Trommeln der Nacht -  Monika Barro

Trommeln der Nacht (eBook)

über Geld, Glaube und Magie auf Afrikanisch

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
230 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-3417-2 (ISBN)
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Reise in eine andere Welt Der Aufenthalt in Senegal war unbeschreiblich und verzauberte mich vom ersten Augenblick an. Verborgene Träume, Sehnsüchte und Vorstellungen erwachten in mir. Ich sehnte mich nach seelischer Verbundenheit, hier fand ich sie und blühte auf. Als Künstlerin entwickelte ich eine ungeahnte Schaffenskraft. Meine Kreativität spiegelte die Schönheit dieser inspirierenden, geheimnisvollen Region wider. Die Umgebung erschien in einem zart schillernden Licht, Konturen lösten sich auf. Ergriffen von Zuneigung, Ehrfurcht und Mitgefühl erlebte ich eine Sublimierung meines gesamten Lebensgefühls. Als der Workshop zu Ende war, wusste ich: Hier gehöre ich hin.

Monika Barro Geboren in der Nordostschweiz. Künstlerin, Autorin, Mutter, Lebensreisebegleiterin, Networkerin, Reisende Schon immer gerne auf Achse, führte mich eine Tanzreise in den geheimnisvollen Süden Senegals in die wunderschöne Casamance. Ich tauchte ein, in eine Vielfalt an Sprachen, Tänzen und Musik. Ich lernte eine spannende Kultur und eine neue Glaubensrichtung kennen, die viele Fragen offenließ. Meine nicht ganz einfache Geschichte hat mich dazu bewogen dieses Buch zu schreiben.

Kapitel 1 - Tanzworkshop mit Folgen


Aufbruch

   Abrupt brach die Dunkelheit über uns hinein, als wir die Stadt immer weiter hinter uns ließen. Auch die Dörfer verschluckte die schwarze Nacht. Vereinzelt sah ich in der Ferne kleine Lagerfeuer leuchten. Es duftete nach gebratenem Fisch, und ich bekam Hunger. Mir wurde bewusst, dass ich schon länger nichts mehr gegessen hatte.
Bald jedoch verschwanden die Feuer und der Geruch nach Essen. Ein endloser, wie mit glitzernden Diamanten besetzter Sternenhimmel begleitete uns durch den nächtlichen Busch, auf holprigen Straßen, irgendwo im Nirgendwo.
Im Taxi war es still geworden, niemand sprach ein Wort. Nur mein Magen knurrte ein wenig. Aber auch das beruhigte sich mit der Zeit. Es gab so viele neue Eindrücke für mich, dass ich gar nicht mehr sprechen wollte, obwohl ich tausend Fragen hatte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit fragte der Fahrer, ob er Musik machen solle.
„Ja“, antwortete Ousman, mein Begleiter, der mich am Flughafen abgeholt hatte.
Und so machte sich unser Chauffeur, während er weiterfuhr, am Radio zu schaffen. Leider schien dieses aus irgendeinem Grund nicht funktionieren zu wollen. Also versuchte er es mit einer Kassette, doch auch die ging nicht, und die nächste ebenfalls nicht und die übernächste ebenso wenig.
Aufgeregt schnalzte er immer wieder mit der Zunge, probierte aber seelenruhig weiter, eine Kassette nach der anderen. Ich staunte über seine Beharrlichkeit, wo es doch offensichtlich war, dass das Radio samt Kassettendeck kaputt war. Jeder im Auto schien das zu wissen, außer dem Chauffeur, und unter den Männern entbrannte eine heftige Diskussion. Sie gestikulierten wild und ständig schnalzte einer mit der Zunge. Ich verstand kein einziges Wort, auch war mir nicht ganz klar, ob sie miteinander stritten und wirklich wütend waren oder nicht. Denn so plötzlich wie die Diskussion entstanden war, so schnell beruhigte sich die Lage und die Reise ging weiter. Ohne Musik.
Schweigend genoss ich die Fahrt.
Im Scheinwerferlicht verwandelten sich die Bäume im Schatten des Dschungels in uralte Fabelwesen wie aus einer sagenumwobenen Zeit, geheimnisvoll und unheimlich. Nur das monotone Brummen des Motors war zu hören, bis von irgendwoher rhythmische Klänge die Stille der Nacht durchbrachen. Ein angenehmer Schauer lief mir über den Rücken und es kribbelte in meinen Beinen. Je länger wir unterwegs waren, desto mehr entfernte sich der geheimnisvoll pulsierende Rhythmus der Trommeln. So fuhren wir durch den einsamen und rätselhaften Busch. Mir wurde leicht mulmig. Was, wenn so ein Fabelwesen auf einmal lebendig wurde?
Doch dazu kam es nicht. Der Taxifahrer unterbrach die Stille. Er erklärte, dass wir nun an der Grenze angekommen seien und hier aussteigen müssten.

