Unten am Fluss - »Watership Down« (eBook)

Roman | Ein ergreifendes Spiegelbild der Gesellschaft und die fesselnde Geschichte eines langen Weges in die Freiheit
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2023 | 1. Auflage
576 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2963-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unten am Fluss - »Watership Down« -  Richard Adams
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»Dieses Buch hat es verdient, unsterblich zu werden.« Der Spiegel Die weltbekannte Saga vom Exodus der Kaninchen. Das Thema könnte nicht zeitgemäßer sein, denn genau dort, wo sie leben, entsteht ein Neubaugebiet: Der junge Fiver spürt, dass seinem Volk das Verderben droht. Nur seine engsten Freunde kann er überreden, mit ihm den Kaninchenbau zu verlassen und sich auf die Suche nach einer neuen Heimat zu machen. Doch auch ein unerwarteter Gefährte schließt sich ihnen an. Was sie unterwegs durchleben, ist so beispielhaft wie fesselnd: zahllose Abenteuer, falsche Freunde, Meuterei, Verrat und Heldentum, Schlachten mit hohem Blutzoll - und schließlich der glückliche Einzug ins Land der Freiheit und des Friedens.

Richard Adams studierte in Oxford Literatur und Geschichte. Er erzählte seinen Töchtern Juliet und Rosamond Geschichten über Kaninchen und begann schließlich, sie aufzuschreiben. Nach dem Welterfolg von Watership Down gab er seine Tätigkeit beim englischen Amt für Umweltschutz auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Richard Adams starb 2016 in Oxford.

Richard Adams, 1920 geboren, studierte in Oxford Literatur und Geschichte. Auf den häufigen Fahrten zwischen seiner Londoner Wohnung, seinem kleinen Landhaus in den Downs und Stratford-on-Avon unterhielt er seine Töchter Juliet und Rosamond mit Geschichten über Kaninchen und begann schließlich, sie aufzuschreiben. Nach dem Welterfolg von »Watership Down« gab er seine Tätigkeit beim englischen Amt für Umweltschutz auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Im Dezember 2016 ist Richard Adams in Oxford gestorben.

1 – Die Hinweistafel


  • Chorführer: Was schreist du »pfui!« – es sei denn, Ekliges sucht deine Seele heim.
    Kassandra: Das Haus strömt Mordgeruch aus frisch vergossnen Bluts.
    Chorführer: Wie das? Dies riecht doch nur nach Opfertieren auf dem Herd.
    Kassandra: Die gleiche Ausdünstung, ganz deutlich, wie den Gräbern sie entsteigt.
  • Aischylos, Agamemnon

Die Schlüsselblumen waren verblüht. Am Waldrand, wo sich die Bäume lichteten und der Boden zu einem morschen Zaun und einem gleich dahinter verlaufenden, brombeerverkrauteten Graben abfiel, waren zwischen Eichenwurzeln und Bingelkraut nur noch vereinzelte fahlgelbe Flecke zu sehen. Der obere Abschnitt des Hangs, der sich hinter dem Zaun erstreckte, war von Kaninchenlöchern übersät. Das Gras war stellenweise komplett verschwunden, überall hatten sich Köttel angesammelt, zwischen denen nur Kreuzkraut gedieh. Gut hundert Meter weiter unten, am Fuß des Hangs, verlief ein schmaler Bach, halb erstickt durch Sumpfdotterblumen, Brunnenkresse und Bachbunge. Ein Feldweg querte ihn auf einer Backsteinüberführung und zog sich auf dem anderen Ufer bis zum Lattentor in einer Dornenhecke hinauf. Das Tor führte auf einen Weg.

Die Wolken glühten rötlich im Sonnenuntergang des Maitags, eine gute Stunde, dann würde es dämmern. Auf dem ausgedörrten Hang saßen zahlreiche Kaninchen. Einige knabberten vor ihrem Loch am mageren Gras, andere wagten sich auf der Suche nach übersehenen Schlüsselblumen und Löwenzahn weiter nach unten. Da und dort hatte eines sich auf einem Erdhaufen der Wiesenameisen aufgerichtet, horchte mit gereckten Löffeln und witterte, die Nase im Wind. Am Waldrand zwitscherte eine Amsel, von dort drohte also keine Gefahr, und am Fuß des Hangs, wo sich der Bach durch offenes Gelände schlängelte, war alles friedlich und still. Für die Kolonie bestand kein Anlass zur Sorge.

