Die Romance & History Bibliothek Februar 2023: 1700 Seiten Romantische Spannung (eBook)

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2023 | 1. Auflage
1700 Seiten
Alfredbooks (Verlag)
978-3-7452-2739-0 (ISBN)

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Die Romance & History Bibliothek Februar 2023: 1700 Seiten Romantische Spannung -  Alfred Bekker,  W. A. Hary,  Silke Bekker
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Die Romance & History Bibliothek Februar 2023: 1700 Seiten Romantische Spannung von Alfred Bekker, Silke Bekker, W.A.Hary Über diesen Band: Dieser Band enthält folgende Romane: Die Bernsteinhändlerin (Alfred Bekker/ Silke Bekker) Die Papiermacherin (Alfred Bekker/Silke Bekker) Die Seherin von Paris (Alfred Bekker/W.A.Hary) Wunderliche Liebesgeschichte 1914 (W.A.Hary/Alfred Bekker/Silke Bekker) Lübeck 1450: Mit einem großen Fest wird die Verlobung zwischen Barbara Heusenbrink, der Tochter des Rigaer Bernsteinkönigs Heinrich Heusenbrink, und dem reichen Patriziersohn Matthias Isenbrandt gefeiert. Obwohl Barbara Matthias nicht liebt, willigt sie in die Vernunftehe ein. Kurz darauf lernt sie jedoch den Glücksritter Erich von Belden kennen, von dem sie sich magisch angezogen fühlt. Aber beiden ist klar, dass ihre Liebe keine Chance hat. Und dann wird Barbara von Bernsteinschmugglern nach Danzig entführt, die ihren Vater erpressen wollen ...

Sie mag noch sehr jung sein und überdies ist es ungewöhnlich, dass eine Frau sich in derlei Geschäften wie dem Bernsteinhandel tummelt. Aber es sollte Barbara Heusenbrink niemand unterschätzen. Nicht lange und sie wird ihrem Vater, den man nicht umsonst den Bernsteinkönig heißt, in nichts nachstehen. Jetzt, da Heinrich Heusenbrink schwach ist und sie noch keine Erfahrung besitzt, ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, ihrer beider ledig zu werden – sowohl des Vaters als der Tochter. Ob nun mit Hilfe der Natur oder durch die Unterstützung willfährigen und bewaffneten Gesindels, sei mir gleich.

Aus einem Reichart Luiwinger, dem Ältermann der Rigafahrer-Bruderschaft von Lübeck, zugeschriebenen Brief; unsigniert und undatiert; wahrscheinlich Anfang bis Mitte 1450 verfasst.

––––––––

DIE NOCH JUNGE UND unerfahrene Barbara Heusenbrink vertrat unerwarteterweise das Handelshaus Heusenbrink für ihren Vater, der in Riga unabkömmlich war und von dem ich durch Zuträger weiß, dass es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten steht. Der Hochmeister aber sprach eine zweifache Warnung aus. Er sagte, dass noch nicht völlig sicher sei, ob die bisherigen Privilegien des Hauses Heusenbrink im Bernsteinhandel fürderhin im gleichen Umfang wie bisher garantiert werden könnten, auch wenn er selbst sich dafür einsetze und zuversichtlich sei. Und zweitens riet er davon ab, den Landweg  nach Riga zu nehmen. Zwar sei man bis Königsberg unter dem sicheren Schutz des Ordens, aber man könne derzeit nur davon abraten, den weiteren und derzeit einzigen Landweg über die Kurische Nehrung zu nehmen, um mit dem Wagen zurück nach Riga zu fahren, selbst wenn dieser durch Reiter begleitet würde. Lieber solle sie die Wartezeit für ein Schiff in Kauf nehmen, denn die Nehrung sei unsicher und voller Gesindel und es sei kein Ordensritter abkömmlich, um sie zu schützen.

