Grainger und die blutige Rose: Grainger - die harte Western-Serie -  Barry Gorman

Grainger und die blutige Rose: Grainger - die harte Western-Serie (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
130 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7062-3 (ISBN)
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Ingalls, Oklahoma, August 1893: Ein heißer Tag neigte sich dem Ende zu, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war. Aber Jake Barner und Mike McDuff hatten keine Augen für das Tagesgestirn am wolkenlosen Oklahoma-Himmel. Stattdessen zogen sie dieses Prachtweib mit ihren Blicken aus! 'Dieser blonde Engel hat gewiss den Teufel im Leib, Mike', sagte Jake Barner und leckte sich genießerisch seine Lippen. 'Wir hatten ja schon gehört, dass Ingalls eine gute Stadt ist. Aber wer hätte gedacht, dass es hier solche Schönheiten gibt!' 'Huren findest du überall', erwiderte Mike mit schwerer Zunge. Genau wie sein Kumpan war er nicht mehr nüchtern. 'Aber dieses Luder ist eine echte Lady!' Die Frau hatte natürlich bemerkt, dass die beiden schmierigen Kerle es auf sie abgesehen hatten. Sie eilte mit gesenktem Blick an dem Seven Sins Saloon vorbei, aus dem Jake und Mike getreten waren. Aber das nützte überhaupt nichts, denn die Halunken stiefelten hinter ihr her. Sie glaubten, ein leichtes Opfer gefunden zu haben.

Grainger und die blutige Rose: Grainger - die harte Western-Serie


Barry Gorman


Ingalls, Oklahoma, August 1893: Ein heißer Tag neigte sich dem Ende zu, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war. Aber Jake Barner und Mike McDuff hatten keine Augen für das Tagesgestirn am wolkenlosen Oklahoma-Himmel. Stattdessen zogen sie dieses Prachtweib mit ihren Blicken aus!


„Dieser blonde Engel hat gewiss den Teufel im Leib, Mike“, sagte Jake Barner und leckte sich genießerisch seine Lippen. „Wir hatten ja schon gehört, dass Ingalls eine gute Stadt ist. Aber wer hätte gedacht, dass es hier solche Schönheiten gibt!“

„Huren findest du überall“, erwiderte Mike mit schwerer Zunge. Genau wie sein Kumpan war er nicht mehr nüchtern. „Aber dieses Luder ist eine echte Lady!“

Die Frau hatte natürlich bemerkt, dass die beiden schmierigen Kerle es auf sie abgesehen hatten. Sie eilte mit gesenktem Blick an dem Seven Sins Saloon vorbei, aus dem Jake und Mike getreten waren. Aber das nützte überhaupt nichts, denn die Halunken stiefelten hinter ihr her. Sie glaubten, ein leichtes Opfer gefunden zu haben.


Jake überholte die Blonde, baute sich vor ihr auf und zog mit ironischer Höflichkeiten seinen speckigen Stetson. Der Galgenvogel konnte aus der Nähe erst richtig sehen, was für ein Prachtweib er vor sich hatte. Gewiss, sie war nicht so freizügig wie eine Saloonsängerin oder ein Freudenmädchen angezogen. Eigentlich war ihr taubengraues hochgeschlossenes Kleid alles andere als aufreizend. Doch unter dem steifen Stoff verbarg sich offenbar ein gewaltiger Busen, und das Gesicht mit der geraden Nase und den leuchtend blauen Augen sowie dem sinnlichen Mund gefiel gewiss vielen Männern.

Aber jetzt war Jake am Zug, jedenfalls glaubte er das.

„Wohin so eilig, Ma‘am? Darf ich Ihnen Ihre Bücher tragen? Die sind doch viel zu schwer für eine so zarte Person wie Sie!“

Er deutete auf die gebundenen Bücher, die sich die Blonde unter den Arm geklemmt hatte.

Die Frau schüttelte den Kopf. Sie versuchte, auf den schmalen hölzernen Gehweg an Jake vorbeizukommen, aber er versperrte ihr erneut den Weg. Und Mike hatte sich hinter ihr postiert. Sie saß jetzt in der Falle.

