Das Theater am Park - Stimmen der Hoffnung (eBook)

Auftakt zur großen emotionalen Theater-Familiensaga
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2022 | 1. Auflage
441 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2515-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Theater am Park - Stimmen der Hoffnung -  Valentina May
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Hannover 1914: Das Theater am Park erlebt glanzvolle Zeiten. Familienoberhaupt Fritz von Uhlenberg will sich endlich zur Ruhe setzen und bestimmt seinen Sohn Albert zum Nachfolger. Für Tochter Leonora hingegen hat er einen wohlhabenden Ehemann ausgesucht. Doch Leonora träumt von einer Karriere als Opernsängerin und rebelliert gegen die Heiratspläne ihres Vaters. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, verändert sich alles: Albert zieht an die Front, und das Theater verliert Personal, Publikum und Gelder. In dieser schweren Zeit ist es Leonora, die um den Erhalt und die Zukunft des Theaters kämpft. Doch kann sie als Frau in einer von Männern dominierten Welt bestehen?

Der mitreißende Auftakt zu Valentina Mays Familiensaga über das Theater am Park. Ein Lesegenuss für alle Fans von Elaine Winter, Marie Lamballe und Sophie Oliver.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



<p>Valentina May schreibt Liebesromane und Familiensagas. Ihre Inspiration holt sie sich auf ihren Reisen. Insbesondere Schottland und Cornwall haben es ihr angetan. Schon immer träumte Valentina von einem Cottagegarten und Leben auf dem Bauernhof. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf einem Hof im Weserbergland. Wenn sie sich gerade keine neuen Geschichten ausdenkt, kümmert sie sich um ihren Rosengarten oder unternimmt Spaziergänge durch den Wald.</p>

Neujahrstag 1914


Leonora stand am Fenster ihres Zimmers und blickte hinaus in den verschneiten Park der elterlichen Villa. Das Bild einer Märchenlandschaft mit schneebedeckten Bäumen, Hecken und Zäunen. Johannes, der Botenjunge ihres Vaters, versank bis zu den Knien im Schnee.

Sie umklammerte ihren Glücksbringer, einen Notenschlüssel an einem schmalen Goldkettchen. Heimlich hatte Leonora Noten und Liedverse studiert. Ihre Mutter unterrichtete sie nicht nur im Klavierspiel, sondern bezahlte ihr Unterricht bei einem bekannten Sänger. In Hannover nannten ihn alle nur den Maestro. Giovanni de Luca hatte sich von der Bühne verabschiedet und eine Meisterklasse gegründet, in die er nur besondere Talente aufnahm. Leonora hingegen hatte er nur ihrer Mutter zuliebe aufgenommen, die ihn bei Konzerten auf dem Klavier begleitet hatte.

Wenn ihr Vater von den Gesangsstunden wüsste, würde er sie ihr verbieten. In seinen Augen besaß sie nicht genügend Talent. Im Gegensatz zu Albert, der das Wohlwollen des Vaters genoss. Weil er eines Tages das Theater leiten sollte. Doch ihr Bruder interessierte sich mehr für Kanonen und strategische Kriegsführung als für das Theater.

Leonora sollte sich in die Rolle der Ehefrau fügen.

Die Turmuhr der St.-Markus-Kirche schlug zwölf. In zwei Stunden begann im Theater das traditionelle Neujahrskonzert. Es wurde Zeit zum Umkleiden. Danach wartete sie in der Eingangshalle, dass Zofe Berta ihr Wollmantel und Strickschal reichte. Außer Berta gab es noch Köchin Justine, Küchenmädchen Franziska, Dienstmädchen Therese, Herbert, den Sekretär ihres Vaters, Berthold, den Kutscher und Herberts Sohn Johannes, den Laufburschen.

»Beim Dienstpersonal darf man die Zügel nie lockerlassen, sonst tanzen sie einem auf der Nase herum«, pflegte ihr Vater stets zu sagen.

»Frollein Leonora!«, rief Franziska. »Ich soll Ihnen ausrichten, dass Ihre Eltern bereits vor einer guten Stunde das Haus verlassen haben.«

»Danke. Ist mein Bruder noch zu Hause?«

»Nein, gnädiges Frollein, er ist mit dem gnädigen Herrn ganz früh ins Theater gegangen.«

Leonora war erleichtert. Sie hatte schon befürchtet, ihr Bruder könnte sich wie im vergangenen Jahr zum Neujahrskonzert verspäten. Ihr Vater war so wütend und enttäuscht darüber gewesen, dass er tagelang nicht mit ihm gesprochen hatte.

