Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde (eBook)

Roman

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
366 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2073-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde -  Inez Corbi
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Das Jubiläum der berühmten Gärten von Heligan rückt näher, und die junge Lexi und ihr Kollege Ben haben mit der Planung der Feierlichkeiten alle Hände voll zu tun. Während die beiden sich dabei allmählich näherkommen, stoßen sie auf die geheimnisvolle Geschichte eines jungen Mannes, der Heligan im Jahre 1815 überstürzt verlassen musste: Avery, der Sohn des Gutsverwalters, flieht nach einem tragischen Duell auf einem Segelschiff in Richtung Indien. Dort schließt er sich einer botanischen Expedition an, die ihn bis ins entlegene Nepal führt - auf ein Abenteuer von betörender Exotik, bei dem er sich unsterblich in eine undurchsichtige Schönheit verliebt und in tödliche Gefahr gerät ...



Schon früh stand für Inez Corbi fest, dass sie Schriftstellerin werden möchte. Nach ihrem Studium der Germanistik und Anglistik motivierten Erfolge bei Kurzgeschichten-Wettbewerben sie schließlich dazu, ihren ersten Roman Die irische Rebellin zu schreiben. Mittlerweile sind sieben Romane und zwei Jugendbücher aus ihrer Feder erschienen. Inez Corbi lebt mit ihrer Familie bei Frankfurt.

Schon früh stand für Inez Corbi fest, dass sie Schriftstellerin werden möchte. Nach ihrem Studium der Germanistik und Anglistik motivierten Erfolge bei Kurzgeschichten-Wettbewerben sie schließlich dazu, ihren ersten Roman Die irische Rebellin zu schreiben. Mittlerweile sind sieben Romane und zwei Jugendbücher aus ihrer Feder erschienen. Inez Corbi lebt mit ihrer Familie bei Frankfurt.

3

LEXI


Auf dem Weg nach Redruth, Cornwall,
Anfang Mai

Die Weiterfahrt empfand Lexi nicht mehr so einschüchternd wie zu Beginn. Nach und nach gewöhnte sie sich an das Gefühl, auf einem Motorrad zu sitzen. Ben fuhr sicher und nicht übertrieben schnell, und nach ein paar weiteren verkrampften Minuten entspannte sie sich allmählich.

Bald gab Ben etwas mehr Gas, aber jetzt machte es ihr nichts mehr aus – im Gegenteil, sie begann, die Fahrt zu genießen: das Brummen des Motors, der unter ihr vibrierte, der Fahrtwind, der ihre Haarsträhnen, die unter dem Helm herausschauten, verwirbelte, die vorüberfliegende Landschaft rechts und links neben ihr.

Wie er es ihr gesagt hatte, passte Lexi sich Bens Bewegungen an, drückte sich enger an ihn, legte sich mit ihm leicht in die Kurven. Als er an einer roten Ampel hielt, rutschten ihre vor seinem Bauch verschränkten Hände ein Stück nach unten, und peinlich berührt schob sie sie wieder höher.

Nach einer Weile kamen sie durch Truro, Verwaltungssitz und einzige Stadt Cornwalls, wo es nach mehreren Kreisverkehren weiter Richtung Westen ging. Sie fuhren durch neu angelegte Wohnsiedlungen und durch ein Industriegebiet. Die sich anschließende Strecke nach Redruth war wenig spektakulär – eine zweispurige Schnellstraße, die fast schnurgerade durch eine eher eintönige Landschaft verlief.

Als sie nach einer Stunde in Redruth eintrafen, hatte Lexi sich so an das Motorrad gewöhnt, dass es für sie gern noch länger hätte dauern können. Ben fuhr durch den Ort, bis er auf dem kleinen Parkplatz von Kresen Kernow zum Stehen kam. Er klappte den Fußständer herunter, drehte das Vorderrad zur Seite und stellte den Motor aus.

Mit leicht zittrigen Beinen stieg Lexi ab.

Ben tat es ihr nach. »Na, lebst du noch?«

»Na klar.« Lexi grinste. »Was bekommst du an Benzingeld?«, fragte sie, während er den Seitenkoffer aufschloss.

