Das Schimmern der Träume - Töchter der Freiheit (eBook)
493 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-3845-3 (ISBN)
In Washington City beherbergt die Südstaatlerin Susanna Belle weiterhin Frauen und Kinder in Not. Dabei gerät sie in unheilvolle Gefahren - nicht zuletzt, da sich unter ihren Schützlingen eine Rebellenspionin befindet. Zugleich fürchtet sie um das Leben ihres Ehemanns, der dich als Reporter der Nord-Armee angeschlossen hat.
'Das Schimmern der Träume' ist der dritte Band einer emotionalen, mehrbändigen Familiensaga rund um den amerikanischen Bürgerkrieg, in der sich abgrundtiefer Hass, ein gnadenloser Krieg und unmenschliche Ungerechtigkeiten mit der großen Liebe, tiefgehender Freundschaft und den kleinen Freuden des Lebens die Hand reichen.
Hinter dem Namen Noa C. Walker verbirgt sich das Autorenehepaar Elisabeth und Christoph Büchle. Elisabeth ist das "Gesicht" des Autorenduos und brachte bereits als Kind unzählig viele kleine Geschichten zu Papier. Sie erlernte den Beruf einer Bürokauffrau im Groß- und Außenhandel und wurde anschließend noch examinierte Altenpflegerin. Im Jahr 2005 schickte sie ihr erstes Manuskript an einen Verlag, aus dem ihr Debütroman wurde. Christoph ist Pädagoge und begeisterter Sportler. Von Beginn an war er maßgeblich am Autorenalltag beteiligt. Elisabeth und Christoph sind seit 30 Jahren verheiratet, haben fünf Kindern und vier Enkelkinder. Ihr Markenzeichen sind gut recherchierte, romantische und äußerst spannende Romane, die bereits mehrfach ausgezeichnet wurden. Gleich mehrere ihrer Romane standen in den Top Ten der BILD-Bestsellerliste.
Eins
~South Carolina~
David war fort! Die Welt schien für einige Sekunden den Atem anzuhalten. Schließlich setzte das Lied der Birkenblätter wieder ein, untermalt vom Zwitschern der Vögel. David war tatsächlich in diesen unsäglichen Bruderkrieg gezogen.
Annie blickte hinauf in den nahezu wolkenlosen Himmel. Sie schloss ihre hellblauen Augen und wünschte sich, sie wäre eine Schwalbe und könnte dem geliebten Mann folgen. Die Einundzwanzigjährige rief sich zur Vernunft und sah die Birkenallee entlang zum herrschaftlichen weißen Haus mit seinen beiden rundum verlaufenden Veranden und den grünen Fensterläden.
Zu ihrer Angst, dass David nicht zurückkehren könnte, gesellte sich die Frage, ob es für sie – als Frau aus dem Norden – wirklich weise gewesen war, hier im Süden auszuharren. Schon vor dem Krieg hatte es Angriffe auf Nordstaatler gegeben. Mit jedem weiteren Toten konnte sich der Hass in den Herzen der hier lebenden Menschen vervielfältigen. Und gegen sie richten.
Sie verließ die mit weißen Kieselsteinen und Muschelkalk ausgelegte Allee, indem sie zwischen den Birken hindurch auf die gewellte Parkwiese trat. An den vereinzelt wachsenden Laubbäumen vorbeigehend, erreichte sie das Teichufer. Unter dem schützenden Dach der weit herabhängenden Zweige setzte sie sich und umschloss ihre Knie mit den Armen. Der Wind kräuselte die Wasseroberfläche und zauberte unzählige goldene Sterne darauf.
Annies Blick ruhte auf dem weißen Pavillon, der auf einem Hügel am gegenüberliegenden Ufer thronte. Sie musste sich entscheiden, wie sie die Zeit verbringen wollte, in der sich David Williams, der Sohn des Plantagenbesitzers, in der Ferne aufhielt. Sie könnte diese mit Traurigkeit und Angst füllen oder jeden Tag hoffnungsfroh und dankbar annehmen, der sie seiner Rückkehr näher brachte. Es lag an ihr, wie sie den Trennungsschmerz ihrer jungen Liebe meisterte.
Ihr Vater, der Farmer, hatte sie gelehrt, dass ein Leben in Dankbarkeit ein erfüllteres war und manche Sorge leichter machte. Also erhob sie sich entschlossen und ging auf das Plantagenhaus zu.
