Sonnenzauberstunden (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
448 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0542-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sonnenzauberstunden - Sue Moorcroft
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Bella Italia!

Als Zia-Lucia Costa Calmers auf dem Dachboden ihrer Großeltern einen Koffer mit geheimnisvollen Briefen findet, hofft sie, endlich Antworten auf die vielen Fragen zu erhalten, die sie sich schon so lange stellt: wie haben sich ihre Eltern kennengelernt? Warum ist ihre Mutter so früh verstorben? Und vor allem, wie ist sie zu so einem ungewöhnlichen Namen gekommen? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Ursula macht sie sich auf den Weg nach Italien. Auf die beiden wartet ein unvergesslicher Sommer, und Weingutbesitzer Pietro lässt Zias Herz höher schlagen ...



Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Sue Moorcroft schreibt warmherzige Frauenunterhaltung mit manchmal überraschenden Themen. Als Kind lebte sie lange auf Malta und Zypern. Wenn sie nicht selbst schreibt, unterrichtet sie Kreatives Schreiben, liest gern, schaut Formel 1, macht Yoga oder Zumba.

1


Zia Chalmers robbte auf allen vieren rückwärts aus der Abstellecke und zerrte einen braunen Koffer mit rissiger Oberfläche hinter sich her. »Autsch!« Sie rieb sich die schmerzende Stelle am Kopf, wo sie mit ihrem Pferdeschwanz am Türrahmen der winzigen Einstiegsöffnung hängen geblieben war. »Einer der Vorteile einer Dachwohnung ist der Stauraum unter den Dachbalken. Man braucht bloß Kleidergröße 32, um hineinzukommen.«

Ursula, die auf dem Teppich in Zias Gästezimmer lag – das Ursula momentan bewohnte –, musterte den Koffer. »Wie lange war er schon da drin?«

»Sechs Jahre, seit Grans Tod. Ich hätte ihn damals durchsehen sollen, aber da war ich vierundzwanzig und habe mich zu jung gefühlt, um allein auf der Welt zu sein, ganz zu schweigen davon, Grans und Paps Bungalow auszumisten, um ihn verkaufen zu können.« Zia wischte flüchtig den Staub von dem Koffer ab und ließ dann mit einem dumpfen Knall die altmodischen Schnallen aufschnappen. Die Scharniere knarrten, als sie den Deckel aufklappte und innehielt, um die gelbbraunen Ordner zu mustern, die neben ausgebleichten roten Dokumentenmappen hineingestopft waren. Eine Ecke nahm eine blau-weiß gesteppte Strandtasche ein. Sie klopfte mit der flachen Hand darauf. »Die habe ich oben auf einem Schrank gefunden. Sie ist voll mit Mums Briefen, aber ich hatte das Gefühl, es wäre übergriffig, sie zu lesen, also habe ich sie auch in den Koffer getan.«

Stirnrunzelnd sah Ursula auf das Wirrwarr hinunter. »Wird es dich nicht aufwühlen, die Sachen zu sortieren?«

Zia zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein, aber wenn ich Hinweise darauf finden will, wer mein Vater ist, dann ist das der einzige Ansatzpunkt.« Zerstreut nestelte sie am Reißverschluss der Badetasche. »Gran und Pap haben immer behauptet, seinen Namen nicht zu wissen. Sie haben nicht gern darüber geredet, weil sie nichts davon hielten, dass Mum alleinerziehend und ein ›Freigeist‹ war, wie Gran das nannte. Als ich klein war, haben wir die beiden in Spanien besucht, aber ich glaube, für Mum waren das Pflichtübungen. Ein Jammer, denn nach ihrem Tod waren Gran und Pap wundervoll.« Blinzelnd vertrieb sie die Erinnerung daran, wie sie sich mit zehn schockiert an Gran geklammert hatte.

Ursula lachte. »Sie mögen ja altmodische Wertvorstellungen gehabt haben, aber deine Gran hatte den Schalk im Nacken, und Pap hat immer gelächelt. Ich bin in den Semesterferien immer gern mit dir nach Hause gefahren. Das hat mein Heimweh ein wenig gelindert.« Ursulas eigene Familie lebte in Irland. Sie war zum Studium nach England gekommen und geblieben. Sie war Zias beste Freundin und so blond, wie Zia dunkel war; eine Bohnenstange, wo Zia mit großzügigen Kurven ausgestattet war. Sie war eine Tätowiererin mit künstlerischen Neigungen, während Zia bei einer Vermögensverwaltung im Kundenkontakt arbeitete. Trotzdem fanden sie die gleichen Dinge witzig, liebten die gleichen Bücher und Filme und verstanden einander vollkommen. Als Ursula und ihr Mann Stephan eine Ehekrise hatten, hatte Zia Ursula sofort angeboten, sie bei sich aufzunehmen.

