Glückskekse (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
336 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-365-00004-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Glückskekse - Anne Hertz
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Das Glück hat eine neue Nummer

Statt »Happy Birthday!« sagt Janas Freund an ihrem Geburtstag »Ich mach Schluss!« - irgendwie läuft ihr Leben seit Jahren nicht so richtig rund. Und Jana weiß einfach nicht, warum das so ist. Da schlagen ihre Freundinnen vor, einfach mal das Universum zu befragen: Jana soll an eine ausgedachte Handynummer schreiben. Kurzerhand schickt sie die Nachricht »Was kann ich tun, um endlich glücklich zu werden? SIE« ab - und erhält eine Antwort von einem fremden ER. Aus einer Nachricht werden zwei, dann drei, und bald schreiben die beiden sich täglich. Aber wer ist dieser Mann, der sie so versteht wie kein anderer? Könnte er der Richtige sein, mit dem sie das gesuchte Glück findet?



Anne Hertz ist das Pseudonym der Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz. Bevor die Autorin 2006 in Hamburg zur Welt kam, wurde sie 1969 und 1972 in Düsseldorf geboren. Fünfzig Prozent von ihr studierten Jura, die andere Hälfte Germanistik und Anglistik. Danach arbeiteten 100 Prozent als Journalistin. Anne Hertz hat im Schnitt 3,5 Kinder, 1,0 Männer und 0,3 Haustiere, sie ist 170,5 cm groß und wiegt - je nach Jahreszeit - zwischen 58,6 und 69,5 kg. Ihre Romane haben sich weltweit über 2 Millionen Mal verkauft.

1. Kapitel


Sie


Frage: Was ist ein beschissener Tag? Wenn dein Freund mit dir Schluss macht. Nächste Frage: Und was ist noch beschissener? Wenn er es völlig unerwartet tut, total aus dem Off. Letzte Frage: Und was ist das Allerbeschissenste? Wenn er sich dafür ausgerechnet deinen 35. Geburtstag aussucht. Ich mache Scherze, glauben jetzt vielleicht einige. So was gibt’s doch gar nicht, dass jemand an seinem eigenen Geburtstag abserviert wird. Doch. Gibt es. Aber keine Sorge – solche Dinge passieren nur mir. Nur in meinem Leben kommt so etwas vor. Und in drittklassigen Heftchenromanen natürlich. Also kann sich jetzt jeder beruhigt zurücklehnen und die kleinen, wohligen Schauer genießen, die einem den Rücken runterjagen, wenn man von anderen Horrorstorys zu hören bekommt, die einen selbst glücklicherweise nicht betreffen.

So sitze ich also zu Hause, frisch verlassen, frisch geburtstagt, frisch in die Kategorie der Spätgebärenden beziehungsweise der Wenn-überhaupt-noch-Gebärenden aufgestiegen. Und ich heule. Ich finde, ich habe ein Recht dazu. Ich darf jetzt ruhigen Gewissens eine Woche lang mit ungewaschenen Haaren durch die Gegend laufen, darf mich betrinken, dazu Musik hören und vor mich hinweinen. Und damit fange ich jetzt sofort an. Mit einem energischen Fußtritt bringe ich meine überalterte Stereoanlage ans Laufen.

The stupid jerk that I’m obsessed with. Der Song von Maggie Estep läuft zwei Stunden lang in der Endlosschleife. So wie mein Leben. Das hängt offensichtlich auch in einer Endlosschleife. In einer Endlosschleife von unglücklichen Liebesgeschichten. Die letzte hat sich, wie bereits erwähnt, gerade mit einem nicht zu überhörenden The End von mir verabschiedet. Markus hieß er. Hipper Artdirector in einer noch viel hipperen Werbeagentur. Schöngeist, sensibler Zyniker, belesen und bewandert und gern ein bisschen an der Welt verzweifelnd – also genau die ideale Projektionsfläche für ein romantisches Mädchen wie mich. Vier Monate lang waren wir Mr. und Mrs. Unglaublich-Happy. Dann drei Wochen lang nicht mehr ganz so happy. Und heute Morgen mutierte Markus zu »Es liegt nicht an dir, aber ich glaube, ich empfinde nicht so viel für dich wie du für mich« und ich zu »Aber du hast doch gesagt, du liebst mich«.

Was soll’s? Langsam, aber sicher bekomme ich Übung im Verlassenwerden. Oder wie Robbie Williams sagt: Before I fall in love, I’m preparing to leave her. Nur, dass ich auf der anderen, deutlich unschöneren Seite des Songs stehe.

Und dann auch noch mein Geburtstag. Eigentlich nichts Besonderes. Die Zeiten, in denen man sich darauf freute und ganz aufgeregt war, sind seit schätzungsweise zwanzig Jahren vorbei. Markus sah das ähnlich. »Weißt du, ich will kein Heuchler sein und nur, weil du heute Geburtstag hast, mit meiner Entscheidung bis morgen warten. Es wäre nicht richtig, dir etwas vorzumachen.« Wie edelmütig! Wie aufrecht! Mir kommen vor Rührung die Tränen. Nein, stimmt gar nicht. Mir kommen die Tränen, weil ich allein und verlassen und traurig bin. Vor mir eine Flasche Wein, in meinem Herzen eine große klaffende Wunde. Klingt pathetisch, ich weiß. Aber wenn man nicht mal mehr pathetisch sein darf, wenn man am eigenen Geburtstag abgeschossen wird, weiß ich es auch nicht.