Oben in der Grabenböschung, dicht beim Weißdorn mit der zwitschernden Amsel, verbarg sich eine kleine Anzahl Löcher hinter den Brombeeren. In einem hockten zwei Kaninchen Seite an Seite im grünlichen Zwielicht. Nach einer Weile wagte sich das größere hinaus, sprang im Schutz der Brombeeren in den Graben und von dort auf den Hang. Kurz darauf folgte das zweite Kaninchen.

Das erste blieb an einer sonnigen Stelle sitzen und kratzte sich mit dem Hinterlauf rasant an einem Löffel. Mit einem Jahr war es noch nicht ausgewachsen, wirkte aber weit weniger geplagt als andere »Randlinge« – also Kaninchen im ersten Lebensjahr, die sich, von den Älteren drangsaliert, irgendwie durchschlagen müssen, meist im Freien, am Rand der Kolonie, weil sie sich weder durch Größe oder Gewicht auszeichnen noch Eltern haben, die eine bedeutende Rolle spielen. Der junge Rammler wirkte selbstbewusst. Seine Art, sich aufzurichten und umzuschauen und mit den Vorderpfoten über seine Schnauze zu streichen, hatte etwas Gewitztes und Lebhaftes. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass keine Gefahr drohte, legte er die Löffel an und mümmelte Gras.

Sein Begleiter wirkte nicht so entspannt. Er war klein, hatte große Augen und einen stieren Blick, und seine Art, den Kopf zu heben und zu schwenken, schien nicht der Vorsicht, sondern einer permanenten nervösen Anspannung geschuldet zu sein. Seine Schnauze zuckte unablässig, und als eine Hummel hinter seinem Rücken zu einer blühenden Distel summte, fuhr er so erschrocken herum, dass zwei Kaninchen in ihre Löcher flitzten, bevor er von einem dritten Kaninchen, das in seiner Nähe fraß, erkannt wurde.

»Ach, das ist bloß Fiver«, sagte der Rammler, dessen Löffel schwarze Spitzen hatten, und fraß weiter. »Der Kleine hat mal wieder Schiss vor Schmeißfliegen. Also, Buckthorn, was wolltest du gerade erzählen?«

»Fiver?«, fragte das andere Kaninchen. »Wieso der Name?«

»Fünfköpfiger Wurf, du weißt schon. Er war der Letzte – und der Kleinste. Ein Wunder, dass er noch am Leben ist, aber wie ich immer sage: Ein Mensch würde ihn übersehen, ein Fuchs würde ihn verschmähen. Bislang hat er überlebt, durchaus eine Leistung, wie ich zugeben muss.«1

Das kleine Kaninchen hoppelte auf den langen Hinterläufen zu seinem Bruder.

»Wollen wir weiter nach unten, Hazel?«, fragte es. »Ich weiß nicht, woran es liegt, aber in unserer Kolonie stimmt heute Abend etwas nicht. Kommst du mit zum Bach?«

»Meinetwegen«, antwortete Hazel. »Vielleicht gibt es dort noch Schlüsselblumen. Wenn jemand eine entdeckt, dann du.«

Sein langer Schatten fiel hinter ihm aufs Gras, als er den Hang hinunterlief. Sie hielten vor dem Bach und begannen, am Rand des Feldwegs zu fressen.

Fiver wurde rasch fündig. Schlüsselblumen gelten unter Kaninchen als Köstlichkeit, und Ende Mai sind sie im Umkreis einer Kolonie meist so gut wie verputzt. Diese war im hohen Gras verborgen und noch nicht erblüht. Sie wollten sie gerade fressen, als zwei größere Kaninchen, die sich hinter der nahen Viehtränke aufgehalten hatten, angesaust kamen.

»Schlüsselblume?«, sagte eines. »Prima – die ist für uns. Los, haut ab«, ergänzte es, als Fiver zauderte. »Bist du taub oder was?«

»Fiver hat sie entdeckt, Toadflax«, sagte Hazel.

