SHIT HAPPENDS -  K. Krista

SHIT HAPPENDS (eBook)

ONCE UPON THE TIME

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
171 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7549-8447-5 (ISBN)
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SHIT HAPPENDS (Scheiße passiert), ist unter anderem ein Erklärungsversuch dafür, wie schnell ein Leben bergab gehen kann, wenn man die falschen Weichen stellt. Blutjung lernt Chris ihre 'große Liebe' kennen. Sie bemerkt nicht, dass er sie nur benutzt. Als die Beziehung endet, fällt Chris in ein tiefes Loch. Es dauert Jahre, bis sie wieder heraus findet. Der Weg führt sie in die Drogensucht, die Prostitution und in den Knast. Sie ist keine Sympathieträgerin. Sie agiert egoistisch, rücksichtslos und berechnend, doch ist dies wirklich ihr Charakter?

Anfang der 70iger Jahre in Augsburg geboren und aufgewachsen, stellte mich mein Erwachsenwerden vor große Herausforderungen. Einblicke und Episoden aus eigener Erfahrung, sowie Erzählungen niederzuschreiben, wird mit plötzlich wichtig. Die Romanform habe ich dabei sehr bewusst gewählt, da sie mir erstens die Wahrung der Identitäten, der Protagonisten ermöglicht und zweitens einen Spielraum zwischen Recherche, Biographie und Phantasie lässt.

Anfang der 70iger Jahre in Augsburg geboren und aufgewachsen, stellte mich mein Erwachsenwerden vor große Herausforderungen. Einblicke und Episoden aus eigener Erfahrung, sowie Erzählungen niederzuschreiben, wird mit plötzlich wichtig. Die Romanform habe ich dabei sehr bewusst gewählt, da sie mir erstens die Wahrung der Identitäten, der Protagonisten ermöglicht und zweitens einen Spielraum zwischen Recherche, Biographie und Phantasie lässt.

EINS







Es ist einer dieser unsäglichen Sonntagnachmittage, wieder einmal weiß ich nichts mit mir anzufangen. Gelangweilt laufe ich durch meine Heimatstadt Augsburg und stehe plötzlich vor dem Spielsalon „Silberdollar“.

Wie bin ich hierhergekommen?

Ich kann mich nicht erinnern, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Der Dealer hatte recht, drei Dias* sind zu viel, er hat mich gewarnt, die Einnahme kann zu Gedächtnislücken führen. Danke für die Warnung, Arschloch.

Dieser Scheißkerl hat mir 5,00 DM pro Tablette abgenommen, der normale Preis sind 2,00 DM. Sonntagsaufschlag, meinte er lapidar, weil keine Konkurrenz unterwegs ist, ich kann ja versuchen woanders was zu bekommen, grinste er mich süffisant an, wohl wissend, dass es an Sonntagen immer schwer ist etwas aufzutreiben und das nutzt der Typ gnadenlos aus.


Wow, das ist ja geradezu lächerlich, daran kann ich mich erinnern, aber wie ich den Weg von zu Hause bis hierher geschafft habe, daran erinnere ich mich nicht. Na ja was soll´s, so ereignisreich ist mein Leben nicht, dass ich mich an jede Minute erinnern müsste. Ich bin 17 Jahre alt, rebelliere gegen mein völlig verarmtes Elternhaus, aus dem ich lieber heute als morgen ausziehen würde und verbringe meine Zeit in Kneipen und Spielhallen.


Das war nicht immer so, aber in diesem Sommer bin ich „lebensmüde“.

Nicht dass ich mir Gedanken darüber mache, meinem Leben ein Ende zu setzen, dafür bin ich viel zu feige. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes einfach müde, mutlos, kraftlos, empfinde mein Leben als sinnlos. „Des Lebens müde“, so theatralisch sich dieser Spruch auch anhört, beschreibt er doch genau meine seelische Verfassung. Nichts erscheint es mir wert, dass es sich lohnt dafür zu kämpfen, dass ich irgendetwas erreichen möchte. Ja ich habe nicht einmal einen Berufswunsch, manchmal macht mich meine Perspektivlosigkeit einfach nur wütend, doch anstatt diese Wut herauszulassen, unterdrücke ich sie, ja ich ersticke sie geradezu, indem ich jegliches Gefühl in mir durch den Konsum von Alkohol, oder Tabletten abtöte. Dass ich gerade durch diese Einstellung, zwar langsam, aber sicher, in den Selbstmord laufe, entbehrt nicht einer gewissen Ironie und sollte mir erst später, fast zu spät, bewusst werden.