Bobby, der seinem älteren Bruder David nicht nur wegen der braunen Locken und dunklen Augen ähnelte, kam ihr entgegen. Annie lächelte ihren achtjährigen Schüler an. Es gab auf diesem abgeschiedenen Grundstück in South Carolina viele Menschen, die sie liebte und um die sie sich kümmern konnte. Vermutlich würde ihr nicht einmal die Zeit für Grübeleien und Traurigkeit bleiben. »Warum hast du es denn so eilig, Bobby?«
Der Junge zog ein Telegramm aus der Brusttasche seines weißen Hemdes. »Es kommt aus Kansas, Miss Annie. Von Ihrer Schwester. Verraten Sie mir, was drinsteht?«
Bobbys Grinsen spülte Schmerz in ihr Herz. David verstand es, ebenso frech zu lächeln. Um sich abzulenken, sagte sie gleich darauf: »Sophia schreibt, dass ich wieder Tante werde.«
»Ist das alles?«
»Ob das alles ist? Das ist doch wunderbar! Ebenso schön ist es, dass das Telegramm trotz all der Unruhen durchgekommen ist.«
Bobby zog entschuldigend die Schultern hoch. Er hatte jetzt selbst einen Neffen, und dieser erschien ihm offenbar furchtbar langweilig, da der fast ausschließlich schlief. Was Annie verschwiegen hatte, war Sophias Mitteilung, dass ihr Bruder Samuel aufbrechen wollte, um Annie aus dem rebellischen Süden nach Kansas zu holen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen nur wenige Stunden später, blieb Annie bei Tisch sitzen. Während sich Richard Williams eine Pfeife anzündete – was ihm trotz des Fehlens eines Arms geschickt gelang –, spielte Annie unruhig mit den Fransen des Tischtuchs.
»Sie haben heute ein Telegramm aus Kansas erhalten. Hoffentlich enthielt es keine schlechten Nachrichten?«, sprach Richard sie an.
»Nein, das nicht«, beeilte sich Annie, zu versichern. Sie sah den misstrauischen Blick des Mannes. David hatte ihr gesagt, dass sein Vater wohl etwas von ihrer Beziehung ahnte. Dachte dieser, sie wollte Birch Island verlassen, kaum dass David fort war? »Ich sollte meiner Schwester dringend antworten.«
Richard nickte, da er offenbar ihr Problem erkannte, zu einem Telegrafenamt zu gelangen. »Ich fahre morgen ohnehin in die Stadt und kann Ihr Telegramm aufgeben.«
»Sie reisen bald wieder nach Richmond?«, äußerte Annie ihre Vermutung.
»In ein paar Tagen. Doch ich werde bald zurück sein, um mit dem Kommissionär zu verhandeln, wie wir die Ernte sicher nach Charleston und durch die Blockade bringen.« Richard nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife. »Keine Sorge, Miss Braun. Ich nehme mir neben der Politik genug Zeit für meine Plantage. Schließlich möchte ich Ihren zarten Schultern nicht die ganze Verantwortung auferlegen.« In seinen Augen tanzte jener Schalk, der den Williams-Männern so zu eigen war. Sogar Kenneth, der verstorbene älteste Sohn, hatte diesen besessen, wenngleich Annie von ihm vielmehr mit Misstrauen und Hohn überschüttet worden war.
»Schreiben Sie nieder, was ich Ihrer Verwandtschaft nach Kansas drahten lassen soll.«
Annie zögerte. Eigentlich hatte sie Sophia von David erzählen wollen, doch diese Nachricht war nun wirklich nicht geeignet, dass Richard sie aufgab. Immerhin hielten David und Annie ihre Liebe geheim. Also beschloss sie, dem Telegramm einen ausführlichen Brief folgen zu lassen. »Danke, Mr Williams, das ist sehr freundlich.« Sie erhob sich, ging hinüber in die Bibliothek und schrieb, dass sie Birch Island nicht verlassen wollte. Wieder zurück, reichte sie Richard das Blatt Papier, der einen kurzen Blick darauf warf. War es Erleichterung, die sie in seinem Gesicht lesen konnte?
Der große breitschultrige Mann steckte das Papier in seine Westentasche und wünschte ihr eine gute Nacht. Annie folgte ihm zur Tür und beobachtete, wie er vom Atrium die geschwungene Treppe hinauf zur rundum verlaufenden Galerie des oberen Stockwerks ging. Benjamin, der alte dunkelhäutige Butler, folgte ihm und löschte alle Wandleuchter bis auf einen. Eine nahezu greifbare Stille senkte sich über das herrschaftliche Haus und den Landstrich. Die Männer des Distriktes waren fast alle in ihr Abenteuer Krieg gezogen. Mit ihnen waren die Fröhlichkeit, Ausgelassenheit und Geschäftigkeit der Abendstunden verschwunden.
