10 Super Western Februar 2023 (eBook)
1100 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7213-9 (ISBN)
Der harte Trail der Rache
Western von Pete Hackett
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die hintere Bordwand des Chuckwagens war heruntergeklappt. Darauf stand die Kassette mit dem Geld. Der Koch, der zur Stammmannschaft der Two River Ranch gehörte und als einer der wenigen dieser Crew des Lesens und Schreibens kundig war, saß am Tisch vor einer aufgeschlagenen Kladde, deren Seiten in Spalten unterteilt waren.
Man schrieb das Jahr 1868. Es war Anfang Dezember und ziemlich kalt. Die Two River Ranch hatte in diesem Jahr bereits die zweite Herde nach Norden geschickt. Auf den texanischen Weiden wimmelte es in den Jahren nach dem Krieg von Longhorns. Und auf den Viehmärkten in Kansas wurden den Texanern die Rinder regelrecht aus den Händen gerissen.
Die Treiber standen in einer Schlange und warteten. Laut las der Koch: "Neal McCarty - hundert Dollar Treiberlohn, zwanzig Dollar Prämie."
Der Gerufene trat vor und der Trailboss nahm hundertzwanzig Dollar aus dem grün gestrichenen Blechkasten. "Quittiere die Auszahlung, McCarty", knurrte er. "Falls du deinen Namen nicht schreiben kannst, mach drei Kreuze."
"John Kirby!", erklang sogleich die Stimme des Kochs. "Hundert Dollar Treiberlohn, zwanzig Dollar Prämie."
John baute sich vor dem Trailboss auf und nahm das Geld. Der Trailboss sagte: "Damit ist dein Job auf der Two River Ranch beendet, Kirby. Aber du hast was auf dem Kasten als Trailman. Solltest du dich im nächsten Jahr zur Zeit der Herdentriebe wieder in der Nähe von Fort Worth herumtreiben und ohne Job sein, kannst du jederzeit zu uns kommen. Wir werden wieder tüchtige Burschen brauchen können."
"Ich werde es mir merken, Trailboss", grinste John. Er war groß, schlank, ohne jedoch hager oder ausgemergelt zu wirken, war breit in den Schultern und schmal in den Hüften. Dunkle Haare fielen unter seinem verbeulten und verschwitzten Stetson hervor in seinen Nacken. Sein Gesicht war schmal und dunkel, sein eckiges Kinn verriet Energie und einen festen Willen.
Er ging zum Koch und quittierte den Empfang seines Treiberlohnes. Und der Koch rief schon den nächsten Namen: "Flint Cassidy! Hundert Dollar Treiberlohn, zwanzig Dollar Prämie ..."
John stakste davon. In seiner Tasche knisterten die Scheine. Er war hungrig auf die Sünden und Laster, die Dodge City zu bieten hatte. Wochenlang nur Rinder, Staub, vernichtende Herbststürme und all die anderen Unbilden und Strapazen, die ein Cattletrail von Texas herauf zu bieten hatte - das weckte in den wilden Burschen eine fast grenzenlose und ungezügelte Gier nach sündhaftem Vergnügen.
*
John war ziemlich betrunken, als er gegen Mitternacht den Long Branch Saloon betreten wollte. An der Wand neben der Pendeltür lehnte eine der grell geschminkten Ladys, die mit ihren Reizen alles andere als geizten und den ausgehungerten Burschen vom langen Trail den Himmel auf Erden versprachen - gegen bare Münze natürlich.
Sie war jung, hübsch und anziehend, an ihr war der Hauch des Verruchten und der Todsünde, und als sie John ansprach, blieb dieser stehen. Sie sagte mit dunkler, rauchiger Stimme: "Hi, Buddy, ganz allein unterwegs?"
Ihre perlweißen Zähne blitzten ihn an, und als sie ihm die Hand auf den Arm legte, elektrisierte ihn diese Bewegung regelrecht.
"Yeah", murmelte er mit alkoholschwerer Zunge, "allein und einsam. Es ist zum Heulen."
Er grinste zu ihr hinunter, denn sie war einen ganzen Kopf kleiner als er. Er roch ihr Parfüm, sah die Verlockung in ihren Augen, den roten, sinnlichen Mund, der ihn geradezu zum Küssen einlud, ihr feingeschnittenes, ebenmäßiges Gesicht, und er hörte sie flöten: "Ich kann dir die Einsamkeit vertreiben, Texas. Ich glaube, auf einen großen Burschen wie dich habe ich nur gewartet. Komm, geh mit mir. Sei mein Prinz in dieser Nacht."
Sie lachte, hakte sich bei ihm ein und zog ihn mit sich fort. Nun, John war kein Kostverächter. Er folgte ihr willig. Die Kleine gefiel ihm. Sie zog ihn in eine dunkle Gasse. Der Lärm, der sich in der Front Street staute, blieb zurück, sickerte nur noch verschwommen und undeutlich heran.