Ich stoße die Türe zum Spielsalon auf und mir schallt beim Betreten, in kaum vertretbarer Lautstärke, Wolfgang Petri entgegen, woran ich sofort erkenne, dass Uschi heute hinter der Theke steht und schon recht gut getankt hat.




*Diazepam - Arzneistoff aus der Gruppe der Benzodiazepine. Anwendungsgebiete: Angstzustände und als Schlafmittel. Nebenwirkungen: Wahnvorstellungen, Psychosen, zum Teil extreme Verhaltensstörungen. Niemals in Verbindung mit Alkohol einnehmen.


Laute Musik ist, laut Ali, dem Besitzer, absolut verboten, was mich des Weiteren schlussfolgern lässt, dass Ali nicht da ist. Uschi hat immer ihre Wolfgang Petri Kassette dabei wenn sie im Silberdollar bedient, ihr Musikgeschmack, übrigens der einzige Nachteil an ihr, soweit ich das beurteilen kann.


Uschi ist eine kleine zierliche Person mit der man sehr viel Spaß haben kann, abgesehen von ihrem Musikgeschmack, aber ich wiederhole mich. Für die Arbeit hinter der Theke ist sie viel zu gutmütig und eigentlich ihr bester Gast. Das Geld, welches sie hier im Silberdollar verdient, lässt sie mit Sicherheit komplett, in Form von Alkoholika wieder im Spielsalon liegen. Bei ihr kann man auch mal Getränke anschreiben lassen, was bei meiner und nicht nur bei meiner finanziellen Situation, schon oft von Vorteil war. Es verkehren hier nicht ausschließlich nur Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, aber der Eine, oder Andere hat schon mal einen Zahlungsengpass. Manchmal ist einfach noch zu viel Monat für das zur Verfügung stehende Geld übrig. Da freut sich so mancher, wenn die Uschi hier ist, auch habe ich schon mitbekommen, dass sie die eine oder andere kleine Zeche aus ihrer eigenen Tasche bezahlt hat.

Bei Ali, dem Pächter des Spielsalons, ist Anschreiben nicht möglich. Naja, so pauschal stimmt das auch nicht, aber er sucht sich schon sehr genau aus, wer einen Deckel machen darf und wer nicht. Uschi ist da anders und erstaunlicherweise, selbst wenn es manchmal etwas dauert, hat sie bis heute immer das Geld, welches sie vorgestreckt hat, zurückerhalten.


Ich bleibe an der Eingangstüre stehen und orientiere mich. Meine Bewegungen sind durch die Einnahme der Dias sehr verlangsamt und mein Gesichtsfeld ist leicht eingeschränkt, weshalb ich meinen Kopf weit nach links und rechts drehen muss, um das gesamte Lokal zu überblicken. Links von mir stehen drei Billardtische, einer davon ist von zwei jungen Türken belegt, sie versuchen drei Mädchen durch ihr Machogehabe zu imponieren und dies wohl auch schaffen. Die Mädels im Alter von gerade mal 13 oder 14 Jahren, beobachten hingerissen das Spiel und bekunden durch Ausrufe wie, >>das war ein toller Schuss und ihr spielt verdammt gut<<, ihr Interesse, die Ausrufe werden sogar noch durch lautes Klatschen unterstützt. Man kann es auch übertreiben, denn es ist Offensichtlich, dass ihr Interesse wohl eher den Jungs, als dem Spiel gilt.


Mein Blick schweift ab und bleibt gegenüber der Billardtische am Kicker hängen, an dem sich Thomas, Franz und Lothar ein Match liefern. Sie haben mich noch nicht gesehen, sind viel zu vertieft in ihr Spiel und spielen wahrscheinlich gerade die nächste Runde Bier aus. Ich gehe langsam auf meine Freunde zu. Franz spielt allein gegen Lothar und Thomas. Ich stelle mich neben ihn und jetzt erst bemerken sie mich.


>>Hallo Jungs, kann ich mitspielen, ist doch unfair zwei gegen einen?<<


Ich bin seit einigen Wochen mit Franz zusammen, na ja, zusammen beschreibt unsere Beziehung nicht exakt, wir schlafen miteinander. Er ist ein netter Kerl, besorgt mir meine Tabletten und stellt keine Fragen. Eine oberflächliche Bettgeschichte, die ich auch genauso haben möchte. Freunde mit Sonderleistungen nennt man das wohl heute. Gefühle, oder gar eine Beziehung stehen zurzeit nicht auf meiner Liste.

