No Longer Yours - Mulberry Mansion (eBook)
528 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-1784-0 (ISBN)
Sie glaubt nicht an zweite Chancen - Bis sie ihn wiedertrifft
Avery kann ihr Glück kaum fassen: Sie hat tatsächlich eins der begehrten Zimmer der Mulberry Mansion ergattert! In einem Wohnprojekt der Universität sollen Studierende die alte englische Villa wieder instand setzen. Aber Averys Freude wird jäh gedämpft, als sie feststellen muss, dass einer ihrer Mitbewohner kein anderer ist als ihr Ex-Freund Eden, der ihr vor zwei Jahren beim Abschlussball das Herz brach. Aus dem warmherzigen Jungen von damals ist ein verschlossener junger Mann geworden, der alle auf Abstand hält. Doch während sie gemeinsam die Mulberry Mansion renovieren, kommen plötzlich Gefühle hoch, über die Avery eigentlich längst hinweg war, oder etwa nicht?
'Die Geschichte von Avery und Eden tut auf die beste Weise weh und gleichzeitig so, so gut: Was Merit hier erschaffen hat, ist einer der bewegendsten und authentischsten New-Adult-Romane, die ich je lesen durfte.' LENA KIEFER, SPIEGEL-Bestseller-Autorin
Band 1 der New-Adult-Reihe von Merit Niemeitz, der großen Entdeckung beim LYX-Pitch
<p><strong>Merit Niemeitz </strong>wurde 1995 in Berlin geboren und lebt noch immer dort, in einer Wohnung mit unzähligen Flohmarktschätzen, Pflanzen und Büchern. Seit ihrer Kindheit liebt sie Worte und schreibt ihre eigenen Geschichten. Während und nach ihrem Studium der Kulturwissenschaft arbeitet sie seit Jahren in der Buchbranche und möchte eigentlich auch nie etwas anderes tun.</p>
1. Kapitel
AVERY
Neuanfänge hatten verschiedene Gesichter.
Das konnte zum Beispiel ein Zugticket in eine fremde Stadt sein, die fern von allem lag, was man kannte. Vielleicht ein Arbeitsvertrag für eine Stelle, die einen Sprung ins kalte Wasser bedeutete. Oder auch ein Karton mit Sachen von einem Menschen, der so sehr Teil von einem geworden war, dass man ohne ihn fürs Erste auf dem schmalen Grat zwischen Alleinsein und Einsamkeit balancieren würde.
Das Gesicht meines Neuanfangs war eine doppelflügelige Holztür, deren blassblaue Farbe schuppig abblätterte. Der Griff war golden und wirkte rostig, ebenso wie die Beschläge, die das aufgesprungene Holz im Rahmen hielten. Der steinerne Vorsprung, der über die oberste der drei Eingangsstufen ragte, war überwuchert von abblühendem Blauregen. An der Hausfassade wechselte er sich mit Efeu ab, der einen großen Teil der rotbraunen Steine bedeckte, aus denen das riesige Haus gebaut war.
Nicht Haus, korrigierte ich mich innerlich sofort. Nicht umsonst hieß dieses Gebäude Mansion – es war wahrhaftig eine Villa. Und zwar die schönste, die ich je gesehen hatte.
Sie war dreistöckig, wobei ich vermutete, dass das oberste Stockwerk einen Dachboden beherbergte. In jeder Etage gab es mehrere hohe Fenster, die meisten von Vorhängen verhüllt. Im ersten Stock waren zwei Erkerausbuchtungen zu sehen, genau so platziert, als hätte der Architekt dem Haus eigene Augen geben wollen. Vielleicht fühlte ich mich deswegen so beobachtet, seit ich das Anwesen betreten hatte.
Abermals warf ich einen Blick über meine Schulter. Auf dem Kiesweg, der zurück zum bronzefarbenen Tor führte, das das Gelände von der Straße abschnitt, war niemand zu sehen. In der Einfahrt neben dem Eingang standen allerdings mehrere Autos, und unter einem der Bäume lehnten ein paar Fahrräder.
Ich hatte die buschigen Kronen schon von Weitem gesehen. Sie ragten als stumme Wächter hoch über das Gatter hinaus, zehn Stück insgesamt. Ich hatte sie gezählt, während ich über den Weg gelaufen war, der auf die Villa zuführte. Ein unebener Pfad, über den sich von beiden Seiten knöchelhohes Gras hermachte. Um die Baumstämme herum lagen ein paar schwarzrote Früchte, an den Ästen selbst hingen keine mehr.