Hastig nahm Leonora Muff und Hut vom Garderobenständer, bevor sie zur Haustür eilte.

»Frollein, die Kutsche!«, rief Berta ihr nach.

»Ich gehe lieber zu Fuß.«

»Aber Ihre Frau Mutter ...«

Die Luft war klar und eisig. Es hatte zu schneien aufgehört. Leonora fieberte dem Konzert entgegen. Sie liebte die Stimmung hinter den Kulissen vor den Aufführungen. Fröstelnd schlug sie den Mantelkragen hoch, bevor sie durch den Schnee stapfte. Ihr Atem schwebte in weißen Wolken voraus. Tief vergrub sie die Hände im Muff. Bis zum Theater am Park in der Eilenriede war es ein Fußmarsch von einer knappen halben Stunde.

Ein warmes Gefühl durchströmte sie beim Anblick des Theaterkuppeldachs. Ihr Zufluchtsort, ihr wahres Zuhause.

Ein Sonnenstrahl verirrte sich durch die Wolkendecke, als Leonora am Kriegerdenkmal aus der preußischen Zeit auf das Theatergebäude zuschritt. Es besaß zwar nicht die Größe des königlichen Hoftheaters, aber es war ein prächtiger Bau mit kannelierten Säulen, Pilastern und Reliefs, die an das antike Griechenland erinnerten. Eine breite, geschwungene Treppe mit Geländer führte zum Eingang. Die Kuppel leuchtete im Sonnenlicht grün. Vorfahr und Komponist Frederik von Uhlenberg hatte das Theater 1815 auf den Grundmauern eines unbedeutenden Sommertheaters errichten lassen. Es lag am belebten Platz Am Neuen Haus gleich beim Stadtwald Eilenriede.

Leonora erreichte den Platz. Die Bronzeskulptur in der Mitte, ein Offizier aus der Garde Friedrichs des Großen, hatte einst Frederik von Uhlenberg der Stadt gespendet, nachdem Hannover zur preußischen Provinz erklärt worden war. Leonora gönnte dem Denkmal heute keinen Blick. Sie konnte es kaum erwarten, in das Flair des Theaters einzutauchen.

Von allen Seiten strömten die letzten Besucher herbei und drängten sich vor dem Eingangsportal. Das Konzert zum Neujahrstag war über Hannovers Grenzen hinaus beliebt. Leonora betrat das Theaterfoyer. Stimmengewirr schlug ihr entgegen. Über den Köpfen der Besucher wölbte sich die von sieben Säulen getragene Kuppel mit dem Deckengemälde eines bekannten Malers. Das Motiv waren zwölf pausbäckige Engel mit Instrumenten, die auf Wolken sitzend für den Allmächtigen musizierten.

Ihren reservierten Platz in der Loge würde sie bei dem Gedränge nicht pünktlich erreichen. Sie unterdrückte einen Fluch. Auf Zehenspitzen stehend, blickte sie zur Tür in den Bereich hinter der Bühne, für die sie den Schlüssel besaß. Auf keinen Fall wollte sie den Beginn verpassen. Nachdem sie durch die Tür geschlüpft war, tauchte sie in die magische, fantastische Welt hinter den Kulissen ein. Das Lampenfieber der Künstler schwebte in der Luft wie schweres Parfüm. Die Spannung kratzte wie Wolle auf ihrer Haut.

Von Weitem erkannte sie die Treppe hinauf zur Bühne. Für eine Weile das alltägliche Leben vergessen, um jemand anderes sein zu können. Theaterrequisiten reihten sich zu beiden Seiten entlang des Ganges. Am Ende lag ein heller, breiter Korridor, von dem eine Vielzahl Türen abgingen. Der Kostümfundus, die Garderoben der Solokünstler, Übungsräume für Orchestermusiker und das Ballett. Hinter den letzten beiden Türen verbarg sich der Raum des Dirigenten und des Intendanten.

Leonora hoffte, dass ihr Vater sie nicht hinter den Kulissen entdeckte, weil er es ihr verboten hatte. Sie schluckte. Wie gern wäre sie Teil des Ensembles gewesen. Aber sie hatte es beim Vorsingen für den Chor verpatzt.

Was, wenn ihr Vater recht hatte und sie wirklich nicht gut genug singen konnte? Maestro de Luca lobte sie auch nur selten.

