Das Theater am Park - Melodie der Träume (eBook)

Melodie der Träume

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
436 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2516-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Theater am Park - Melodie der Träume - Valentina May
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Hoffen auf ein Wiedersehen

Hannover 1936: Die junge Sängerin Violetta leitet mit ihrer Mutter das renommierte Theater am Park. Als sie dabei den jüdischen Komponisten Hans trifft, verliebt sie sich in ihn und möchte mit ihm das Theater in die Zukunft führen. Doch dann wird ihre Beziehung durch die Nationalsozialisten entdeckt und sie müssen fliehen - und nur Violetta kommt in England an. Ihre besorgte Familie drängt sie, in London zu bleiben, da ihr sonst die Verhaftung droht. Um zu überleben, singt Violetta auf der Straße und lernt dabei den sympathischen Pianisten Brian kennen, der ihr in der dunklen Zeit ein guter Freund wird. Bald merkt sie, wie viel mehr Brian ihr bedeutet - aber haben sie eine Zukunft? Denn ihr Herz sehnt sich zurück zum Theater und zu Hans ...

Band 2 der mitreißenden Familiensaga um das Theater am Park in Hannover.

Valentina May schreibt Liebesromane und Familiensagas. Inspiration holt sie sich auf ihren Reisen. Insbesondere Schottland und Cornwall haben es ihr angetan. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf einem idyllischen Hof im Weserbergland. Wenn sie nicht am Schreibtisch sitzt und sich neue Geschichten ausdenkt, kümmert sie sich um ihren verwunschenen Rosengarten oder unternimmt Spaziergänge mit ihren Hunden durch den Wald.

3. März 1936


Sie konnte sich kaum noch an ihre Omi erinnern. Im Laufe der Zeit waren ihre Züge in ihrem Gedächtnis immer mehr verblasst.

»Wir vermissen dich sehr.«

Violetta tupfte mit ihrem Spitzentaschentuch eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor sie sich hinabbeugte und die gepflückte Christrose vor der Familiengruft ablegte. Florentina und sie waren erst sieben gewesen, als Großmutter Ilse für immer von ihnen gegangen war. Sie erinnerte sich noch gut an die spindeldürre Frau mit den weißen Haaren, die kunstvoll in einer geflochtenen Hochsteckfrisur zusammengefasst waren.

Herrgott, wie hatte sie ihre Omi geliebt, die stets sanft und gütig gewesen war. Die Großmutter hatte oft gehustet, gleichgültig ob es warm oder kalt gewesen war. Im feuchten Winter kurz vor ihrem Tod war es besonders schlimm gewesen. Fieber und Husten hatten die alte Dame ans Bett gefesselt. Die Eltern hatten Violetta und ihrer Zwillingsschwester Florentina verboten, das Zimmer der Großmutter zu betreten. Heimlich hatten sie sich dennoch hineingeschlichen, um bei ihr zu sein. Erst viel später war ihr die große Ansteckungsgefahr bewusst geworden und wie sorglos sie und Florentina damit umgegangen waren.

Seit dem Tod der Großmutter war eine halbe Ewigkeit vergangen. Vieles hatte sich verändert, in Violettas Leben, in Deutschland und in Hannover. Das Kaiserreich gehörte ebenso der Vergangenheit an wie die Republik mit Reichskanzler Ebert. Jetzt regierten der Führer und seine Nationalsozialisten Deutschland.

»Mach's gut, Omi.« Nachdenklich und traurig zugleich verließ Violetta den Friedhof Engesohde.

Als sie das schmiedeeiserne Friedhofstor erreichte, schlug die Kirchturmuhr drei Mal. Sie musste sich beeilen. Schließlich hatte sie ihrer Mutter versprochen, pünktlich bei der Probe zuzuhören. Violetta eilte zum Ausgang.

Als sie den Central-Bahnhof erreichte, wurde ihr Blick von dem neuen Straßenschild angezogen, das in der Frühlingssonne aufleuchtete. Violetta schüttelte den Kopf. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass die Namen einiger Straßen und Plätze geändert worden waren. Köchin Justine hatte sich schon oft darüber aufgeregt. Die altvertraute Bahnhofstraße war in Adolf-Hitler-Straße umbenannt worden. Adolf Hitler! Ihr Vater war kein Freund des Führers. Drill und Kadavergehorsam waren ihm zuwider. Deshalb besaß er noch immer die Schweizer Staatsbürgerschaft. Auch Violetta und Florentina hatten einen Schweizer Pass. Zum Glück, denn sonst hätten sie in den Bund deutscher Mädel eintreten müssen. Lieber wollten sie bei den Eltern im Theater sein.

