Noah -  Damaris Kofmehl

Noah (eBook)

Ein Bibel-Thriller
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
416 Seiten
SCM Hänssler im SCM-Verlag
978-3-7751-7564-7 (ISBN)
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Die Welt ist gottlos und blutrünstig, als der junge Noah von Sklavenhändlern ins Zentrum des Bösen verschleppt wird. Nur eine Handvoll Menschen kennen noch ihren Schöpfer und Noah ist einer von ihnen. Als es kaum noch Hoffnung gibt, hört er inmitten seiner Qualen immer wieder Gottes Stimme, ein leises Flüstern in seinem Herzen ... Es zeigt sich: Wenn Gott einen Plan hat, wird er ihn ausführen. Er wird die Welt vernichten. Und sie erlösen.

Damaris Kofmehl ist Bestsellerautorin und erzählt wahre Begebenheiten als True-Life-Thriller, Fantasy und Biografien. Ihre Buchrecherchen führten sie unter anderem nach Brasilien, Pakistan, Guatemala, Chile, Peru, Australien und in die USA. Sie lebte lange unter Straßenkindern in Brasilien und heute wieder in ihrem Heimatland, der Schweiz. www.damariskofmehl.ch

Damaris Kofmehl ist Bestsellerautorin und erzählt wahre Begebenheiten als True-Life-Thriller, Fantasy und Biografien. Ihre Buchrecherchen führten sie unter anderem nach Brasilien, Pakistan, Guatemala, Chile, Peru, Australien und in die USA. Sie lebte lange unter Straßenkindern in Brasilien und heute wieder in ihrem Heimatland, der Schweiz. www.damariskofmehl.ch

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Die Menschenjäger


In Noahs neunzehntem Lebensjahr.

Noah wischte sich den Schweiß von der Stirn und trank einen Schluck Wasser aus seinem Trinkschlauch. Es war ein schwüler Sommertag. Die Sonne brannte von einem stahlblauen Himmel auf das Kornfeld, in dem sein Vater, er und seine beiden Brüder seit den frühen Morgenstunden schufteten, um die Ernte einzubringen. Die Gerstenähren waren dieses Jahr besonders groß und schwer. Es würde eine gute Ernte werden, genug, um die Familie durch den Winter zu bringen. Noah war sehr erleichtert darüber, denn es hatte auch andere Jahre gegeben, wo der karge Ackerboden kaum etwas hergegeben hatte. Letzten Winter war es besonders schlimm gewesen und sie wären beinahe verhungert. Das Leben in dieser einsamen Gegend war geprägt von Entbehrung und Mühsal, aber es war das einzige Leben, das Noah kannte. Er konnte sich nicht vorstellen, irgendwo sonst zu sein. Hier war sein Zuhause. Hier lebte seine Familie in einer bescheidenen Hütte aus lehmbeworfenen Flechtwänden und einem Walmdach aus Gras.

Noah ließ seinen Blick über die weite Ebene gleiten. Sie war bis auf ein paar Wiesen und Wälder ziemlich öde, weswegen sich nur selten jemand hierher verirrte. Das nächste Dorf, Iri Sana, war zwanzig Meilen, also einen Tagesmarsch weit, entfernt. Manchmal gingen sie dorthin, um geflochtene Körbe und getrocknete Kräuter zu verkaufen. Unten im Tal gab es einen kleinen Fluss. Von dort schleppten Noah und seine Geschwister jeweils das Wasser zur Hütte hoch und pflückten Weiden, um Körbe zu flechten.

Noah bündelte ein paar Ähren mit der linken Hand zusammen und sägte die Garbe mit dem gebogenen Erntemesser unterhalb seiner Faust ab. Sein Vater tat dasselbe ein Stück weit von ihm entfernt und Noahs Bruder, der elfjährige Jared, sammelte die geschnittenen Getreideähren getreulich in einen geflochtenen Korb. Noahs neunjährige Schwester Emra war zu Hause geblieben, in der Hütte hinter dem Ackerfeld, um einen neuen Binsenkorb zu flechten und auf Kael aufzupassen. Kael war das jüngste der vier Geschwister und erst im Frühjahr zur Welt gekommen. Doch Noahs Mutter war bei Kaels Geburt gestorben. Das war ein harter Schlag für die Familie gewesen. Noahs Vater hatte seither nie mehr gelacht. Er war ernst geworden und verschlossen. Früher hatte er seine Kinder abends immer um die Feuerstelle in ihrer Hütte versammelt und ihnen Geschichten erzählt. Doch seit Mutters Tod hatte er dies nie mehr getan.

