Walk to Life I (eBook)

Eine deutsch-amerikanische Geschichte

(Autor)

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2023 | 3. Auflage
565 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7575-0565-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Walk to Life I -  Katas Ellie
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Fehler, die man einmal gemacht hat, holen einen immer wieder ein. Als die deutsche Fotografin Sanna für ein Fotoprojekt in den Südwesten der USA reist, ahnt sie noch nicht, dass sich dieser Spruch für sie als allzu wahr herausstellen wird. Viel hat sie bereits durchgemacht und ist hart im Nehmen, doch nun wartet auf sie die größte Herausforderung ihres gesamten bisherigen Lebens. Denn in ihrer Vergangenheit gibt es einen dunklen Fleck, ein Geheimnis, das sie um jeden Preis vor den Amerikanern verbergen will.

Autorin und Fotografin In meinem ersten Leben habe ich Betriebswirtschaft studiert und viele Jahre als Analystin und Referentin in einem Hamburger Industrieunternehmen gearbeitet. Dann entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Schreiben und habe unter einem anderen Pseudonym eine Fantasy Reihe veröffentlich. Dies ist nun der Beginn meiner dritten Schaffensperiode. Möge es viele Leser/innen erfreuen :))

Autorin und Fotografin In meinem ersten Leben habe ich Betriebswirtschaft studiert und viele Jahre als Analystin und Referentin in einem Hamburger Industrieunternehmen gearbeitet. Dann entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Schreiben und habe unter einem anderen Pseudonym eine Fantasy Reihe veröffentlich. Dies ist nun der Beginn meiner dritten Schaffensperiode. Möge es viele Leser/innen erfreuen :))

Kapitel 1


 

Gut Haulensteen Anfang Januar

 

»Hast du alles? Pass? Flugtickets? Dein Visum?« Kris schaut mich besorgt an. Den ganzen Morgen ist sie mir kaum von der Seite gewichen, so nervös ist sie.

»Ja, Mama! Ich habe alles eingepackt. Meine Güte, nun lass mir doch etwas Luft! Es ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass ich wegfahre.« Mit einem langen Seufzer sehe ich mich in der winzigen, aber gemütlichen Behausung um. Es ist warm in der Wohnküche, im Küchenofen glimmt ein letzter Rest des morgendlichen Feuers. Neben dem Küchentresen lehnt mein gepackter Wanderrucksack an der Wand. Draußen vor dem großen, doppelflügeligen Halbrundfenster treibt der Wind heulend die Regentropfen vorbei. Januar in Mecklenburg von seiner ungemütlichsten Seite, ein Tag, an dem man nicht mal einen Hund vor die Tür jagen will. Genauso wenig wie den dicken schwarzen Kater Putin mit dem Knickohr, unseren Hofdiktator, der sich jetzt gähnend auf dem Sofa in die Länge streckt und uns aus seinen grünen Augen indigniert anstarrt.

»Na, hoffentlich fahren die Züge. Das fehlte noch, dass du deinen Flug verpasst«, erwidert Kris, packt den Rucksack und zieht ihn zur Tür. Zu tragen schafft sie ihn nicht, zierlich, wie sie ist. Ganz im Gegensatz zu mir. Ein Kreuz wie ein Bauarbeiter, scherzt Kris manchmal, was ja auch teilweise stimmt. Denn das bin ich die letzten zweieinhalb Jahre mehr oder weniger gewesen, und ganz sicher war ich niemals so zierlich wie sie.

»Komm, Dicker, raus mit dir!«, scheuche ich den Kater vom Sofa. »Hier wird jetzt abgeschlossen. Such dir einen anderen Schlafplatz!«

Er maunzt empört, huscht aber angesichts der Übermacht in den Vorraum und schlüpft dann zur Tür hinaus. Aber nur halb. Kaum bemerkt er die fliegenden Regentropfen, will er sofort wieder umdrehen. Kris schiebt sanft mit dem Fuß hinterher und schließt die Tür wieder. Seufzend schaut sie nach draußen, leichte Sorge im Blick. »Hoffentlich hält das Dach durch. Heute Nacht haben sie Orkanböen angesagt.«

Ich schaue ebenfalls nach draußen. Das große Haupthaus verschwindet fast in der nebeligen Suppe auf der anderen Seite des Hofes, so schlecht ist die Sicht. »Keine Sorge, die Jungs haben gute Arbeit geleistet. Das Dach wird halten. Ich habe jede einzelne verdammte Klammer kontrolliert, die sie gesetzt haben.« Wir tauschen ein Verschwörerinnengrinsen.

