Geteiltes Land - Zwischen Hoffnung und Aufbruch (eBook)

Roman einer deutschen Familie | Von Mauerbau bis Mauerfall - Die bewegende Familiensaga um mutige Frauen, die im geteilten Berlin um ihre Liebe und ihre Träume kämpfen

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
352 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60423-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geteiltes Land - Zwischen Hoffnung und Aufbruch -  Farina Eden
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Ein Band, das niemand trennen kann - Eine Familie, mutige Frauen und ihr Traum von Freiheit. Berlin 1979: Die 19-jährige Lydia Richter besucht eine der renommierten Kinder- und Jugendsportschulen in Berlin, wo sie sich mit Christiane Lindig anfreundet. Die jungen Frauen haben ein gemeinsames Ziel: die Olympischen Spiele in Moskau. Das harte Training bringt sie diesem Ziel zwar näher, führt aber auch zu besorgniserregenden körperlichen Veränderungen, die sich die beiden nicht erklären können. Der Leistungsdruck setzt Lydia und Christiane zu, trotzdem schaffen sie es in den Reisekader. Doch dann kommt heraus, dass Lydias Schwestern Republikflüchtlinge sind, und sie wird von der Olympiateilnahme ausgeschlossen. Als Christiane ihren Vater deshalb um Hilfe bittet, entbrennt ein Streit, bei dem sie erkennen muss, dass auch in ihrer Familie nichts so ist, wie es scheint. Was verschweigen Vater und Mutter? Und warum fühlt sich Christiane ihrer besten Freundin näher als den eigenen Eltern? Inspiriert von der eigenen Geschichte der Autorin Farina Eden ist selbst im Osten Berlins und damit in der DDR aufgewachsen. Ein Teil ihrer Familie reiste in den Westen aus, weshalb die in der DDR verbliebenen Angehörigen politischem Druck ausgesetzt waren. Diese Erfahrung diente der Autorin als eine Inspiration für die Trilogie, der jedoch keine einzelne Familienbiografie zugrunde liegt. Vielmehr hat sie verschiedenste historisch belegte Ereignisse zusammengetragen und zu einer »exemplarischen Familiengeschichte« verwoben. Farina Edens  mitreißende DDR-Saga, für die Leser:innen von Claire Winters »Kinder ihrer Zeit« und Ulrike Schweikerts »Friedrichstraßensaga« sowie für Fans der Serie »Weißensee«.

Farina Eden, 1977 in Berlin geboren, entdeckte bereits als Kind ihre Begeisterung für Bücher und begann früh mit dem Schreiben. Nach Schule und Abitur fand sie einen Weg, die Leidenschaft fürs Schreiben mit ihrem Beruf zu verbinden. Sie studierte Deutsch und Englisch und unterrichtet heute an einer Realschule in Baden-Württemberg. Historischer Roman, Liebesroman, Jugendbuch oder Kurzgeschichten - Farina Eden ist in vielen Genres zuhause. 

1977 in Berlin geboren, entdeckte Farina Eden bereits als Kind ihre Begeisterung für Bücher und begann früh mit dem Schreiben. Nach Schule und Abitur fand sie einen Weg, die Leidenschaft fürs Schreiben mit ihrem Beruf zu verbinden. Sie studierte Deutsch und Englisch und unterrichtet heute an einer Realschule in Baden-Württemberg, wo sie heute lebt. Kreativität kennt keine Grenzen. Genau das ist der Grund, warum sich die Autorin bisher weder auf ein Genre, noch auf eine Zielgruppe festlegen wollte. Historischer Roman, Liebesroman, Jugendbuch oder Kurzgeschichten – die Autorin schreibt nieder, was sie nicht mehr loslässt.

1


Christiane


Sonntag, 5. August 1979


»Das Mädchen ist eine einzige Enttäuschung.«

Die Worte ihrer Mutter drangen durch die dünnen Wände, als wären die aus Pappe. Absurderweise dachte Christiane in diesem Moment daran, wie stolz ihre Eltern gewesen waren, als sie die Zusage vom Wohnungsamt erhalten hatten. Eheleute mit Kindern wurden eben bevorzugt, erst recht, wenn er Richter und sie Bankangestellte war. Als eine der ersten Familien waren die Lindigs aus dem maroden Altbau in Friedrichshain in eine der Neubauwohnungen in der Marchwitzastraße gezogen. Anders als in ihrer alten Behausung, in der sie noch mit Kohle heizen und für die Notdurft ein Plumpsklo auf dem Hinterhof aufsuchen mussten, was vor allem in den Wintermonaten zur Tortur wurde, hatte ihr neues Heim fließend warmes Wasser, Zentralheizung und ein in der Wohnung liegendes Bad mit Wasserklosett und Badewanne. Küche und Balkon machten das Wohnglück perfekt, auch wenn die Aussicht bislang nicht mehr hergab als weitere Hochhausskelette, Sandhaufen und Gruben, die davon zeugten, dass in Marzahn unzählige weitere Plattenbauten entstehen sollten.

