Die Rebellinnen von Oxford - Unbeugsam -  Evie Dunmore

Die Rebellinnen von Oxford - Unbeugsam (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
508 Seiten
Lyx (Verlag)
978-3-7363-1761-1 (ISBN)
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Wer in stille Wasser taucht ...

Für die introvertierte und hochbegabte Lady Catriona ist nichts wichtiger als ihre wissenschaftliche Arbeit in Oxford und der Kampf für Frauenrechte. Dennoch sehnt sie sich insgeheim auch nach Liebe - obwohl ihr Herz mehr als einmal gebrochen wurde. Aber welcher Ehemann würde ihr schon gestatten, sie selbst zu bleiben? Doch als sie den jungen Wissenschaftler Elias aus dem Nahen Osten kennenlernt, fällt es ihr schwer, ihre Gefühle dem Verstand unterzuordnen. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfährt sie, dass jemand sie wirklich sieht und schätzt, wie sie ist. Was sie nicht weiß: Elias ist aus anderen Gründen in Oxford, als er vorgibt, und sein Geheimnis könnte Catrionas wissenschaftliche Pläne zunichtemachen.

»Die Slow-Burn-Romance zwischen Catriona und Elias ist so einzigartig, so zärtlich und bittersüß. Mein absolutes Lieblingsbuch der Reihe.« THE GEEKY WAFFLE

Abschlussband der REBELLINNEN VON OXFORD



<p><strong>Evie Dunmore </strong>lebt in Berlin. Zum Debütroman haben sie Oxford, historische Pionierinnen und ihre Liebe zu allem Viktorianischen inspiriert. In ihrer Freizeit wandert sie gerne in den schottischen Highlands.</p>

1. KAPITEL


Applecross, Schottland, Juli 1882

In einer Welt, in der die lauten Menschen regierten, war Stille ein rares Gut. Catriona zahlte bereitwillig dafür, und sie kannte alle möglichen Wege, um sich Ruhe zu verschaffen. Leider konnte sie von der Stille keinen Vorrat anlegen, und das war wirklich bedauerlich, denn an diesem Abend um sieben Uhr würde ein Fremder in ihr Zuhause eindringen.

Für den Moment hatte sie Zuflucht im kühlen Wasser von Loch Shieldaig gesucht. Der See auf dem Anwesen ihrer Familie lag so still wie ein Grab. Catriona trieb auf dem Rücken, ihr bleicher Körper in starkem Kontrast zur schwarzen Tiefe unter ihr, und sie hatte die Arme ausgebreitet, als wolle sie versuchen, das weite Blau des Himmels über ihr zu umfassen. Ab und zu schwappte ihr eine Welle ins Gesicht und hinterließ den Geschmack von Brackwasser in ihrem Mund. Hätte sie gewusst, dass ihr Vater einen Gast einladen würde, hätte sie es sich zweimal überlegt, den Sommer in Applecross zu verbringen. So aber hatte sie felsenfest angenommen, dass in einer abgelegenen, einsamen Burg keine der Ablenkungen drohten, die in Oxford an jeder Ecke lauerten: gesellige Freundinnen, die Frauenrechtsbewegung, eine unerwiderte Schwärmerei. Wo, wenn nicht hier, könnte sie in Ruhe an ihrem Buch arbeiten?

Dank des Besuchers würde sie sich nun fremd im eigenen Speisezimmer fühlen. Sie würde natürlich dennoch ihre Pflicht erfüllen und die Gastgeberin spielen. Mit fünfundzwanzig Jahren kannte sie das Protokoll: ihm in die Augen schauen, lächeln und ihr Wohlbefinden hintenanstellen. Unverfängliche Fragen über seine Reisen und Forschungsvorhaben stellen und dabei diskret seinen Teller und sein Weinglas im Blick behalten, um rechtzeitig einzugreifen, falls die Dienerschaft seine Bedürfnisse nicht sofort bemerken sollte. Sie hatte ein gutes Auge für Details. Zum Glück fehlte diese Eigenschaft den meisten Menschen; so sahen nur wenige überhaupt hinter Catrionas Maske und erkannten ihre wahren Gefühle. Auch der Gast würde nicht die leiseste Ahnung haben, dass sie ihn insgeheim weit weg wünschte.

Der Wind trieb eine kühle Brise über den See, die Kälte kroch ihr unter die Haut und drängte sie zur Rückkehr. Beim Rückenschwimmen in Richtung Ostufer hing sie ihren Gedanken nach, denn ihr Körper kannte den Weg, und die sichelförmige Uferstelle, an der sie ihre Kleidung abgelegt hatte, war stets verlassen. Die kleine Bucht war durch einen hier sonst eher seltenen Nadelwald vor Blicken geschützt, und nur die Schafe und der alte Wildhüter Collins kannten den Weg. Weder die einen noch der andere stellten eine Bedrohung für die Tochter Alastair Campbells, Earl of Wester Ross, dar.