Es war bereits Mitte September, und somit war die Erntezeit für Maulbeeren vorbei. Ich wusste das, weil ich mir während des Packens Dokumentationen über die süßsäuerlichen Beeren angesehen hatte, denen das Herrenhaus seinen Namen verdankte. Vielleicht, weil ich die Ablenkung benötigt hatte, vielleicht, weil ich noch viel dringender das Gefühl gebraucht hatte, irgendetwas über mein neues Zuhause zu wissen, ehe ich herkam.
Denn das war diese Villa von heute an.
Die Mulberry Mansion war mein neues Zuhause.
Es war einige Monate her, dass ich in meiner Uni über einen Flyer-Aushang der Windsbury University gestolpert war. Werde Teil eines einzigartigen Projekts hatte in der Überschrift gestanden. Darunter war das Foto einer Villa abgebildet, die aussah, als wäre sie das Set eines altmodischen Gruselfilms. Das windschiefe Dach, die schmalen Kaminfinger, die aus ihm emporschossen, die geschwungenen Fenster, die efeuumrankte Fassade … Bei dem Anblick hatte sich etwas tief in mir geregt, doch ich hatte es ignoriert und die Ausschreibung fast wieder vergessen. Erst ein paar Wochen später, als das Fundament meines Lebens zerbröckelte, suchte ich online nach dem Wohnprojekt.
Ich überflog den Artikel nur kurz, ehe ich auf den Button klickte, der zur Bewerbung führte. Mein Kopf schwirrte von einer halben Flasche Wein, dazwischen hingen die Fetzen des letzten Gesprächs mit meiner Schwester und darüber – leuchtend rot und grell – nur ein Gedanke: Weg. Weg, weg, weg.
Vielleicht dachte ich nicht einmal darüber nach, was es für Konsequenzen haben würde, wenn ich tatsächlich angenommen wurde. Doch vor rund zwei Monaten war die Zusage in mein E-Mail-Postfach geflattert, und dann war alles ganz schnell gegangen. Mit der Annahme beim Wohnprojekt wurde gleichzeitig der Antrag auf Universitätswechsel genehmigt, danach musste ich nur noch mein Wohnheimzimmer kündigen, mich ummelden und die paar Menschen verabschieden, die ich ins Herz geschlossen hatte. Ich hatte mein gesamtes Leben in Redcar verbracht, dann ein Jahr an der nahe gelegenen Teesside University studiert. Es hätte mir schwerer fallen müssen, fortzugehen. Aber das, was mich hielt, war weniger als das, was mich wegdrückte.
Und jetzt war ich hier. An einem Ort, den ich seit Jahren immer wieder in meinen Gedanken besucht hatte – aber nie so. Nie allein. Immer … mit ihm.
Ich verdrängte den Gedanken zum wiederholten Mal. Ein Teil von mir hatte gehofft, er würde sich auflösen, sobald ich es geschafft hatte, Windsbury und die Mulberry Mansion zu erreichen. Als würde ab da alles irgendwie von selbst laufen.
Dennoch stand ich seit zehn Minuten vor der Eingangstür und schaffte es nicht, mich zu rühren. Ich hätte nur die Hand heben müssen, um den goldenen Klingelknopf zu betätigen, der in die Mauer eingelassen war. Stattdessen umklammerte ich die Riemen meines Rucksacks fester, legte den Kopf in den Nacken und atmete durch.
Es war später Nachmittag, und die Sonne kroch bereits auf den Wald zu, der hinter dem Anwesen lag. Orangerote Schlieren zogen sich über das Herbstblau. An meinen Kleidern haftete der Geruch der mehrstündigen Busfahrt, die ich hinter mir hatte. Kalter Rauch von den Pausen-Zigaretten meines Sitznachbars, das Plastik der Sitzbezüge, abgestandene Luft, die nach Schweiß, Schlaf und Benzin gleichermaßen schmeckte. So muss Einsamkeit riechen, hatte ich vorhin gedacht, als ich mit dem Kopf gegen die Scheibe gelehnt eingedöst war.
Jetzt wurde sie überdeckt vom letzten Duft des Blauregens, der sich mit der Herbstluft und all dem Grün um mich herum vermengte. Ganz leicht darunter konnte ich den Geruch der Villa erahnen – ausgekühlter Stein, altes Holz. Ich versuchte, diese Kombination als Zuhause in mir abzuspeichern. Wünschte, ich könnte den anderen, der dieses Etikett trug, verdrängen. Vanilleseife, Meersalz, Kamillentee.
