Die Wölfe von Pompeji (eBook)
500 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98992-3 (ISBN)
Elodie Harper ist Journalistin und preisgekrönte Kurzgeschichtenautorin. Ihre Geschichte »Wildes Schwimmen« gewann 2016 den Kurzgeschichtenwettbewerb »Bazaar of Bad Dreams«, unter der Jury von Stephen King. Derzeit ist sie Reporterin bei ITV News Anglia und arbeitete zuvor als Produzentin für Channel 4 News. Elodie Harper studierte in Oxford neben englischer Literatur auch lateinische Poesie, seither hat sie ein Faible für die Antike. »Die Wölfe von Pompeji« ist ein #1 London Times Bestseller.
Elodie Harper ist Journalistin und preisgekrönte Kurzgeschichtenautorin. Ihre Geschichte »Wildes Schwimmen« gewann 2016 den Kurzgeschichtenwettbewerb »Bazaar of Bad Dreams«, unter der Jury von Stephen King. Derzeit ist sie Reporterin bei ITV News Anglia und arbeitete zuvor als Produzentin für Channel 4 News. Elodie Harper studierte in Oxford neben englischer Literatur auch lateinische Poesie, seither hat sie ein Faible für die Antike. »Die Wölfe von Pompeji« ist ein #1 London Times Bestseller.
KAPITEL 1
»Bäder, Wein und Sex beschleunigen das Schicksal.«
Römische Maxime
Sie hebt ihre Hände wie zum Gebet, Dampf steigt von ihrer Haut auf. Das Wasser plätschert an ihrem Hals, als sie sich in seine Wärme zurücklehnt. Lachen und Frauenstimmen umgeben sie, ein Wirrwarr von Geräuschen, die vom Stein widerhallen. Sie blendet sie aus, konzentriert sich stattdessen auf ihre Finger, dreht sie, beobachtet, wie das Wasser von ihnen heruntertropft, wie sich der Dampf von ihnen löst. Es könnten die Hände von jedem sein, denkt sie, sie könnten jedem gehören. Aber sie gehören Felix.
Dann verschränken sich fremde Finger mit ihren und unterbrechen ihre Träumerei. Victoria zieht sie nach oben, aus dem Wasser.
»Amara! Du machst dir die Haare nass! Du kannst dich doch nicht einfach so zurücklegen!« Victorias Fingernägel zwicken sie, als sie versucht, die Locken, die jetzt an ihren Schultern kleben, wieder aufzulockern. »Sie sehen aus wie Rattenschwänze. Was hast du dir dabei gedacht?«
Unruhe durchströmt sie. So viel steht an diesem Nachmittag auf dem Spiel, dass sie ihre eigene Gedankenlosigkeit nicht fassen kann. »Ich weiß es nicht, ich …«
»Es ist gar nicht so schlimm.« Amara dreht sich zu Dido um, die mit einem leichten Stirnrunzeln auf ihrem sanften Gesicht zu ihnen herübergerutscht ist. »Man sieht es kaum.«
»Die Männer sind sowieso nicht wegen der Haare hier.« Diesmal ist es eine weniger freundliche Stimme. Drauca, Simos wertvollste Frau, beobachtet sie von der anderen Seite des schmalen Beckens aus. Sie erhebt sich aus dem Wasser, hebt ihre Arme und wiegt sich hin und her. Die dunklen Wellen ihres eigenen Haares glänzen wie das Gefieder eines Raben. Das Meer, das man durch die Rundbogenfenster hinter ihr sehen kann, wirkt flach und grau. Es ist unmöglich, sie nicht anzustarren. Amara denkt an die Statue der Helena von Troja in Aphidnai, damals, als sie noch einen anderen Namen, ein anderes Leben hatte.
»Venus Pompeiana!« Victoria keucht und packt Amara in übertriebenem Erstaunen. »Die Göttin wandelt unter uns! Oh, schütze meine Augen vor solcher Herrlichkeit!« Drauca macht ein finsteres Gesicht und lässt die Arme mit einem Platschen sinken. Victoria lacht. »Als ob niemand sonst hier ein Paar Titten hätte«, sagt sie. Allerdings nicht so laut, dass Drauca es hören kann.