Langsam ging Annie über den hellen Marmorboden des geräumigen Atriums, vorbei an den gemütlichen Sitzecken unter Palmen und eleganten runden Säulen, die die Galerie stützten. Das Weinen eines Babys war zu hören, dann Marigolds leises Wiegenlied. Annie lauschte der Melodie der Amme und kam nicht darum herum, an Kenneth zu denken. Er war bei der ersten großen Schlacht dieses Krieges gefallen, ohne seinen Sohn je gesehen zu haben.
Nachdem Annie zur Galerie hinaufgestiegen war, nahm sie die steilen Stufen unters Dach und huschte den Flur entlang, um ihr Mädchen, die Sklavin Crystal, nicht zu wecken. Sie tastete nach dem Türknauf ihres Mansardenzimmers, dabei klackerte es leise zu ihren Füßen. Hatte sie mit dem Schuh etwas gegen die Türschwelle gekickt?
Annie öffnete die Tür. Mondlicht flutete durch das Fenster und half ihr, die Öllampe und die Sicherheitsstreichhölzer auf ihrem Tisch zu finden. Eine helle Flamme schoss hervor, die Annie unwillkürlich mit dem Oberkörper zurückweichen ließ. Obwohl ihre Brandwunden längst verheilt waren, hielt sich ihr Respekt vor Feuer hartnäckig. Sie schob den Glastrichter hoch, zündete die Lampe an und drehte den Docht höher. Zurück bei der Tür, hielt sie nach jenem Gegenstand Ausschau. Das matte Schimmern aus einer der Bodenritzen ließ sie niederknien. Sie angelte mit dem Zeigefinger einen im flackernden Licht aufglühenden goldenen Ring hervor.
Ihre Hand zitterte. Der Ring war ohne Stein oder Verzierungen – da auch David ohne Tand und Eitelkeiten auskam – und in seiner Schlichtheit wunderschön. Ein Lächeln umspielte Annies Lippen, als sie Davids Geschenk eingehend betrachtete; sie streifte den Ring jedoch nicht über ihren Finger. Sie konnte das Zeichen ihrer Liebe nicht tragen. Deshalb holte sie hellbraunes Garn aus dem Nähkasten und drehte dieses zu einer Kordel, auf die sie den Ring fädelte. Sie legte sich die selbstgemachte Kette um den Hals und trat vor den Standspiegel in der Ecke ihrer Dachkammer.
Nachdem sie das goldene Schimmern betrachtet und dabei ein Gebet für den geliebten Mann gesprochen hatte, ließ sie das Schmuckstück in den hochgeschlossenen Halsausschnitt ihrer Bluse gleiten. So konnte niemand den Ring sehen, und sie trug diesen dennoch bei sich – nahe an ihrem Herzen –, in der Hoffnung, dass David wohlbehalten zurückkehren und ihn ihr an den Finger stecken konnte.
~Nahe Washington City~
Das Wasser des Potomac floss aufgewühlt durch das Flussbett. Möwen kreisten am Himmel und stießen heisere Schreie aus, als wollten sie gegen die lauten Befehle der Offiziere angehen, die ihre Regimenter über das weite Feld scheuchten. Lagerfeuerrauch kringelte sich zwischen den kegelförmigen Sibley-Zelten hindurch, hinauf in den nahezu wolkenlosen Himmel.
Oberhalb einer Anhöhe, an den breiten Stamm eines Ahornbaumes gelehnt, der seiner großen und muskulösen Statur gerecht wurde, stand Marcus Tanner, Annies Cousin, und blickte auf die Soldaten. Er biss in einen Apfel und wandte seinen Blick einem Uniformierten zu, der den Hügel heraufkam. Als der Neuankömmling den Kopf hob, erkannte Marcus – der als Kriegsberichterstatter arbeitete – Joshua Lane, einen begabten Zeichner. Grüßend hob Marcus die Hand. Joshua erwiderte die Geste und machte sich sofort daran, einen exerzierenden Truppenteil auf Papier zu bannen.
»Ich habe gesehen, dass der Herausgeber meiner Zeitung einige deiner Zeichnungen gekauft...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2023 |
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Reihe/Serie | Die große Südstaaten-Saga |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Arzt • Arzt-Romance • Bürgerkrieg • Charleston • Fackeln im Sturm • Farmleben • Frauenhaus • Krieg • Lincoln • Louisiana • Mississipi • Mississippi • Mittlerer Westen • Nordstaaten • Pageturner • Plantage • Romeo und Julia • Saga • Sklaven • Südstaaten • Südstaaten-Plantage • Südstaatensaga • Südstaaten-Saga • Verbotene Liebe • Vom Winde verweht • Washington |
ISBN-10 | 3-7517-3845-2 / 3751738452 |
ISBN-13 | 978-3-7517-3845-3 / 9783751738453 |
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Größe: 2,2 MB
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