Die Frauen vom Lindenhof - Gemeinsam der Zukunft entgegen (eBook)

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2023 | 1. Auflage
432 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491462-6 (ISBN)

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Die Frauen vom Lindenhof - Gemeinsam der Zukunft entgegen -  Katharina Oswald
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Ankommen in einem neuen Zeitalter: Der berührende dritte Band der Lindenhof-Saga Hohenlohe, 1999: Franziska Wagner wünscht sich nichts sehnlicher, als ihr Talent für Holzarbeit zu leben und die Zukunft des Lindenhofs mitzugestalten. Doch ihre Großmutter Marianne lässt sie nicht. Zu tief sitzen ihre Vorurteile gegen Franziskas Herkunft. Marianne möchte den Hof viel lieber an ihre Nichte Helena übergeben, die hinter ihrem Rücken Übles im Schilde führt. Franziska reißt aus geht ins Erzgebirge - auf den Spuren ihrer anderen Familie und der berühmten Seiffener Holzkunst. Dort lernt sie Christian kennen. Wird ihre Liebe Franziska endgültig vom Lindenhof trennen oder wird sie wieder mit den Wagners zusammenfinden? Drei Frauen kämpfen um Selbstbestimmung und die Liebe: Die Lindenhof-Saga. Band 1: Ein Neuanfang für uns Band 2: Zusammen können wir träumen Band 3: Gemeinsam der Zukunft entgegen

Andrea Bottlinger und Claudia Hornung schreiben gemeinsam als Katharina Oswald. Beide sind in Baden-Württemberg geboren und lieben es, sich in Frauenschicksale verschiedener Jahrzehnte hineinzudenken. Sie kennen sich schon lange und ergänzen sich beim Schreiben perfekt: Andrea achtet immer auf die Struktur der Geschichte, und Claudia vertieft sich ganz in die Details und Emotionen. Zusammen schaffen sie mitreißende Familiensagas. 

Andrea Bottlinger und Claudia Hornung schreiben gemeinsam als Katharina Oswald. Beide sind in Baden-Württemberg geboren und lieben es, sich in Frauenschicksale verschiedener Jahrzehnte hineinzudenken. Sie kennen sich schon lange und ergänzen sich beim Schreiben perfekt: Andrea achtet immer auf die Struktur der Geschichte, und Claudia vertieft sich ganz in die Details und Emotionen. Zusammen haben sie eine mitreißende Familiensaga geschaffen. 

Kapitel 1


Hohenlohe, Mai 1999

»Ludwig!« Franzi wusste, dass sie eigentlich aus dem Alter raus war, wo man Leuten jauchzend entgegenrannte. Sie wurde im August achtzehn, demnächst würde sie mit der Schule fertig sein. Aber bei dem alten Freund der Familie war das etwas anderes. Selbst mit über siebzig Jahren blieb er stehen, ging in die Hocke und breitete seinen Arm aus, um sie aufzufangen. Sie sprang an seine linke Seite, um ihn nicht, weil ihm der andere Arm fehlte, aus dem Gleichgewicht zu bringen, und er schloss sie lachend in seinen einen Arm.

»Eines Tages wirfst du mich noch um.«

Franzi kicherte. »Oder ich falle einfach über dich drüber, weil ich längst zu groß bin, als dass du dich extra bücken müsstest.«

»Gewohnheit.« Ludwig richtete sich wieder auf und zerzauste ihr das Haar. »Aber was machst du eigentlich hier draußen? Solltest du nicht für deine Prüfungen lernen?«

Franzi verzog das Gesicht. Sie hatte am Ufer des Goldbachs herumgelungert, weil sie von dort aus das Tor zur Schreinerei im Auge behalten konnte. Mittwoch war einer von den Tagen, an denen Ludwig in der Regel nachmittags auftauchte. Zu seinem Vergnügen arbeitete er immer noch stundenweise in der Schreinerei. Und wenn er kam, nahm er meist Franzi mit in die Werkstatt, erlaubte ihr, dass sie ihm half. Jetzt deutete sie auf die Schulbücher, die zugeklappt neben der Decke im Gras lagen. »Ich habe gelernt.«

Zumindest hatte sie das vorgehabt, bis ein Eichhörnchen, das in einem nahen Baum herumgehopst war, sie abgelenkt hatte. Und dann war sie ins Träumen geraten, was in der Maisonne auch viel mehr Spaß machte, als Mathe und Physik zu büffeln. Aber das musste Ludwig ja nicht wissen.

Skeptisch betrachtete er die Bücher. Dann nickte er.

»Warst du heute schon drin?«, fragte er und kramte nach seinem Schlüssel. Das Tor war immer abgeschlossen, seit Franzi denken konnte. Ihre Mutter bestand darauf.

