?Grainger und die schöne Witwe: Grainger - die harte Western-Serie -  Barry Gorman

?Grainger und die schöne Witwe: Grainger - die harte Western-Serie (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
120 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7058-6 (ISBN)
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Linda Blake spürte die Gefahr, noch bevor sie sich umdrehte. Die junge Frau räumte gerade Konservendosen in ein Regal ihres General Stores, als die Ladenglocke bimmelte. Eigentlich freute die Witwe sich über jeden Kunden. Aber nicht in diesem Moment, denn Bob Tashlin kam herein. In Silverpeak kannte jeder diesen anmaßenden jungen Burschen, denn er war der einzige Sohn des reichsten Ranchers weit und breit. Der sommersprossige Kerl trug teure Maßkleidung und hatte die Daumen lässig in den Buscadero-Gürtel gehakt. Die Griffe seiner beiden Colts waren mit Perlmutt ausgelegt. Er drückte die Tür von innen mit der Schulter zu und trat näher. Mit jedem Schritt, den er zurücklegte, wurden Lindas Knie weicher. Die Witwe trug ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid, das alles andere als aufreizend war. Doch an Bob Tashlins miesen Absichten konnte es trotzdem keinen Zweifel geben. Er zog sie mit seinen Blicken förmlich aus. Genießerisch leckte er sich die Lippen. Der Kerl benahm sich, als ob er soeben nicht einen Kaufmannsladen betreten hätte. Sondern ein Bordell.

​Grainger und die schöne Witwe: Grainger - die harte Western-Serie


Barry Gorman



Linda Blake spürte die Gefahr, noch bevor sie sich umdrehte.

Die junge Frau räumte gerade Konservendosen in ein Regal ihres General Stores, als die Ladenglocke bimmelte. Eigentlich freute die Witwe sich über jeden Kunden. Aber nicht in diesem Moment, denn Bob Tashlin kam herein. In Silverpeak kannte jeder diesen anmaßenden jungen Burschen, denn er war der einzige Sohn des reichsten Ranchers weit und breit.

Der sommersprossige Kerl trug teure Maßkleidung und hatte die Daumen lässig in den Buscadero-Gürtel gehakt. Die Griffe seiner beiden Colts waren mit Perlmutt ausgelegt. Er drückte die Tür von innen mit der Schulter zu und trat näher. Mit jedem Schritt, den er zurücklegte, wurden Lindas Knie weicher.

Die Witwe trug ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid, das alles andere als aufreizend war. Doch an Bob Tashlins miesen Absichten konnte es trotzdem keinen Zweifel geben. Er zog sie mit seinen Blicken förmlich aus. Genießerisch leckte er sich die Lippen. Der Kerl benahm sich, als ob er soeben nicht einen Kaufmannsladen betreten hätte.

Sondern ein Bordell.


*

Linda zwang sich zu einem Lächeln. Schließlich war Bob Tashlin zunächst nur ein Kunde. Und er hatte ihr ja nichts getan, jedenfalls noch nicht. Sie knetete nervös ihre Hände, während sie von der niedrigen Trittleiter herunterstieg und ihn anschaute.

„Was kann ich für Sie tun, Mr. Tashlin?“

Das Grinsen des Widerlings wurde noch breiter.

„Sie hätten ruhig auf der Leiter stehenbleiben können, Mrs. Blake. Der Anblick Ihres Hinterteils ist wirklich erhebend …“

Bob Tashlin griff sich ungeniert in den Schritt und kam noch näher. Lindas Kehle trocknete so schlagartig aus, als ob sie soeben einen Ritt durch die Nevada-Wüste hinter sich gebracht hätte. Sie biss sich auf die Unterlippe und warf einen Blick über die Schulter nach hinten. Aber sie hatte keine Hilfe zu erwarten. Linda musste die Arbeit im General Store und auch ihr Leben ganz allein bewältigen.

„Benötigen Sie vielleicht Zucker oder Essig?“, plapperte sie, um ihre Unruhe zu überspielen. „Ich habe auch wieder Lampenöl vorrätig, außerdem Zündhüte und …“

Bob Tashlin nickte übertrieben ernsthaft.