Sie aber sprach: „Da ich auch auf dem Herweg diese Strecke nahm und nun in großer Eile bin und geschäftliche Verpflichtungen es mir nicht erlauben, auf ein Schiff zu warten, ist es besser, ich nehme den Weg über die Nehrung, als dass ich etwa über das Land der Litauer fahre. Außerdem begleiten mich einige dem Haus Heusenbrink gleichermaßen treu ergebene und ihres Faches äußerst kundige Waffenknechte. Wenn Ihr Euch wirklich um mich sorgt, so lasst uns endlich zu einer abschließenden Einigung über den Handel mit dem Gold der Ostsee kommen!“ Damit aber meinte sie den Bernstein.

Aus den Protokollen des Melarius von Cleiwen, Leiter der Kanzlei des Hochmeisters des Deutschen Ordens auf der Marienburg; 1450

––––––––

DIE FLAMME EINER PECHGETRÄNKTEN Fackel flackerte unruhig im Wind, der vom Meer aus über die Nehrung strich. Hufschlag mischte sich in das Meeresrauschen und das Rascheln der Sträucher und Baumkronen.

„Jetzt!“, befahl eine heisere Männerstimme.

Die Lunten der Arkebusen wurden gezündet – fünf an der Zahl. Innerhalb von Augenblicken konnte man sie mindestens zwanzig Schritt weit riechen – aber nur in Windrichtung. Die Schützen hatten sich mit Bedacht so aufgestellt, dass diejenigen, auf die sie zielten, vollkommen arglos blieben, da der Wind den Geruch der glimmenden Lunten von ihnen weg trug. Fünfzig, sechzig Herzschläge - innerhalb dieser Zeit mussten die Hakenbüchsen abgefeuert werden, sonst war die Lunte abgebrannt und man musste ein neues Stück Seil an der Vorderseite des Zündhakens befestigen und zum Glimmen bringen.

Die Schützen warteten in den Büschen, während das von zwei zusätzlichen Reitern begleitete Gespann sich in voller Fahrt näherte. Die zwei berittenen Begleiter waren bewaffnet. Es handelte sich um Söldner, wie man sie in diesen Tagen überall anheuern konnte. Der Mann, der neben dem Kutscher saß, hielt eine Armbrust in den Händen und ließ unruhig den Blick in der Umgebung umherschweifen.

Die ersten beiden Schüsse krachten donnernd aus den Rohren. Eine Kugel ging dicht an dem Kutscher und seinem Beschützer vorbei und riss ein faustgroßes Loch in den Kutschbock. Die zweite traf einen der beiden Reiter. Tödlich getroffen stürzte er zu Boden und blieb regungslos liegen, während sein Pferd wiehernd davon preschte.

Weitere Schüsse fielen und als der zweite Reiter gerade sein Schwert zur Hälfte gezogen hatte, fuhr eine Kugel ihm durch das Bein und danach in den Leib des Pferdes, das daraufhin zu Boden ging. Der Schrei des getroffenen Reiters,  mischte sich mit dem schrillen Wiehern des Pferdes, das wild um sich trat, während Ströme seines Blutes im sandigen, nur spärlich von sonnenverbranntem Gras bedeckten Erdreich versickerten.

Ein Dutzend Männer stürmten jetzt wild schreiend aus den Büschen. Der am Boden liegende Verletzte hob abwehrend sein Schwert, während sich sein Hosenbein bereits rot gefärbt hatte. Den Schwertstreich eines Angreifers konnte er noch parieren, dann traf ihn ein Axthieb am Kopf und setzte seinem Leben ein Ende.

Der Armbrustschütze auf dem Kutschbock hob seine Waffe und streckte einen der Angreifer nieder, bevor ihm selbst ein  Wurfdolch in den Hals fuhr und er röchelnd zur Seite sackte. Der Kutscher saß wie erstarrt daneben, bleich wie ein Leichentuch, während einige der Angreifer bereits die Zügel des Gespanns gefasst und die Pferde beruhigt hatten. Dann sprang er vom Bock, doch ehe danach wieder auf die Beine kam und zu fliehen vermochte, traf ihn ein Schuss und ließ ihn wimmernd am Boden liegen. Der Schlag mit einer Axt beendete sein Leben. Noch ein weiterer Schuss krachte und fuhr ins Vorderrad, ließ das Holz splittern und den Wagen an dieser Seite ein Stück hinabsinken.