Fröstelnd stieg sie aus dem Wasser und näherte sich mit raschen Schritten dem Waldrand. Ihre Kleidung lag immer noch auf dem Felsen, an Ort und Stelle gehalten durch eine dicke Ausgabe von Vergils Aeneis. Mit klammen Fingern griff sie nach dem Buch und ihrer Brille. Dann erst nahm sie aus dem Augenwinkel etwas wahr; ganz in der Nähe, zu ihrer Rechten, stand jemand. Sie erstarrte.

Ein Mann.

Der ihr den Zugang zum Waldpfad versperrte.

Eine eisige Faust schloss sich um ihren Magen.

Sie packte das Buch, und hielt es vor ihren Schoß; dabei fiel ihre Brille klappernd zu Boden. Der Mann war nur fünf Meter entfernt. Und starrte sie an. Ihr Herz raste. Er hatte sie bereits gesehen … alles gesehen. Langsam, ganz langsam, als würde sie in Sirup feststecken, wandte sie sich zu ihm. Ohne ihre Brille sah sie nur verschwommen seine Umrisse, aber was sie sah, war dennoch aufschlussreich. Er war jung, mit markanten Zügen und von schlanker, aber muskulöser Statur, betont durch einen maßgeschneiderten Mantel, und er wirkte körperlich in bester Kampfform. Das war nicht gut. Sein Blick ruhte noch immer auf ihr. Geradezu ehrfürchtig. So, als hätte er zufällig eine Kathedrale betreten und sei nun überrascht von der schwindelerregenden Höhe und dem staubigen Geschmack der Ewigkeit. Es hätte sie stutzen lassen, wäre da nicht das Fernglas gewesen, das er um den Hals trug. Ihr Gesicht glühte.

»Was bilden Sie sich ein«, sagte sie mit eisiger Stimme.

Der Mann regte sich, als sei er gerade aus einem Zauberbann erwacht. Rasch wandte er sich ab.

»Sie … sind eine Frau«, stellte er in leicht erstauntem Ton fest.

»Scharf beobachtet, Sir«, erwiderte sie spitz.

Er gab einen Laut von sich, wie ein überraschtes Glucksen.

Ihr Puls schlug so heftig, dass sie nicht klar denken konnte. »Natürlich amüsiert Sie das«, sagte sie. »Von einem feigen Voyeur kann man nur vulgären Humor erwarten.«

Er zuckte, als kostete es ihn große Anstrengung, sich nicht zu ihr umzudrehen. »Ich bin kein … Voyeur.«

»Also haben Sie mich bei Ihrem Spaziergang nicht im See entdeckt und dann Ihr Fernglas benutzt, um sich zu vergewissern, dass ich tatsächlich unbekleidet bin, worauf Sie sich über den Pfad durch den Wald herangeschlichen haben, um mir aufzulauern?«

Ihr Ton war mit jedem Wort schneidender geworden, und zum Schluss hätte der Fremde in feinen Scheibchen auf dem Boden liegen sollen. Er stand jedoch immer noch putzmunter vor ihr, auch wenn er ein wenig verwirrt wirkte. Dann neigte er den Kopf und lachte leise.

»Das scheint mir sehr viel Aufwand zu sein, nur um eine unbekleidete Frau zu sehen«, meinte er. »Sie sind bezaubernd, Miss, aber Ihr Anblick bietet nichts, was ich nicht schon gesehen hätte.«

Ihre Wangen brannten, als hätte er sie geohrfeigt.

»Und warum,« rief sie, »stehen Sie dann immer noch da? Oh!« Ihr erschrockener Ausruf sorgte dafür, dass er zu ihr herumfuhr; im selben Moment trug eine auffrischende Windbö ein Gespinst aus zarter Spitze zu ihm hinüber. Verflixt! Ihre Unterwäsche, hauchfein wie Spinnweben, hatte fliegen gelernt.

»Oh, zum Teufel!« Sie warf sich nach vorn, um den letzten verbliebenen Strumpf zu retten, und wagte einen schnellen Seitenblick auf den Fremden. Er kam gerade aus der Hocke hoch, ihre Chemise in der Hand, als hätte er sie aus der Luft gepflückt wie eine große Katze einen Vogel. Dann beäugte er ihre Unterhose, die in einem Strauch gelandet war. Es musste die Unterhose sein, denn verschwommen erkannte sie rosa Bänder, die einen frivolen Tanz aufführten.