»Sie ist wunderschön«, meint Dido und starrt immer noch auf ihre Rivalin. »Und sie war schon einmal hier, nicht wahr? Vielleicht wird sie von den Männern bevorzugt, vielleicht …«
»Was haben sie außer Drauca, was wir nicht haben?«, unterbricht Victoria sie und wirft einen vernichtenden Blick auf Draucas drei Begleiterinnen. Sie nehmen den größten Teil des Beckens ein und planschen mit theatralischem Lachen, das mehr gestellt als spielerisch ist. »Man sieht, dass sie alle Barmädchen sind. Maria hat Arme wie eine Sänftenträgerin.«
Amara ist sich nicht sicher, ob sie das Recht haben zu spotten, wenn man ihren niedrigen Status als Bordellhuren bedenkt. Wölfinnen. Sie spürt einen vertrauten Knoten in ihrem Magen. »Ich frage mich, wie die Männer sein werden«, sagt sie.
»Sie werden …« Aber Victoria bringt ihren Gedanken nicht zu Ende, denn etwas hinter Amara erregt ihre Aufmerksamkeit. »Hey!«, ruft sie. »Lass los! Lass sie los!« Sie beginnt, durch das Wasser zu waten, in Richtung einer alten Frau, die Cressa am Arm gepackt hat und an den Rand zerrt. Victoria starrt sie an, als es ihr gelingt, die triefende Cressa aus dem Becken zu ziehen.
Die Frau beugt sich vor und zeigt mit einem knorrigen Finger auf Victoria. »Felix? Gehörst du Felix?« Niemand antwortet. Die Fremde sieht von einer zur anderen. Inzwischen ist auch Beronice herübergeschwommen, den Mund vor Überraschung leicht geöffnet. »Felix’ Huren raus!«, fordert die alte Frau ungeduldig und deutet mit der Hand zur Tür. Cressa versucht zu protestieren, aber die alte Frau versetzt ihr einen Stoß. Simos Frauen haben aufgehört zu spritzen und zu lachen. Amara spürt mehr, als dass sie es sieht, wie sie sich alle auf die andere Seite des Beckens zurückgezogen haben. »Felix’ Huren kommen jetzt raus«, wiederholt die Frau und zeigt mit dem Finger auf jede einzelne von ihnen. Als sich niemand bewegt, packt sie Amara am Arm. »Raus! Raus!«, schreit sie. »Raus jetzt!«
Amara schrammt sich die Haut am Stein auf, als die alte Frau sie gegen den Beckenrand zerrt. Sie gräbt ihre harten Finger mit überraschend starkem Griff in das weiche Fleisch von Amaras Oberarm. Amara stemmt sich hoch auf den heißen Fliesenboden und schüttelt die Frau ab. Die schreit weiter und droht, Vibo zu rufen, wenn sie sich nicht schnell bewegen. Die Erwähnung des Chefs der Bäder überzeugt sie schließlich. Felix’ Frauen klettern nackt aus dem Wasser und eilen in den nächsten Raum, zitternd in der plötzlichen Helligkeit und Kälte. Das Rauschen, mit dem das Wasser dort über einen künstlichen Wasserfall in das kalte Becken fließt, überdeckt fast die Rufe der alten Frau, sich zu beeilen. Amara hält sich an der hellblauen Wand fest, um nicht auszurutschen, drückt sich eng an Gemälden von Meerestieren vorbei, das offene Maul eines Fisches dicht neben ihrem Gesicht.