Sicherlich haben die Dachdecker vom Gutshausretterverein vieles erwartet, als sie im Frühsommer hier angefangen haben, aber ganz sicherlich nicht, dass eines der verrückten Weiber (O-Ton des Altgesellen) ständig auf dem riesigen Gerüst herumturnt, immer ihnen über die Schulter schauend und mit ihnen durch die Dachsparren kletternd. Denn ich wollte lernen, was sie da machen, egal was. Zuerst waren sie genervt. Dann haben sie versucht, mich anzubaggern, besonders die Älteren. Doch das habe ich ignoriert, und als sie merkten, dass ich mit anfasse und wirklich etwas kann, da haben sie mich akzeptiert und mir sogar Dinge gezeigt, die wir wissen müssen, sollte mal etwas kaputt gehen. Denn wir können nicht immer auf Handwerker zurückgreifen. Die Förder- und Spendengelder haben für die Sanierung des Daches gerade so gereicht. Den Rest müssen wir selber stemmen.

Ich ziehe mir rasch die Winter-Trekkingjacke über. »Bereit?«

Kris nickt und schaltet das Licht aus. »Eins, zwei... drei!« Ich schwinge mir den Rucksack auf den Rücken, packe die selbst genähte Kameratasche – Spezialanfertigung - und folge ihr aus der Tür. Ein kurzer Sprint rüber zum Kücheneingang des Gutshauses bewahrt mich vor dem schlimmsten Regen, aber meine Wanderstiefel platschen durch den Matsch und sind im Nu eingesaut. Na super, hoffentlich bekomme ich die wieder einigermaßen sauber, sonst schmeißen mich die Amis gleich wieder raus oder unser liebster Taxifahrer, der jetzt jeden Moment eintreffen muss, nimmt mich gar nicht erst mit. Hastig trete ich sie ab und schlüpfe ins Haus. Als ich mich umdrehe, um die Tür zu schließen, sehe ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Nebel, eine kleine Gestalt. Ganz kurz nur, ein Winken. Ich lächele zurück, dann ist sie wieder weg. Mit einem tiefen Durchatmen schließe ich die Tür.

In der Waschküche empfängt mich der muffige Geruch eines alten Kellers, wie das in so uralten Häusern halt ist. Aber dahinter, in der großen Gutsküche, ist der Herd voll durchgefeuert, und es riecht nach Rauch, Essen und Gemütlichkeit. Notdürftig streife ich mir den Matsch von den Schuhen, während Kris in ihre Crogs schlüpft. Keine Dreckschuhe im Haus. Eiserne Regel im Winter, aber heute gilt sie nicht für mich. Sorgfältig auf das ausgelegte Malerfliess tretend, steige ich die Treppe mit dem Eisengeländer hoch in die Eingangshalle.

Kris folgt mir und fragt leise: »Wer war es, der Junge oder das Mädchen?«

»Der Junge. Hat sich verabschiedet«, erwidere ich genauso leise. Mehr sage ich nicht.

Oben in der Halle ist es wie zu erwarten so eiskalt, dass kleine Dampfwölkchen vor meinem Mund aufsteigen. Zwar ist die Heizung bereits angeschlossen, aber wir heizen mit Holz, so viel es nur irgend geht, um die Gaskosten zu sparen. Neues Dach hin oder her, dieser Kasten ist so zugig wie ein alter DDR Eisenbahnwagen mit geöffneten Fenstern bei voller Fahrt im Winter. Wie gut habe ich es doch in dem winzigen Nebenhaus, dem ehemaligen Backhaus des Gutes. Irgendeiner der ambitionierten, aber gescheiterten Vorbesitzer hatte dort mit der Restaurierung angefangen und zumindest neuere Fenster und ein richtiges Bad eingebaut. Ein Segen bei diesem Wetter.

Aber Kris stört das nicht und ihre bessere Hälfte auch nicht. Sie sind gleich hier eingezogen, selbst als das Dach noch offen war und die Hälfte aller Böden kaputt und durchgebrochen. Camping auf der Baustelle, anfangs sogar im Zelt. Doch es wird langsam. Überall kann man die vergangene Schönheit des Hauses bereits erahnen, das konnte man mit viel Fantasie von Anfang an. Über uns schraubt sich die wuchtige Wendeltreppe in fast schon wieder alter Eleganz in die Höhe. Das wird das Prachtstück des Hauses, sollte sie erst einmal fertig werden.