Er schüttelte den Kopf. »Gar nichts, ich wäre ja sowieso gefahren. Und du hast mir neulich schon die Hälfte deiner Pizza abgegeben.«

»Das ist doch schon ewig her.«

Er reichte ihr ihren Rucksack. »Noch keine Woche.«

»Darf ich dir dann wenigstens mal einen Kaffee ausgeben?«

»Jederzeit.« Er deutete auf die steinerne Fassade des Cornwall-Archivs. »Wenn du willst, gleich nachher? Da drinnen gibt’s einen richtig guten Kaffee.«

»Du warst auch schon mal da?«

»So ist es. Ich war neugierig und wollte nach meinem eigenen Stammbaum forschen.«

»Ging es da um deinen Vorfahren, der früher auch in Heligan gearbeitet hatte?« Davon hatte er ihr einmal erzählt: Der Großvater seines Großvaters war um die Zeit des Ersten Weltkriegs Gärtner in Heligan gewesen.

Er nahm ihr den Helm aus der Hand und packte ihn in den Seitenkoffer. »Um den auch. Und um noch ein paar weitere Leute. Aber ich habe weniger rausgefunden, als ich mir erhofft hatte.« Er setzte sich wieder auf seine Maschine. »Wann soll ich dich abholen?«

»Wie lange bist du denn bei deiner Familie?«

Er zuckte mit den Schultern. »Bis nach dem Mittagessen, denke ich.«

»Das passt super. Ich denke, bis dahin müsste ich fertig sein.«

Lexi sah ihm nach, bis er vom Parkplatz gefahren war, dann schulterte sie ihren Rucksack und machte sich auf den Weg ins Cornwall-Archiv.

Das moderne Archivzentrum befand sich im Gebäude einer ehemaligen Brauerei. Die steinerne Fassade wies mehrere spitzgiebelige Dächer auf, die eng nebeneinanderstanden. Hier wurde die größte Sammlung der Welt zu kornischer Forschung aufbewahrt – Dokumente, Bücher, Landkarten und anderes mehr aus 850 Jahren Geschichte. In die alten Gemäuer waren moderne Elemente wie Glas und Holz eingefügt, eine interessante Mischung aus Alt und Neu.

Lexi nahm ihren Laptop, Notizheft, Handy, Portemonnaie und zwei Stifte aus ihrem Rucksack und packte den Rest ihrer Sachen in eines der Schließfächer, die sich im Eingangsbereich befanden. Dann ging sie an die Ausgabe, um die reservierten Unterlagen abzuholen.

Am Vortag hatte sie online etliche alte Dokumente geordert, von denen sie sich weitere Einsichten zur Geschichte Heligans und ihrer Bewohner versprach – Informationen zu den Familien Tremayne, Harrington, Rashleigh und Buller.

Der Archivmitarbeiter nickte zufrieden, als Lexi ihm die beiden Bleistifte präsentierte, die sie mitgebracht hatte, denn Kugelschreiber waren in dieser Abteilung verboten, und suchte dann aus einem hohen Regal im Hintergrund vier niedrige Pappschachteln heraus.

»Sie haben ja ganz schön viel bestellt«, sagte er und schob ihr die Schachteln – drei dunkelgraue und eine hellgraue – über den Tresen. »Ich gebe Ihnen erst mal den ersten Schwung, den zweiten kriegen Sie, wenn Sie den ersten zurückgeben.«

Lexi bedankte sich, nahm die vier Kartons an sich und steuerte damit den Raum im ersten Stock an, den man ihr zugewiesen hatte, damit sie ungestört arbeiten konnte.

Das kleine Zimmer hatte ein gemauertes Tonnengewölbe und eine Glasfront, aus der Lexi nach draußen auf eine gepflasterte Terrasse mit viel Grün schauen konnte. Sie stapelte ihre Schätze auf der großen Tischplatte, dann klappte sie ihren Laptop auf und öffnete die gescannte Kopie des Briefs, der der Hauptgrund für ihren Besuch in Kresen Kernow war. Ein Schreiben vom 12. April 1815 an Henry Tremaynes Schwester Grace Rashleigh, unterzeichnet von Damaris.

Liebste Grace, ich kann nicht ausdrücken, wie sehr ich bedaure, was vorgefallen ist. Obwohl Avery mein Sohn ist und ich ihn immer lieben werde, ist es unverzeihlich, was er getan hat. Dennoch hoffe ich, dass dieses verhängnisvolle Duell es nicht vermag, einen Keil zwischen unsere tiefe Freundschaft zu treiben, und dass Du mir und meiner Familie weiterhin gewogen bleibst. Ich bete für euch und vor allem für Perys. In innigster Verbundenheit und in der Hoffnung auf Deine Vergebung, Deine Freundin Damaris Harrington.