„Eine Unze Virginia-Feinschnitt könnte ich gebrauchen.“

Linda wandte sich der Ecke des Ladens zu, wo sie die Tabakwaren zum Kauf darbot. Doch falls sie gehofft hatte, dass der Ranchersohn mit einer ernsthaften Kaufabsicht gekommen war, sah sie sich getäuscht. Bob Tashlin nutzte den Moment, als Linda sich Richtung Regal drehte. Er überwand mit einigen schnellen Schritten die Distanz zu der Frau, drückte sie an sich und befummelte ihren großen Busen, der sich unter dem Kleid abzeichnete.

„Lassen Sie das, ich bin in Trauer!“, stieß Linda verzweifelt hervor. Der Kerl roch nach Whisky, was sie nicht wirklich verwunderte. Doch auch in nüchternem Zustand wäre ein Mann wie Bob Tashlin kaum erträglicher gewesen. Aber der Alkohol hatte offensichtlich auch seine letzten Hemmungen beseitigt. Er war ein Widerling, der keinen Respekt vor Frauen kannte. Für ihn spielte es keine Rolle, ob eine Frau verheiratet, verwitwet oder ledig war. In Bob Tashlins Augen dienten sie alle nur als Spielzeuge für ihn, der im Grunde nur ein verzogenes Kind im Körper eines erwachsenen Mannes war.

„Wie lange liegt dein Alter jetzt auf dem Stiefelhügel?“, raunte er in Lindas Ohr. „Ein Jahr ist es doch schon her, seit er abgekratzt ist. Du bist doch ein scharfes Luder, das merke ich auf drei Meilen gegen den Wind. Und mir gefällst du bestens, auch wenn du dich noch so zierst.“

Linda zappelte und wollte fort, aber der Mann hielt sie im eisernen Griff. Er war viel stärker als sie, obwohl sie bei der Arbeit im Laden auch hart körperlich arbeiten musste. Das Leben hatte Linda nichts geschenkt, und nun musste sie sich auch noch mit diesem Dreckskerl herumärgern.

„Lassen Sie mich los, oder ich schreie!“

„Oh, jetzt kriege ich aber Angst!“, höhnte Bob Tashlin. „Wer soll dir denn beistehen, häh? Vielleicht Sheriff Archer, diese alte Schnapsnase? Der kriecht doch meinem Vater in den Allerwertesten, so wie alle anderen Bürger von Silverpeak. Nein, du gehörst jetzt mir. Los, wir gehen hoch in dein Schlafzimmer!“

Mit diesen Worten drängte Bob Tashlin Linda in Richtung der schmalen Treppe, die hinter der Ladentheke hinauf in die Wohnräume führte. Linda wollte um sich schlagen, aber er hielt ihre Handgelenke immer noch fest. Sie schrie instinktiv um Hilfe, obwohl Bob Tashlin Recht hatte. Kein Bewohner von Silverpeak würde ihr gegen einen der Tashlins beistehen.

Doch genau in diesem Moment öffnete sich die Ladentür erneut, das Glöckchen läutete.

Ein Fremder betrat den General Store. Linda hatte ihn noch niemals gesehen, und auch Bob Tashlin schien ihn nicht zu kennen. Für den Ranchersohn war nur entscheidend, dass er jetzt keinen lästigen Zeugen brauchen konnte.

„Verschwinde, du lausiger Kuhtreiber!“, rief er grob und drohend.

Der andere Mann war wirklich wie ein Weidereiter gekleidet. Er trug zerschlissene Jeans und Chaps, außerdem ein Flanellhemd und eine Lederweste. Um die Hüften hatte er einen Revolvergurt geschnallt, in dem ein Peacemaker steckte. Der Stetson war tief in die Stirn gedrückt, so dass man von seinem Gesicht nicht viel erkennen konnte.

Aber das kümmerte Linda jetzt nicht. Für sie war nur entscheidend, dass der Fremde nicht zurückwich. Er trat vollends in den Laden, so wie es Bob Tashlin vorher getan hatte. Linda dachte, dass er sich wie jemand bewegt, dem die Welt gehört. Jedenfalls schien der Mann sich um das Gezeter ihres jungen Quälgeistes nicht zu kümmern.

„Sagte ich nicht, du sollst abhauen?“, schnappte Lindas Peiniger.