Von oben aus dem ersten Stock dröhnt Deep Purple aus einer Musikbox gegen das Kreischen einer Flex an. Kris tritt an das Geländer der Wendeltreppe, nimmt den Schlegel, der dort hängt, und schlägt ein paar Mal kräftig gegen das Metall. »Perri, komm runter und sag Sanna auf Wiedersehen!«, brüllt sie gegen den Lärm an. Man hört ein lautes Scheppern, dann einen Fluch. Dann verstummt die Musik.

»Ich komm’ ja schon! Ist das Taxi da?«

»Noch nicht«, rufe ich mit einem Blick über die Schulter.

Perri kommt die Treppe heruntergepoltert. Diese zittert richtig unter seinem Gewicht. Er ist von Geburt Däne, hat aber schon überall auf der Welt als Zimmermann und Schiffsbauer gearbeitet, bis er sich in die elfengleiche Kris verliebt hat und mit ihr in dieses Wahnsinnsprojekt eingestiegen ist. Langer Zottelbart mit zwei geflochtenen Zöpfen, ehemals rotblonde, jetzt mit viel Grau durchsetztes Haar und über zwei Meter groß, kann man ihn sich gut als Schrecken der Meere vorstellen. Seit Jahren sind er und Kris ein Paar, wie es ungleicher nicht sein kann. Sie mit ihrer unerschöpflichen Energie und er mit seiner unerschütterlichen Ruhe und Gelassenheit. Ich mag beide wahnsinnig gerne und nehme jetzt mit Tränen in den Augen Abschied.

Er umarmt mich, hebt mich regelrecht vom Boden hoch und gibt mir einen dicken Kuss. »Pass auf dich auf, Süße. Und denk an das, was dich der Meister gelehrt hat.«

Ich muss lachen und erwidere seine Umarmung fest. »Mach ich doch, keine Sorge.« Draußen hupt es. Perri setzt mich wieder auf dem Boden ab, und die beiden bringen mich zur Tür.

»Mach uns spektakuläre Fotos, ja?« Kris umarmt mich ein letztes Mal.

»Das werde ich. Genug mit dafür habe ich ja«, erwidere ich mit einem Grinsen und rolle die Schultern. Ich habe sehr viel in den Ultralight Backpacker Foren geforscht und mir die Ausrüstung so leicht gemacht, wie es nur irgend geht. Aber die Technik wiegt nun einmal, die Kamera, das Stativ, die Akkus, Solarladegerät, das Ultrabook, die Ladekabel. Zumal ich im Winter losziehe, das bedeutet einen dickeren Schlafsack, wärmere Klamotten. Alles in allem trage ich runde fünfzehn Kilo Gewicht mit mir herum, und da sind noch keine Vorräte und kein Wasser dabei. Ganz schön viel für meine Verhältnisse. Aber wer Winterfotos haben will, muss halt im Winter los, besonders solch spezielle, wie ich sie machen will. Oder Kris sie haben möchte.

Der Taxifahrer steigt aus. Ich bin erfreut, ein bekanntes Gesicht für die Fahrt nach Rostock bei mir zu haben. »Kurt! Wie geht es dir?«

Er öffnet mir grinsend den Kofferraum. »Immer rein damit und dann ab ins Warme, Mädel«, begrüßt er mich mit seinem breiten berliner Akzent und hilft mir mit dem Rucksack. Ich winke meinen beiden Freunden in der Eingangstür noch einmal zu und schlüpfe aufatmend auf den Beifahrersitz. Geheizt. Grinsend mache ich es mir gemütlich. Auf Kurt ist doch immer Verlass! Er wechselt noch ein paar Worte mit Kris und Perri, dann steigt er ächzend hinter das Steuer.

Kurt ist eine echte Legende in der Gegend. Längst in Rente, verdient er sich mit dem Taxifahren ein Zubrot. Oder er versucht der Langeweile zu entkommen, wie er manchmal augenzwinkernd...

Erscheint lt. Verlag 5.1.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 11. September 2001 • Geschichte • Reise • Selbstfindung • Trauma • Vergangenheitsbewältigung • Wandern
ISBN-10 3-7575-0565-4 / 3757505654
ISBN-13 978-3-7575-0565-3 / 9783757505653
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