Wehmütig dachte Zia an ihre hochgewachsene, schlanke Gran mit ihrem grau-schwarzen, straff zurückfrisierten Haar und Paps blaue Augen und seinen silberweißen Schopf. »Als ich damals zu den beiden gezogen bin, hat Pap mir gezeigt, wie man aus den Stängeln von Wiesenkerbel eine Art Pfeife bastelt. Sie erzeugte ein unanständiges Geräusch, und er hat gesagt, es wäre eine Furzkanone, aber ich sollte das nicht vor Gran sagen. Dann hat sie sie gesehen. ›Hat Pap dir eine Furzkanone gemacht?‹, hat sie gefragt. Das war das einzige Mal, dass ich in diesem Sommer gelacht habe.« Sie berührte die Ordner, die sich trocken und glatt anfühlten und einen tröstlichen Geruch nach altem Papier im Zimmer verströmten. »Wahrscheinlich habe ich viel zu viel von ihrem Zeug behalten.«

Ursula legte Zia ihren tätowierten Arm – einer war von Tätowierungen übersät und einer war frei – um die Schultern. »Aber du hast sie geliebt.«

Zia nickte zittrig. »Als Mum von der Leiter fiel und sich am Kopf verletzt hat, haben Gran und Pap ihr Leben in Spanien aufgegeben.« Zia erinnerte sich noch an das Scheppern und den schrillen Schmerzensschrei. Daran, wie Mum taumelnd auf die Füße gekommen, unerklärlich wütend und desorientiert gewesen war und sich dann heftig erbrochen hatte. In schneller Folge waren zuerst die Nachbarn und dann der Krankenwagen aufgetaucht, und dann war Vicky Chalmers gestorben, und Zias Kindheit, wie sie sie gekannt hatte, war zu Ende gewesen.

Ursula drückte ihr einen tröstenden, nach Lippenstift duftenden Kuss auf die Wange. »Wenn du deinen Daddy findest, dann vielleicht auch noch eine komplette andere Familie, die nur auf dich wartet.«

»Lebende Verwandte wären nett, aber du weißt, dass ich nicht deswegen herausfinden will, wer er ist.« Zia starrte den Berg aus alten Papieren an, als könnte er sich auf magische Art in den Schlüssel zu ihrem Leben verwandeln.

Ursula seufzte. »Ich weiß. Du bist hinter einem italienischen Pass her, Zia-Lucia Costa Chalmers. Herrje, vielleicht finden wir sogar heraus, wie du zu deinem ellenlangen Namen gekommen bist.«

Zia rang sich ein Lächeln ab. »Du kennst ja die Geschichte, die Gran mir erzählt hat – dass mein Dad aus Italien stammte und eine Frau namens Lucia Costa einmal nett zu meiner Mutter war. Als ich anfing, Italienisch zu lernen, und ihr erklärt habe, dass Zia ›Tante‹ bedeutet, hat sie nur mit den Schultern gezuckt.« Sie stieß den Atem aus. »Und als ich ihr weitere Fragen gestellt habe, hat sie gesagt, sie wolle sich nur auf die guten Erinnerungen konzentrieren. Ich habe nicht nachgehakt, um sie nicht traurig zu machen. Als ich zur Welt kam, war Mum fünfunddreißig, und als Gran und Pap mich zu sich genommen haben, war sie fünfundsiebzig und er siebenundsiebzig.« Zia stand auf und rieb sich die steifen Knie. »Autsch. Legen wir das ganze Zeug auf den Esstisch.«

