Mallory Greenleaf hat sich geschworen, nie wieder Schach zu spielen. Denn das Spiel, das sie jahrelang geliebt hat, hat ihr zu viel genommen. Doch als ihre beste Freundin sie überredet, bei einem Wohltätigkeitsturnier einzuspringen, kann Mallory nicht ablehnen. Ein letztes Mal spielt sie - und besiegt versehentlich den amtierenden Weltmeister Nolan Sawyer. Nolan, der Schach auf ein ganz neues Level gehoben hat. Nolan, der dafür bekannt ist, dass er mit Niederlagen nicht gut umgehen kann. Nolan, der wahnsinnig gut aussieht. Mallory tut das Erste, was ihr in den Sinn kommt: Sie läuft weg. Doch Nolan spürt sie auf und lässt nicht locker. Er will unbedingt erneut gegen Mallory spielen. Doch sie kann nicht riskieren, sich noch einmal ins Schachspielen zu verlieben. Und in Nolan schon gar nicht ...
Ali Hazelwood ist die Autorin des internationalen Bestsellers »The Love Hypothesis« (»Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe«) und Verfasserin von Fachartikeln über Hirnforschung, die leider nicht immer ein Happy End vorweisen können. Ursprünglich stammt sie aus Italien und lebte in Deutschland und Japan, bevor sie in die USA zog, um in Neurowissenschaften zu promovieren. Seit Kurzem ist sie Professorin, was ihr eine Heidenangst einjagt. Wenn Ali nicht arbeitet, geht sie joggen, isst Cake Pops oder sieht sich Science-Fiction-Filme an.
Kapitel 2
»Das Turnier wird nach dem Schweizer System gespielt. In gewisser Weise. Aber nicht wirklich.« Easton versammelt unser Team um sie herum, als wäre sie Tony Stark, der die Avengers instruiert. Doch statt passender Einzeiler verteilt sie Pins des Paterson-Schachclubs. In der ersten Etage des Fulton Market müssen dreihundert Leute versammelt sein, und ich bin offenbar die Einzige, die nicht darüber informiert wurde, dass der Dresscode business casual lautet.
Ups.
»Jeder von uns muss zu vier Spielen antreten«, fährt sie fort. »Weil es für einen guten Zweck ist und weil auch Amateure am Turnier teilnehmen dürfen, werden die Spielpartner nach ihrer eigenen Einschätzung ihrer Fähigkeiten zusammengestellt statt auf Basis der FIDE-Rankings.«
FIDE ist der Internationale Schachverband – warum die Abkürzung nicht ISV lautet, ist mir schleierhaft, aber ich vermute, dass Französisch im Spiel ist. Die Organisation hat ein kompliziertes System, zu bestimmen, wie gut die Spielerinnen und Spieler sind, und stufen sie dementsprechend ein. Man hat dann eine sogenannte Elo-Zahl. Mit sieben Jahren, als ich verrückt nach Schach war und Meerjungfrau und Großmeisterin werden wollte, wusste ich alles darüber. Mittlerweile habe ich jedoch alles Bürokratische vergessen, wahrscheinlich, um Platz für nützlichere Informationen zu schaffen – zum Beispiel für die beste Methode, Kabelklemmen zu lösen oder für den Plot der ersten drei Staffeln von How to Get Away with Murder. Ich weiß nur noch, dass man sich bei Turnieren anmelden muss, die von der FIDE gesponsert werden, wenn man eingestuft werden will. Und das habe ich natürlich seit einer Ewigkeit nicht mehr getan – weil ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gespielt habe.
Seit vier Jahren, fünf Monaten und zwei Wochen – und nein, ich werde mich nicht dazu herablassen, auch die Tage zu zählen.
»Dann müssen wir uns also selbst einschätzen?«, fragt Zach. Er ist ein Freshman von der Montclair, ist dem Paterson-Schachclub erst beigetreten, als ich schon aufgehört hatte, und hätte nichts dagegen, Profi zu werden.
Einmal habe ich ihn auf einer Party getroffen und bin kein Fan von ihm, unter anderem wegen seiner Vorliebe dafür, in Unterhaltungen völlig ohne Zusammenhang seine Elo-Zahl (2546) zu erwähnen, wegen seiner Fähigkeit, stundenlange Monologe über seine Elo-Zahl (2546) zu halten, und wegen seinem Mangel an Verständnis dafür, dass ich nicht daran interessiert bin, ihn zu daten, trotz seiner Elo-Zahl (2546).
