Mit dem Mut zur Liebe (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman nach einer wahren Geschichte | Der Nr.-1-SPIEGEL-Bestseller-Tatsachenroman | Die dramatische Geschichte einer unglaublichen Flucht

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
496 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46358-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mit dem Mut zur Liebe -  Hera Lind
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Erst ein dramatischer Unfall, dann die waghalsige Flucht aus der DDR: Im Tatsachenroman »Mit dem Mut zur Liebe« erzählt Nummer-1-Bestseller-Autorin Hera Lind die wahre Liebesgeschichte der Artisten Dieto und Johanna. Es ist Liebe auf den ersten Blick, als sich Johanna und Dieto 1957 in Dresden zum ersten Mal begegnen. Ihre Väter waren zusammen in russischer Kriegsgefangenschaft, und beide bringen ihren Kindern die artistischen Kunststücke bei, die ihnen den sicheren Tod im Arbeitslager erspart haben. Doch als das junge Artistenpaar nach hartem Drill schließlich Weltniveau erreicht, muss Dieto sich drei Jahre beim Militär verpflichten. Das junge Paar flieht Hals über Kopf in einem Schlauchboot über die Adria, wo sie nur mit Badesachen bekleidet nach 36 Stunden völlig erschöpft ankommen .Da wird ihnen bewusst, dass sie ohne ihr Equipmentkeine Existenz aufbauen können. Dieto lässt Johanna bei Fremden zurück und versucht es ein zweites Mal. ... Ergreifend und voller Hoffnung erzählt der dramatische Tatsachenroman von Bestseller-Autorin Hera Lind die wahre Geschichte eines ganz normalen Paares aus der DDR, dessen Liebe über alle Grenzen trägt.

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Dresden,
Februar 1945


Nebenan arbeiteten viele magere schmutzige Frauen an langen Tischen im Freien.

»Was machen die denn da?« Neugierig lugte ich durch das Loch im Fenster, das ich mit meinem warmen Atem frei gehaucht hatte. »Die frieren doch!«

»Das sind polnische Zwangsarbeiterinnen.« Mein zwölfjähriger Bruder Manfred versuchte, mich an den Hosenträgern von der Fensterbank zu zerren, auf die ich vierjähriger Bub geklettert war. »Lass das nicht die Mama sehen, du kleiner Akrobat!«

»Was ist ein Akrobat?« Energisch schüttelte ich die brüderlichen Hände ab. Viel zu spannend war das gruselig schaurige Geschehen dort hinter dem Stacheldraht. Es schneite in dicken nassen Flocken, der eiskalte Wind bog die wenigen hässlichen kahlen Sträucher unbarmherzig zu Boden und gab den Blick auf ärmlichste der trostlosen Baracken frei. Ab und zu huschte eine der armen, ausgemergelten Frauen an eine Mauer, um auf einem Eimer ihre Notdurft zu verrichten. Ihre Mäntel und Jacken waren zerschlissen, zerrissen und glichen eher Lumpensäcken als Kleidung. Manche wateten sogar barfuß durch den grauschwarzen Schlamm und Schnee. Schon beim Hinsehen erschauderte ich. Zwischen Stacheldraht und den Bahngleisen, die direkt an unserem Hinterhaus vorbeiführten, bewacht von bewaffneten Soldaten, schufteten die armen Frauen erbärmlich frierend und sichtbar unterernährt im Stehen vor sich hin. Die Eisenbahnlinie Dresden–Berlin war das nächtliche Ziel der Bomber, und ich spürte, nicht nur wir waren in Gefahr, sondern auch diese armen Frauen. Aber die hatten nicht mal eine kleine Wohnung im ersten Stock, so wie wir.

