Himbeerzeit (eBook)

Roman - Das große Finale der italienischen Familiensaga
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
480 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-29154-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Himbeerzeit -  Valentina Cebeni
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Der Duft des Mandelgebäcks gibt ihr Hoffnung. Doch kann sie das Familienunternehmen wirklich retten?
Bella Italia während der bewegten 60er-Jahre und Rom im Taumel der Olympiade. Endlich das große Finale der Saga um die starken Fontamara-Frauen!

Voller Stolz hat Diana die Nachfolge ihrer Mutter im Familienunternehmen angetreten. Im Rom der 60er-Jahre herrscht Aufbruchsstimmung, durch die Straßen wehen Klänge von Rock 'n' Roll und die modebewussten Frauen tragen Petticoats in allen Farben. Während dieser Zeit sollen auch die Olympischen Sommerspiele in Rom ausgetragen werden, und Diana sieht die große Chance für den Aufstieg ihres Unternehmens. Wer könnte schließlich dem Duft des Mandelgebäcks widerstehen? Doch während Rom von der Olympiade träumt, werden die Nöte Dianas immer größer. Kann sie das traditionsreiche Haus und den Ruf ihrer Familie retten, bevor es zu spät ist?

Lassen Sie sich von Valentina Cebeni auf das italienische Familienanwesen der Fontamaras entführen und lesen Sie auch die anderen Bände der Reihe:

1. Das Limettenhaus

2. Kirschblütensommer

Valentina Cebeni wurde 1985 in Rom geboren, doch sie trägt das türkisblaue Meer, das die Küste Sardiniens umspielt, im Herzen. Bereits seit ihrer Kindheit hat sie zwei große Leidenschaften: für mitreißende Geschichten und für das Kochen und Backen. Sie liebt es, über die Rezepte ihrer Familie die gemeinsame Vergangenheit wiederzuentdecken. Mit ihren gefühlvollen Romanen hat sie sich in die Herzen ihrer Fans geschrieben.

1


Januar 1960

Die roten Rosen, die auf dem Schreibtisch standen, hatten ihren intensiven Duft verloren. Die äußeren Blütenblätter begannen bereits zu welken und würden bald abfallen.

»Dabei habe ich sie erst gestern bekommen«, bemerkte Diana leise. Sie legte den Stift auf das oberste Blatt des Stapels Dokumente, die sie noch unterschreiben musste, stützte ihr Gesicht in die Hand und schaute zum Fenster, das auf den Innenhof der Fabrik hinausging. An diesem Morgen war der Himmel über Rom blau und hell, nicht mal der Hauch einer Wolke wagte seine Schönheit zu stören. Darunter zeichnete sich die gezackte Silhouette der Dächer ab.

Von unten drangen die heiteren Stimmen der Auslieferungsfahrer herauf, die durch den Hof hallten, sie selbst konnte kaum das Schlagen ihres Herzens wahrnehmen, stellte Diana bitter fest. Sie löste den Blick von dem Panorama und wandte sich wieder den Papieren auf dem frisch polierten Schreibtisch zu, den liegen gebliebenen Briefen, den Anmerkungen ihrer Sekretärin zu den heutigen Terminen. Dann betrachtete sie die Fotografie in dem silbernen Bilderrahmen, ein Geschenk ihrer Schwester zum zehnten Hochzeitstag. Myriam hatte das Foto an ihrer Hochzeit mit Giovanni aufgenommen, Clio und Viola hatten es professionell vergrößern und rahmen lassen. Am Rand des Rahmens waren ihre Namen und das Datum der Hochzeit eingraviert.

Sie gähnte und sah dabei zerstreut auf die junge Frau mit dem Brautstrauß in der Hand, die oberflächlich lächelte, so schuldbewusst, wie es eine Braut, die ihren zukünftigen Mann kurz vor der Hochzeit betrogen hatte, nur sein konnte.

»Signora Fontamara, Ihre Schwester Myriam hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass sie am Eingang wartet«, hörte sie ihre Sekretärin sagen, die in der Tür aufgetaucht war.

Diana nickte, ohne den Kopf zu heben. »Danke, meine Liebe. Sagen Sie ihr, ich komme gleich.« Sie legte die Hand auf das dunkle Holz, der goldene Reif des Eherings war ein jeden Tag enger werdendes Joch, das sie kaum ertragen konnte. Sie hatte darauf bestanden, ihren Nachnamen zu behalten und ihn dort, wo es möglich war, weiterhin zu verwenden. Sie würde für immer eine Fontamara bleiben, auch wenn ihr Nachname offiziell Guida lautete.

