No Longer Alone - Mulberry Mansion (eBook)
528 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-1803-8 (ISBN)
Sie sind beste Freunde und Mitbewohner - oder doch mehr?
Willow und Maxton könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die lebensfrohe Willow auf jede Party geht, verbringt der ruhige Maxton lieber Zeit im Garten der Mulberry Mansion. Und doch verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft. Für Willow ist es daher selbstverständlich, dass sie Maxton dabei hilft, als er versucht, in die berüchtigte Studentenverbindung der Windsbury University aufgenommen zu werden. Dafür muss er sechs Prüfungen bestehen. Sechs Aufgaben in sechs Nächten, in denen Willow ganz neue Seiten an ihrem besten Freund entdeckt, die ihr Herz unerwartet schneller schlagen lassen. Doch auch Willow hat ein Geheimnis, von dem Maxton auf keinen Fall erfahren soll, und genau aus diesem Grund können sie niemals mehr als Freunde sein ...
»Tiefgründig, einfühlsam und so wahnsinnig echt ? die Geschichte von Willow und Maxton ist eine Erinnerung daran, dass nicht alle, die sich verloren fühlen, auch verloren bleiben.« CHARLIE_BOOKS
Band 3 der New-Adult-Reihe von Merit Niemeitz, der großen Entdeckung beim LYX-Pitch
<p><strong>Merit Niemeitz </strong>wurde 1995 in Berlin geboren. Seit ihrer Kindheit liebt sie Worte und schreibt ihre eigenen Geschichten. Sie arbeitet in der Buchbranche und möchte eigentlich auch nie etwas anderes tun.</p>
1. Kapitel
WILLOW
Ich fing an, Nächte zu lieben, als ich das erste Mal von der Wolfsstunde hörte.
Mein Vater war derjenige, der das Wort damals mir gegenüber benutzt hatte. Ich war vierzehn, als ich mir nachts gegen halb vier ein Glas Wasser aus der Küche holen wollte und ihn am Küchentisch sitzen sah. Mit einer Tasse Tee vor sich, dessen Dampffäden den schwermütigen Ausdruck auf seinem Gesicht halbwegs verschleierten. Als ich ihn fragte, warum er noch wach war, lächelte er auf diese gebrochene Weise und sagte: »Das ist die Wolfsstunde. Vielleicht bin ich jetzt ein einsamer Wolf.«
Ich hatte es gehasst, ihn so traurig zu sehen, aber dieses Wort, das hatte ich auf Anhieb geliebt. Denn anders als Dad dachte ich bei Wölfen nicht an Einsamkeit. Ich dachte an den vollen weißen Mond, der eine Sonne für die war, die nicht auf die Wärme anderer angewiesen waren, und ich dachte an die Art von Rennen, bei der man so schnell war, dass man sich selbst zurückließ.
Ich dachte an Freiheit.
Der Begriff »Wolfsstunde« bezeichnet die Zeitspanne von drei bis vier Uhr nachts, in der viele Menschen aufwachen und Probleme damit haben, wieder einzuschlafen. Die Ursache dieser Schlafstörung liegt im Hormonspiegel, der um diese Uhrzeit so durcheinandergerät, dass negative Gedanken hartnäckiger an die Oberfläche kommen und sich dort festbeißen können. Der Name wiederum, den Forschende ihr gegeben haben, beruht darauf, dass man früher davon ausgegangen war, dass zu dieser Uhrzeit mehr Wölfe als Menschen auf den Straßen unterwegs waren.
Die letzten Jahre hatten mich gelehrt, dass das auf schräge Weise stimmte. Menschen benahmen sich anders bei Nacht. Ungefilterter, roher, ehrlicher. Als hätten sie keine Angst davor, sich nackt zu zeigen, weil es sowieso dunkel war. Manchmal war das gut, manchmal eher weniger.
Ich schlüpfte durch das Tor, das die Mulberry Mansion von der Straße abgrenzte, und rieb mir genervt über den Hals. Die Stelle über meiner Schlagader wummerte. Ich brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass sich die Haut bereits verfärbte. Ein fransiges Mal aus Rot und Blau und Falsch, Falsch, Falsch. Knutschfleck sagten manche dazu, Liebesfleck andere, Brandmarkung ich.
Ich hasste es, wenn Männer dachten, bedeutungsloser Sex würde ihnen erlauben, Abdrücke auf mir hinterlassen zu dürfen. Als wollten sie unbedingt dafür sorgen, dass etwas von ihnen an mir haften blieb, wenn ich schon klarmachte, dass alles andere eine einmalige, flüchtige Sache war. Hätte dieser Vollidiot mir vorher zugehört, als ich gesagt hatte, dass ich solche Spielchen nicht mochte, hätte ich mich nicht dazu gezwungen gesehen, unseren Abend vorzeitig zu beenden.