Sein Gram hing wie eine schwere Wolke über der ganzen Familie und belastete Noah sehr. Er hatte das Gefühl, als würde die ganze Verantwortung für die Familie auf einmal auf seinen Schultern lasten. Schließlich war er der Sohn, den seine Eltern so sehnlichst erwartet hatten, der Tröster, der ihnen bei der beschwerlichen Arbeit auf dem verfluchten Acker zur Hand gehen sollte. Und jetzt, wo Mutter gestorben war und Vater vier Kinder alleine ernähren musste, war er mehr denn je auf seinen ältesten Sohn angewiesen. Also arbeitete Noah doppelt so hart, einerseits, um seine jüngeren Geschwister zu erziehen, da Mutter nicht mehr da war, und andererseits, um Vater zu helfen, die Familie durchzubringen. Es schmerzte ihn, Tag für Tag den Kummer seines Vaters zu sehen. Er hätte alles dafür getan, um ihn irgendwie über Mutters Tod hinwegzutrösten. Bisher war ihm dies allerdings nicht gelungen.

»Vater! Vater!«

Die verstörte Kinderstimme von Emra riss Noah aus seinen Gedanken. Er hob den Kopf und sah seine Schwester eilends durch das Gerstenfeld laufen, den kleinen Kael im Arm. Irgendetwas musste geschehen sein. Noah steckte das Erntemesser in seinen Gurt und ging ihr entgegen. Auch Lamech ließ die Ähren los, die er gerade schneiden wollte, und Jared ließ den Korb stehen und folgte seinem Bruder. Keuchend erreichte Emra ihren Vater und ihre zwei Brüder.

»Was ist los?«, fragte Noah.

»Männer!«, keuchte das Mädchen atemlos. »Drüben am Waldrand!«

»Was für Männer?«, hakte Lamech nach.

»Ich glaube, es sind Menschenjäger.«

Lamechs Gesicht verfinsterte sich.

»Menschenjäger? Hier? Bist du sicher?«

»Ich sah Käfige und … und gefesselte Menschen, glaube ich.« Emra wirkte völlig durcheinander.

»Haben sie dich gesehen?«

»Ich weiß es nicht. Aber sie sind schon ganz nah! Was, wenn sie Kael mitnehmen, um ihn Nachash zu opfern?!«

Ein Schauer durchfuhr Noah und auch im Blick seines Bruders spiegelte sich blankes Entsetzen. Sie kannten die Geschichten von den Menschenjägern nur allzu gut. Ihr Vater hatte ihnen oft genug erzählt, wie gefährlich sie waren.

»Sie streifen plündernd und mordend durchs ganze Land«, so hatte er ihnen erzählt. »Sie rauben Menschen, verkaufen sie als Sklaven und die kleinen Kinder verkaufen sie an die Tempeldiener Nachashs, damit sie der Schlangengöttin geopfert werden.«

Es war grauenvoll, sich vorzustellen, dass Menschen zu so etwas Schrecklichem in der Lage waren. Noah erinnerte sich noch an eine andere Geschichte, die sein Vater nur ihm allein erzählt hatte. Das war im Frühjahr gewesen, als sie mit den Furchenstöcken den Acker zur Aussaat vorbereitet und sich eine Weile in den Schatten eines Baumes gesetzt hatten, um auszuruhen.

»Weißt du, warum wir wirklich aus Hawil hierhergezogen sind, Noah? Hier in dieses abgelegene Tal?«, hatte sein Vater ihn gefragt.

»Ja, Vater. Die Verdorbenheit der Menschen hat euch dazu gezwungen. Du hast gesagt, ihr wärt vor dem König geflohen.«

Lamech nickte. »Ja, das sind wir. Du hast ja keine Ahnung, zu was Menschen fähig sind, wenn sie sich vom Schöpfer abwenden. Ihre Bosheit kennt keine Grenzen. Und in den Städten ist es besonders schlimm. Früher, als dein Großvater noch ein Knabe war, war Hawil eine kleine, friedliche sethitische Siedlung an der westlichen Meerenge. Aber dann zogen mehr und mehr Kainiten nach Hawil und es wurde eine große Stadt, eine verdorbene Stadt.«

»Ich weiß, Vater. Du hast gesagt, die Menschen hätten keinen Respekt mehr voreinander gehabt und sich mit Gewalt genommen, was sie wollten.«

Sein Vater nickte, während er vor sich in die Luft starrte und in Gedanken nach Hawil zurückkehrte.