Franzi schüttelte den Kopf. »Drinnen ist die Stimmung schlecht.«

»Ja?« Ludwig überquerte die schmale Straße und schloss das Tor auf. Eilig sammelte Franzi ihre Bücher und die Decke ein, um ihm zu folgen. Er hielt ihr das Tor auf und schloss es gleich wieder hinter ihnen zu. Irgendwie eine etwas übertriebene Vorsichtsmaßnahme, aber so machten sie es alle.

»Es geht wohl um die Fernsehserien«, erklärte Franzi. »Papa hat angerufen, und seitdem stecken Lotte und Mama nur noch die Köpfe zusammen. Sie haben ganz kurzfristig eine Mitarbeiterversammlung einberufen.«

Zu gerne hätte Franzi gewusst, was dort besprochen wurde, aber Lotte hatte sie heute abgewimmelt, als sie darum bitten wollte, dabei sein zu dürfen. Es war frustrierend. Etwas Wichtiges passierte, und sie bekam es als Letzte mit.

»Hm …« Nun blickte auch Ludwig ernst drein. Er beschleunigte seine Schritte, und Franzi beeilte sich hinterherzukommen.

»Jetzt rede du doch wenigstens mit mir! Was denkst du denn, was da los ist?«

»Ich weiß es nicht, aber ich finde es heraus.«

»Und dann erzählst du es mir?«, fragte Franzi.

Ludwig drehte sich zu ihr um und lächelte sie an. »Dann erzähle ich es dir. Versprochen.«

 

Ungeduldig wartete Franzi im Holzlager auf seine Rückkehr. Sie hatte keine Lust, von ihrer Mutter erwischt und gefragt zu werden, wie es mit dem Lernen lief. Stattdessen stromerte sie zwischen den verschiedenen Holzklötzen und Brettern hindurch, die sich hier auf Paletten stapelten. Die meisten der Spielzeuge wurden aus Buche hergestellt, aber einige Steckverbindungen benötigten noch härteres Material, damit sie nicht zu schnell brachen. Der Lindenhof warb damit, alles aus Holz zu machen, sie verwendeten keine Schrauben und keine Nägel.

Franzi atmete tief den Duft von frisch geschnittenem Holz ein und sah sich dabei im Lager um. Am Ende eines Ganges entdeckte sie eine Kiste mit Balsaholz. Dieses besonders leichte Material war bestimmt für die Entwicklung eines neuen Projekts bestellt worden. Es wog kaum mehr als Pappe, und Franzi drehte eine der dünnen Platten fasziniert in den Händen.

»Das ist schön, nicht wahr?«, erklang Ludwigs Stimme hinter ihr.

Franzi zuckte zusammen und legte das Holz hastig weg. »Ja, aber für Spielzeug taugt es nicht. Das bricht doch zu schnell.«

»Wenn du es zwischen zwei andere Platten leimst, kannst du damit gut dickere Teile herstellen, ohne dass sie zu schwer werden.«

Daran hatte Franzi noch gar nicht gedacht. Das war interessant. Gerne hätte sie diese Technik einmal ausprobiert.

Ludwig hatte allerdings einen anderen Plan. »Wir machen heute Eichendübel.« Er hatte sich schon umgedreht, als er noch einmal innehielt und sich Franzi wieder zuwendete. »Außer du möchtest mir doch nicht helfen?«

Natürlich wollte Franzi ihm helfen. Dübel herstellen war zwar eine monotone Arbeit, aber auch sehr befriedigend, wenn man es genoss, die Späne fliegen zu sehen. Und das genoss Franzi immer!

Sie folgte Ludwig nach draußen. Da er in der Werkstatt keinen festen Arbeitsplatz mehr hatte, arbeitete er im Sommer gerne unter dem Vordach, das vor einigen Jahren angebracht worden war, um dort die Dinge anzufertigen, bei denen besonders viel Abfall entstand. Hier draußen waren sie außerdem die meiste Zeit allein und konnten ungestört reden.

»Also«, fragte Franzi, während sie die Lochschablone an einem schweren Arbeitstisch in den Schraubstock einspannte, »was hast du rausgefunden?«

»Hm …« Einen Moment lang wirkte Ludwig, als würde er zögern, es ihr zu verraten.

»Du hast es versprochen!«, erinnerte sie ihn.

»In Ordnung, in Ordnung.« In einer Geste der Kapitulation hob er seine linke Hand. »Es geht wirklich um die Serien. Sie werden eingestellt.«

Franzi runzelte die Stirn. Kurz nach ihrer Geburt waren beim Fernsehsender in Stuttgart zwei Kinderserien mit Spielzeug des Lindenhofs angelaufen. In einer der Serien ging es um Abenteuer im Weltraum, in der anderen um eine Familie, die auf einem Bauernhof lebte. Aber seit Jahren schon waren keine neuen Folgen mehr gedreht worden, und nicht einmal den Fernsehsender, der sie ausgestrahlt hatte, gab es noch. Letzten Herbst war aus dem SDR, bei dem ihr Vater gearbeitet hatte, der SWR geworden, und in dem Zuge hatte er seine Festanstellung eingebüßt. Seitdem arbeitete Marc freiberuflich und war noch weniger zu Hause als zuvor. »Die Folgen sind doch eh nur wiederholt worden. So schlimm kann das also nicht sein, oder?«