Violetta folgte der Straße am Ufer des Maschsees und beobachtete ein schwimmendes Schwanenpärchen. Über ihr wölbte sich der blaue Himmel. Doch hinten am Horizont zogen graue Wolken herauf. Auch wenn sie den See mochte, vermisste sie dennoch manchmal die Maschwiesen, auf denen sie an so manchem Sommertag ein Picknick genossen hatten. Auf Hitlers Befehl war das grüne Erholungsgebiet dem See gewichen.

Violetta eilte an der Löwenbastion vorbei. Sie mochte diese Skulpturen mit den grimmigen Gesichtern nicht. Keiner in ihrer Familie konnte sie ausstehen. Selbst die blinde Florentina hatte beim Betasten die Nase gerümpft.

Ihr Weg führte quer durch die Stadt zum Platz am Neuen Haus, wo sich das elterliche Theater befand. Eine Böe wirbelte den feinen Schnee von den Bäumen und ließ ihn auf sie herabrieseln. Die winzigen Eiskristalle verfingen sich in ihrem schwarzen Haar. Sie trug keinen Hut, weil sie es nicht mochte. Als die Sonne hinter einer Wolke verschwand, zog sie fröstelnd den Kragen enger. Kurz darauf begann es zu schneien. Violetta fluchte, denn die Sohlen ihrer Stiefel waren viel zu dünn. Neue konnte sie sich nicht leisten.

Auf dem Fußweg vor dem Krankenhaus Siloah war es glatt. Obwohl Violetta vorsichtig schritt, geriet sie immer wieder ins Rutschen. Mehrmals musste sie die Arme ausbreiten, um das Gleichgewicht zu halten. Die Schicht Pulverschnee auf dem Eis war trügerisch. Weil die Zeit drängte, schritt sie schneller voran und rutschte prompt aus. Hart knallte sie mit dem Gesäß auf den Boden. Violetta schrie vor Schmerz auf. Einen Moment lang blieb sie sitzen, bis sie den Schock überwunden hatte. Langsam drehte sie sich auf die Knie und blickte auf eine Hand, die sich ihr entgegenstreckte. Dankbar ergriff sie diese und ließ sich von dem Fremden hochhelfen.

»Haben Sie sich wehgetan, Fräulein?« Der warme Klang der Männerstimme kam ihr bekannt vor. Violetta sah auf und glaubte zu träumen, als sie Hans Brünn, ihrem heimlichen Schwarm vom Konservatorium, gegenüberstand. Sein gutgeschnittenes Gesicht war von dunkelbraunen Locken umrahmt. Ein Lächeln glitt über seine Lippen und offenbarte Grübchen. Dass ausgerechnet er es war, der ihr aus dieser peinlichen Lage helfen wollte, war ihr unangenehm. Beschämt senkte Violetta den Blick, denn sie hatte ihn schon viel zu lange angestarrt. Alle jungen Frauen am Konservatorium Akazienstraße schwärmten für den begabten jungen Komponisten mit den sanften braunen Augen.

»Nein, nur ein bisschen. Geht schon wieder. Vielen Dank!« Dass es nur ein bisschen schmerzte, war gelogen. Sie wollte aber nicht vor ihm jammern. Violettas Herz wechselte von Allegro zu Presto.

»Darf ich Sie ein Stück begleiten?« Hans Brünn bot ihr seinen Arm an. Er war unter den Studierenden beliebt wegen seiner guten Manieren. Wie gut er aussah! Einen Moment lang überlegte sie, ob er sie vielleicht erkannt haben könnte. Doch nichts in seiner Miene verriet es. Violetta war versucht, sich bei ihm unterzuhaken. Doch als sie so vor ihm stand, begann sie zu zittern und ging lieber auf Abstand. Er war sehr schlank und nur eine halbe Handbreit größer als sie. Sie mochte es, einem Mann auf gleicher Höhe in die Augen schauen zu können.