Victoria ist die Einzige der fünf, die immer noch protestiert, als sie die Umkleideräume der Bäder erreichen. Sie sind nicht auf diesem Weg hereingekommen. Reihen von polierten Holzschränken werden von Gemälden umrahmt, auf denen sich Liebende in allen möglichen Stellungen vergnügen. Die Kleider der Frauen liegen auf einem Haufen auf dem Boden. »Beeilung, Beeilung!«, fordert ihre Peinigerin und wirft Beronice, die immer noch so verblüfft aussieht wie im Bad, einen Umhang zu. Amara braucht keine weitere Aufforderung. Sie bückt sich und fängt an, in dem Haufen zu wühlen. Sie reicht Dido, die vermutlich mehr vor Angst als vor Kälte stark zittert, eine gelbe Toga. Dido ist noch nicht lange Sklavin, und jede Demütigung scheint sie wie ein Messer ins Herz zu treffen. Victoria ist die Einzige, die sich nicht beeilt. Sie ist immer noch dabei, sich in ihre Toga zu wickeln, als alle anderen schon lange angezogen sind, und starrt dabei die alte Frau hasserfüllt an. Als sie schließlich den Blick abwendet, sieht Amara, wie die Frau das Zeichen gegen den bösen Blick macht.
Mit einem letzten Stoß mit dem knochigen Finger zwischen die Schulterblätter werden Amara und die anderen Frauen nach draußen in den privaten Innenhof der Bäder getrieben. Nieselregen und ein kalter Wind vom Meer erwarten sie. Sie stehen dicht gedrängt, schon feucht unter ihren Togen und Umhängen. Amara blickt sich um, überrascht, dass sie allein sind. Dann bemerkt sie zwei Männer, die unter der Kolonnade Schutz suchen, zwei unpassende, massige Gestalten, die sich von den an die Wand gemalten Nymphen und Rosen abheben. Einer der Männer kommt mit zornigem Gesicht auf sie zu. Es ist Thraso, Felix’ Aufpasser.
»Was soll das? Was ist passiert?« Seine Hände sind geballt, bereit zu kämpfen. Amara weicht zurück. Sie weiß, wie fest diese Fäuste zuschlagen können.
»Frag lieber ihn«, sagt sie und deutet auf den anderen Mann, der noch im Schatten steht. »Gehört der nicht zu Simo?«
»Jemand hat Felix betrogen«, fügt Victoria hinzu, als sich Thraso umdreht. »Simos Frauen durften bleiben, wir wurden alle rausgeschmissen, bevor die Männer kamen. Ziemlich praktisch, findest du nicht?«
Thraso zögert nicht. Er stürmt über den Hof und stürzt sich auf den anderen Mann. »Balbus! Ich bringe dich um, verdammt! Du verdammter Lügner!«
Balbus weicht aus und entgeht so der vollen Wucht von Thrasos Schlag, wird aber am Ohr getroffen und taumelt zurück. Thraso packt ihn an den Schultern und rammt seinen Schädel gegen Balbus’ Nase. Der brüllt, reißt sich los und umklammert sein blutiges Gesicht. Thraso greift ihn erneut an, und die beiden Männer stürzen zu Boden, schlagen, beißen und schreien. Die Frauen beobachten sie, unsicher, was sie tun sollen.
»Felix wird das nicht gefallen«, sagt Beronice und spricht damit das Offensichtliche aus.
Amara wirft Victoria in der Hoffnung auf eine sarkastische Bemerkung einen Seitenblick zu, aber die sieht weg.
An der Tür entsteht plötzlich Aufruhr. Eine Gruppe Sklaven stürmt...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2023 |
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Reihe/Serie | Wolfshöhlen-Trilogie |
Übersetzer | Martina Schwarz |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 1. Band der Trilogie • Antike • Antikes Retelling • Befreiung • Booktok • British Book Award • Empowerment • Feminismus • Frauen erzählen • Frauenroman • Frauenschicksal • Geschenk Freundin • griechische Mythologie • Heldinnen • Historischer Roman • historisches Frauenschicksal • Legenden • Liebesroman • lied des achill • Pompeji • Sklavin • Sunday Times Bestseller • The Wolf Den |
ISBN-10 | 3-492-98992-6 / 3492989926 |
ISBN-13 | 978-3-492-98992-3 / 9783492989923 |
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