Ludwig wiegte den Kopf. Er zog einige Vierkanteichenleisten aus einer Kiste. Die Dübel für das Spielzeug mussten sehr fein sein, deshalb waren die Hölzer entsprechend dünn. Ludwig hatte für die Herstellung von Dübeln über die Jahre seine eigene Methode entwickelt und dazu auch selbst eine Schablone angefertigt. Jetzt musste nur die Holzleiste in die Bohrmaschine eingespannt und durch das Loch der Schablone getrieben werden, und hinten kam ein sauber gefrästes Rundholz heraus, das man dann in kleine Stücke zersägen konnte.

»Lotte sagt, die Verkäufe unserer Spielzeugklassiker ziehen jedes Mal wieder an, wenn eine der Serien im Fernsehen läuft. Dann wird’s wohl so sein, dass es ein Problem gibt, wenn sie in Zukunft nicht mehr gezeigt werden.« Ludwig zuckte mit den Schultern. »Aber auch wenn ich keine Ahnung von solchen Dingen hab, bin ich mir sicher, dass die Schreinerei schon Schlimmeres überstanden hat.«

Er warf die Bohrmaschine an, während Franzi das feine Schleifpapier bereithielt, um den Rundhölzern den letzten Schliff zu geben. Bei dem Lärm war eine Unterhaltung kaum möglich, doch Franzis Gedanken kreisten weiter um das Thema. Wenn ihre Großtante Lotte sich Sorgen machte, dann musste es einen triftigen Grund dafür geben. Seit sie denken konnte, war Lotte diejenige, die die Schreinerei mit am Laufen hielt, sie war der Fels in der Brandung. Was war, wenn die ganzen Klassiker, wie Ludwig die Spielsachen genannt hatte, nicht mehr gekauft wurden? Neben den traditionellen Puppenhausmöbeln gab es nur wenig, wofür der Lindenhof so richtig bekannt war. Immer wieder hatten Mitarbeiter kleinere neue Projekte entwickelt, zu denen Corinna sich Geschichten ausgedacht hatte, aber nichts davon war mehr ein Verkaufshit gewesen, geschweige denn für Verfilmungen genutzt worden. Allen Erzählungen zufolge, die Franzi auch über die Zeit vor ihrer Geburt gehört hatte, waren Corinnas Ideen damals die Rettung gewesen. Die Fernsehserien hatten das Lindenhof-Holzspielzeug bekannt gemacht und so dringend benötigtes Geld in die Kasse gespült. Ganz davon abgesehen, dass Franzi die Serien liebte, wie würden sie wohl ohne sie durchkommen?

Während Franzi später die fertigen Rundstäbe auf die richtige Länge zurechtsägte, wanderten ihre Gedanken weiter. Ihre Mutter hatte damals ihre Großmutter abgelöst und die Leitung der Schreinerei übernommen. Bis sie erfahren hatte, dass sie adoptiert war, hatte Franzi immer gedacht, dass sie irgendwann genauso in die Fußstapfen ihrer Mutter treten würde. Erst Mariannes böse Vorhaltungen damals, als sie die Klasse hatte wiederholen müssen, hatten sie daran zweifeln lassen. Aber was, wenn es ihr, so wie ihrer Mutter einst, auch gelingen würde, ein Konzept zu entwickeln, mit dem sie die Schreinerei erhalten konnten? Sie liebte die Arbeit mit Holz, und der Lindenhof war der einzige Ort, an dem sie sich heimisch fühlte. Vielleicht würde sie endlich ernst genommen, wenn sie sich stärker einbrachte. Dann würde sie die Neuigkeiten auch nicht mehr nur von Ludwig erfahren.

Die Frage war bloß, ob sie eine Idee hatte, die gut genug sein würde.

 

Zum Abendessen...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2023
Reihe/Serie Die Lindenhof-Saga
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anna Jacobs • Aufbruch • Bestseller • Charlotte Jacobi • Die Frauen vom Lindenhof • Familie • Familiensaga • Franziska und Christian • Großmutter-Enkelin • Hanna Caspian • Historischer Liebesroman • Hof Romantik • Hohenlohe • Holzarbeiten • Holzspielzeug • Liebe • Liebesroman • Mutter-Tochter • Neubeginn • Neuerscheinungen 2023 • Neunziger Jahre • Puppenmöbel • Puppenmöbel-Manufaktur • Schreinerei • Trilogie • Zeigeschichte • Zukunft • Zusammenhalt
ISBN-10 3-10-491462-1 / 3104914621
ISBN-13 978-3-10-491462-6 / 9783104914626
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