„Ich kann meine Bücher sehr gut selbst tragen“, erklärte sie mit fester Stimme. „Ich bin hier in Ingalls die Lehrerin, und die Bücher brauche ich zum Unterrichten der Kinder. Und nun lassen Sie mich bitte vorbei.“

„Warum denn so zickig, Süße?“ Jake entriss ihr die Bücher, bevor sie es verhindern konnte. „Ist das die Art, wie man in diesem Drecksnest zwei Fremde begrüßt?“

„Immerhin hatten Sie ja schon Gelegenheit, den hiesigen Saloon aufzusuchen“, zischte die Lehrerin. „Ihr Whiskey-Atem ist jedenfalls unverkennbar. Und nun her mit den Büchern!“

Sie war jetzt eher wütend als ängstlich, aber dadurch ließen sich sich die zwei Kanaillen nicht beeindrucken. Jake lachte rau und warf die Bücher seinem Freund zu. Zum Glück waren die drei Bände mit einem Lederband zusammengeschnürt, sonst wären sie womöglich in den Staub der Main Street gefallen.

„Hier, Mike! Tu mal was für deine Bildung!“

Der andere Kerl fing die Bücher lachend auf und warf sie über den Kopf der Blonden hinweg wieder zurück.

„Ich kann genauso wenig lesen wie du, Jake! Aber wozu auch? Ich weiß über Weiber alles, was ich wissen muss.“

Die Lehrerin versuchte verzweifelt, nach ihrem Eigentum zu greifen. Dabei trat sie auf ihren eigenen Kleidsaum und fiel der Länge nach hin. Jake und Mike wollten sich vor Lachen ausschütten. Aber da ertönte eine schneidende Stimme.

„Ihr beiden Stinktiere lasst jetzt besser die Lady in Ruhe.“


*


Weder die Blonde noch die zwei Halunken hatten Grainger zuvor bemerkt. Der Abenteurer hatte von der anderen Straßenseite aus gesehen, dass es Ärger gab. Er konnte sich schnell und fast lautlos bewegen, was für einen Mann seiner Statur erstaunlich war. Nun stand er im Staub der Main Street, ungefähr eine Mannslänge von seinen Widersachern entfernt.

Die Lehrerin hob den Kopf und warf Grainger einen flehenden Blick zu. Ob sie nicht daran glaubte, dass er ihr helfen würde? Der Drifter widmete sich nun ganz den beiden Radaubrüdern. Jake hielt nun wieder die Bücher in den Händen, aber er ließ sie auf den Gehweg fallen.

„Was mischst du dich ein, Narbenvisage? Willst du hier den Helden spielen? Mich nennt niemand ungestraft ein Stinktier!“

Jake schnellte vorwärts, wobei er gleichzeitig mit seiner Rechten ausholte. Er war ein bulliger Kerl mit breitem Kreuz. Seine Faustschläge hatten gewiss schon so manchen Zahn fliegen lassen. Aber Grainger wich der Attacke aus, verpasste seinem Widersacher gleichzeitig einen Schwinger in den Magen. Jakes Augen quollen beinahe aus dem Kopf. Er prallte zurück, als ob ihn ein Maultier getreten hätte. Röchelnd landete er zu Graingers Füßen.


Mike wollte seinem Kumpan zu Hilfe kommen. Während Grainger sich Jake vorgenommen hatte, war Mike von hinten herangeschlichen. Nun sprang er auf den Rücken des Abenteurers, wollte ihn mit seinem eigenen Halstuch würgen. Aber Grainger hatte den keuchenden Atem hinter sich schon gehört. Als Mike sich auf ihn stürzte, war er vorbereitet.

Graingers Ellenbogen landete krachend zwischen den Rippen seines Widersachers. Mit einem solchen Gegenangriff hatte Mike nicht gerechnet. Auch er küsste im nächsten Moment den Straßenstaub. Keiner von beiden machte Anstalten, den Kampf fortzusetzen.

Der Abenteurer schnaubte verächtlich. Er kannte diese Sorte von Halsabschneidern. Sie spielten sich gegenüber Schwächeren gerne auf und jagten ihnen Angst ein. Aber wenn sie es mit Entschlossenheit zu tun bekamen, trat schnell ihre wahre Feigheit zutage.