Meine Augen begannen sofort zu pochen, und ich riss sie auf. Erneut fokussierte ich die morsch wirkende Eingangstür mit der blätternden Farbe. Flieder-trifft-Veilchen, hätte Lexi dazu gesagt. Es kribbelte in meinen Fingern, ihr ein Foto zu schicken, aber als ich an unseren Chat dachte, flimmerte ihre letzte Nachricht wieder vor meinen Augen.
Du verlässt nicht wirklich die Stadt, ohne ein Wort zu sagen, oder? Du weißt genau, wie weh du ihr damit tust.
Erhalten hatte ich die Nachricht vor ein paar Tagen und danach jede Minute damit gerechnet, Lexi vor meiner Zimmertür zu finden. Aber sie kam nicht. Was kam und nicht wieder ging, war das Echo dieser Nachricht. Dreimal hatte ich eine Antwort getippt, immer etwas in Richtung wie: Sei nicht so dramatisch, Alexandra.
Lexi hasste ihren vollen Namen, ebenso sehr wie sie es hasste, wenn ich zumachte und gefühlskalt wurde. Ich war gut darin. Es war keine Absicht, es passierte einfach: Wenn mein Inneres vor Gefühlen überquoll, dann machte etwas in mir die Grenzen dicht, sodass nichts davon mehr nach außen drang.
Ich war nicht immer so gewesen. Meine Mutter sagte oft, als Kind hätte ich mein Herz auf der Zunge getragen. Wenn Lexi und ich früher gestritten hatten, dann hatten wir einander derart angeschrien, dass wir tagelang heiser gewesen waren. Später hatte ich gelernt, dass es manchmal klüger war, seine Gefühle herunterschlucken. Und vor rund drei Jahren hatte ich mein ganzes Herz verschluckt, weil es so sehr auf meiner Zunge angeschwollen war, dass ich keine Luft mehr bekommen hatte. Seitdem schrie ich nur noch innerlich.
Diese Nachricht hätte Lexi wütender werden lassen als jede konfrontative Aussage. Ich hatte sie nicht abgeschickt, ebenso wenig wie die Antwort, die ich zwar gedacht, aber niemals niedergeschrieben hätte: Ihr habt mir zuerst wehgetan.
Beides hätte sie dazu gebracht, das Gespräch weiterzuführen – und das war keine Option für mich. Es gab nichts mehr zu sagen. Ein Neuanfang brauchte nicht nur ein passendes Gesicht, sondern vor allem einen klaren Cut.
Neue Stadt, neue Universität, neue Haustür.
Ich straffte die Schultern und hob die Hand, doch bevor ich klingeln konnte, flog die Tür auf.
Die junge Frau prallte fast gegen mich. Im letzten Moment bemerkte sie mich und stoppte in der Bewegung, sodass die Pflanze in ihren Armen kurz in ihr Gesicht gedrückt wurde.
»Oh«, sagte sie atemlos und musterte mich irritiert, sobald sie es wieder aus dem Geäst befreit hatte.
Sie trug ein gestreiftes Shirt und darüber eine weitgeschnittene, dunkle Latzhose. Ihr schwarzes Haar war mit einem pastellfarbenen Band hochgebunden. Zuckerwatte-trifft-Pfingstrose, wisperte Lexis Stimme in meinem Kopf, ehe ich sie hastig verscheuchte und mich auf die Fremde vor mir konzentrierte.
Ihre grünen Augen weiteten sich unter meinem Anblick, dabei bestand ihr ovales Gesicht sowieso fast nur aus ihnen. »Bist du Avery?«
»Schätze schon.« Ich rang mir ein Lächeln ab und versuchte, die Anspannung aus meinen Zügen zu vertreiben. Erste Eindrücke waren nicht meine Stärke, aber vielleicht konnte ich ja auch damit hier neu anfangen.
Keine Ahnung, warum es mich so überforderte, sie zu sehen. Mir war gesagt worden, dass die anderen Bewohner und Bewohnerinnen schon seit ein paar Wochen hier...
Erscheint lt. Verlag | 26.8.2022 |
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Reihe/Serie | Mulberry Mansion | Mulberry Mansion |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Avery • College • cottagecore • dramatisch • Eden • Emotional • englische Villa • forced proximity • Große Gefühle • Leidenschaft • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • LYX-Pitch • Mitbewohner • Mona Kasten • Nähe • New Adult • Renovierung • Romance • Romantik • romantisch • Sad/emotional • Sarah Sprinz • Second Chance • Second-Chane • Slow Burn • TikTok |
ISBN-10 | 3-7363-1784-0 / 3736317840 |
ISBN-13 | 978-3-7363-1784-0 / 9783736317840 |
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