Die Frauen vom Lindenhof - Zusammen können wir träumen (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
416 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491461-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frauen vom Lindenhof - Zusammen können wir träumen -  Katharina Oswald
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Träume werden wahr, wenn wir zusammenhalten: Der mitreißende zweite Band der Lindenhof-Saga 1980: Corinna Wagner will gerade ihr lang ersehntes Literaturstipendium antreten, da bekommt sie schreckliche Nachrichten: Auf dem Lindenhof hat es ein Unglück gegeben, sie muss sofort die Nachfolge ihrer Eltern antreten und die Leitung übernehmen. Ihre ehemalige Freundin Petra könnte ihr dabei eine Stütze sein, doch ihre Entfremdung ist nicht so leicht zu überwinden. Und dann ist da noch der Journalist Marc: Ist er wirklich an Corinna interessiert oder will er den Lindenhof noch tiefer in den Abgrund reißen? Drei Frauen kämpfen um Selbstbestimmung und die Liebe: Die Lindenhof-Saga. Band 1: Ein Neuanfang für uns Band 2: Zusammen können wir träumen Band 3: Gemeinsam der Zukunft entgegen

Andrea Bottlinger und Claudia Hornung schreiben gemeinsam als Katharina Oswald. Beide sind in Baden-Württemberg geboren und lieben es, sich in Frauenschicksale verschiedener Jahrzehnte hineinzudenken. Sie kennen sich schon lange und ergänzen sich beim Schreiben perfekt: Andrea achtet immer auf die Struktur der Geschichte, und Claudia vertieft sich ganz in die Details und Emotionen. Zusammen schaffen sie mitreißende Familiensagas. 

Andrea Bottlinger und Claudia Hornung schreiben gemeinsam als Katharina Oswald. Beide sind in Baden-Württemberg geboren und lieben es, sich in Frauenschicksale verschiedener Jahrzehnte hineinzudenken. Sie kennen sich schon lange und ergänzen sich beim Schreiben perfekt: Andrea achtet immer auf die Struktur der Geschichte, und Claudia vertieft sich ganz in die Details und Emotionen. Zusammen haben sie eine mitreißende Familiensaga geschaffen. 

Kapitel 1


Westberlin, Oktober 1980

»Corinna! Post für dich!«

Corinna blickte von der Schüssel mit Frühstücksflocken auf, die sie gerade in sich hineinschlang. Sie war mal wieder viel zu spät aufgestanden, und nun blieb ihr bis zur ersten Vorlesung des Tages kaum mehr Zeit für das Nötigste.

Ulrike, ihre Mitbewohnerin, war natürlich schon längst wach und, so wie es aussah, im nahegelegenen Park bereits joggen gewesen. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden und an ihren Handgelenken trug sie Schweißbänder. Während sie ihre Turnschuhe abstreifte, wedelte sie mit einem Brief, den sie kurz darauf neben Corinna auf den Küchentisch legte.

»Ist vom Berliner Senat. Ich habe gehört, das Amt für Kulturförderung würde die Absagen immer zuerst verschicken, deshalb kommt dein Brief wahrscheinlich vor meinem.«

Corinna presste die Lippen aufeinander. Ulrike war bisher eigentlich eine sehr angenehme Mitbewohnerin gewesen, aber seit sie sich beide auf dasselbe Stipendium beworben hatten, hatte sie sich als ziemlich unausstehlich entpuppt.

Noch immer kauend, griff Corinna nach dem Brief. Vielleicht sollte sie ihn einfach später öffnen, wenn sie allein in ihrem Zimmer war und niemand mitansehen konnte, wie sehr ihr eine Absage zusetzte. Aber Ulrike blieb erwartungsvoll stehen.

»Na, bist du nicht gespannt?«

Corinna seufzte, schluckte den letzten Löffel Frühstücksflocken mit Milch hinunter. Um eine Diskussion zu vermeiden, riss sie den Brief auf.

»Sehr geehrte Frau Wagner, hiermit bedanken wir uns für Ihre Einsendung zum …« Rasch überflog sie den Text. Irgendwo musste doch stehen, ob sie das Stipendium bekam oder nicht. Aber nach dem, was Ulrike gesagt hatte, waren ihre Hoffnungen nicht sehr groß.

»Hiermit möchten wir Ihnen mitteilen, dass Sie mit Ihrem Werk ›Patroklos’ Fall‹ für das literarische Projektstipendium der Stadt Berlin …« Corinna stockte, rechnete fest mit einem ›nicht‹, fand aber keines. Aufregung machte sich in ihr breit. »… zur Förderung ausgewählt wurden!« Sie blickte auf, ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. »Ich hab’s geschafft! Ulrike, ich hab’s geschafft!«

Ulrikes Lächeln wirkte dünn. »Schön für dich.« Damit drehte sie sich um und verschwand türenknallend in ihrem Zimmer.

