Gezählte Tage -  Martin Häusler

Gezählte Tage (eBook)

Als John Lennon seine Seele verkaufte
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2023 | 1. Auflage
256 Seiten
GOLKONDA VERLAG
978-3-96509-068-2 (ISBN)
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John Lennons Weg zum Superstar ist gespickt mit Andeutungen auf einen faustischen Pakt. Tragische Ereignisse, mehrdeutige Songtexte, vergessene Interviews sowie Wegbegleiter, die von Lennons ständigen Todesahnungen berichten, nähren die Legende, dass Lennon für den Erfolg der Band seine Seele verkauft hat. Was, wenn der gigantische Erfolg der Beatles tatsächlich einem faustischen Deal mit dunklen Dimensionen zu verdanken ist? Was, wenn der Tag im Dezember 1980, an dem Lennon erschossen wurde, der Zahltag gewesen ist? Was, wenn die Wandlung zum Friedensapostel der Versuch war, seine knapp bemessene Lebenszeit mit Sinn zu füllen? Was, wenn die Hinwendung zu Gott am Ende seines Lebens ein Flehen war, ihn aus der teuflischen Verstrickung zu befreien? Der bekennende Beatlesfan Martin Häusler wagt in diesem Roman ein Gedankenexperiment und erzählt Lennons turbulente Jahre zwischen 1960 und 1980 unter der Annahme, dass es den diabolischen Deal tatsächlich gegeben hat. Seine äußerst unterhaltsame Geschichte verwebt er mit einer zweiten Erzählebene, in der die zahlreichen Indizien enthalten sind - und die selbst die größten Beatlesfans ins Grübeln kommen lassen ...

Martin Häusler arbeitet seit 25 Jahren als Journalist und hat bereits ein Dutzend höchst unterschiedlicher Sachbücher geschrieben - u.a. einen Portraitband über visionäre Denker und Aktivisten, eine Sammlung über Utopien, eine Biografie über Martin Schulz und die Memoiren von Lothar Matthäus. Die Dramatisierung des Lennon-Pakts ist sein erster Roman. Häusler ist seit Teenagertagen Beatlesfan und hat sich in diesem Feld als Reporter und Musikredakteur durch Begegnungen mit Paul McCartney, Yoko Ono oder Dhani Harrison große Expertise aneignen können. Häusler lebt in Hamburg und ist natürlich Stammgast im Pub eines berühmten Liverpooler Trommlers ...

Martin Häusler arbeitet seit 25 Jahren als Journalist und hat bereits ein Dutzend höchst unterschiedlicher Sachbücher geschrieben – u.a. einen Portraitband über visionäre Denker und Aktivisten, eine Sammlung über Utopien, eine Biografie über Martin Schulz und die Memoiren von Lothar Matthäus. Die Dramatisierung des Lennon-Pakts ist sein erster Roman. Häusler ist seit Teenagertagen Beatlesfan und hat sich in diesem Feld als Reporter und Musikredakteur durch Begegnungen mit Paul McCartney, Yoko Ono oder Dhani Harrison große Expertise aneignen können. Häusler lebt in Hamburg und ist natürlich Stammgast im Pub eines berühmten Liverpooler Trommlers …

II.


DER ANFANG


There’s room at the top
they are telling you still
but first you must learn
how to smile as you kill

John Lennon – »Working Class Hero«

Der Wahnsinn, den wir in Litherland erlebt hatten, setzte sich tatsächlich fort. Der Cavern Club in Liverpool wurde zum Epizentrum. Die Teenagerschlangen davor wurden immer länger, und obwohl den meisten von ihnen klar war, dass sie niemals da unten Platz finden würden, blieben sie stehen in der Kälte und im Regen mit Gesichtern der Erwartung. Vielleicht, so erklärte ich mir das damals, funktionierten wir unter den steinernen Bogen des Gewölbekellers mit dem viel zu lauten Sound unserer elektrischen Gitarren wie eine Art Energiequelle, deren Strom sich über die Menschen ausbreitete und eben auch treppauf die Schlange entlangwanderte und auf die Straße hinaus bis zur letzten Person in der Reihe.

Natürlich hatte ich meinen Jungs von dem Deal berichtet, berichten müssen. Auch von den Konsequenzen, die ich zu erwarten habe. Vielleicht ist es aus psychologischer Sicht zu verstehen, dass wir nicht anders konnten, als das dicke Ende zu verdrängen. Möglicherweise gepaart mit der Hoffnung, dass sich noch irgendwann irgendein Ausweg auftun würde. Ich merkte schon damals, dass Pete die Sache nicht geheuer war. Er trommelte zwar fleißig mit, aber seine Zeit mit den Beatles näherte sich dem Ende. Auch mit Paul gab es noch eine Kleinigkeit zu klären, wenn auch eine völlig andere.