Es war so komisch: Die meisten Typen fühlten sich offenbar herausgefordert, wenn man von vornherein klare Regeln aufstellte. Ich sagte Sachen wie: »Ich will nicht über persönliche Dinge sprechen, ich will nicht darüber diskutieren, ob ein Kondom nötig ist, wenn ich eh die Pille nehme, ich will nicht unten sein, ich will nicht, dass du mich so grob anfasst, dass ich morgen noch irgendwas davon sehe, ich will nicht, dass du nach meiner Nummer fragst, ich will nicht, dass du mich hiernach wochenlang in der Uni anstarrst mit diesem trägen Schlafzimmerlächeln, das einfach nur peinlich aussieht. Ich. Will. Nicht.«
Die Kerle hörten zu, nickten, antworteten: »Ja, klar, kein Problem, alles, was du willst.« Und insgeheim dachten sich vier von fünf: »Haha, ich wette, du überlegst dir das noch anders.«
Anders konnte ich mir nicht erklären, dass Aron es gerade für nötig gehalten hatte, sich so heftig an meinem Hals festzusaugen, dass ich mir die nächsten Tage keinen Zopf würde machen können. Sein Pech. Denn wenn jemand ignorierte, was ich wollte, war meine Antwort jedes Mal dieselbe: »Haha, ich wette, du siehst mich nie wieder.«
Missmutig stapfte ich auf das Gebäude zu, das sich wie der buckelige Körper einer alten Frau hinter den Maulbeerbäumen erhob. Das Mondlicht wurde schwach in den Scheiben reflektiert, ansonsten war die Fassade dunkel.
Der Anblick ließ meine Wut abklingen. Nachts löste er immer ein seltsam intensives Gefühl von Zuneigung in mir aus, vielleicht, weil ich die Villa so zum ersten Mal gesehen hatte. An dem Abend, nachdem die Universität die Zusagen für das Wohnprojekt rund um die Mulberry Mansion verschickt hatte, waren Maxton und ich zusammen hergekommen. Wir hatten eine Ewigkeit schweigend auf dem Kiesplatz vor der Haustür gestanden und dieses riesige und trotzdem gemütlich wirkende Gebäude betrachtet, das bald unser neues Zuhause werden sollte. Es war so bemerkenswert gewesen. Ein bisschen heruntergekommen, angeknackst und verwahrlost – aber durch und durch einzigartig und charakterstark. Und genau das hatte ich von Anfang an gemocht.
Das war über ein Jahr her, und obwohl wir viel an der Mulberry Mansion gearbeitet hatten, hatte sie sich ihren Charakter erhalten – zum Glück. Unsere Villa war eine unperfekte Schönheit, und ich liebte jede Macke an ihr mehr als jeden gerade sitzenden Stein. Ich liebte die undichten Fenster, durch die es ab und zu reinregnete, die zugigen Flure, in denen das Holz ächzte, als wäre jeder unserer Schritte eine Zumutung, die dunklen, rissigen Tapeten, die Ornamente an den Decken, deren Farbe verblasste, die Samtmöbel, deren Polster längst aufgeraut waren. Sie war absolut makelhaft, sie war genau richtig.
Je näher ich der Mulberry Mansion kam, desto mehr zerfransten ihre Umrisse im Himmel, als hätte jemand sie mit Tinte auf Pergament gezeichnet. Aber womöglich lag das auch nur an den Drinks, die ich im Cinematic getrunken hatte, bevor ich mit Aron zu ihm gegangen war. An der Haustür zögerte ich. Es war halb vier, mitten in der Wolfsstunde, und ich wusste, dass die meisten meiner Mitbewohnenden schon schliefen. Mit einer Ausnahme vielleicht.
Kurz entschlossen stieg ich die Stufen vor der Tür wieder hinab und lief am Haus vorbei in den Garten. Die Nacht verschluckte seine warmen Farben, die er sich auf dem Weg zum Herbst hin angeeignet hatte, doch man konnte sie noch riechen: das Rot der Dahlien, das Gelb der Rudbeckien, das Lila der Astern. Und natürlich das Grün, das einen umschlang, kaum dass man ein paar Schritte ins weiche Gras getan hatte. Es war Mitte September, und der Sommer schleppte sich mit trägen Schritten durch Windsbury, kurz davor, stehen zu bleiben und sich in einen goldgelben Frühherbst zu verwandeln. Selbst nachts waren es noch fast zehn Grad, dennoch fröstelte ich. Mein Top war feucht vom Tanzen, und meine dünne Jacke bot keinen Schutz gegen den Wind, der durch die Zweige der Bäume hindurchwehte.
