Provenzalische Täuschung (eBook)
384 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-28646-0 (ISBN)
Es ist Trüffelzeit in der Provence. Pierre und Charlotte bereiten ihre Hochzeit vor, als eine Nachricht Sainte-Valérie in Aufregung versetzt: Gilbert Langlois - kürzlich in das Bergdorf gezogen, um Pierre seinen Posten streitig zu machen - liegt tot im Bach.
Der Verdacht fällt auf Pierre, doch der glaubt zu wissen, wer der wahre Täter ist: Maurice Marechal, der Bürgermeister des Ortes. Fest entschlossen, ihn des Mordes zu überführen, beginnt Pierre verdeckt zu ermitteln.
Die Spur führt ihn nach Mazan unweit des Mont Ventoux, wo sowohl das Opfer als auch Marechal aufgewachsen sind, und zu einem tragischen Fall aus der Vergangenheit. Alles deutet darauf hin, dass beide Geschehnisse miteinander verknüpft sind, als Pierre feststellt, dass es eine Person gibt, die sich an seine Fersen geheftet hat...
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Sophie Bonnet ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Mit ihrem Frankreich-Krimi »Provenzalische Verwicklungen« begann sie eine Reihe, in die sie sowohl ihre Liebe zur Provence als auch ihre Leidenschaft für die französische Küche einbezieht. Mit Erfolg: Der Roman begeisterte Leser wie Presse auf Anhieb und stand monatelang auf der Bestsellerliste, ebenso wie die darauffolgenden Romane um den liebenswerten provenzalischen Ermittler Pierre Durand. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
»Niemand verbindet Genuss und Verbrechen so harmonisch wie Sophie Bonnet in ihren Provence-Krimis.« (Hamburger Morgenpost)
»Sophie Bonnets Krimis sind so erfolgreich, weil sie von allem viel haben: Spannung, Romantik, Atmosphäre und verdammt leckeres Essen!« (Büchermagazin)
Prolog
Der Regen prasselte auf das Wagendach, als er den braunen Peugeot 208 vom Anwohnerparkplatz an der Rue de la Citadelle in Richtung des alten Stadttores lenkte. Die Straßen von Sainte-Valérie waren menschenleer. Wer konnte, der blieb zu Hause und sah den Kräften der Natur von einem beheizten Platz durch die Fensterscheibe zu.
Nur eine kleine Frau mit schmalen Schultern trippelte vor ihm über das Pflaster. Schwenkte den Schirm bei jedem Schritt hin und her, sodass der Wagen nicht passieren konnte.
»So ein verfluchter Mist«, flüsterte er und verzog den Mund.
Diese nervtötende Alte hatte ihm gerade noch gefehlt. Sie tauchte immer dann auf, wenn man sie am wenigsten brauchen konnte. Selbst draußen im Wald war sie ihm in die Arme gelaufen, vergangene Woche, als er gerade das Geld abholen wollte. Sie hatte vorgegeben, Pilze zu sammeln, aber womöglich war sie ihm gefolgt, weil sie wissen wollte, was er den lieben langen Tag so machte. Ihr war alles zuzutrauen. Neugierig, wie sie war. Und er fragte sich, ob es wirklich Zufall war, dass sie hier auftauchte, ausgerechnet jetzt.
Kurz überlegte er, den Wagen wieder auf dem Parkplatz abzustellen und sein Vorhaben zu vertagen, dann aber besann er sich. Die Regengüsse sollten sich laut Wettervorhersage bis zum Nachmittag zu wahren Fluten steigern. Wenn er jetzt nicht hinfuhr, dann würde das Geld womöglich aus dem Versteck gespült, und das Risiko wollte er nicht eingehen.
Ergeben folgte er der Frau im Schneckentempo, den Blick auf das rostrot gefärbte Haar geheftet, das sich vom trüben Wintergrau abhob wie ein Leuchtturmsignal im Meeresnebel. Schritt um Schritt setzte sie auf das Pflaster. Jetzt blieb sie sogar stehen, mitten auf der Gasse, und sah in den tiefschwarzen Himmel.
»Herrgott noch mal!«
Mit einem beherzten Tritt auf das Gaspedal ließ er den Motor aufjaulen. Öffnete, als auch das nicht half, das Wagenfenster und streckte den Kopf hinaus.
»Madame?«, rief er. »Madame Duprais, könnten Sie mich bitte vorbeilassen? Ich habe es eilig.«
Sie drehte sich um, tat überrascht, als habe sie ihn überhaupt nicht bemerkt. Ihre Knopfaugen blitzten auf.
