht spielst ausgerechnet du dich als Moralapostel auf? Wer von uns ist denn mit sechzehn durch die Weltgeschichte getourt, hat Drogen genommen, Alkohol getrunken und rumgehurt?«

»Carla«, mahnte ihr Vater.

»Ein Konzert. Nur ein Konzert, und ihr macht einen Affenaufstand, als würde die Welt untergehen. Ich hasse euch beide! Ich hasse euch! Ich hasse euch!«

Ihre Unterlippe fing an zu zittern, Tränen stiegen ihr in die Augen, kullerten die Wange hinunter und zogen Spuren durchs Make-up. Bevor einer von ihnen etwas erwidern konnte, drehte Carla sich auf dem Absatz um, rannte aus der Küche und knallte die Tür hinter sich zu.

Noch während sie die Treppe hochstampfte, hörte man sie bis in die Küche schreien: »Gott, bin ich froh, dass ich bald achtzehn werde! Dann packe ich meine Koffer, so wie Mama, und ihr seht mich nie wieder!«

Jasmin häufte sich Wirsingeintopf auf den Teller und schob sich die erste Portion mit der Gabel in den Mund. »Mhm, lecker. Da hat sie sich mal wieder selbst übertroffen.« Hungrig, wie sie war, schlang sie das Essen hinunter und mied den Blick ihres Vaters, der sein Besteck hin und her schob.

Er hielt inne.

»Nein.«

»Wenn du nicht gehst, gehe ich mit ihr.«

»Verdammt, Papa, wann lernst du es endlich? Das ist doch alles nur eine Show, was Carla da abzieht, und du fällst darauf rein. Die beruhigt sich schon wieder. Spätestens wenn sie Geld von dir will, weil ihr Kleideretat mal wieder nicht ausreicht. Denkst du, ich merke es nicht, wenn du ihr einen Schein aus der Haushaltskasse zusteckst?«

»Mama und ich waren nie so streng mit dir.«

»Ja, das stimmt …« Den Rest des Satzes verkniff sie sich, weil sie wusste, dass es ihm gegenüber nicht fair wäre. »Du verwöhnst Carla schon genug. In sieben Monaten kann sie machen, was sie will. Dann kann sie immer noch auf ein Konzert gehen.«

»Aber nicht auf eins von dieser Band – wie heißt sie noch gleich?«

»Stardust.«

»Sie schwärmt für den Sänger. Du weißt, wie das ist.«

»Ja, und genau deshalb sollten wir es dabei belassen.«

»Es gehen Gerüchte um, dass er aussteigt.«

Sie hatte sich den Teller zum zweiten Mal vollgeladen und hielt mit der Gabel vor ihrem Mund inne. »Woher willst du das wissen?«

Auf den Wangen ihres Vaters zeichnete sich eine feine Röte ab. »Ich habe es im Internet recherchiert.«

»Du hast im Internet nach Stardust und Liam Dust gesucht?«

»Geht ganz leicht. Computer einschalten, Webbrowser öffnen und Suchwort eingeben. Soll ich es dir zeigen?«

Jasmin verdrehte die Augen. »Haha. Wieso interessierst du dich für die Band?«

»Carla ist ein Fan, und es ist mir wichtig, dass ich mit meinen Töchtern im Gespräch bleibe.«

»Ach, Papa.« Stöhnend legte Jasmin das Gesicht in ihre Hände.

»Mach dir keine Gedanken. Wie gesagt, ich gehe mit ihr hin. Ich wollte es vorhin schon anbieten, aber wenn ihr zwei erst mal in Fahrt kommt …«

»Ich bin ganz ruhig geblieben und habe nur Nein gesagt. Mehr nicht. Sie hat rumgeheult und ist hoch in ihr Zimmer gerannt.«

»Du hättest es erklären können, anstatt sie so kurz abzufertigen. Sie hat nicht nur gekocht, sondern auch die Wäsche gemacht.«

»Wenn ich arbeite, koche und den Haushalt schmeiße, sagt niemand was.«

»Du weißt, wie dankbar ich dir bin.« Er legte eine Hand auf ihre, drückte sie. »Ohne dich hätte ich das alles niemals geschafft.«

Sie drehte ihre Handfläche zu seiner und verschränkte ihre Finger miteinander.