Sie hievte den rissigen braunen Koffer durch die Diele ihrer luftigen Brightoner Wohnung. Sie befand sich im obersten Stockwerk eines georgianischen Stadthauses und bot einen Ausblick über die New-Steine-Gärten und die fließenden silbrigen Linien des AIDS-Denkmals. Alle Gebäude in ihrer Straße waren in Einzelwohnungen aufgeteilt oder zu Boutique-Hotels umgebaut worden, und die meisten waren in eleganten Pastelltönen gehalten, obwohl eins in einem knalligen Türkis gestrichen war. Ihre hohen Schiebefenster gingen auf einen Balkon mit geschwungenen, schmiedeeisernen Gittern hinaus. Wenn sie genau hinsah, konnte sie erkennen, wo das Meer von Blau zu Grau umschlug, und zu ihrer Linken verlief die geschäftige, belebte St. James Street. Sie liebte ihr Zuhause über alles, das ein Juwel im trendigen, eigenwilligen, an Englands Südküste gelegenen Brighton darstellte, und glaubte, dass Gran und Pap es gutgeheißen hätten, dass sie ihren Bungalow verkauft hatte, um die Wohnung zu erwerben.

Ursula ließ sich mit ihrem langgliedrigen Körper an dem Tisch in der Nähe der marmornen Kamineinfassung nieder. »Okay. Wonach suchen wir?«

Zia zog die ersten paar Dokumentenmappen hervor. »Alles, was dazu beitragen könnte, die leere Stelle auf meiner Geburtsurkunde zu füllen, wo der Name meines Vaters stehen sollte. Wenn er wirklich Italiener war, wäre das der einfachste Weg zur italienischen Staatsbürgerschaft.«

»Aber du hast gesagt, jeder könnte eine Aufenthaltserlaubnis in Italien beantragen«, wandte Ursula ein und schob sich die blonde Locke zurück, die ihr ständig vor die Augen fiel.

»Stimmt. Zuerst beantragt man eine Aufenthaltsgenehmigung, und dann nach ein paar Jahren vielleicht die Staatsbürgerschaft. Die Sache ist nur die, dass ich mit dem Antrag meilenweit bessere Chancen hätte, wenn ich beweisen könnte, dass ein Eltern- oder Großelternteil von mir italienisch war.« Sie schnitt eine Grimasse. »Wären die guten McPherson & Partner so freundlich gewesen, mich vor dem Brexit zu entlassen, wäre es deutlich leichter gewesen, nach Italien zu ziehen – und mir wäre die Beziehung zu Brendon erspart geblieben.«

Leider endeten ihre drei Monate mit Brendon, obwohl sie vielversprechend mit funkensprühender gegenseitiger Anziehung bei einer Silvesterfeier begonnen hatten, damit, dass er sie betrogen hatte. Besonders kränkend, da er immer derjenige gewesen war, der sie zu einer festen Bindung hatte überreden wollen. Sie war so dumm gewesen, sich mit ihm einzulassen; er war damals nicht nur ein Kollege gewesen, sondern war auch der beste Freund von Stephan, Ursulas Mann. Letzteres hatte zu der Erwartung geführt, dass die beiden Paare als Viererpack daherkamen und ihre Beziehungen ähnlicher Natur waren. Was Ersteres anging … Zia war immer davon ausgegangen, dass Kollegen, die privat zusammen waren, Beziehung und Arbeit trennten, aber Brendon war offen damit umgegangen, dass sie miteinander schliefen. Es hatte ihr nicht gefallen, dem Bürotratsch und den damit verbundenen augenzwinkernden Anspielungen ausgesetzt zu sein.

Dann hatten McPherson & Partner Personalkürzungen vorgenommen, denen Zia zum Opfer gefallen war, während Brendon seinen Job behalten hatte. Als Brendon ihr nur kurz nach dieser Enttäuschung fremdgegangen war, hatte Zia die Beziehung beendet – und trotz ihres Schocks und ihrer Demütigung eine Welle der Erleichterung empfunden. Als Nächstes hatte eine alkoholisierte Eskapade von Ursula Stephan dazu bewogen, eine »Ehepause« zu erklären.

So furchtbar Ursulas Probleme und Zias Entlassung auch waren – wenigstens...

Erscheint lt. Verlag 25.7.2023
Übersetzer Barbara Röhl
Sprache deutsch
Original-Titel Under the Italian Sun
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Liebe • Sommer • Sommerroman • Urlaubslektüre • Urlaubsroman • Urlaubsromane für Frauen • Wein
ISBN-10 3-7499-0542-8 / 3749905428
ISBN-13 978-3-7499-0542-3 / 9783749905423
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99