Corinna blinzelte, den Brief immer noch in der Hand.

Schade. Es wäre schön gewesen, jemanden zu haben, der sich mit ihr freuen konnte. Ulrikes Reaktion dämpfte ihr spontanes Glücksgefühl. Aber davon würde sie sich den Erfolg nicht vermiesen lassen. Später musste sie unbedingt ihren Vater anrufen. Er würde ganz sicher stolz auf sie sein.

Corinna las den Brief noch einmal und konnte nicht anders, als sich zu freuen und breit zu grinsen. Sie hatte das begehrte Stipendium ergattert! Ein Jahr lang würde sie Geld vom Senat dafür bekommen, sich voll und ganz auf das Schreiben ihres Romans zu konzentrieren.

Nun ja, neben ihrem Studium – aber vielleicht konnte sie sich dafür ein Freisemester nehmen. Wenn ihre literarische Karriere jetzt schon Fahrt aufnahm, musste sie vielleicht nicht einmal fertig studieren. Nach zwei Semestern Literaturwissenschaft an der Freien Universität fand sie es aufregender, selbst zu schreiben und schöpferisch tätig zu sein, statt bloß über Versmaße und Literaturgattungen oder angestaubte Texte aus vergangenen Jahrhunderten zu diskutieren.

Ihre Vorlesung musste sie natürlich trotzdem besuchen. Ein Blick auf die Küchenuhr sagte ihr, dass sie nun endgültig zu spät kam. Aber das ließ sich verschmerzen.

Eilig packte Corinna den Brief ein und ließ das benutzte Frühstücksgeschirr auf dem Tisch stehen. Falls Ulrike sich ärgerte, dass sie es nicht gespült und weggeräumt hatte, war ihr das egal. Der Tag versprach gut zu werden.

 

Corinna liebte Westberlin. Wenn sie daran dachte, dass sie Hall früher für eine große Stadt gehalten hatte, musste sie lachen. In Hall klappte man die Bürgersteige abends um zehn Uhr hoch. Aber hier, in der ehemaligen Hauptstadt, war tatsächlich rund um die Uhr etwas los und eine Sperrstunde gab es auch nicht.

Die 6-Zimmer-Altbauwohnung mit den hohen Decken gehörte Ulrikes Eltern, die in einer Villa im Grunewald lebten. Derzeit wohnten sie zu fünft in der WG – neben Juan, dem nickelbebrillten Philosophiestudenten aus Nicaragua, hinter dessen Tür es oft verdächtig nach Gras roch, gab es noch Berit, die Theaterwissenschaft studierte und sich für Kunst begeisterte. Sie trug meist Latzhosen und hatte Corinna im Sommer mehrmals in den neu eröffneten Kulturzirkus »Tempodrom« auf dem Potsdamer Platz mitgeschleppt. Das Zimmer am Ende des Flurs bewohnte Angie, die eigentlich Angelika hieß, und von der Corinna nicht wusste, ob sie überhaupt noch studierte. In letzter Zeit war Angie selten hier, sie übernachtete meistens bei ihrem Freund, der in einem besetzten Haus in Kreuzberg untergekommen war. Die Szene, in der Angie verkehrte, war Corinna nicht ganz geheuer. Politische Diskussionen mied sie, weil sie Sorge hatte, man würde ihr sonst allzu schnell anmerken, wie brav sie insgeheim war oder dass sie aus der Provinz stammte. Und genau deshalb war sie doch nach Berlin gekommen – um das Provinzielle, das ihr anhaftete, abzustreifen. Sie tat auch ihr Bestes, was das anging, zumindest in kultureller Hinsicht hatte sie sich gut eingelebt. Tagsüber musste sie nur einmal durch das Dahlemer Unigebäude, die Rost- und Silberlaube, laufen, um neue Ankündigungen für Lesungen, Workshops, Konzerte oder Podiumsgespräche zu entdecken, die sie interessierten.

Heute allerdings blieb sie nach der Vorlesung nur kurz vor einem Plakat für eine Ausstellung afrikanischer Masken stehen. Zu Hause wartete ihr Roman auf sie. Der Roman, für den sie seit neuestem ein Stipendium bekam!