Aber er ist immer noch besser als unser viertes Mitglied Josh, der nicht müde wird, zu wiederholen, dass Easton ein bisschen weniger lesbisch sein würde, wenn sie nur einmal mit ihm rummachen würde.
»Da ich die Teamleaderin bin, habe ich eine Wertung für euch abgegeben«, erklärt uns Easton. »Ich habe …«
»Warum bist du die Teamleaderin?«, fragt Zach. »Ich erinnere mich nicht daran, dass wir gewählt hätten.«
»Dann bin ich eben die Team-Diktatorin«, versetzt sie.
Ich stecke mir den Pin an mein T-Shirt, um ein Schmunzeln zu verbergen.
»Mallory habe ich in die höchste Kategorie eingetragen.«
Ich lasse die Arme fallen. »Easton, ich habe kaum gespielt seit …«
»Zach ist auch in der höchsten Kategorie. Ich bin in der dritthöchsten«, fährt sie fort, ohne auf meine Einwände einzugehen. Dann schaut sie Josh an und macht eine effektvolle Pause. »Dich habe ich in die niedrigste eingetragen.«
Josh bricht in sein betont herzhaftes Goldjungen-Gelächter aus. »Aber mal im Ernst, in welche Kategorie hast du …«
Easton starrt ihn weiter ernst an, ohne mit der Wimper zu zucken.
Schließlich schaut er zu Boden.
»Kennt der Paterson-Schachclub deinen Browserverlauf?«, frage ich Easton, als wir zwei allein sind und in Richtung Saal gehen.
»Wieso?«
»Du kannst auf keinen Fall freiwillig hier sein, nicht mit diesen beiden. Also entweder ist man dir wegen den Alien-Pornos auf die Schliche gekommen oder …«
»Ich schaue keine Alien-Pornos.« Sie wirft mir einen wütenden Blick zu. »Der Leiter des Clubs hat mich gebeten, ein Team zusammenzustellen. Ich konnte nicht Nein sagen, weil er mir ein Empfehlungsschreiben fürs College ausgestellt hat. Er hat einfach die Tatsache ausgenutzt, dass ich ihm einen Gefallen schulde.« Sie drängt sich an zwei älteren Männern in Anzügen vorbei, um zum Turniersaal zu gelangen. »Genauso wie du mir deine Schwestern aufgehalst hast.«
»Das hast du verdient, nachdem du Zach und den Turm mitgebracht hast, den er sich in den Arsch geschoben hat.«
»Ah, Zach. Wenn wir doch nur wüssten, was seine Elo-Zahl ist.«
Ich lache. »Vielleicht sollten wir ihn fragen und …«
Als wir durch die Tür gehen, verliert sich meine Stimme.
Der Lärm in dem überfüllten Saal ebbt ab, und schließlich herrscht vollkommene Stille.
Leute laufen um mich herum, an mir vorbei, stoßen mich an, aber ich stehe wie angewurzelt da und kann mich nicht bewegen.
Es gibt Tische. Viele Tische, die zusammengeschoben wurden und lange parallele Reihen bilden – unzählige Reihen mit weiß-blauen Tischdecken und Plastikklappstühlen auf jeder Seite, und zwischen den beiden Stühlen …
Schachbretter.
Dutzende davon. Hunderte. Und zwar keine guten – ich kann schon vom Eingang aus sehen, dass sie alt und billig sind. Die Farbe splittert von den schlecht geschnitzten Figuren ab, die Felder sind schmutzig und verfärbt. Hässliche zusammengewürfelte Spielbretter überall um mich herum. Der Geruch im Saal ist wie eine Kindheitserinnerung aus vertrauten, einfachen Noten: Holz und Filz und Schweiß und abgestandener Kaffee, Bergamotte von Dads Aftershave, Heimat, Zugehörigkeit, Betrug, Glück und …
»Mal? Alles okay?« Easton zieht stirnrunzelnd an meinem Arm. Ich vermute, es ist nicht das erste Mal, dass sie mich gefragt hat.