Es folgte noch ein kurzes Postskriptum, aber damit würde Lexi sich später befassen, jetzt waren erst einmal Nachforschungen zu diesem ominösen Duell dran. Schon in Heligan hatte sie versucht, mehr darüber herauszufinden – leider vergeblich. Hoffentlich hatte sie hier mehr Erfolg.

Sie zog den ersten der vier flachen Kartons mit der Beschriftung Familie Rashleigh von Duporth Manor, St Austell näher zu sich. Damit würde sie anfangen.

Sie holte tief Luft und hob behutsam den Deckel an.

Sie entdeckte eine Abschrift des Letzten Willens von Henrys Schwager Charles Rashleigh, der 1823 verstorben war. Lexi überflog die altertümlichen Formulierungen auf der Suche nach irgendetwas Brauchbarem. Nein, da gab es nicht viel. Nur eine lange Auflistung einzelner Gegenstände, die Charles seiner Frau Grace und seinen Kindern hinterlassen hatte. Ansonsten fanden sich Abschriften von Urkunden, Pachtverträgen, Nachlassakten und Ähnliches mehr.

Ein Stapel handgeschriebener Briefe erschien Lexi am vielversprechendsten. Sie blätterte sie durch und empfand eine stille Freude, als sie in einigen davon Henry Tremaynes Schrift erkannte. Nur wenige Dokumente waren bereits transkribiert und in Druckschrift übertragen worden, aber Lexi hatte kaum noch Probleme, die alten Briefe zu lesen. Vor allem Henrys Handschrift war ihr inzwischen vertraut wie die eines alten Freundes.

Einige weitere Schreiben stammten von Freunden und Bekannten der Rashleighs, andere von Grace’ Töchtern. Darunter ein Brief ihrer ältesten Tochter Martha Rashleigh, die schrieb, sie habe sich verliebt und sei voller Hoffnung, dass der Angebetete sich ihr bald erklären würde.

Lexi lächelte. Die Liebe war eben zu allen Zeiten etwas Wundervolles.

Aber nichts über ein Duell oder etwas, was damit zusammenhängen könnte.

Sie legte alles wieder sorgfältig zurück und schloss den Deckel, dann nahm sie sich den nächsten Karton vor, der mit Familie Tremayne von Heligan, St Ewe beschriftet war. Eine kleine handschriftliche Notiz auf dem Pappdeckel lautete: Unkatalogisiertes Material. Davon hatte Lexi ins Blaue hinein gleich mehrere bestellt.

Vorsichtig öffnete sie die Schachtel und spähte hinein. Auch hier waren die meisten Dokumente leicht vergilbte Originale, die zum Teil in Plastikhüllen steckten. Lexi fasste sie vorsichtig an, um ihnen nicht zu schaden. Wie schon im Rashleigh-Karton fanden sich hier persönliche Papiere und Korrespondenz, dazu ein paar dünne Mappen mit Abrechnungen und einige Zeichnungen, darunter ein ungerahmtes Aquarellbild, das Heligan darstellte, wenn man vom Garten aufs Meer blickte, und eine kleine Bleistiftskizze von Heligan House, unterzeichnet mit J.C. Tremayne, aus dem Gedächtnis. Nein, diese Sachen waren wirklich nicht sortiert. Bei J.C. handelte es sich höchstwahrscheinlich um John Claude Tremayne, Henrys Urenkel und der letzte Eigentümer von Heligan, bevor der Erste Weltkrieg den Zerfall des Gartens einläutete. Hochinteressant, aber für ihre momentanen Recherchen leider nicht hilfreich.

Fotos mit dem Handy zu machen war erlaubt, also fotografierte sie das meiste, dann legte sie alles sorgsam zurück und wandte sich der nächsten Schachtel zu. Familie Harrington von Heligan, St Ewe.

Mit leicht zittrigen Fingern öffnete sie den Deckel.

Als Erstes fiel ihr eine weitere Zeichnung in die Hände, und ihr stockte der Atem. Es zeigte das Steward’s House mit einem kleinen Garten davor und war mit D. Harrington unterschrieben. Das hatte ganz sicher Damaris gezeichnet! Damaris, deren Lebensgeschichte Lexi...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2022
Reihe/Serie Die verlorenen Gärten
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Adel • Blumen • Expedition • Familie • Familiengeheimnis • Familiengeheimnis-Romane • Garten • Gärtnern • Indien • Küste • Liebe • Meer • Pflanzen • Poldark • Reise • Romantik • Seefahrt
ISBN-10 3-7517-2073-1 / 3751720731
ISBN-13 978-3-7517-2073-1 / 9783751720731
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