Streulicht

Roman | Frankfurt liest ein Buch 2023

(Autor)

Buch | Hardcover
287 Seiten
2022
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-43129-0 (ISBN)
18,00 inkl. MwSt

Wahrhaftig und einfühlsam erkundet Deniz Ohde in ihrem gefeierten Debütroman die feinen Unterschiede in unserer Gesellschaft. Sie spürt den Sollbruchstellen im Leben ihrer Erzählerin nach, den Zuschreibungen und Erwartungen an sie als Arbeiterkind, der Kluft zwischen Bildungsversprechen und erfahrener Ungleichheit, der verinnerlichten Abwertung und dem Versuch, sich davon zu befreien.

Industrieschnee markiert die Grenzen des Orts, eine feine Säure liegt in der Luft, und hinter der Werksbrücke rauschen die Fertigungshallen, wo der Vater tagein, tagaus Aluminiumbleche beizt. Hier ist die Erzählerin aufgewachsen, hierher kommt sie zurück, als ihre Kindheitsfreunde heiraten. Und während sie die alten Wege geht, erinnert sie sich: an den Vater und den erblindeten Großvater, die kaum sprachen, die keine Veränderungen wollten und nichts wegwerfen konnten, bis der Hausrat aus allen Schränken quoll. An die Mutter, deren Freiheitsdrang in der Enge einer westdeutschen Arbeiterwohnung erstickte, ehe sie in einem kurzen Aufbegehren die Koffer packte und die Tochter beim trinkenden Vater ließ. An den frühen Schulabbruch und die Anstrengung, im zweiten Anlauf Versäumtes nachzuholen, an die Scham und die Angst - zuerst davor, nicht zu bestehen, dann davor, als Aufsteigerin auf ihren Platz zurückverwiesen zu werden.

Deniz Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik in Leipzig, wo sie heute auch lebt. Für ihren Debütroman Streulicht, der 2020 auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, wurde sie mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet.

»[Streulicht] erinnert an französische Autoren wie Didier Eribon, Édouard Louis und Annie Ernaux, die sich allesamt aus dem sozialen Abseits herausgeschrieben haben. Nun liegt mit Deniz Ohdes Streulicht auch ein überzeugendes Gegenstück deutscher Literatur vor, das in seiner schnörkellosen Sprache mit dem Bildungsversprechen von Chancengleichheit abrechnet, ohne dabei plakative identitätspolitische Statements oder ein 'J'accuse' gebrauchen zu müssen.« Sinem Kilic DIE ZEIT 20201126

»[Streulicht] erinnert an französische Autoren wie Didier Eribon, Édouard Louis und Annie Ernaux, die sich allesamt aus dem sozialen Abseits herausgeschrieben haben. Nun liegt mit Deniz Ohdes Streulicht auch ein überzeugendes Gegenstück deutscher Literatur vor, das in seiner schnörkellosen Sprache mit dem Bildungsversprechen von Chancengleichheit abrechnet, ohne dabei plakative identitätspolitische Statements oder ein ›J’accuse‹ gebrauchen zu müssen.«

»Ihre Wahrnehmung für Details und ihre Fähigkeit, Atmosphären daraus entstehen zu lassen, ist bemerkenswert.«

»Es ist ein bestürzender Bildungsroman, der, fein erzählt und unauffällig kunstvoll geknüpft, bis in kleinste Bewegungen sichtbar macht, wie Ausgrenzung und Abwertung funktionieren.«

»So ist dieser beeindruckend gelungene Roman über die Ungerechtigkeiten und Unverschämtheiten im hiesigen Bildungssystem auf verquere Weise auch ein Beleg dafür, dass nicht alles schlecht ist in diesem System, sondern immer noch Chancen bietet, einen eigenen Lebensweg zu gehen.«

»Deniz Ohde betreibt eine virtuose sprachliche Mimikry an eine menschenunfreundliche Dingwelt, in der kaputtes Geschirr sich mit Tapetenfetzen und lauten Industriebrücken verbrüdert.«

»Was einen beim Lesen so eindringlich anspricht, ist … vor allem das Vertrauen der Erzählerin darauf, dass es auf genaues Erzählen ankommt. Wer gesehen werden will, muss sich eben auch zeigen, ohne Posen.«

»[Deniz] Ohde beobachtet und beschreibt präzise, was jeder sieht, worüber aber niemand spricht. Gerade für all jene, die sich selbst als Arbeiterkind identifizieren, dürfte dieser Roman, der Erlebtes zur Sprache bringt, ohne jedoch Lösungen zu finden, eine aufwühlende Erfahrung sein.«

»... ein wirklich überzeugendes Debüt. Auf einfühlsame Weise, ohne jemals kitschig oder rührig zu wirken, zeichnet Deniz Ohde darin den schwierigen Weg vom migrantischen Arbeiterkind zur Akademikerin nach.«

Erscheinungsdatum
Nachwort Deniz Ohde
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 131 x 213 mm
Gewicht 373 g
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte abendschule • Abitur • aktuelles Buch • Alkoholismus • Annie Ernaux • Arbeiterkind • Arbeiterklasse • aspekte-Literaturpreis • Aufstieg durch Bildung • Bestseller bücher • Bildung • Bildungsgleichheit • Biografie • buch bestseller • bücher neuerscheinungen • Debütroman • Deutscher Buchpreis 2020 Longlist • Deutscher Buchpreis 2020 Shortlist • Deutscher Buchpreis Longlist • Deutscher Buchpreis Shortlist • Deutschland • Didier Eribon • Diskriminierung • Elite • Familie • Felix Lobrecht • Frankfurt am Main • Frankfurt-Höchst • Frankfurt liest ein Buch • Frau • Gewalt • Großvater • Gymnasium • Habitus • Herkunft • Hochzeit • Industrie • Jürgen Ponto-Preis • Kindheit • Klassengesellschaft • Klassismus • Migration • Milieu • Mutter • Neuerscheinungen • neues Buch • Open Mike • Rassismus • Scham • Shortlist Deutscher Buchpreis • Sozialer Aufstieg • soziale Scham • Spiegel-Bestseller-Liste • Studium • Türkei • Vater • Weiblichkeit • Westdeutschland
ISBN-10 3-518-43129-3 / 3518431293
ISBN-13 978-3-518-43129-0 / 9783518431290
Zustand Neuware
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