»Fassen Sie das ja nicht an«, keuchte sie …

Er hob abwehrend die Arme. »Wie Sie wünschen.«

Ihre Chemise flatterte in seiner Hand wie eine weiße Friedensflagge.

»Sie sollten jetzt wirklich gehen«, schlug sie durch zusammengebissene Zähne vor.

»Unbedingt«, stimmte er zu. »Sehen Sie her.«

Er drehte sich um, ging zum nächstbesten Baum und schlang die Bänder ihrer Chemise um den Stamm.

»Voilà«, sagte er und spreizte die Finger. »Sie werden mich nicht wiedersehen.«

Ohne einen Blick zurück, spazierte er mit ausholenden Schritten in den Wald.

»Bin schon fast weg«, rief er, bevor seine elegante Gestalt hinter der nächsten Biegung verschwand.

Catriona stützte sich auf den Felsen. Ihre Kehle war von dem Schreck immer noch wie zugeschnürt, und sie konnte kaum schlucken. Der Pfad lag verlassen da, der Wald still, als hätte es den Mann nie gegeben. Oh, aber er war nur zu wahr gewesen. Sein musternder Blick hatte eine heiße Spur auf ihrer Haut hinterlassen. Ihr Stolz hatte es ihr verboten, sich zusammenzukauern, um ihre Brüste zu bedecken. Er hatte sich ohnehin schon an ihr sattgesehen, und es hätte ihm vermutlich Befriedigung verschafft, wenn sie sich unter seinem Blick gewunden hätte wie ein Wurm.

Sie hob ihre Brille auf. Das Glas hatte den Sturz unbeschadet überstanden und verschaffte ihr jetzt den klaren Blick auf die Burg Applecross auf dem Plateau auf der anderen Seite des Sees. Die uralten Steintürme hoben sich scharf vor dem blauen Himmel ab. Sie war ein gutes Stück von ihrem Zuhause entfernt. Plötzlicher Tatendrang ergriff sie, und sie eilte zu dem Baum, um ihre Chemise zu holen. Was für eine ordentliche hübsche Schleife dieser Schleichfuß gebunden hatte, voilà! Konnte sie es wagen, sich auf den Weg nach Hause zu machen? Er könnte ihr immerhin irgendwo im Gebüsch auflauern. Sie schaute zu der Burg, die eine halbe Meile entfernt hinter der sich kräuselnden Wasseroberfläche aufragte. Die Entscheidung fiel schnell; der See schien ihr ein geringeres Risiko zu sein als ein Mann. Sie legte die Chemise auf den Felsen und zog ihr Plaid unter dem Kleid hervor, wickelte es sich um den Kopf und sicherte es mit einer Haarnadel. Den Vergil-Band tätschelte sie entschuldigend. »Dich hole ich später.«

Der See umschloss ihren nackten Körper wie eine Faust.

Als sie endlich das andere Ufer unterhalb der Burg erreichte, brannten ihr die Oberschenkel vor Erschöpfung. Das Felsplateau umgab das Ufer wie eine schützende Mauer, deshalb nahm sie sich Zeit, um Luft zu holen. Sie löste ihr Plaid, verhüllte sich damit und lief die verfallenen Stufen entlang der Felswand hinauf, die einer ihrer Vorfahren einst in den Stein gehauen hatte. Die von Unkraut überwucherten Gemüsebeete und das heruntergekommene Cottage nahm sie kaum wahr, als sie auf die schützenden Mauern der Burg zueilte. Sie schlüpfte durch den Seiteneingang in den spärlich beleuchteten Weinkeller, dann die von Spinnweben bedeckte Wendeltreppe hinauf, ein Stockwerk, zwei und das dritte. Auf dem letzten Treppenabsatz stieß sie mit der Schulter die selten benutzte Dienstbotentür auf, die in ihr Zimmer führte.

Ein Schrei erklang.

MacKenzie drückte eine Faust an die Brust, die weit...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Reihe/Serie Oxford Rebels
Übersetzer Corinna Wieja
Sprache deutsch
Original-Titel League of Extraordinary Women 04 - NN
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adel • Bridgerton • dramatisch • Eine unbeugsame Braut • Elias • Emotional • female empowerment • Forschungsprojekt • Frauenbewegung • Große Gefühle • Historische Liebesromane • Hochbegabt • Introvertiert • Julia Quinn • Lady • Lady Catriona Campbell • Leidenschaft • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Nähe • Naher Osten • Netflix • Oxford • Romance • Romantik • romantisch • Simona Ahrnstedt • viktorianisch • Wissenschaftle • Wissenschaftliche Arbeit
ISBN-10 3-7363-1761-1 / 3736317611
ISBN-13 978-3-7363-1761-1 / 9783736317611
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