»Und wir fressen sie«, entgegnete Toadflax. »Schlüsselblumen sind für die Owsla2 – das ist euch klar, oder? Wenn nicht, bringen wir es euch schnell mal bei.«

Fiver war schon davongehoppelt. Hazel holte ihn ein und sagte: »Ich habe die Nase gestrichen voll. Es ist immer dasselbe. ›Das ist meine Schlüsselblume, siehst du meine Klauen?‹ ›Das ist mein Bau, siehst du meine Zähne?‹ Sollte ich je in der Owsla sein, dann werde ich Randlinge mit mehr Respekt behandeln.«

»Immerhin kannst du damit rechnen, in die Owsla aufgenommen zu werden«, meinte Fiver. »Du legst noch an Gewicht zu, ich dagegen nicht.«

»Glaubst du, ich würde dich jemals im Stich lassen?«, fragte Hazel. »Manchmal überlege ich ernsthaft, unserer Kolonie den Rücken zu kehren. Aber was soll’s, lass uns den Blödsinn vergessen und den Abend genießen. Wollen wir über den Bach? Auf der anderen Seite ist weniger los, dort wären wir ungestört. Außer, du findest es gefährlich«, fügte er hinzu.

Seine Worte legten nahe, dass er sich auf Fivers Urteil verließ, und Fivers Antwort bestätigte dies.

»Nein, dort es ist ungefährlich«, erwiderte Fiver. »Ich begleite dich. Wenn ich eine Gefahr spüre, sage ich’s – aber das habe ich vorhin nicht gemeint. Ich finde nur, dass etwas Bedrückendes auf unserer Kolonie lastet – als würde sich ein Gewitter zusammenbrauen. Ich kann es nicht genau benennen, aber es beunruhigt mich.«

Sie flitzten über die Backsteinüberführung. Auf dem anderen Ufer war das Gras üppig, der Boden aber zu feucht, also hoppelten sie auf der Suche nach einer trockenen Stelle den Hang hinauf. Die Sonne, die vor ihnen unterging, warf die Schatten der Bäume lang auf das Gras. Vor dem Lattentor, das oben auf dem Hang auf eine Straße führte, hielt Hazel an und machte große Augen.

»Was ist das, Fiver? Schau mal!«

Der Boden war aufgewühlt. Zwei frische Erdhaufen erhoben sich im Gras. Dicke, nach Teeröl und Farbe stinkende Pfosten, fast so hoch wie die Stechpalmen, hielten eine Tafel, die ihren Schatten auf den Hang warf. Neben einem Pfosten lagen noch ein Hammer und einige Nägel.

Beide Kaninchen hoppelten zur Tafel und kauerten sich gegenüber in ein Brennnesseldickicht. Sie rümpften die Nase, weil irgendwo im Gras eine Zigarettenkippe lag. Fiver erschauderte plötzlich und duckte sich tief.

»Oh, Hazel! Hier hat es seinen Ursprung! Jetzt weiß ich’s – etwas Schlimmes steht bevor! Etwas Furchtbares – und es rückt immer näher.«

Er begann, ängstlich zu wimmern.

»Was denn? Was meinst du? Hast du nicht gesagt, hier sei es ungefährlich?«

»Ich weiß nicht, was auf uns zukommt«, antwortete Fiver kläglich. »Im Moment droht noch keine Gefahr. Aber bald – sehr bald. Oh, Hazel, sieh nur! Der Hang! Er ist voller Blut!«

»Sei nicht albern, das ist der Sonnenuntergang. Hör auf, so zu reden, Fiver, du machst mir Angst!«

Fiver hockte zitternd und weinend zwischen den Brennnesseln. Hazel versuchte, ihn zu beruhigen, und zerbrach sich den Kopf darüber, was seinen Bruder so verstört hatte. Wenn er solche Angst hatte, warum brachte er sich dann nicht in Sicherheit wie jedes vernünftige Kaninchen? Fiver wurde immer verzweifelter, er fand keine Worte mehr. Schließlich sagte Hazel: »Fiver, du kannst hier nicht hocken und heulen. Außerdem wird es dunkel. Wir sollten in den Bau zurückkehren.«

»In den Bau zurückkehren?«, wimmerte Fiver. »Glaubst du, er würde verschont bleiben? Er bleibt nicht verschont! Glaub mir, die Hänge sind voller Blut …«

»Schluss damit«, sagte Hazel energisch. »Ich passe auf...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2023
Übersetzer Henning Ahrens
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Aktivismus • Bunnys • Exodus • Freiheit • Frieden • Hasen • Kaninchen • Kinder • Klassiker • Klassiker der Weltliteratur • Natur • Roman • Umwelt • Verschmutzung • Wald • Wiese
ISBN-10 3-8437-2963-8 / 3843729638
ISBN-13 978-3-8437-2963-5 / 9783843729635
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