»Das ist zwar sehr nett von Ihnen, aber ich bin leider sehr in Eile.« Violetta schritt voran. Er holte sie ein.

»Ich möchte nicht, dass Sie noch einmal stürzen.«

Wie aufmerksam von ihm. Wie ihr Vater, der ihre Mutter stets fürsorglich behandelt hatte. So sollte auch ihr Auserwählter sein.

Als er sie ansah, stutzte er.

»Ich glaube, wir kennen uns.«

»Ja, Herr Brünn«, antwortete sie lächelnd.

Er räusperte sich.

»Fräulein ...«

Violetta war enttäuscht.

»Violetta Schwarz.« Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie er rot anlief. Obwohl sie sich öfter im Konservatorium begegnet waren, schien er sie nicht wirklich bemerkt zu haben. Oder wollte er das nur nicht zugeben? Im Gegensatz zu anderen männlichen Studenten, die ihr reihenweise zu Füßen gelegen hatten.

»Bitte verzeihen Sie, Fräulein Schwarz, dass mir Ihr Name nicht gleich eingefallen ist.« Er deutete eine leichte Verbeugung an. »Violetta. So heißt doch die Heldin aus La Traviata, oder?«

Forschend blickte sie ihm ins Gesicht. »Sie sind Pianist. Ich kenne Sie aus dem Konservatorium.«

»Ja ... ja auch. Aber eigentlich ... bin ich Komponist.«

»Jetzt erinnere mich, Sie haben vor über einem Jahr bei einer Aufführung im Konservatorium ein selbst komponiertes Stück gespielt. Komponieren Sie denn zurzeit etwas?« Violetta war gespannt, was er ihr darauf antworten würde. Sie erinnerte sich noch gut an das Hauskonzert der Studierenden, initiiert von einem der Professoren. Hans Brünn hatte nicht nur fantastisch gespielt, sein selbst komponiertes Klavierstück hatte sie berührt. Etwas melancholisch war es vielleicht. Doch die eingängige Weise hatte sie und alle anderen mitgerissen.

»Ich schreibe an einer Operette.« Wieder färbte sich sein Teint rot vor Verlegenheit. »Jetzt, da wir uns bewusst sind, dass wir uns kennen, darf ich Sie doch sicher begleiten?«

»Aber gern.«

Er lächelte erleichtert. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinanderher. Violetta wollte alles über ihn wissen. Nur ihre gute Erziehung hinderte sie daran, ihn nach seinem Privatleben auszufragen.

»Was ist denn das für eine Operette, die Sie komponieren?«, brach sie nach einer Weile das Schweigen.

»Ich möchte nicht zu viel verraten, nur dass sie im Orient spielt.« Grob umriss Hans Brünn die Hintergrundgeschichte. Begeisterung sprach aus seinen Worten. Offensichtlich steckte viel Herzblut in der Komposition. Violetta hätte ihm ewig zuhören können. Alles, was er sagte, war aufregend und interessant. Eine Operette mit einem orientalischen Schauplatz war neu, exotisch und geheimnisvoll. Das Werk könnte etwas für das elterliche Theater sein, um mehr Besucher in die Vorstellungen zu locken. Seit geraumer Zeit suchte ihre Mutter händeringend nach neuen, frischen Ideen. Die Theater kämpften ums Überleben, denn immer mehr Zuschauer strömten in die populären Lichtspielhäuser. Für weniger Geld sahen sie einen Film und vorher die beliebte Wochenschau. Doch Violetta war davon überzeugt, dass die Zeit der Theater nicht vorbei war. Sie beschloss, ihrer Mutter den jungen Komponisten vorzustellen.

Die Zeit war wie im Flug vergangen. Schon standen...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2023
Reihe/Serie Die Geschichte einer Künstlerfamilie in Hannover
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Beziehung • dramatisch • Ehe • Elaine Winter • Erbe • Familienromane 1920 • Familiensaga • Glück • historische Saga • Hoffnung • Krieg • Liebe • Marie Lamballe • Nationalsozialismus • Oper • Pianisr • Regie • Romane für Frauen • Saga • Sängerin • Schicksal • Singen • Sophie Oliver • Starke Frauen • Theater • Vorhang • Weltkrieg
ISBN-10 3-7517-2516-4 / 3751725164
ISBN-13 978-3-7517-2516-3 / 9783751725163
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