»Ist dir klar, was für ein Lärm das ist, wenn vierzigtausend Mädchen kreischen und in Ohnmacht fallen?«

Er zog die Nase kraus.

»Ganz zu schweigen von all den BHs, die auf die Bühne geworfen werden, und den Mädchen, die umkippen, weil sie seit Stunden ganz vorn ausharren, und von der Security rausgezogen werden müssen?«

»Die Fans bringen Unterwäsche zum Werfen mit?«

»Nein. Sie ziehen sie beim Konzert aus.«

Ihr Vater versuchte, seine Hand unter ihrer herausziehen, doch sie hielt sie fest.

»Das erzählst du mir nur, damit ich es mir anders überlege.«

Sie legte den Kopf schief. »Funktioniert es?«

»Ich werde der Älteste dort sein.«

»Mit Sicherheit.«

»Wie lange dauert so ein Konzert?«

»Mit der Vorband drei Stunden oder vier.«

»Das geht ja noch.«

»Vergiss nicht das Anstehen vor dem Einlass.«

»Puh.«

»Du solltest auch daran denken, dir Ohrstöpsel zu besorgen.«

Diesmal sah sie ihm direkt in die Augen und las die Frage darin – die Bitte. Sie liebte ihn mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt. Sie löste ihren Griff und zog ihre Hand unter seiner heraus, ergriff die Gabel und nahm eine Portion Wirsing darauf. »So schlimm wirds schon nicht werden. Nun iss. Carla hat sich diesmal selbst übertroffen.«

Jasmin lag im Bett. Obwohl sie von der körperlichen Arbeit ausgelaugt war, schaffte sie es nicht, einzuschlafen. Beständig ging ihr die Szene vom Abendessen durch den Kopf. Sie hörte die schlurfenden Schritte ihres Vaters auf dem Flur, sein leises Klopfen an Carlas Tür. Seine Stimme, als er um Einlass in das Zimmer ihrer Schwester bat. Sie erinnerte sich gut an die Tage, als er an ihre Tür geklopft hatte, um die Wogen zwischen ihr und ihrer Mama zu glätten. Sie seufzte. Er war einfach viel zu gut für diese Welt. Geduldig klopfte er noch einmal, wiederholte seine Bitte, bis sich ihre Schwester schließlich dazu herabließ, ihn reinzulassen. Sie lauschte, wartete auf den Aufschrei der Freude. Es blieb still. Verdammt, Carla, sei nicht so eine verfluchte Zicke. Freu dich, dass er mit dir zum Konzert geht. Kapierst du nicht, was für eine Tortur das für ihn wird?

Die Selbstgespräche tönten so laut in ihrem Kopf, dass sie das leise Klopfen erst überhörte.

»Darf ich reinkommen?«

Jasmin schaltete ihre Nachttischlampe an. »Ja, klar.«

Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet. Er zögerte, bevor er ihr Zimmer betrat, betrachtete ihren Schreibtisch, den Stuhl, die kahle Wand, an der kein einziges Poster mehr klebte. Stattdessen stand dort ein Lesesessel aus einem Billigmöbelhaus, den sie nur selten benutzte.

Sie rückte ein Stück zur Seite und klopfte auf ihre Bettkante.

Er lächelte,...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2023
Reihe/Serie Wintergrün
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Kinder- / Jugendbuch Bilderbücher
Schlagworte Ausgegrenztsein • Deutschland • Liebe • Liebesroman • Musikband • Selbstfindung • Selbstwertgefühl • Stadtleben • Suchtproblem • Vorurteile • Young Adult
ISBN-10 3-7579-1263-2 / 3757912632
ISBN-13 978-3-7579-1263-5 / 9783757912635
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