»Wir schreiben seit zwei Jahren Songs zusammen«, sagte er, während wir uns mit unseren Gitarren gegenübersaßen und ein wenig hin und her probierten. »Und wir werden auch in Zukunft vieles zusammen komponieren …«

»Ja, und?«

»Wie machen wir das mit dem, na ja, du weißt schon, lass uns doch jedes Mal Lennon/McCartney als Absender unter jeden Song schreiben.«

»Wie kommst du darauf … Ach, verstehe!«

»Ich, ich hätte den Pakt ja auch unterschrieben.«

»Mensch, Macca, hättest du einfach mal gewartet, was ich dir verfickt noch mal hätte erzählen können. Ja, ich bin zwar der Unterzeichner, aber du wirst laut Teufel genauso profitieren, ich meine den kreativen Output, und daher, ja, meinetwegen, können wir selbstverständlich uns beide drunter schreiben, solange wir die Beatles sind. Aber dass du darum bittest, das ist – verstehe mich nicht falsch – nicht sehr sym – pa – thisch. Es wird mich erwischen, nicht dich!«

»Is’ ja gut.«

»Und wenn du durch irgendeinen saublöden Zufall nicht selbst ums Leben kommst und über achtzig wirst, wirst du auch weit mehr von unserem Ruhm haben als ich.«

»Is’ ja gut, tut mir leid.«

»Das sollte es, Junge, mindestens.«

So war er immer schon gewesen, das Paulchen. Nennen wir es gutwillig: karrierebewusst. Natürlich waren wir Freunde, und natürlich waren wir durch den frühen Tod unserer Mütter Seelenverwandte, aber mit Paul befreundet zu sein, war wegen seines allürenhaften Ehrgeizes nicht immer leicht. In dem Song steckt aber mehr von mir drin, John! In dem da bestimmt 60 Prozent, und in dem da 75 Prozent! Bäbäbähh! Piss off, brother!

Nach Hamburg kehrten wir im Frühjahr 1961 zurück, George war inzwischen achtzehn, die Passkontrolle der guten alten deutschen Uniformträger durchlief ich selbst grimassierend ungestraft, und wir blieben für ganze drei Monate, konnten uns nun sogar eine kleine Pension leisten. Der Top Ten Club auf der Reeperbahn zahlte wieder etwas mehr als im Jahr zuvor, und in unser breites Repertoire mischten sich die ersten kleinen Juwelen aus eigener Herstellung. Während Paul sich an der ein oder anderen Schnulze versuchte oder bei den rockigeren Stücken ziemlich nach Elvis, Little Richard oder Buddy Holly klang, holte ich mit One After 909 eine Nummer aus dem Äther, die es zehn Jahre später bekanntlich noch aufs Let It Be-Album schaffte. Es ist meiner Meinung nach das erste Stück, das uns der Deal gebracht hatte. Erst dann kamen I Saw Her Standing There oder eben das ziemlich bescheuerte Love Me Do, für das ich Luzifer damals schon den Vogel zeigte. Aber er schwor darauf. »Wirst seh’n, John, wirst seh’n.«

Ich hatte anfangs keine Ahnung davon, wann und wo der Teufel auftauchen würde. Sicher, ich spürte es immer kurz davor an dem Magnetismus, aber ob er mir nun morgen oder übermorgen oder erst in einem Monat über den Weg laufen würde, ich wusste es nicht. So bekamen wir ihn im gesamten Jahr 1961 kein einziges Mal zu Gesicht, aber durch unseren langsam anwachsenden Erfolg war mir seine Präsenz immer bewusst. Den anderen dreien reichte das als Nachweis. Es galt ohnehin ein eisernes Schweigegelübde. Seine Unsichtbarkeit war da sicher hilfreich. Wir mussten die Schnauze halten. Unter Strafandrohung. Auch das hatte in dem Papier gestanden, unter das ich meinen Namen gesetzt hatte. Andererseits machten wir die Erfahrung, dass wir in den bierseligen Momenten, in denen uns unser besonderes Verhältnis mit dem Leibhaftigen herausrutschte, für durchgedreht – oder eben: besoffen – gehalten wurden. So war es bei Astrid, Stuart, Jürgen und Klaus. Und auch bei Tony Sheridan, den wir 1961 in Hamburg als Begleitband unterstützten. Ihm gegenüber passierte es eines Abends …