Grainger zog seinen Peacemaker.

„Ihr helft jetzt der Lady vom Boden hoch und gebt ihr ihre Bücher“, sagte er ruhig. „Und wenn ihr wisst, was gut für Euch ist, dann kommt ihr mir nicht noch einmal in die Quere.“

Mike und Jake waren ebenfalls bewaffnet. Aber keiner von ihnen griff zu seinem eigenen Colt. Sie hatten begriffen, dass sie gegen den Fremden mit der Narbe den Kürzeren ziehen würden. Kleinlaut erhoben sie sich. Mike reichte der Lehrerin die Hand, damit sie sich erheben konnte. Und auch Jake kam Graingers Befehl nach.

Die Blonde schaute verwirrt von Mike zu Jake, dann schließlich zu Grainger. Sie schien nicht glauben zu können, was soeben geschehen war.

Der Abenteurer machte eine knappe Kinnbewegung.

„Verschwindet!“, sagte er nur.

Als sich die beiden Maulhelden kleinlaut verdrückten, trat Grainger zu der Lady auf den Gehweg.

„Mein Name ist Grainger, Ma‘am. Sind Sie okay?“

Sie nickte und schob lächelnd eine blonde Haarsträhne hinter ihr Ohr.

„Ich heiße Lucy Alberts, und ich bin hier in Ingalls die Schullehrerin. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Mr. Grainger. Sie müssen fremd hier sein. Es kommt nicht oft vor, dass einer von den Einwohnern einer bedrängten Frau hilft. Ich habe Ihr Gesicht außerdem noch niemals hier gesehen.“

Der Drifter nickte.

„Ich hatte einen Frachtwagen für den alten Dobson hierher gebracht. Jetzt wollte ich mich ein paar Tage lang ausruhen, bevor ich den nächsten Job annehme. Ich hatte mein Pferd schon in den Mietstall gebracht, als ich sah, dass Sie in Schwierigkeiten stecken.“

„Sie haben für Hank Dobson gearbeitet? Das ist einer der wenigen anständigen Bürger von Ingalls. Leider verkommt dieses Städtchen immer mehr. Aber was soll ich tun? Auch in einem üblen Ort müssen die Kinder Lesen und Schreiben lernen.“

Grainger schaute sich die Frau näher an, die jetzt nur noch eine Armeslänge weit von ihm entfernt stand.

Mit ihren langen blonden Korkenzieherlocken und dem üppigen Busen unter dem züchtigen Kleid fand er sie verdammt hübsch. Der Drifter konnte sich vorstellen, dass eine Menge Kerle hinter ihr her waren. Er hakte nach.

„Sie klingen nicht so, als ob Sie besonders gern hier leben würden.“

Lucy Alberts seufzte.

„Ich war zunächst froh, den Job erhalten zu haben. Aber es kommt mir so vor, als ob Ingalls immer mehr zu einem Verbrechernest wird. Seit einigen Monaten ist es schlimm geworden. Oft wird nachts geschossen. Dann ziehe ich mir die Bettdecke über den Kopf und hoffe, dass es irgendwann aufhört.“

„Tut denn der Sheriff nichts?“

„Der Sternträger scheint mit der Lage nicht fertigzuwerden. Ich habe ihn schon öfter gefragt, ob er nichts unternehmen würde. Er wiegelt immer nur ab und meint, es wäre in Ingalls nicht schlimmer als anderswo. Das kann ich nicht beurteilen. Ich komme aus dem Osten und lebe erst seit einem halben Jahr in Oklahoma. Aber ich weiß nur, dass man sich als alleinstehende Frau hier nicht sicher fühlen kann. Sie haben ja selbst mit erlebt, was mir passiert ist.“

Grainger nickte.

„Ich kann Ihnen anbieten, Sie nach Hause zu begleiten.“

Die junge Lehrerin lächelte ihm zu.

„Ja, das Angebot nehme ich gern an. Sie sind ein anständiger Mensch, das spüre ich ganz deutlich. Sie würden einer Frau niemals zu nahe treten.“

Grainger nickte, während sich...

Erscheint lt. Verlag 2.2.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-7062-2 / 3738970622
ISBN-13 978-3-7389-7062-3 / 9783738970623
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