»Ein Akrobat ist ein Künstler, der Tricks kann!« Manfred zerwuselte mir das störrische Haar, das schon lange keinen Kamm oder Bürste mehr gesehen hatte. »Und die Frauen da draußen arbeiten für die Fabrik Essig-Kühne. Die müssen Gurken in Gläser füllen und für die Soldaten an der Front verpacken.«

»Aber die dürfen sie nicht essen?!« Schon war ich wieder auf die Fensterbank gekrabbelt und drückte mir die Nase platt. »Die sehen so verhungert aus!«

»Nee, Kleiner. Dürfen die nicht. Das sind Kriegsgefangene aus Polen.« Manfred lugte nun auch durch das Guckloch in der zugefrorenen Scheibe. »Wer denen hilft, kriegt selber Ärger. Manche Leute sagen sogar Polackenpack zu ihnen und spucken vor denen aus.«

»Wir aber nicht, oder?«

»Natürlich nicht. Das sind doch Menschen.«

Mein Herz zog sich vor Mitleid zusammen. »Können wir denen denn nicht heimlich was zu essen reinschmeißen? Wir sind doch keine Feiglinge, oder?«

»Du hast recht, kleiner Mann.« Manfred hob mich energisch von der Fensterbank. »Hör zu, Brüderchen. Wir gehen jetzt raus auf den Hof und spielen mit dem Ball, und wenn die Aufseher nicht hingucken, lasse ich den Ball einfach auf das Gelände rollen. Du schlüpfst dann durch das kleine Loch im Zaun und heulst laut und machst Theater und suchst den Ball, und in der Zeit lasse ich ein halbes Brot ins Gestrüpp fallen.«

»Was habe ich da gerade gehört, Kinder?« Wie aus dem Nichts stand plötzlich unsere Mama in der Tür. Sie rieb sich die eiskalten Hände, die in abgerissenen Strickhandschuhen steckten, und blies hinein. Sie hatte noch ihren Mantel an, war sie doch gerade mit den letzten Essensmarken einkaufen gewesen. Das Netz mit den kümmerlichen Habseligkeiten, die sie ergattert hatte, lag auf dem wackeligen Küchenstuhl.

»Wir wollen den armen polnischen Zwangsarbeiterinnen helfen, Mama!« Manfred blickte sie aus seinen grauen Augen bittend an. »Wir können doch nicht zusehen, wie sie vor unseren Augen verhungern!«

»Nein, das können wir nicht.« Mama machte ein ernstes Gesicht. »Ich überlasse euch die Entscheidung.« Ihr Blick fiel auf das halbe Brot im Einkaufsnetz, das in grobes Papier gepackt war. »Dann haben wir heute Abend eben nichts zu essen.«

»Wir haben nicht so viel Hunger wie die Zwangsarbeiterinnen da draußen.« Das schwierige Wort wollte mir so recht noch nicht über die Lippen. Eifrig griff ich nach dem Brot und roch daran. Es war alt und schwer, die Erwachsenen nannten es Kommissbrot. Mein Magen zog sich vor Hunger zusammen, aber mein Gerechtigkeitssinn war stärker.

»Bitte, Mama, lass es uns zu den armen Frauen bringen.«

»Dann mache ich euch ein paar handliche kleine Päckchen.« Die Mama war schon auf unserer Seite. Während Manfred mir half, die knöchelhohen Schnürschuhe zu binden, schnitt Mutter das Brot in kleine Stücke, packte jedes in altes Zeitungspapier und steckte es Manfred zu. »Dass ihr mir an dem Bahngleis aber aufpasst! Nicht auf die Schienen laufen, klar? Und lasst euch nicht erwischen!«

Mit Tränen in den Augen blickte sie uns hinterher, wie wir durch das Treppenhaus hinunter in den Hof rannten, dort ein paarmal den kaputten alten Lederball hin und her schossen, und dann … mit Wucht … über den Stacheldrahtzaun in hohem Bogen auf das Gelände der Essig-Fabrik, wo die schäbigen Baracken standen. Gerade quietschte und jammerte ein Güterzug schlingernd über die Schienen im Hintergrund, da konnte ich kaum lauter heulen.