»Junge, ich habe meine verdammte Seele dem Teufel verkauft.«

Er schaute mich kritisch an – und brüllte dann los vor Lachen. Ich lachte mit, während es in mir ganz leise wurde. Ich bin mir relativ sicher, dass ihm dieser Satz während unseres rauschhaften Aufstiegs immer wieder in den Sinn gekommen ist und er mir nachträglich glaubte. Er plauderte sogar darüber, mit Freunden, mit Journalisten. Was aber aufgrund der völlig entspiritualisierten Gesellschaft zu keinerlei Nachfragen führte. Teufel? Seele? Das wurde sofort ins Reich der Legenden eingeordnet, weil es das ja gar nicht gibt.

Tony Sheridan erzählte mir später, dass sich John Lennon sehr für okkulte Dinge interessierte. Tony war auch einmal mit ihm in Hamburg bei einer Séance gewesen, einer spiritistischen Sitzung. Dort hatte ihm Lennon gesagt: ›Ich weiß, dass die Beatles Erfolg haben werden wie noch keine andere Gruppe. Ich weiß es genau. Denn für diesen Erfolg habe ich dem Teufel meine Seele verkauft.‹

Horst Fascher (»Die Menschen, die keine Götter waren«)

Der Hamburger Freundeskreis wunderte sich nach unserer Rückkehr über die neue Kraft der Auftritte. Stuart war höchst erstaunt, wie gut Paul plötzlich seinen Bass hatte übernehmen können. Vor allem aber kamen Astrid und Stuart meine blasphemischen Anwandlungen komisch vor. Dass ich einer Ordensfrau von einem Reeperbahn-Balkon aus und unter dem lauten Gejohle von Paul und George auf den Kopf gepisst hatte, hatten sie noch nicht einmal mitbekommen. Sehr wohl jedoch meine Jesus-Karikaturen, die ich auf der Bühne des Top Ten präsentierte. Sie zeigten den Heiland am Kreuz inklusive eines sehr langen Pimmels. Ich fand das komisch. Ein geradezu teuflischer Humor.

»Warum machst du das, John?«, fragte Stuart mal in einem stillen Moment.

»Das ist Kunst!«, fiel mir ein.

»Was? Das ist keine Kunst, mein lieber Kunsthochschulabbrecher John Lennon, das ist Scheiße. Egal ob man nun an Jesus glaubt oder nicht. Das ist Scheiße.«

»Du willst mir sagen, was Kunst ist und was nicht, du Verpisser? Oder bist du etwa fromm geworden?«

»Meinetwegen nenne es fromm. Ich glaube an die guten Kräfte da oben. Und Astrid auch.«

»Gute Kräfte, Stuart, ich glaube, du hast ein zu gutes Leben führen dürfen, sonst würdest du anders denken. Mir ist jedenfalls noch kein Schutzengel erschienen.«

»Mir auch nicht.«

»Sondern?«

»Astrid hat mir gezeigt, dass es immer richtig ist, seinem Herzen zu folgen.«

»Soso.«

»Du hast dich verändert, John.«

»Ja, ich bin besser geworden.«

»Musikalisch, ja. Aber das meine ich nicht. Du bist noch lauter geworden, noch selbstverliebter, noch deutscher.«

»Werd nicht frech, Stu!« Ich stieß ihm gegen die Schulter, sein Bier klatschte auf den Boden.

»Hör auf mit dem Scheiß. Ist deutsch für dich kein Kompliment? Du magst sie doch, diese Leute.«

»Ich mag sie nicht. Sie hätten mich fast getötet, bevor ich geboren wurde. Hast du das vergessen?«

Wieder wollte ich Stuart eine mitgeben, als er meine heranfliegende Hand ergriff, sie sanft zu sich führte und an sein Herz drückte.

»John, spürst du das?«

Ich riss meine Hand weg. »Bah, was soll ich da...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 8. Dezember 1980 • Abbey Road Studios • Alfred Schacht • allen klein • Beatlemania • Beatles • Beatlesfans • Brian Epstein • Capitol Records • diabolischen Deal • Ed Sullivan • ewigen Kampf zwischen Gut und Böse • Fab Four • Fantasy • faustischen Deal • George Harrison • George Martin • Imagine • John Lennon • Mark David Chapman • Paul McCartney • Phil Spector • Ringen um Frieden • Ringo Starr • Ron Richards • Science-fiction • Tony Sheridan • Utopie • Yoko Ono
ISBN-10 3-96509-068-2 / 3965090682
ISBN-13 978-3-96509-068-2 / 9783965090682
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