So luxuriös ihr Zuhause auch war – die Wände waren zu dünn. Oder die Stimme ihrer Mutter Cathleen zu laut. Oder beides.

Christiane tat, als hätte sie nichts von der Diskussion ihrer Eltern mitbekommen, und lief ganz selbstverständlich in die Küche, die nur über das Wohnzimmer zu erreichen war, in dem ihre Eltern saßen.

Sie goss sich ein Glas Milch ein, löffelte anschließend Trinkfix-Kakaopulver hinein und setzte sich auf den Sessel. Ihre Eltern starrten sie schweigend an, und Christiane spürte genau, dass sie unerwünscht war. Allerdings war ihr dieses Gefühl vertraut, weswegen sie es ignorierte.

»Kannst du nicht sparsamer sein?«, knurrte ihr Vater Martin mit Blick auf die dunkelbraune Flüssigkeit in ihrem Glas. Genervt verdrehte Christiane die Augen. Warum sollte sie? Im Vergleich zu vielen anderen Berliner Familien hatten ihre Eltern genug Geld, um im Deli einzukaufen. Kakaopulver, echter Kaffee, Gewürze oder teure Spirituosen – die Lindigs dachten nicht daran, sich auf das knappe Angebot der nahe gelegenen Kaufhalle zu beschränken. Stattdessen kauften sie in einem der neuen Delikatessenläden ein, zu Preisen, die sich der normale Berliner nicht leisten konnte. Die Lindigs waren eben nicht normal, und ihre Mutter wurde nicht müde, sie immer wieder daran zu erinnern, wie gut sie es doch hatte.

Frau Lindig erwartete Gehorsam, ausgezeichnete Leistungen und Dankbarkeit. Echte Gefühle zwischen Mutter und Tochter gab es nicht mehr, und Christiane fragte sich, ob das je anders gewesen war.

»Musste das sein?«, holte die Stimme ihrer Mutter sie ins Hier und Jetzt zurück. »So kurz, bevor die Schule beginnt? Was sollen die Lehrer und Trainer von dir denken? Und deine Freunde werden Reißaus nehmen, so, wie du jetzt aussiehst. Ich werde mich jedenfalls nicht mehr mit dir zeigen.«

Christiane hob ihr Glas vor die Lippen, damit Mutti, wie sie gern genannt wurde, ihr selbstzufriedenes Grinsen nicht sah. Sie hatte das erreicht, was sie wollte: Cathleen Lindig war wütend. Diesmal war Christiane das dank ihrer Haare gelungen. Dabei hatte ihre Mutter doch vor Freunden und Bekannten so gern mit den engelsgleichen blonden Locken ihrer Tochter angegeben.

Nach außen hin gab sie die perfekte Mutter ab: liebevoll, fürsorglich, stolz. Doch Christiane konnte sie mit diesem aufgesetzten Getue nicht täuschen. Solange sie sich zurückerinnern konnte, bezeichneten ihre Eltern sie in den eigenen vier Wänden abwechselnd als Enttäuschung oder als Versagerin. Mal war das selbst gebastelte Geschenk aus dem Kindergarten nicht akkurat genug zusammengeklebt, dann hätten die Zweien in Werken, Mathe und Zeichnen im Zeugnis doch wohl besser Einsen sein sollen. Hinzu kam, dass sie in den Augen ihrer Mutter faul war. Kam sie für ein Wochenende oder die Ferien aus dem Internat nach Hause, erledigte sie ihre häuslichen Pflichten angeblich nur widerwillig, mit Druck und grundsätzlich nie zur Zufriedenheit ihrer Eltern.

Was immer Christiane auch tat – es war nie genug.

Inzwischen hatte sie sämtliche Versuche, die Zuneigung ihrer Mutter zu gewinnen, aufgegeben. Stattdessen fachte sie deren Enttäuschung immer wieder neu an. Wenn sie sich schon über die missratene Tochter beschwerten, sollten sie es doch wenigstens aus gutem Grund tun.

»Es sind nur Haare«, gab sie zurück, wohl wissend, dass ihre Mutter das ganz anders sah.