Weiterreise nach Senegal

    „Wo sind wir?“, fragte ich. Ich hatte keine Ahnung.
„An der Grenze zwischen Gambia und Senegal“, erklärte Ousman. „Da vorne ist der Zoll.“
Für die Weiterreise brauchten wir anscheinend ein anderes Taxi, nämlich ein senegalesisches. Der Chauffeur war schon ausgestiegen und begann mit dem Ausladen des Gepäcks. Sein Dienst war hier zu Ende und er würde sich gleich auf den Rückweg machen.
Vor einer kleinen Betonbaracke loderte ein Feuerchen, und ich, die jetzt auch aus dem Wagen kletterte, sah zwei Männer auf Plastikstühlen sitzen. Auf der Veranda stand eine Petroleumlampe, die spärliches Licht spendete. Viel konnte ich in der Dunkelheit nicht erkennen, aber es fühlte sich gemütlich an. Das müssen die Zollbeamten sein, dachte ich. Einer erhob sich träge und marschierte breitbeinig auf uns zu.
„Salamalekum, Friede sei mit dir“, begrüßte er uns.
„Malekum Salam“, wurde zurückgegrüßt.
   Er bat uns, am Feuer Platz zu nehmen. Hoffentlich dauert es nicht ewig hier . Denn nun ging es darum, mit einem senegalesischen Taxi weiterzufahren. Aber ich war auch froh über diesen Stopp, denn ich musste dringend aufs Klo.
Die Nacht war kühl geworden, doch mir wurde am Feuer schnell wohlig warm. Auf Englisch fragte ich einen Beamten nach der Toilette. Er erklärte mir den Weg und deutete mit einer Handbewegung irgendwo hinter die Baracke, drückte mir einen kleinen, farbigen, mit Wasser gefüllten Plastikbehälter und eine brennende Kerze in die Hände.
„Dahinten“, sagte er.
Ein sehr schmaler, sandiger Pfad führte mich direkt in den Busch, und ich musste gut achtgeben, wohin ich trat. Es war dornig am Wegrand und stockfinster. Die Kerzenflamme flackerte im Abendwind und warf gespenstische Schatten auf den vor mir liegenden Weg. Gleichzeitig musste ich aufpassen, dass der Wind die Flamme nicht ausblies. Sonst hätte ich überhaupt nichts mehr gesehen. Ob es hier Schlangen gibt? Nein sicher nicht, beruhigte ich mich selbst. Und da ich sowieso dringend pinkeln musste, blieb mir wenig anderes übrig, als einfach weiterzugehen und so schnell wie möglich das Örtchen zu finden.
Tapfer folgte ich dem Trampelpfad in der Dunkelheit. Im Gepäck hätte ich eine Taschenlampe, kam mir in den Sinn. Nach wenigen Schritten erblickte ich endlich im Schein der Kerze einen kleinen Bretterverschlag. Könnte das das Klo sein?
Es hatte keine Tür, nur ein Vorhang hing vor der Öffnung. Ich schritt mutig hinein, und ja, es war eine Toilette oder wenigstens so etwas Ähnliches. Es roch jedenfalls wie eine.
Im Kerzenschein sah ich zwei Backsteine auf dem nackten Lehmboden liegen, dazwischen hatte jemand ein tiefes Loch ausgehoben. Einige Kakerlaken flitzten im Kerzenschein eiligst davon. Es schauderte mich kurz und ich fühlte mich ein wenig unbeholfen. Doch der Drang zu pinkeln war größer, und ich musste bei dem Gedanken, wie ich das wohl anstellen sollte, grinsen. Ich drehte die Kerze, so gut wie möglich, in den Sand, sodass sie nicht umkippte und erlosch, stellte den Wasserkübel auf den Boden und so kauerte ich auf den beiden Steinen in dieser Bretterbaracke, ohne Tür und ohne Dach, irgendwo in Afrika und lauschte dem Zirpen der Grillen. Über mir leuchtete der beeindruckende Sternenhimmel. Es schauderte mich erneut, doch nun vor Freude. Ich fühlte mich so frei und leicht wie schon lange nicht mehr.