Wehmütig betrachtete sie die Tänzerinnen, die sich mit vor Aufregung geröteten Wangen seitlich der Bühne für ihren Auftritt positionierten. Das Orchester spielte einen Walzer von Strauß.

Während Leonora den sanften Klängen lauschte, träumte sie davon, selbst auf der Bühne zu stehen. Nach den Tänzern und Tänzerinnen betrat Sopranistin Hiltrud die Bühne und sang eine unbekannte Arie. Schon beim ersten Ton bekam Leonora beim Klang der kraftvollen, weichen Stimme eine Gänsehaut. Sie beugte sich vor und sah, wie Hiltrud sich tief verneigte.

Plötzlich wurde Leonora grob am Arm zurückgezogen. Sie riss einen Hocker um, der polternd zu Boden fiel. Erschrocken sah sie auf. Sie stand ihrem Vater gegenüber. In der Blüte seiner Jahre war er noch immer drahtig wie ein junger Mann und besaß nicht einmal den Ansatz eines Bauches. Sein volles, dunkelblondes Haar war an den Schläfen ergraut und leuchtete im Schein des Lichts. Mit wütender Miene zog er sie mit sich in eine leere Garderobe und schloss hinter ihnen die Tür.

»Vati ...« Ihr Herz hämmerte dumpf in der Brust, als er sie mit düsterer Miene ansah. Sie hatte ihn nicht erzürnen wollen.

»Ich wollte rechtzeitig ...«

»Hatte ich dir nicht ausdrücklich gesagt, dass dein Platz in der Loge ist?«, fiel er ihr ins Wort.

»Aber ich bin vorhin nicht durch die Halle gekommen, und bevor ich die Vorstellung verpasse ...«, verteidigte sie sich und verspürte ein schlechtes Gewissen.

»Ich möchte, dass du dich sofort auf deinen Platz begibst. So wie ich es dir aufgetragen habe. Deinem Ehemann musst du auch gehorchen.«

Leonora sah ihren Vater erschrocken an.

Ehemann? Er wollte sie doch noch nicht verheiraten?

»Du brauchst jemanden, der dich versorgt und dir die Flausen austreibt. Wenn Albert meine Aufgaben übernimmt, musst auch du deine erfüllen. Du kannst nicht ewig Tochter in der Villa Uhlenberg bleiben.«

Einen Augenblick verschlug es Leonora die Sprache. Nicht in der Villa Uhlenberg bleiben? Ihr Herzschlag wurde dumpf und schwer. Insgeheim hatte Leonora immer gehofft, eines Tages mit ihrem Bruder zusammen das Theater zu leiten.

»Aber Vati, Albert braucht mich ...« Sie stockte unter dem strengen Blick des Vaters.

»Dich? Du bist eine Frau, deren Platz an der Seite eines Ehemannes ist.« Das Lachen ihres Vaters schmerzte.

Leonora fühlte sich für die Ehe noch zu jung.

»Geh jetzt endlich zu deinem Platz!«, befahl er und schob sie zum Ausgang. Leonora gab es auf, ihren Vater umstimmen zu wollen.

Er gab ihren Arm frei.

Leonora rieb die schmerzende Stelle seines Griffs. Schweren Herzens befolgte sie seine Anordnung.

In der Loge saß ihre Mutter im cremefarbenen Abendkleid, mit Perlenkette und mit federgeschmücktem Hut. Leonora hatte das kastanienbraune Haar und die veilchenblauen Augen von ihr geerbt.

Albert trug einen dunkelgrauen Ditto-Anzug mit bunter Fliege und Weste. Auf einen Hut hatte er verzichtet.

»Wo hast du nur wieder gesteckt?« Die Mutter griff nach ihrer Hand. Als sie sich zu Leonora vorbeugte,...

Erscheint lt. Verlag 16.12.2022
Reihe/Serie Die Geschichte einer Künstlerfamilie in Hannover
Die Theater-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Beziehung • dramatisch • Ehe • Elaine Winter • Erbe • Familienromane 1920 • Familiensaga • Gesellschaftskonventionen • Glück • historische Saga • Hoffnung • Krieg • Liebe • Marie Lamballe • Oper • Regie • Romane für Frauen • Saga • Sängerin • Schicksal • Singen • Sophie Oliver • Starke Frauen • Theater • Vorhang • Weltkrieg
ISBN-10 3-7517-2515-6 / 3751725156
ISBN-13 978-3-7517-2515-6 / 9783751725156
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