»Ja. Ja, ich …« Ich schlucke, was hilft. Der Moment ist gebrochen, mein Herzschlag beruhigt sich, und ich bin wieder im Hier und Jetzt – wenn auch ein wenig aufgewühlt. Es ist nur ein Raum, in dem ich stehe. Die Schachfiguren sind nur Gegenstände. Einige davon weiß, andere schwarz. Einige können sich über beliebig viele freie Felder bewegen, andere nicht. Wen kümmert das schon? »Ich brauche was zu trinken.«
»Ich habe Crystal Light. Erdbeere.« Sie reicht mir ihre Camelbak-Flasche. »Es ist widerlich.«
»Leute«, Zach nähert sich uns von hinten, »flippt jetzt nicht aus, aber ich habe ein paar ziiiemlich große Namen entdeckt. Internationale Stars.«
Easton schnappt übertrieben nach Luft. »Harry Styles?«
»Was? Nein.«
»Malala?«
»Nein.«
»Oh mein Gott, Michelle Obama? Meinst du, sie signiert meine Pocket Constitution?«
»Nein – Rudra Lal. Maxim Alexeyev. Andreas Antonov. Yang Zhang. Berühmte Schachleute.«
»Ah.« Sie nickt. »Also normale Leute, die kein bisschen berühmt sind?«
Ich liebe es, dabei zuzusehen, wie Easton Zach verarscht, aber ich habe diese Namen tatsächlich schon einmal gehört. Ich würde sie vielleicht bei einer Gegenüberstellung nicht erkennen, doch als ich noch besessen von Schach war, habe ich ihre Spiele mithilfe von Büchern, Simulations-Software und YouTube-Tutorials studiert. Alte Erinnerungen keimen in mir auf, als würden Synapsen, die lange Zeit nicht genutzt wurden, langsam zum Leben erwachen.
Lal: flexible Eröffnungen, positionell.
Antonov: raffiniert, aber technisch.
Zhang: kalkulierend, langsam.
Alexeyev: noch jung, unbeständig.
Ich zucke mit den Schultern, um die Erinnerungen zu vertreiben, und frage: »Was machen die denn auf einem Turnier für Amateure?«
»Die Direktorin hat gute Connections in der Schachwelt – sie ist die Besitzerin eines angesehenen New Yorker Schachclubs. Außerdem bekommt das Siegerteam zwanzigtausend Dollar für eine wohltätige Organisation seiner Wahl.« Zach reibt sich die Hände wie ein Cartoon-Bösewicht. »Ich hoffe, ich muss gegen die ganz Großen antreten.«
»Du glaubst, du kannst sie besiegen?« Easton hebt skeptisch die Augenbrauen. »Sind das keine Profis?«
»Na ja, ich habe viel trainiert.« Zach streicht sich ein paar nicht existente Krümel von seinem Sakko. »Meine Elo-Zahl ist 2546«, wir verdrehen alle die Augen, »und Lal ist derzeit nicht in Form. Habt ihr gesehen, wie er vor zwei Wochen beim Ubud International gegen Sawyer verloren hat? Es war peinlich.«
»Jeder wirkt neben Sawyer peinlich«, merkt Josh an.
»Na ja, viele Leute wirken auch neben mir peinlich.«
Eastons Auge zuckt. »Willst du dich mit Sawyer vergleichen?«
»Die Leute sagen, wir haben einen ähnlichen Stil …«
Ich huste, um ein Lachen zu überspielen. »Wissen wir denn schon, gegen wen wir antreten?«
»In gewisser Weise schon.« Easton entsperrt ihr Handy und schickt jedem von uns einen Screenshot der Mail, die sie von den Organisatoren erhalten hat. »Wir wissen nicht, gegen wen wir spielen, weil es ein Teamturnier ist. Aber, Mal, du bist Spielerin eins unseres Clubs, und du wurdest Spieler eins aus dem Marshall-Schachclub zugeteilt. Reihe fünf, Spielbrett vierunddreißig. Gute Nachrichten: Du spielst weiß. Runde eins beginnt in fünf Minuten. Das Zeitlimit beträgt neunzig Minuten, dann fängt Runde zwei an. Also los.« Easton zieht an meiner Hand. »Wir wollen doch Lal nicht auf den gehörigen...
Erscheint lt. Verlag | 15.11.2023 |
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Übersetzer | Melike Karamustafa, Bettina Hengesbach |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Check & Mate |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 2023 • Ali Hazelwood • Ali Hazelwood auf deutsch • Ali Hazelwood neues Buch • Booktok • Check & Mate • Check & Mate auf deutsch • Colleen Hoover • Das Damengambit • Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe • eBooks • enemies to lovers • Happy End • Liebe • Liebesroman • Liebesromane • Love on the Brain • MINT • Nerd • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • New Adult • Roman • Romane • schach roman • spicy • spicy books • stem • STEMinist • The Love Hypothesis • The Queen's Gambit • TikTok |
ISBN-10 | 3-641-30366-4 / 3641303664 |
ISBN-13 | 978-3-641-30366-2 / 9783641303662 |
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