»Ah, Sie sind es, Monsieur. Wo wollen Sie denn hin bei diesem ungemütlichen Wetter?«
»Das wollte ich Sie auch gerade fragen.«
Er setzte ein freundliches Gesicht auf, obwohl die Ungeduld in seinem Inneren tobte. Aber er durfte es sich mit der Alten nicht verscherzen. Wenn er erst einmal den angestrebten Posten innehatte, könnte sie ihm vielleicht sogar nützlich sein.
Madame Duprais klappte den sperrigen Regenschirm ein wenig zusammen, ohne einen Schritt zur Seite zu treten. Über ihr Gesicht rannen Tropfen, die sie mit dem freien Ärmel abwischte.
»Ich war im Frisiersalon. Gefällt Ihnen der Schnitt?«
Er nickte, mühsam beherrscht. Madame Duprais ging, das hatte er in den wenigen Monaten in Sainte-Valérie längst mitbekommen, alle drei bis vier Wochen in den Salon von Madame Farigoule, die sich mit den unterschiedlichsten Frisuren und Farbtönen an ihrer Kundin austobte, während sie den neuesten Dorfklatsch austauschten. Dieses Mal hatte sie der Alten rostrote Krissellöckchen verpasst, die ihren Kopf umgaben wie eine dieser Badehauben aus den Siebzigern.
Allerdings trug sie, wie er wusste, die Frisur schon seit einigen Tagen.
»Er steht Ihnen hervorragend.«
»Nicht wahr?« Madame Duprais strahlte. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich das Plaudern mit Madame Farigoule genossen habe. Einem fällt ja geradezu die Decke auf den Kopf in dieser Jahreszeit. Es ist absolut nichts los im Ort. Und im Fernsehen kommt auch immer nur dasselbe.« Sie machte ein paar Schritte bis an das Seitenfenster und beugte sich vor. »Nun?« Der Geruch von Pfefferminzpastillen drang ins Wageninnere. »Wohin des Weges?«
Sie hatte es mit einem lauernden Unterton gesagt, der nichts Gutes verhieß. Er kannte Madame Duprais inzwischen lange genug, um zu wissen, dass sie nicht lockerließ, bevor er eine Antwort gab. Die Zeit rann dahin, und der Regen wurde immer stärker. Hastig suchte er nach einer Ausrede.
»Ich besuche einen Freund in Mazan«, sagte er schließlich. »Ich habe ihn lange nicht gesehen.«
Die Antwort schien sie zufriedenzustellen, denn sie zog den Kopf zurück und zwinkerte ihm zu. »Wie schön. Richten Sie ihm unbekannterweise meine allerbesten Grüße aus.«
»Das werde ich tun, Madame Duprais, au revoir.«
Endlich war der Weg frei. Er fuhr wieder an und lenkte den Wagen an der Alten vorbei. Freundlich winkend, als wäre sie eine Freundin. Verzog erst den Mund, als er in die Straße einbog, die durch das mittelalterliche Stadttor aus Sainte-Valérie hinausführte. Bei den Pollern hielt er den Transponder an den Kontakt und wartete, bis sie im Boden versanken. Wischte währenddessen mit einem Lappen über die beschlagene Windschutzscheibe und atmete tief durch, als sich das Glas sofort wieder trübte.
Er ärgerte sich über seine Ausrede. Hätte er nicht einfach sagen können, er fahre zum Einkaufen? Stattdessen Mazan! Der Ort war ihm so herausgerutscht, aus reiner Gewohnheit. Nun musste er den ganzen Tag irgendwo herumlungern, damit die Alte keinen Verdacht schöpfte. Er konnte ja schlecht sagen, er habe es sich anders überlegt.
Mir wird schon etwas einfallen, um die Zeit herumzubringen, dachte er, während er das Gebläse aufdrehte. Er war seit Wochen nicht mehr im Cinéma Le César in Apt gewesen. Vielleicht hatten die ja etwas Spannendes im Programm. Nun, da wieder Geld reinkam, war sogar noch eine große Tüte Popcorn drin.
Es war kurz nach eins, als er den Waldparkplatz passierte. Er drosselte das Tempo, um das Areal zu überblicken. Scannte die Reihen ab, bevor er das Gaspedal erneut herunterdrückte und der Hauptstraße weiter folgte, die nun bergan in Richtung Norden führte. Zufrieden, dass das Opfer sich an seine Vorgaben gehalten hatte und pünktlich wieder verschwunden war.
Nach wenigen hundert Metern erreichte er den Schotterweg, der den Waldarbeitern als Zufahrt diente. Er setzte den Blinker und hätte beim Einbiegen beinahe einen Motorroller übersehen, der gerade aus der Einfahrt geschossen kam. Der Fahrer balancierte mit ausgestreckten Beinen über den unebenen Weg. Hastig riss er das Lenkrad herum und machte ein Ausweichmanöver. Der Peugeot geriet ins Rutschen und kam einer Abböschung gefährlich nahe. Fluchend steuerte er gegen, bis die Reifen wieder Halt fanden und der Wagen zum Stehen kam.