»So, Kleiner. Dein Auftritt. Je lauter du schreist, desto mehr sind die Wachposten abgelenkt.«

Ich pumpte meine Lungen voll mit der eiskalten Luft und plärrte los.

»Mein Ball! Mein schöner Ball! Du hast ihn weggeschossen!«

Manfred streckte die Hand nach mir aus und tat so, als wolle er mich trösten. Alle Blicke der Aufseher waren auf uns gerichtet.

»Los!« In Windeseile rannten wir über den Schotter, überkletterten die Hofmauer und standen schon am hohen Stacheldrahtzaun.

»Mein BALL!«, jammerte ich bühnenreif. »Wo ist mein BALL

Die Frauen arbeiteten in gebückter Haltung dicht beieinanderstehend weiter. Keine wagte es, sich nach uns umzudrehen. Der Güterzug wand sich wie eine nasskalte Schlange aus unserem Blickfeld.

»Ihr schon wieder!« Einer der Wachposten polterte mit seinen dicken Stiefeln heran. Er sah zum Fürchten aus, mit seinem riesigen Gewehr, das in einem Lederriemen über seine Brust hing, und machte ein finsteres Gesicht.

»Könnt ihr denn nicht aufpassen, ihr blöden Bengels!«

»Der Manfred hat ihn mir weggeschossen«, plärrte ich noch lauter, und zu meinem Erstaunen quollen echte Tränen über meine Wangen. »Die Mama haut mich, wenn ich ohne Ball wiederkomme! Den hat mir der Papa geschenkt, und der ist in Russland an der Front!«

»Na, dann kommt schon rein!«

Der Wachposten schob das rostige Tor zum Arbeitslager ein wenig auf, und während ich ihm dankbare Blicke aus feuchten Kinderaugen zuwarf, ließ Manfred unauffällig die Brotpäckchen ins Gestrüpp fallen. »Hier müsste er sein … ich hab ihn … vielen Dank, Herr Lageroffizier.«

»Ab mit euch, ihr Lausejungen!« Der gebauchpinselte Wachmann schob uns unwillig wieder hinaus. Hinter ihm glitt quietschend das Lagertor ins Schloss. »Und grüßt eure Mama.«

Ich setzte noch ein paar gekonnte Schluchzer ab, während Manfred mir mit einem Taschentuch die Rotznase wischte. »Ja, machen wir, Herr Offizier. Sie lässt Sie auch schön grüßen.« Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie die Frauen sich blitzschnell bückten und die Päckchen unter den Arbeitskitteln verschwanden. Dankbare Blicke glitten zum Küchenfenster unserer Mutter herauf, während Manfred mich an die Hand nahm und zurück über die Hofmauer hievte.

Neben der Wäscheleine und den Mülltonnen angekommen, drückte er mich an sich: »Gut gemacht, Kleiner. Aus dir wird noch mal ein großer Bühnenstar.« Und dann spielten wir, als wenn nichts gewesen wäre, in der Nachbarschaft in den Trümmern.

»Schau mal, Manfred, das hier sieht aus wie Sand! Ich backe einen Kuchen für die Mama!«

Es war festes gelbes Schießpulver, das in der abgerissenen Hälfte einer Bombe steckte, ein rund und spitz zulaufender Trichter. Da wir Kinder kaum noch etwas anderes kannten, war uns die Gefahr auch gar nicht bewusst. Mit den bloßen Händen kratzten wir den vermeintlichen Sand aus dem Stahlmantel des Bombentrichters und formten daraus »Kuchen« und »Plätzchen«.

»Da wird sich die Mama freuen! Jetzt haben wir doch noch was zu essen für heute Abend!«

Wenig später polterte es bei uns oben im ersten Stock an die Tür.