Franz ist fünf Jahre älter als ich und arbeitet, auf Montage, als umgangssprachlich ausgedrückt „Mastenstreicher“. Er ist manchmal für eine Woche, oft aber auch für 14 Tage unterwegs, je nach Auftrag. Korrosionsschutz ist der professionelle Ausdruck für die Tätigkeit der „Mastenstreicher“, die 50 bis 150m hohe Hochspannungsmasten hinaufklettern und diese dabei mit Farbe gegen Korrosion bepinseln. Diese Tätigkeit ist nicht ungefährlich, die jungen Männer müssen in ausgesprochen guter körperlicher Verfassung sein und absolut schwindelfrei. Übermut und Selbstüberschätzung können das Leben kosten, wobei nichts dagegen spricht, wenn man über etwas Tollkühnheit verfügt, ja geradezu verfügen sollte, um diesen Job auszuüben. Die Sicherheitsvorkehrungen sind zwar sehr hoch, ohne Sicherheitsgurt darf man sich auf den Trassen nicht bewegen, da ein kleiner Farbklecks genügt um darauf auszurutschen und in die Tiefe zu stürzen.

Soviel zur Theorie, die Praxis, bzw. die Realität sieht jedoch anders aus. Aus Erzählungen weiß ich, dass diese Tätigkeit im Akkord durchgeführt wird, die Leitungen können stellenweise nur für wenige Minuten abgeschaltet werden, um zum Beispiel den Bahnverkehr nicht allzu lange zu behindern. Die Sicherungsgurte sind störend und verhindern ein zügiges Arbeiten. Der Zeitdruck und die Tatsache, dass es sich bei den Männern fast ausschließlich um junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren handelt, die wie in meinem Bekanntenkreis, meist unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehend arbeiten, verleitet sie immer wieder dazu, die Gurte nicht zu benutzten. Der Job wird sehr gut bezahlt, was Franz, wenn er von der Montage nach Hause kommt, in die Lage versetzt, sehr großzügig mit dem Geld um sich zu werfen. Er wohnt ebenso wie ich noch zu Hause und hat somit seinen ganzen Monatslohn zur freien Verfügung. Was in seinem Fall so viel heißt wie Saufen, Kiffen und was ich allerdings erst später erfahren sollte - sniefen*.


Franz sieht mich mit verklärtem Blick an, das Bier neben ihm ist wohl nicht sein erstes. >>Klar kannst du mir helfen, die Beiden wollen mich abzocken, der Himmel schickt dich<<, erwidert er auf meine Frage lachend.


Auch Lothar und Thomas freuen sich über mein Erscheinen und begrüßen mich lautstark. >>Ihr habt heute aber schon gut getankt Jungs<<, grinse ich in die Runde und stelle mich zu Franz an den Kicker.


Lothar hält sein Bier hoch und Thomas und Franz stoßen mit ihm an.

>>Mann, Kleines, du hast ja noch gar nichts zu trinken, wir feiern die Entlassung von Thomas aus der Bundeswehr<<, wendet sich Franz an mich, bevor er sich, nicht mehr ganz sicheren Fußes, auf dem Weg zur Theke macht, um mir etwas zu trinken zu besorgen. Ich folge ihm und stelle dabei verwundert fest, dass ich wirklich verdammt langsam unterwegs bin, da Franz sich mit meinem Bier bereits wieder auf dem Rückweg befindet und ich den kurzen Weg bis zur Theke, noch nicht bis zur Hälfte geschafft habe.


>>Hey Chris, was machst du am Flipper? Wir wollen doch Kickern.<<


sniefen - *Milieuausdruck für Schnupfen von Heroin, oder Kokain


Nachdem Franz mein Getränk am Kicker abgestellt hat kommt er auf mich zu und ich bemerke erst jetzt, dass ich in die völlig falsche Richtung...

Erscheint lt. Verlag 19.11.2022
Reihe/Serie Wie alles begann
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Knast • Prostitution • Rotlicht
ISBN-10 3-7549-8447-0 / 3754984470
ISBN-13 978-3-7549-8447-5 / 9783754984475
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