Sie zog den Ehering ab und ließ ihn in die Handtasche gleiten. Bevor sie den Pelzmantel von der Garderobe nahm, blieb ihr Blick noch einmal an der jungen Frau auf dem Schwarz-Weiß-Foto hängen. Sie biss sich auf die Lippen und seufzte erneut, dann legte sie den Rahmen umgedreht auf den Schreibtisch und verließ eilig den Raum. Ohne sich noch einmal umzusehen, ging sie rasch durch die Gänge der Fabrik, in der Hoffnung, etwas Trost in der Plauderei mit ihrer Schwester zu finden, mit der sie meist über leichte Themen, hin und wieder auch über Politik sprach. »Heute nehme ich dich mit in ein kleines Restaurant ganz in der Nähe. Sie haben sehr guten Wein, und ich will wenigstens mal eine Stunde lang abschalten«, sagte sie zu Myriam, die am Tor auf sie wartete, und hakte sich bei ihr unter. Doch sobald sie sich gegenübersaßen, jede ein Glas Rotwein in der Hand, konnte Diana dem prüfenden Blick ihrer Schwester nicht länger ausweichen.

»Herrgott noch mal, musst du mich so anstarren?«, fragte sie und tupfte sich mit der bestickten Serviette den Mund ab. »Du siehst aus, als würdest du mir gleich an die Gurgel gehen.«

Myriam ließ die Serviette in den Schoß sinken und atmete tief durch. Sie hasste Dianas Art, Problemen auszuweichen, und hatte es satt, ihr immer alles aus der Nase ziehen zu müssen. »Was ist los, Diana?«

»Warum fragst du?«

»Weil ich dich gut genug kenne, um zu wissen, dass etwas nicht stimmt, wenn du dich so benimmst …«

»Es ist alles in Ordnung«, schnitt Diana ihr Wort ab und nahm einen Schluck von ihrem Wein.

»… oder so mutlos wirkst«, brachte Myriam ihren Satz zu Ende und ließ sie nicht aus den Augen.

Diana schluckte und stellte das Glas ab. Sie hatte das Gefühl, in dem Rot auf der elfenbeinfarbenen Tischdecke zu versinken, dann räusperte sie sich und blickte zur Seite, wo die Kellner zwischen den Tischen hindurch zur Küche eilten, aus der jetzt wütende Stimmen zu hören waren.

»Diana …«

»Ich bin unglücklich, okay?«, sagte sie und schlug mit der Faust auf den Tisch, die Serviette immer noch umklammert. Sie blinzelte, um sich nicht von der Angst übermannen zu lassen, die in ihr aufstieg und mit jedem Atemzug größer wurde. Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, ließ dann die Serviette fallen und begann ihr Filet zu schneiden. »Ich schaue auf das Fleisch auf meinem Teller und denke dabei an meine Ehe, ein Stück totes Fleisch, aus dem selbst der letzte Blutstropfen gewichen ist«, sagte sie, während sich der rötliche Fleischsaft auf dem Teller verteilte.

Myriam legte die Hände auf den Tisch und sah sie nachdenklich an. Dieses Gespräch hatten sie seit der Hochzeit ihrer Schwester, die immerhin schon sechzehn Jahre zurücklag, immer wieder geführt. »Die Dinge mit Giovanni laufen nicht so, wie du es dir vorstellst?«

Diana lächelte bitter. »Zwischen Giovanni und mir sind die Dinge noch nie so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Diese Ehe war eine schlechte Idee.«

»Vielleicht hast du es nie wirklich versucht«, gab Myriam zurück. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und beugte sich nach vorne. »Hör mir mal zu«, sagte sie, bevor Diana etwas entgegnen konnte, »eine Ehe bedeutet immer Arbeit, und Kinder zu haben macht es wahrscheinlich noch schwieriger, aber man sollte versuchen, die Beziehung zwischen Frau und Mann so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.«

»Das sagt sich so leicht«, antwortete Diana und verschränkte die Arme vor der Brust. »Schade nur, dass Giovanni ständig arbeitet, und wenn er mal nicht im Krankenhaus ist, ist er immer für alles zu müde. Ich habe es satt, nur sonntags, dem einzigen Tag, an dem er in der Regel keinen Dienst hat, die übliche Runde durch die Stadt zu machen.«

»Dann mach du doch mal einen Vorschlag. Überrasche ihn, fahrt zum Beispiel mal ans Meer.«

»Mitten im Winter? Bist du verrückt?«

Myriam runzelte die Stirn, dieses Gespräch wurde immer anstrengender. »Das Meer im Winter ist pure Poesie, Diana.«

»Mag sein, aber mir ist das zu kalt, und ich will keine Erkältung riskieren, nur um ihn zu überraschen. Außerdem weiß ich nicht mal, ob es ihm gefallen würde. Er ist so langweilig, so …« Sie verzog missmutig das Gesicht.