»Das Böse ist erfinderisch, mein Sohn. Richtig schlimm wurde es jedoch erst, als der Kainit Lamech die Stadt eroberte. Ein Jammer, dass er denselben Namen trägt wie ich. Das geschah im selben Jahr, als Urvater Adam starb. Dein Großvater Metuschelach hatte so eine Vorahnung, dass uns dunkle Zeiten bevorstünden. Er wollte, dass wir die Stadt umgehend verlassen, aber ich war jung und naiv, sechsundfünfzig Jahre alt und bis über beide Ohren verliebt in deine Mutter, die ich in ebendiesem Jahr kennengelernt hatte. Also blieb ich, während meine Eltern Hawil verließen und sich weit weg, im Gebirge im Südosten, niederließen. Ich hätte niemals bleiben dürfen. Deine Mutter und ich heirateten und zwei Jahre später beschloss König Lamech, Nachash einen Tempel zu bauen. Das war der Beginn unseres Untergangs.«

»Wieso?«, fragte Noah.

»Der Tempel für die Schlangengöttin sollte ein gewaltiger, mehrstufiger Tempelturm werden mit einer riesigen Tempelanlage. Aber dafür brauchte es Arbeitskräfte. Also zwang Lamech alle Sethiten, ihn in Fronarbeit zu erbauen. Tausende starben beim Bau, Tausende an Hunger und Seuchen. Um den Bau voranzutreiben, schloss Lamech Verträge mit Menschenhändlern, die das ganze Reich durchkämmten, um Sklaven für seinen Tempelbau aufzutreiben. Außerdem schürte er unter den Kainiten den Hass auf die Sethiten. Es wurde uns verboten, den Schöpfer anzubeten. Es wurde uns sogar unter Todesstrafe verboten, seinen Namen in den Mund zu nehmen. Viele Sethiten schworen in dieser Zeit dem Herrn ab und begannen, Nachash anzubeten. Die Angst regierte in den Straßen, in den Häusern, in den Familien. Um ihre eigene Haut zu retten, verrieten Väter ihre eigenen Kinder und Kinder ihre eigenen Eltern, wenn sie merkten, dass diese dem Schöpfer die Treue hielten. Und dann begannen die Menschenopfer.« Noahs Vater blickte angewidert vor sich hin, während er weitererzählte. Noah hörte ihm schweigend zu.

»Zur Einweihung des Tempels opferte König Lamech der Schlangengöttin hundert Erstgeborene. Sie wurden den sethitischen Müttern einfach aus den Armen gerissen. Das war für die bereits unterdrückte sethitische Bevölkerung zu viel. Noch in derselben Nacht kam es zum Aufstand, einen Aufstand, den der König mit brutaler Gewalt niederschlug. Unser Volk wurde regelrecht abgeschlachtet. Nur einer Handvoll, so wie deiner Mutter und mir, gelang die Flucht. König Lamech nannte es die große Säuberung. Es war grauenvoll.«

»Davon hast du mir nie erzählt, Vater.«

»Nein«, sagte Lamech düster. »Und es gibt noch etwas anderes, das ich dir verschwiegen habe.«

»Was denn?«

Noahs Vater sah seinen Sohn an. »Deine Mutter war zu dieser Zeit schwanger und brachte an ebendiesem Tag eine kleine Tochter zur Welt, unser erstes Kind.«

»Ich habe eine ältere Schwester?«

»Nicht mehr«, murmelte Lamech und ein schweres Seufzen ließ seinen Körper erbeben. »Sie war gerade erst geboren, da kamen Lamechs Menschenjäger und haben sie deiner Mutter entrissen, um sie Nachash zu opfern. Wir haben sie nie mehr wiedergesehen.«

Noahs Augen weiteten sich. Sein Vater starrte mit finsterer Miene vor sich ins Leere. »Als der Aufstand ausbrach, gelang es uns, aus der Stadt zu fliehen. Die Todesschreie und das Wehklagen waren noch zu hören, als wir Hawil längst hinter uns gelassen hatten. Wir schworen uns, bis ans Ende der Welt zu laufen, wenn es sein musste. Nie wieder würden wir zulassen, dass...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2022
Verlagsort Holzgerlingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Alte Kulturen • Altes Testament • Arche • Arche Noah • Bibel • Biblischer Roman • Bund • Eden • Flut • Genesis • Gespräch • Glaubenstreue • Lamech • Noa • Noach • Regenbogen • Schöpfung • Sintflut • Spannung • Steinzeit • Thriller • Thriller christlich • Tiere • True-Life-Thriller
ISBN-10 3-7751-7564-4 / 3775175644
ISBN-13 978-3-7751-7564-7 / 9783775175647
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