Unsere kleine dunkle Wohnung lag über dem Gemeindesaal der evangelischen Kirche. Zu Friedenszeiten waren hier Seminare und Chorproben abgehalten worden, aber daran konnte ich mich nicht mehr erinnern.

»Auweia!« Ich presste die Hände vor den Mund. »Jetzt haben sie es entdeckt!«

Mutter legte einen Finger auf die Lippen. »Kein Wort, ihr zwei. Ich regele das.«

Mit klopfendem Herzen drückte ich mich hinter ihr herum, und auch Manfred stand die Angst ins Gesicht geschrieben. »Ein Schupo«, wisperte er leichenblass.

»Guten Tag. Sie wünschen?« Mit gefasstem Gesicht öffnete Mutter die Tür. Im spärlich beleuchteten Treppenhaus stand ein Uniformierter mit Hakenkreuzbinde auf dem Arm.

»Heil Hitler. Frau Kretzschmar?«

»Ja?«

Nach dem obligatorischen Hitlergruß, den unsere Mama nur halbherzig erwiderte, zog der dicke ältere Mann einen Schrieb aus seiner Tasche und hielt ihn unserer Mama vor die Nase. »Ich habe hier eine Anzeige gegen Sie. Sie haben gegen das Kriegsrecht verstoßen.« Mein Herz polterte wie der soeben vorbeifahrende Güterzug, der sich lärmend und quietschend über die Gleise hinter dem Arbeitslager schlängelte. Selbst durch den fadenscheinigen Mantel, den unsere Mutter auch in der Wohnung trug, konnte ich ihre Beine zittern fühlen.

»Aber Herr Wachtmeister, es sind doch Kinder …«

»Sie haben gegen...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 50er Jahre Romane/Erzählungen • 60er Jahre Romane/Erzählungen • Artisten • authentisch • Bestsellerautorin • biografische Romane • Biographischer Roman • BRD • DDR • DDR Erinnerungen • DDR Flucht • DDR-Flüchtling • DDR Geschichte • DDR Leistungssport • Deutsche Geschichte • Deutsche Geschichte nach 1945 • Dramatische Liebesromane • dramatische Romane • Echte Schicksale • Emanzipation • Erinnerungen • Erlebte Geschichte • Familie • Familiendrama • Familiengeschichte • Familienroman • Flucht • Flucht aus DDR • Flucht aus der DDR • Frauenleben • Frauenromane • Frauenromane Bestseller • Frauenschicksal • Frauenunterhaltung • Große Liebe • Hera Lind Bücher • Hera Lind Neuerscheinung 2023 • Hera Lind wahre Geschichten • historische Romane DDR • Historischer Roman • Jonglieren • Kriegsgeneration • Liebesgeschichte • Liebesgeschichten Bücher • Mann fürs Leben • Nachkriegsdeuschland • Nachkriegsdeutschland • Nachkriegsgeneration • Nachkriegskinder • Nachkriegszeit Romane • Resilienz • Roman Biographie • Roman Biographien • Romane DDR • Romane Drama • Romane für Frauen • Romane Liebe • Romane Nachkriegszeit • Romane nach wahren Begebenheiten • Romane nach wahren Geschichten • Roman wahre Begebenheit • Roman wahre Begebenheiten • Roman wahre Geschichte • Schicksal • Schicksalsroman • schicksalsromane • Spiegel-Bestseller-Autorin • Starke Frau • Tatsachenbericht • Tatsachenroman • Tatsachenromane • Tatsachenromane Bestseller • Trauma • Vergessene Generation • vergessene Geschichte • Vertreibung • Wahre Geschichten • wahre geschichten bücher • wahre Liebe • Wahre Liebesgeschichten • Zeitgeschichte Roman • Zeitzeugen • Zeitzeugen-Berichte • ZeitzeugInnen • Zirkus
ISBN-10 3-426-46358-X / 342646358X
ISBN-13 978-3-426-46358-1 / 9783426463581
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