»Aber Giovanni liebt dich, zählt das denn gar nicht?«

Diana lachte, dann musste sie husten und wandte den Kopf ab. Sie zog eine Zigarette aus der Tasche. »Diese lauwarme Liebe gibt mir nichts.«

Myriam senkte den Blick. »Und die Tatsache, dass er Marco als seinen Sohn angenommen hat, obwohl wir beide die Wahrheit kennen, zählt das auch nichts?«

Diana zuckte mit den Schultern. »Das war ja keine große Leistung, er hat nie Verdacht geschöpft. Er hält ihn für seinen Sohn. Das ist nicht gerade ein großer Liebesbeweis, oder?«

»Für dich sollte es das aber sein, du kennst schließlich die Wahrheit.« Sie nahm etwas Risotto auf die Gabel, ließ sie dann aber wieder sinken. »Und dann beschwerst du dich, dass Angelica immer den Konflikt mit dir sucht. Das ist doch kein Wunder, sie ähnelt dir. Aber vielleicht ahnt sie auch, dass etwas nicht stimmt.«

»Unsinn, meine Tochter ist genau wie ihr Vater, von mir hat sie nur das Aussehen. Ich hoffe, das reicht aus, um einen armen Teufel zu finden, der bereit ist, sie zu ertragen«, antwortete Diana und blies Ringe in die Luft.

»Wenn du so redest, muss ich an Mama und dich vor einigen Jahren denken«, sagte Myriam und verbarg ihr Lächeln hinter der Hand.

»Lass Mutter aus dem Spiel. Gib mir lieber einen Rat, wie ich Marco mit der Schule helfen kann. Er hat schon wieder eine schlechte Note bekommen, das wird seinem Vater gar nicht gefallen.«

Myriam nickte. Es war typisch für Diana, das Thema zu wechseln, wenn das Gespräch einen Verlauf nahm, der ihr nicht passte.

»Wenn du willst, könnte ich Mosè fragen, ob er mit ihm lernt.«

»Gute Idee, vielleicht macht er das ja. Hoffen wir, dass er nicht die schlechtesten Eigenschaften der Fontamaras geerbt hat, so wie seine Mutter.«

»Angela war gar nicht so übel, wenn man sie zu nehmen wusste. Sie war vielleicht ein bisschen kompliziert, aber sie war nicht bösartig.«

»Wenn du das sagst«, antwortete Diana in schneidendem Ton. »Hoffentlich hat Mosè etwas von dir und ist bereit, Marco zu helfen, sonst sieht es schlecht für ihn aus.«

»Marco sollte weniger an Mädchen und Musik denken und lieber ab und zu mal ein Buch in die Hand nehmen.«

»Klar, damit er wird wie Giovanni«, gab Diana sarkastisch zurück und strich sich eine Strähne aus der Stirn. »Und wozu? Um die Fabrik zu übernehmen, wie es mein Mann gern hätte, damit ich zu Hause bleibe? Nein danke, dann sollen sie ihn lieber durchfallen lassen.«

»Du würdest deinen Sohn eher ein Schuljahr verlieren lassen, als dieses Thema mit deinem Mann zu klären? Das geht zu weit, Diana, selbst für deine Verhältnisse.«

Diana reagierte nicht. Sie starrte auf die sienabraunen Fliesen am Boden, während die Asche an ihrer Zigarette immer länger wurde. Sie dachte an Giovanni, der sich für sie ein Leben als Hausfrau wünschte. Doch sie stand gerne jeden Morgen auf, um ins Büro zu gehen. Dort hatte sie einen gewissen Einfluss und war nicht nur das Anhängsel eines Mannes, der sie wie eine Trophäe auf medizinischen Kongressen vorzeigte, zu denen sie...

Erscheint lt. Verlag 12.4.2023
Reihe/Serie Die Fontamara-Serie
Übersetzer Ingrid Ickler
Sprache deutsch
Original-Titel La Saga dei Fontamara – Cambiamenti
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1960er-Jahre • 2023 • Anne Jacobs • Cristina Caboni • eBooks • Familiensaga • Frauenromane • Generationenroman • historische familiensaga • Historische Liebesromane • italienische Familiensaga • Latium • Liebesromane • Neuerscheinung • Olympiade Italien • Rom • Sommer 2023 • Sommerlektüre • Starke Frauen • Unternehmerinnen • Urlaubslektüre • Wirtschaftswunderjahre
ISBN-10 3-641-29154-2 / 3641291542
ISBN-13 978-3-641-29154-9 / 9783641291549
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