"Gleich", gurrte sie, "gleich sind wir bei mir. Und dann, Texas ..."
Plötzlich waren drei Kerle da. Die Lady versetzte John einen Stoß und riss sich zugleich von ihm los. John war viel zu überrascht und auch zu betrunken, um schnell genug zu reagieren. Etwas knallte gegen seinen Kopf, und als ihn ein zweiter, brutaler Schlag traf, kippte er um wie ein gefällter Baum. Sein Denken riss.
Als John wieder zu sich kam, drängte sich von Osten her die erste Helligkeit in die Stadt. Jemand rüttelte an seiner Schulter, wie aus weiter Ferne hörte er seinen Namen rufen. Er schlug die Augen auf und schaute mit dem törichten Ausdruck des Nichtbegreifens in das Gesicht über sich.
Sein Mund war trocken. Das Schlucken bereitete ihm Mühe. Sein Schädel brummte. Er erkannte Flint Cassidy, den Sattelgefährten vom Trail. Und schließlich stellte sich die Erinnerung ein.
"O verdammt", knirschte er und richtete seinen Oberkörper auf. Das Dröhnen in seinem Schädel steigerte sich zu pochendem Schmerz. Er hob die Hand und betastete die Beulen, die von den Schlägen herrührten, und John fühlte verkrustetes Blut. Ihn fror erbärmlich. Der Herbst näherte sich seinem Ende und die Nächte waren kalt. Seine Zähne schlugen wie im Schüttelfrost aufeinander. "Dieses kleine Luder. Sie hat mir den Himmel versprochen und führte mich in die Hölle."
Siedendheiß durchfuhr es ihn. Den hämmernden Schmerz in seinem Kopf nicht achtend setzte er sich auf, seine Rechte fuhr unter die Jacke...
"Die Pest an ihren Hals!", entfuhr es ihm. "Sie haben mir die Brieftasche geklaut. Es waren drei. Und sie haben mich ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Aaah, ich mache mich auf die Suche nach dem heuchlerischen Miststück, und dann ..."
"Vergiss es, Bruder", murmelte Flint Cassidy. Er kauerte neben John auf den Hacken seiner Reitstiefel. "In diesem Hexenkessel wirst du sie niemals ausfindig machen. Und selbst wenn: die Kleine wird alles abstreiten und ihre Komplizen nicht verraten. Was dann? Willst du sie verprügeln? Möchtest du mit einem Schlag hundert wilde Burschen gegen dich haben, die dich in Stücke reißen. Lass den Gedanken, sie zu suchen, fallen, Amigo. Denn am Ende würdest du dich nur grün und blau ärgern."
Cassidy half John auf die Beine. Flint Cassidy war blond und genauso groß wie John. Auch er wirkte geschmeidig und energisch. Wie John gehörte auch er nicht zur Stammmannschaft der Two River Ranch. Wie John gehörte er zu den Ruhelosen, den Abenteurern, die es an keinem Platz hielt, die sich treiben ließen, die die Herausforderungen des Lebens und des wilden Landes annahmen und ihnen zu trotzen versuchten.
John ächzte und stöhnte. Das Hammerwerk in seinem Kopf wollte sich nicht beruhigen. Schwindel erfasste ihn und einen Augenblick wurde es ihm schwarz vor Augen.
Flint Cassidy sagte zwischen den Zähnen: "Auch mir haben sie die Flügel gestutzt, Kirby. Beim Blackjack. Ich hatte nicht mal mehr das Geld, um mich zu betrinken. Jetzt war ich auf dem Weg zum Cottage, und da hörte ich dich in dieser Gasse röcheln. Ich glaube, wir pfeifen beide aus dem letzten Loch." Er nickte, lachte bitter auf, und endete sarkastisch: "Eine Chance hätten wir noch, um ein paar Cents zu ergattern: Wir könnten im Long Branch Saloon die Spucknäpfe ausleeren."
"Traurig aber wahr", murmelte John. "Man müsste diesen Sündenpfuhl an allen vier Ecken gleichzeitig anzünden."
"Nun, die Reue kommt zu spät. Bloß gut, dass wir im Cottage schon im Voraus zahlen mussten. Andernfalls bekämen wir wahrscheinlich sogar noch Ärger mit dem Marshal. Komm, holen wir unser Zeug, und dann sehen wir weiter."
Flint zog John mit sich fort.
*
Es war später Nachmittag. Und obwohl die Nacht noch fern war, erwachte Dodge schon zu sündhafter Betriebsamkeit. John und Flint hockten auf der Gehsteigkante vor dem 'Drovers Cottage',...
Erscheint lt. Verlag | 27.2.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
ISBN-10 | 3-7389-7213-7 / 3738972137 |
ISBN-13 | 978-3-7389-7213-9 / 9783738972139 |
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