»Sie sind schwarz! Und kurz! Du siehst aus, als hättest du dir einen Nachtpott auf den Kopf gesetzt und einmal drum herum geschnitten.«

Christiane lachte, fing sich aber sofort wieder. »So ein Quatsch«, sagte sie ruhig. »Ich habe meinen Pferdeschwanz ein paar Zentimeter abgeschnitten, und zur Abwechslung war mir eben mal nach dunklen Haaren. Was ist schon dabei? Bei meinem Sportpensum ist das ohnehin viel praktischer als der lange Zopf.«

»Sag du doch auch mal was, Martin!«

Gespannt sah Christiane zu ihrem Vater, doch der zuckte nur mit den Schultern. »Ist ja jetzt nicht mehr zu ändern.« So war Vati eben. Äußerlichkeiten an seiner Tochter scherten ihn wenig, doch die Menge Trinkfix im Milchglas wurde bissig kommentiert.

»Stimmt«, gab Cathleen ihrem Gatten recht. »Ändern können wir es nicht mehr. Aber sie soll mir aus den Augen gehen. Ich werde mir jedenfalls nicht von den Leuten anhören, was für eine missratene Tochter ich habe.« Sie sah Christiane aus zusammengekniffenen Augen an. »Sieh nur, was aus dir geworden ist«, giftete sie weiter. »Dein Vater ist ein angesehener Richter. Hast du mal daran gedacht, was das für seinen Ruf bedeutet, wenn du rumläufst wie ein Penner? Oder schlimmer. Wie ein Rowdy. Du kennst den Straftatbestand des Rowdytums?«

»Jetzt mach aber mal halblang.« Die Worte waren heraus, ehe Christiane darüber nachgedacht hatte. Das Donnerwetter wegen dieser unverschämten Äußerung ließ nicht lange auf sich warten. Es folgte eine endlose Tirade aus Beschimpfungen, Tränen, wütendem Geschrei und Schlägen auf das Sofakissen. Ihre Eltern hatten zwar nie die Hand gegen sie erhoben, doch die Lieblosigkeit ihrer Mutter und die Gleichgültigkeit ihres Vaters waren nicht weniger schlimm.

»Was haben wir nur falsch gemacht?«, jammerte Cathleen. »Haben wir nicht immer gut und aufopferungsvoll für dich gesorgt? Du bist zu verwöhnt, das ist es. Du hättest eine strengere Hand gebraucht, dann wüsstest du uns und all das, was wir für dich tun, auch zu schätzen. Und jetzt ab auf dein Zimmer. Und am besten gehst du mir für den Rest der Ferien ebenfalls aus dem Weg!«

Christiane trank den Kakao in einem Zug leer, knallte das Glas auf den Tisch und verließ den Raum. Mit dem Rücken lehnte sie sich gegen die Tür ihres Zimmers und versuchte, ihren Puls wieder unter Kontrolle zu bringen. Die ständigen Kämpfe mit ihrer Mutter laugten sie aus. In ihren vier Wänden und hinter verschlossener Tür ließ sie zu, was sie sich unter den Augen ihrer Eltern schon seit Jahren nicht mehr gestattete: Sie weinte.

Enttäuschung, Wut, Hilflosigkeit und die ewige Frage nach dem Warum raubten ihr seit Monaten, wenn nicht gar Jahren, jedes Gefühl von Fröhlichkeit oder Unbeschwertheit.

Das Zuschlagen der Badezimmertür riss sie aus ihren verzweifelten Gedanken. Jetzt geht das wieder los, dachte sie. Trauer verwandelte sich in Wut, denn wenn ihre Mutter die Badezimmertür so geräuschvoll schloss und anschließend den Schlüssel herumdrehte, hatte das nur einen einzigen Grund. Sie würde den Medizinschrank durchwühlen und sich mit Faustan beruhigen.

Sie machte...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2023
Reihe/Serie Die DDR-Saga
Die DDR-Saga
Die DDR-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 60er Jahre • 70er Jahre • 80er Jahre • Adoption • authentisch • Belletristik Neuerscheinung • Berührend • DDR-Flucht • DDR-Saga • Familiensaga • Friedrichstraße • Geteiltes Deutschland • Liebe • Mauerbau • Mauerfall • Mutter-Tochter-Beziehung • Neuer Historischer Roman • Ost-Berlin • Ost-West • Roman für Frauen • Schwestern • Sportförderung • Stasi • wahre Begebenheiten • Weißensee • zerrissene Familie • Zwangsadoption
ISBN-10 3-492-60423-4 / 3492604234
ISBN-13 978-3-492-60423-9 / 9783492604239
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