Ich kam und sah und lachte (eBook)
EDITION digital (Verlag)
978-3-96521-753-9 (ISBN)
Um das besser verstehen zu können, sei hier die vollständige Nonnen-Heiterkeit zitiert:
Von einer Nonne, die sich der Polizei überliefern wollte; sie wurde aber nicht genommen
Während der ersten Wahl zur Volkskammer erlebten die Wähler in einem Wahllokal in Jena ein besonderes Vergnügen. Eine junge und hübsche Nonne hatte ihren Stimmzettel in einer der Kabinen ausgefüllt und trat an die Urne heran. Nach einem Blick gen Himmel steckte sie den Stimmzettel in die Öffnung der Urne und rief bewegt: „So, jetzt könnt ihr mich verhaften.“
Sie hatte nämlich mit „Nein“ gestimmt und dachte nicht anders, als dass sie nun unvermeidlich hinter Gittern schmachten müsse. Als die übrigen Wähler die Situation begriffen hatten, brachen sie in ein herzliches Gelächter aus, das sich an der Verlegenheit der hübschen Nonne immer aufs Neue entzündete. Die Nonne blickte sich im Raume um, ihre Augen suchten den „Geheimpolizisten“, der nach ihrer Meinung unbedingt anwesend sein musste. Doch es wollte sich keiner blicken lassen. Weitere in das Wahllokal eintretende Wähler umringten die Nonne und stimmten in das Gelächter ein, sobald sie unterrichtet wurden. Die Nonne sah sich noch immer nach der Polizei um, ihr Blick hatte jetzt aber etwas Hilfesuchendes an sich. Es schien, als ob sie den Polizisten als Retter aus höchster Not erwarte. Aber auch jetzt trat er nicht auf die Bildfläche.
Schließlich machte ein Angehöriger des Wahlausschusses die Nonne darauf aufmerksam, dass sie durch ihr Verhalten den ernsthaften Fortgang der Wahlaktion störe, und sie ging blutübergossenen Gesichts aus dem Raum.
Das Bemerkenswerte an dieser Geschichte ist aber, dass die Nonne eine tiefe Enttäuschung über diesen Ausgang ihrer Wahlhandlung im Herzen nach Hause trug. Einige der Umstehenden jedenfalls wollten es so gesehen haben.
Und zum Schluss noch zwei andere spannende Aphorismen von Gerhard Branstner:
Manche Leute sind, wie sie sagen, nur deshalb gegen die Revolution, weil sie unhöflich sei.
Worüber man sich nicht einigen kann, darüber kann man nicht streiten.
Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre. 1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft. 1949 – 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.). 1956 - 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 – 1964 Lektor, 1966 - 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin. Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller. 2008 in Berlin verstorben.
Ich kam und sah und lachte
I Nepomuk‘s
Später Genuss
Vorsorge
Das Ding an sich
Medizin und Politik
Das Vermögen des Menschen
Das Paradoxon der Lebenskunst
Der heilige Martin
Die unmoralische Tugend
Schnupfen und Schnupfen lassen
Die dritte Seite
Dilemma der Kritik
Bilanzierte Dichtung
Autorenschicksal
Das Streitgespräch
Möglichkeiten der Kritik
Gefährdete Helden
Die förmliche Nachfrage
Der stille Teilhaber
Der Knalleffekt
II Balladeskes
Beschreibung einer Weitumfahrt aus dem Jahre 1798
Da kam der Ritter Waterlo
Ach, Liebster, lass uns eilen
Des Jägers Wunderhorn
Ein schöner Mann liebt’ einst ein Weib
Moritat von den schwarzen und von den grauen Haaren
Spiegelduett
In Erwartung des Liebsten
Nora oder das Puppenheim
Klage um einen verdienten Toten, der im Leben nichts getaugt hat
Ein deutsches Schicksal
Schnakenballade
Das Lied vom kleinen Feigenbaum
Dschungelballade
Ballade vom lachenden Affen
Die umgekehrte Todesangst
Die Zwickmühle Gottes
Höhere Metaphysik
Gut ist jede Jahreszeit
Elf Liebchen und eins
Die kleine Liebelei
Hinterhofballade
Unsere Oma, die ist gut
Das Lied von der ernsthaften Heiterkeit
III. Neulichkeiten
Wenn die Frau zu lange kein Fleisch bekommt
Von hölzernen Beinen – und Menschen
Von einer Warze, die sich forterbte, obwohl sie an einer gefährlichen Stelle saß
Wie eine Straßenbahn einen Schwanz bekam und wie sich verschiedene Leute dazu verhielten
Eine Geschichte, die zeigt, welches aller Übel das größte ist
Wie Friedrichs Pfeife zerbrach und unter welcher Bedingung er sie hätte retten können
Von einem nächtlichen Einbruch, und warum der eine stehenblieb, als der andere schneller rannte
Von einer Nonne, die sich der Polizei überliefern wollte; sie wurde aber nicht genommen
Wie ein Kapitalist seine Arbeiter dazu brachte, gebückt zu gehen
Von einem Manne, der keine Angst hatte, sich aufzuhängen, wohl aber, dabei vom Baum herunterzufallen
Eine Geschichte, in der die Sorge um den Inhalt 500 Mark weniger wert ist
Von einem nützlichen Missverständnis
Von einem, der gerne gewusst hätte, wie es sich dagegenstimmt
Vom Dichten und vom Trachten
Davon, wie die Kunst nichts bewirkt, auch wenn sie wirkt
Die Klugheit des Leibes
IV. Aphoristisches
Erscheint lt. Verlag | 6.9.2022 |
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Verlagsort | Pinnow |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga ► Humor / Satire |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Aphorismen • Balladen • Gedichte • Heiterkeit • Humor • Kurzgeschichten • Lachen • Lieder |
ISBN-10 | 3-96521-753-4 / 3965217534 |
ISBN-13 | 978-3-96521-753-9 / 9783965217539 |
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Größe: 780 KB
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