Schon kletterte jemand von hinten am Wagen empor und durchtrennte mit einem Langmesser die Schnüre, mit denen auf dem Dach die Gepäckstücke befestigt waren.

Ein Mann in fleckigem Lederwams trat von der Seite auf die Kutsche zu. Er hatte ein Loch in der Wange, das man ihm zweifellos irgendwann beigebracht hatte, um ihn als Verbrecher zu brandmarken. Der so grausam Gezeichnete benetzte Daumen und Zeigefinger mit der Zunge und löschte die Lunte seiner Arkebuse, denn es war nicht mehr anzunehmen, dass er die Waffe noch abfeuern musste und da war es besser, Pulver und Kugel zu sparen.

Er riss die Tür der Kutsche auf.

„Raus mit Euch! Und zwar sofort!“

Im Inneren der Kutsche befand sich nur eine einzige Person – eine junge Frau, die dem Gebrandmarkten überraschend furchtlos entgegensah. Meergrüne, aufmerksame Augen beherrschten ihr feingeschnittenes, von dunkelblonden Haaren umrahmtes Gesicht. Ihr entschlossen wirkender Blick stand in einem gewissen Kontrast zu den noch sehr jung wirkenden, weichen Gesichtszügen. Die Frisur trug sie hochgesteckt, aber die Strapazen der Reise hatten sie ein bisschen zerzaust, sodass sich ein paar Strähnen hervor stahlen. Mit einer beiläufigen, gleichermaßen elegant wie nüchtern wirkenden Handbewegung strich sie sich eine dieser Strähnen aus der Stirn.

Der Mann mit dem Loch in der Wange ergriff grob ihr Handgelenk und zog sie aus dem Wagen hervor. Er fasste ihr Kinn und drehte ihren Kopf zur Seite.

„Das muss sie sein!“, meinte einer der anderen Männer – ein Kerl mit einem dunklen Bart, der ihm fast bis unter die Augen wuchs.

Der Gebrandmarkte nickte. Sein Blick hing an dem in Silber gefasstem Bernsteinamulett, das die junge Frau um den Hals trug. Er griff zu und riss es ihr vom Hals. Dann hielt er es in die Sonne und sah sich die Gravur auf der Rückseite an. Lesen konnte er wahrscheinlich nicht, aber das H, das kunstvoll, fast nach Art eines Miniaturwappens gestaltet worden war, hatte er schon gesehen. „Kein Zweifel, sie ist die Frau, die wir suchen“, stellte er fest. „Barbara Heusenbrink – die Tochter des Mannes, den man in Riga den Bernsteinkönig nennt, weil angeblich jedes Stück des Ostseegoldes durch seine Hände geht!“

––––––––

BARBARA HEUSENBRINK versuchte ein Zittern zu unterdrücken. Man hatte sie sehr eindringlich davor gewarnt, den Weg über die Nehrung zu nehmen, an deren Ende man mit einer Fähre die Meerenge überqueren konnte, die das kurische Haff mit der Ostsee verband. Aber da das Land südlich des Haffs von den Litauern beherrscht wurde, war der Weg über die Nehrung die einzige Möglichkeit, auf dem Landweg nach Kurland zu kommen, ohne das Ordensterritorium zu verlassen.

Dass dies Räuber dazu einlud, hier auf Beute zu warten, lag auf der Hand.

Aber Barbara war keineswegs vor einer Woche von der Marienburg aus aufgebrochen, ohne diese Risiken zu bedenken. Die gut bewaffneten und dem Haus Heusenbrink treu ergebenen Männer, die sie begleiteten, waren normalerweise mit Leichtigkeit in der Lage, das gewöhnliche Diebesgesindel, das man auf dem Weg über die Nehrung antreffen konnte, in die Flucht zu schlagen. Es war auch keineswegs das erste Mal, dass Barbara diesen Weg nahm. Schon früher hatte sie ihren Vater auf...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2023
Verlagsort Lengerich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7452-2739-5 / 3745227395
ISBN-13 978-3-7452-2739-0 / 9783745227390
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