Aufgebracht drehte er sich nach dem Motorroller um, doch der war längst außer Sichtweite. Also fuhr er wieder an, diesmal langsam und konzentriert. Bald verengte sich der Weg zu einem Pfad. Der Peugeot tauchte in einen Tunnel aus immergrünen Nadelhölzern und Buchen mit winterkahlen Ästen. Dort, wo sich der Pfad allmählich im Wald verlor, lenkte er den Wagen hinter einen Stapel Totholz und schaltete den Motor aus.
Mit einem Aufseufzen lehnte er sich zurück. Sein Herz klopfte heftig, und er konnte nicht sagen, ob es wegen des gerade noch verhinderten Zusammenstoßes war oder wegen der Anspannung, die ihn stets überfiel, wenn er das Geld abholte.
Was, wenn es dieses Mal schiefging?
»Verfluchter Idiot«, schimpfte er sich laut. »Du klingst wie eine Memme.«
Alles war bestens geplant, wie sonst auch. Nur würde er künftig den Wetterbericht konsultieren, bevor er ein Zeitfenster vergab.
Eine Weile lauschte er dem Prasseln des Regens auf dem Wagendach, in der Hoffnung, er möge bald nachlassen. Strich sich mit einem Blick in den Rückspiegel das wegen der Feuchtigkeit abstehende Haar glatt. Von den Tannenzweigen rollten dicke Tropfen, klatschten geräuschvoll auf die Frontscheibe, die bei ausgeschaltetem Gebläse sofort wieder beschlug.
Als der Regen nach einer halben Stunde unvermindert heftig vom Himmel fiel, zog er mit einem Seufzen die Kapuze seines Parkas über den Kopf und verließ den Wagen. Hastete fluchend über den aufgeweichten Boden. Bei jedem Schritt saugten sich seine Schuhe fest, es war ein Stöhnen, Schmatzen und Gurgeln. Das Wasser drang zu seinen Füßen und durchweichte den Stoff seiner Jacke.
Als er den Bach endlich erreichte, war er nass bis auf die Haut.
Das ehemals dünne Rinnsal war durch die Regenfälle angeschwollen. Mit einem großen Schritt stieg er über den gurgelnden Strom, bis er an dem Baum mit dem Astloch angelangt war, wo das in Zellophan eingewickelte Geldpäckchen auf ihn wartete. Doch als er die Hand hineinstreckte und tastend über den Hohlraum fuhr, fand er … nichts.
Das konnte doch nicht wahr sein!
Bäuchlings lehnte er sich gegen den Stamm, während seine Hand weiter durch das Innere glitt. Er zog eine Vogelfeder hervor, Reste eines Nestes. Einen Käfer, der ihm über die Finger lief und den er angewidert abschüttelte. Aber kein Geld.
»Zut alors!«
Fluchend zog er die Hand zurück. Er würde es ihm heimzahlen, den Preis verdoppeln. Den Halunken auffliegen lassen. In Gedanken ging er die drakonischsten Strafen durch, als er spürte, wie sein Mobiltelefon in der Hosentasche vibrierte.
Er zog das Telefon hervor und starrte auf den Namen auf dem Display. Was für ein seltsamer Zufall, dachte er. Das Opfer konnte schließlich nicht wissen, dass er hinter den Erpressungen steckte. Was es wohl von ihm wollte? Kurz überlegte er, den Anruf zu ignorieren, aber die Neugier siegte.
»Das ist ja eine Freude«, rief er. Fröhlich, als hätte er lange auf diesen Anruf gewartet.
»Gefällt es Ihnen im Wald?«
»Im Wald?...
Erscheint lt. Verlag | 11.5.2023 |
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Reihe/Serie | Die Pierre-Durand-Krimis |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2023 • Cay Rademacher • Cosy Crime • eBooks • Frankreich • Frankreich Krimi • Jean-Luc Bannalec • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Krimi • Kriminalromane • Kriminalroman Neuerscheinungen 2023 • Krimireihe • Krimis • Kulinarischer Krimi • Liebe • Mazan • Mont Ventoux • Mordserie • Neuerscheinung • Pierre Durand • Pierre Martin • Provence • Reisen • Sommerlektüre • Spannungsroman • Spiegel-Bestseller-Autorin • Trüffel • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre |
ISBN-10 | 3-641-28646-8 / 3641286468 |
ISBN-13 | 978-3-641-28646-0 / 9783641286460 |
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