„Ja, das waren deine Worte. Aber ich lasse mich nicht von einem Milchbart herumkommandieren. Und nimm‘ endlich deine ungewaschenen Pfoten von der Lady.“

Der Mann sprach ruhig und gleichförmig, aber mit Nachdruck. Seine Kleidung war ärmlich, vor allem im Vergleich zu Bob Tashlins angeberischem Aufzug. Der Ranchersohn trug sogar Sporen, die aus mexikanischen Silberpesos gefertigt worden waren. Angeberisch zeigte er das Vermögen vor, das sein Vater verdient hatte. Der Sohn des reichen Ranchers hatte im Leben selbst noch keine Leistung vollbracht.

Nun ließ Bob Tashlin Linda wirklich los. Allerdings wollte er den Eindruck vermeiden, auf den Fremden gehört zu haben. Stattdessen ballte er die Fäuste und stürzte sich auf den anderen Mann. Offenbar litt der Grünschnabel an Selbstüberschätzung. Tashlins Faust schoss vorwärts, auf die Kinnspitze des Fremden gezielt. Doch der junge Mann war viel zu langsam. Vielleicht hielt er die Keilerei auch nur für ein Spiel. So wie ein Welpe, der sich aus Übermut mit seinesgleichen rauft. Der verwöhnte Sohn des reichen Mannes hatte noch niemals in seinem Leben ernsthaft kämpfen müssen. Die Dorfjungen hatten ihn bei Schlägereien wohlweislich immer gewinnen lassen.

Doch das sollte sich an diesem Tag ändern.

Der andere Mann pendelte mit dem Oberkörper seitwärts. Gleichzeitig schlug er einen knallharten Konter mit seiner Rechten. Es krachte laut, als Bob Tashlins Nase brach. Blut spritzte auf die sauber geschrubbten Bodendielen Linda hielt sich die Hände vor den Mund. Sie musste sich eingestehen, dass sie diesen Moment genoss. Endlich bekam Bob Tashlin einmal das, was er verdiente. Obwohl sie Gewalt verabscheute, konnte sie doch ihren Blick nicht von diesem unbekannten Kämpfer abwenden.

Denn genau das war er in ihren Augen - ein geborener Krieger, ein Streiter. Ein Mann, der eine Frau beschützen konnte. Der Fremde bewegte sich so geschmeidig und kraftvoll wie ein Berglöwe. Für einen so großen und kräftigen Mann war er dabei erstaunlich leise.

Bob Tashlin hingegen jaulte laut wie ein räudiger Köter, denn seine gebrochene Nase schien ihm Schwierigkeiten zu machen.

„Aaaah, du Hurensohn!", stieß er mit verwaschener Stimme hervor. "Dafür wird mein Vater dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen!“

„Dein Vater?“, höhnte der Fremde. „Bist du nicht Manns genug, für dich selbst einzustehen? Musst du dich hinter dem breiten Rücken deines Daddys verstecken? Bestell' deinem Vater, er hätte dir bessere Manieren beibringen sollen. Er hätte einen Mann aus dir machen sollen. Und nun verschwinde, bevor ich dir richtig wehtue!“

Mit diesen Worten packte der Mann Bob Tashlin am Kragen und hinten am Gürtel. Obwohl beide Männer fast gleich groß waren, schleuderte der Unbekannte den Ranchersohn wie eine Kinderpuppe herum. Dann öffnete er die Ladentür, schob ihn hindurch und befördere ihn mit einem Tritt in den Hintern nach draußen. Bob Tashlin strauchelte, fiel und landete im Staub der Main Street.

Die Passanten blieben stehen, raunten einander zu. Einige zeigten sogar mit dem Finger auf den Ranchersohn mit der blutigen Nase. Irgendjemand lachte laut. Bob Tashlin hob den Kopf, daraufhin gingen die Leute schnell weiter. Bob Tashlin war für den Moment besiegt, aber der ganze Ort fürchtete sich immer noch vor Tashlin Senior.

Der Fremde würdigte das reiche Jüngelchen keines Blickes mehr, sondern zog nun seinen Hut vor der...

Erscheint lt. Verlag 2.2.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-7058-4 / 3738970584
ISBN-13 978-3-7389-7058-6 / 9783738970586
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