»Hey, Corinna!« Schnelle Schritte erklangen hinter ihr, als sie den Weg zur Bushaltestelle einschlug. Als sie sich umdrehte, hatte Martin sie gerade eingeholt. Im vergangenen Semester hatten sie mehrere Seminare gemeinsam belegt, in diesem leider nur eines. Er war groß und schlank, fast schlaksig, und das Kassengestell seiner Brille wirkte riesig in seinem Gesicht. Ein wenig außer Puste ging er neben ihr her. »Ich war gerade auf dem Weg zur Mensa. Falls du auch zu Mittag essen willst, könnten wir zusammen …«

Der Satz hing unvollendet in der Luft, während er offensichtlich nach Worten suchte, die ein gemeinsames Essen in der Mensa zu etwas Besonderem machen würden. »… also, zusammen essen halt.«

Corinna zögerte. Martin mochte ein wenig schüchtern und nicht gerade ein Adonis sein, aber man konnte bis spät in die Nacht mit ihm über Bücher reden, zum Beispiel über Hermann Hesses »Siddhartha«.

Doch dann schüttelte sie den Kopf. »Mich zieht es zurück zu meiner Schreibmaschine. Erinnerst du dich, dass ich dir von meiner Bewerbung für das Stipendium erzählt habe?«

»Klar.«

»Ich habe heute die Zusage bekommen.«

Martins Miene hellte sich auf. »Ehrlich? Du kriegst das Stipendium? Das ist ja toll, herzlichen Glückwunsch!«

»Danke.« Ungeduldig trat Corinna von einem Fuß auf den anderen. Ihr Bus würde bald kommen.

Doch Martin fuhr fort. »Vielleicht können wir das gemeinsam feiern. Bei … einem Abendessen eventuell?«

Fragte er sie nach einer Verabredung? Für einen Moment vergaß Corinna ihren Bus. An der Schule hatte es nicht viele Jungs gegeben, die sie interessierten. Und die wenigen, die es gegeben hatte, fanden es seltsam, dass sie ständig mit der Nase in einem Buch steckte.

Martin war zwar nicht unbedingt der Mann, der Schmetterlinge in Corinnas Bauch flattern ließ, aber er war nett und belesen. Warum sollte sie nicht mit ihm ausgehen? Es konnte nicht schaden, es zu versuchen, oder? Zumindest würde sie sich mit ihm nicht langweilen.

»Gerne.«

Martins Lächeln vertiefte sich. »Morgen Abend? Ich habe gehört, es gibt ein neues arabisches Restaurant, gar nicht weit von dir entfernt. Man sitzt da, wie es dort traditionell üblich ist, auf dem Boden und isst mit den Händen ganz ohne Besteck. Was meinst du, wollen wir das ausprobieren?«

»Ja, das klingt großartig!« Auch das mochte Corinna an Berlin, dass es fast an jeder Ecke kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt zum kleinen Preis gab. Arabisch essen zu gehen, versprach ein besonderes Erlebnis zu werden. Sie hoffte nur, dass die Gerichte nicht ganz so scharf gewürzt waren wie bei dem indischen Imbiss, von dem Berit geschwärmt hatte. Corinna hatten schon nach dem ersten Bissen die Augen getränt, und sie hatte unmöglich weiteressen können, war somit gar nicht satt geworden.

»Dann bis morgen!« Martin winkte, beeilte sich, seinen Freunden, die gerade an ihnen vorbeigekommen waren, zur Mensa zu folgen.

»Bis morgen!« Beschwingt lief Corinna vor bis zur Haltestelle.

 

Schon im Bus holte sie ihr Notizbuch hervor und ordnete zuerst einmal ihre Gedanken. In ihrem Roman verwendete sie den Patroklos aus der griechischen Mythologie als eine Metapher. Verschiedene Charaktere, im Grunde alle Charaktere in der Geschichte waren Patroklos, allein gelassen mit einer Bürde, die eigentlich für jemand Stärkeren gedacht war.

Die ersten fünfzig Seiten des Romans hatte sie schon geschrieben. Der Rest existierte in Versatzstücken und noch unausgereiften Notizen.

Der nächste Abschnitt, den sie schreiben wollte, war der mit der alten Frau, deren Tochter gestorben war und ihr ein kleines Kind hinterlassen hatte, dessen einzige Verwandte sie nun war.

Eifrig schrieb...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2023
Reihe/Serie Die Lindenhof-Saga
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Achtziger Jahre • Aufbruch • Corinna und Marc • Die Frauen vom Lindenhof • Erbe • Familienbetrieb • Familienroman • Familiensaga • Historische Romane • Hohenlohe • Holzarbeiten • Holzmöbel • Holzspielzeug • Liebe • Liebesroman • Lindenhof-Saga • Mutter-Tochter • Neubeginn • Neuerscheinungen 2023 • Puppenmöbel • Puppenmöbel-Manufaktur • Schreinerei • SPIEGEL-Bestseller • Trilogie • Zusammenhalt
ISBN-10 3-10-491461-3 / 3104914613
ISBN-13 978-3-10-491461-9 / 9783104914619
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99