Ich machte diesen Abstecher so gut wie immer, wenn ich nachts nach Hause kam. Nicht, weil ich mich dem Garten so verbunden fühlte, sondern weil ich in den meisten Fällen nicht die einzige nächtliche Besucherin war. Bei den wenigen Ausnahmen, in denen ich ihn hier nicht finden konnte, machte ich einen zweiten Abstecher in das Zimmer, das an meines grenzte. Ich war nicht sicher, wann oder warum das angefangen hatte, ich wusste nur, dass ich schlecht schlief, wenn ich es nicht tat.
Ich schob die Zweige eines Apfelbaums auseinander, hinter denen sich der Pavillon aus einem Nest aus Gras und mehreren Haselnusssträuchern erhob. In einiger Entfernung standen die Kalkstatuen: weiße reglose Schemen, von denen ich mich jedes Mal beobachtet fühlte, wenn ich an ihnen vorbeilief. Mit zusammengekniffenen Augen fokussierte ich mich auf den Pavillon. Letztes Jahr hatten wir mehrere der Säulen ersetzen müssen, weswegen sie sich in Farbe und Material minimal unterschieden. Im Nachtschwarz waren die Umrisse verschieden hell, jedoch allesamt leuchtender als der der Person, die auf den Stufen saß.
Ein erleichtertes Grinsen schob sich auf meinen Mund. »Na, Dracula?«
Maxton drehte den Kopf zu mir, nicht im Geringsten überrascht wirkend. Wir redeten nie darüber, dass wir uns so oft hier draußen trafen, wenn ich heimkam, aber manchmal fragte ich mich, ob er auch darauf wartete. Auf mich.
»Du bist heute früh dran«, stellte er fest, als ich mich mit etwas Abstand neben ihn setzte. Seine Stimme klang heiser, vermutlich war er seit Stunden hier, ohne einen Ton von sich gegeben zu haben.
Maxton konnte so still und in sich ruhend sein, dass die Zeit schlichtweg vergaß, ihn mitzunehmen. Sie perlte an ihm ab, als wäre er kein Teil von ihrem Einflussgebiet. Er kam regelmäßig zu spät zu Verabredungen, weil er über seinen Zeichnungen saß, er verpasste seine Haltestellen, weil er im Bus in einem seiner komischen Botanik-Bücher versank, und wenn wir alle zusammen essen wollten, musste ich ihn ständig im Garten aufsammeln. Einmal war ich mit ihm in einem Pflanzencenter und letztlich kurz davor gewesen, ihn ausrufen zu lassen, weil er zur verabredeten Zeit weder bei den Kassen aufgetaucht noch ans Handy gegangen war. Schließlich hatte ich ihn zwischen meterhohen Baumsetzlingen gefunden, wo er mit hoch konzentrierter Miene Blätter gestreichelt hatte.
»Wie kommt’s?«, hakte er jetzt nach, als ich nicht auf seine Bemerkung einging. Aus gutem Grund. Ich machte keinen Hehl daraus, wo oder wie ich meine Nächte verbrachte, aber ausführlich darüber reden musste ich auch nicht. Zumindest nicht vor Maxton. Er war nicht der Typ für diese Art von Detailbericht.
Ich seufzte theatralisch. »Die Party war lahm. Nicht genügend Intellekt, um mich unterhalten zu können. Das kommt davon, wenn du mich nie begleitest.«
»Verstehe.« Trotz des schalen...
Erscheint lt. Verlag | 30.6.2023 |
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Reihe/Serie | Mulberry Mansion | Mulberry Mansion |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Aktion Kulturpass • Aufnahmerituale • cottagecore • dramatisch • Emotional • forced proximity • Friends to Lovers • from-friends-to-lovers • Große Gefühle • Kara Atkin • kulturpass • Leidenschaft • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Maxton • Mona Kasten • Mulberry Mansion • Nähe • New Adult • opposites attract • Party • Romance • Romantik • romantisch • Sad/emotional • Slow Burn • Studentenverbindung • TikTok • Universität • Villa • Willow |
ISBN-10 | 3-7363-1803-0 / 3736318030 |
ISBN-13 | 978-3-7363-1803-8 / 9783736318038 |
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