Langsam sollte ich wohl zum Feuer zurückkehren. Meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, so sah ich nun Umrisse von Bäumen und weiter vorne befand sich ein Brunnen. Von dort, so glaubte ich, holte der Zöllner den Wasserbehälter. Also stellte ich ihn auch gleich wieder dorthin. Mit der Kerze in der Hand ging ich eiligen Schrittes zum warmen Feuer zurück.
Während ich auf der Toilette gewesen war, hatte sich ein Taxi für die Weiterreise gefunden. Also konnte die Fahrt weitergehen. Das Gepäck wurde eingeladen, und obwohl ich meinen Pass nicht vorgezeigt hatte, fuhren wir nach einem kurzen Gebet los. Weiter ging es über holprige Straßen durch den Dschungel. Ich war müde.
„Wir sind bald da“, versprach Ousman.
Ich schaute aus dem Fenster. Ja, wir mussten in der Nähe eines Dorfes sein, glaubte ich zumindest, denn ich sah Menschen und Feuer.
Abrupt hielt das Taxi an.
„Was ist los?“, wollte ich von Ousman wissen, welcher mit dem Fahrer zu diskutieren begann. Immer wieder schnalzte einer mit der Zunge, das kannte ich schon und machte mir keine allzu großen Gedanken darüber, was es wohl bedeutete. Doch es war Nacht und ich sehnte mich langsam aber sicher nach einem Bett.
„Zu viel Sand, wir kommen hier nicht mehr durch, wir müssen zu Fuß weiter“, lautete die nicht gerade aufbauende Antwort Ousmans . Auch das noch, mitten in der Nacht, das konnte ja wohl nicht wahr sein.
„Wo sind wir eigentlich?“, wollte ich wissen.
„Wir sind fast da, aber wir stecken im Sand fest“, erklärte Ousman.
So müde, wie ich war, wollte ich nicht noch irgendwohin laufen und wurde trotzig. Ich sagte jedoch nichts mehr, sondern schaute widerwillig zu, wie die Männer das Gepäck aus dem Kofferraum hievten. Der Chauffeur wurde bezahlt und das Auto musste zudem noch kräftig angestoßen werden, damit es überhaupt wieder aus dem Sand herauskam. Anschließend wendete der Fahrer und fuhr davon. Da standen wir nun mit unserem Gepäck und mussten wohl oder übel zu Fuß durch den Sand weiter? Aber wohin sollte man noch mitten in der Nacht laufen? Mir erschien das alles sehr unklar und seltsam. Wo wurde ich hingebracht? Plötzlich wurde mir ganz mulmig zumute. Bis eben hatte ich keine Angst gehabt, doch nun im dunklen Busch zu stehen, das gab mir zu denken. Panik ergriff mich. Ich ließ mir nichts anmerken, während wir durch die klare Nacht marschierten. Was hätte ich schon tun können?
Ousman holte eine Taschenlampe aus seinem Rucksack, so sah man wenigstens den sandigen Weg. Von weitem hörte ich das Meer rauschen. Konnte das wirklich das Meer sein?
„Hörst du das Meer?“, fragte mich Ousman, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. „Ja“, tönte es angespannt aus meinem Mund.
„Wir sind gleich da.“
Diese Worte hatte ich heute bereits oft gehört, und trotzdem hatte ich das Gefühl, die Reise würde kein Ende nehmen. Immerhin hörte ich das Meeresrauschen und tatsächlich, Trommeln, das beruhigte mich. Wir mussten also bald irgendwo ankommen, die Frage war nur: Wo? Je weiter wir gingen, war außer Bäumen, Büschen, dem Sternenhimmel über uns und einem Weg voller Sand nichts zu erkennen. Bald jedoch standen wir vor einem großen, hölzernen Tor. Ousman stellte das Gepäck auf den Boden und öffnete das unverschlossene Holztor, und wir traten ein. Viel konnte ich auch hier nicht erkennen. Von weitem erblickte ich ein Feuer und ein Sandweg führte zu einem Gebäude. Bei genauerem Hinsehen, meine Augen hatten sich allmählich an...

Erscheint lt. Verlag 14.7.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7562-3417-7 / 3756234177
ISBN-13 978-3-7562-3417-2 / 9783756234172
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