Dabei fällt mir ein, dass ich ein pikantes Detail ja noch gar nicht erwähnt habe: Nämlich die Art und Weise, wie Markus sich von dannen gemacht hat. Denn nicht nur, dass er sich für seinen Abgang einen ganz besonderen Tag ausgesucht hat. Nein, weit gefehlt, er hat dem Anlass entsprechend auch noch einen ganz besonderen Moment abgepasst. Nämlich den, in dem er quasi noch in mir steckte. Ja, genau so war es! Nach unserem morgendlichen Quickie (die lange Nummer haben wir schon seit etwa zwei Monaten nicht mehr gemacht) ließ er sich von mir runter zur Seite rollen, angelte nach den Kippen auf dem Nachttisch, steckte sich eine an und ließ den Rauch anschließend laut seufzend aus seinem Mund entweichen. Ich wollte daraufhin wissen, was los ist – und der Rest ist ja bekannt. Wirklich filmreif, das Ganze. Vögelt mich erst durch und stellt dann fest, dass er irgendwie nicht so viel für mich empfindet wie ich für ihn. Vom Geschlechtsakt mal abgesehen, da hatte ich schon das Gefühl, dass mit dem Empfindungsvermögen meines Freundes – Verzeihung, Ex-Freundes – noch alles in bester Ordnung ist. Jedenfalls, was bestimmte Regionen seines Körpers betrifft. Aber ich bin schon zu alt, um nicht zu wissen, dass das Eine mit dem Anderen leider rein gar nichts zu tun hat.

Genau genommen hätte ich Markus nach dieser Nummer (Nummer, haha!) die Schnauze polieren müssen. Aber was tat ich? Ich saß einfach nur völlig geschockt da, starrte an die Decke und fragte mich, wann mein Vermieter endlich mal die Wasserschäden oben rechts in der Ecke beseitigen würde. Als ich wieder einigermaßen zu mir kam, hatte Markus sich bereits angezogen und verabschiedete sich mit einem eiligen: »Ich muss jetzt auch los in die Agentur. Nehme mir mal kurz zehn Euro aus deinem Portemonnaie, ich hab kein Geld mehr fürs Taxi, ja?« Eine Sekunde später hörte ich die Wohnungstür zuschlagen, zwei Minuten später fiel mein Herz mit einem lauten Klatsch in sich zusammen.

Tja, und jetzt feiere ich also meinen Geburtstag. In trauter Einsamkeit. Wenn das ganze Jahr so wird wie der heutige Tag, möchte ich es lieber überspringen. Und wenn ich gerade schon mal dabei bin, vielleicht auch gleich die nächsten zehn oder zwanzig.

Wieso bin ich ihm nicht nachgelaufen, habe ihm die zehn Euro abgeknöpft und ihm dann ordentlich in die Eier getreten? Ei, genau das ist das Stichwort. Weil ich ein Weichei bin. Jana-Ich-lasse-alles-mit-mir-machen-Kruse: Happy Birthday!

Es klingelt an der Tür. Ich denke nicht mal darüber nach, ob es Markus sein könnte, der reumütig zurückkommt und mir erklärt, dass er heute früh kurzfristig nicht ganz zurechnungsfähig war. Ein Vorteil, wenn man über 30 ist: Man weiß, dass so etwas nur im großen Sat.1-Film passiert.

»Happy Birthday to you!« Miriam und Steffie stehen vor mir und sehen aus, als gäbe es den Rücktritt von George Bush zu feiern. Am liebsten würde ich mir die beiden Flaschen Sekt schnappen, die sie mitgebracht haben, und ihnen die Tür vor der Nase zuknallen. Mir ist jetzt nicht nach Gesellschaft! Und vor allem ist mir nicht danach, meinen Freundinnen zu erklären, dass es mal wieder nicht geklappt hat. Dass ich mal wieder vor den Trümmern einer Beziehung stehe. Dass aus meinem anfänglichen »Ich bin ja sooo verliebt, diesmal ist es der Richtige« ein »Vergesst es, ich hatte Halluzinationen« geworden ist. Das wird bei mir allmählich zum Running-Gag.

Aber ich muss gar nichts sagen. Ein Blick genügt, schon setzt Miriam ihre mitfühlende Miene auf, nimmt mich in den Arm und sagt: »Jana, was ist denn los? Hat Markus etwa Schluss gemacht?«

»Ja«, erwidere ich knapp, »was sonst?« Dabei muss ich kurz zynisch auflachen, weil es ja eigentlich fast absurd ist, dass meine Freundinnen nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde auf die Idee kommen, dass ich aus einem anderen Grund so erbärmlich aussehe. Omi gestorben? Zwangsräumung der Wohnung? Im Lotto gewonnen und immer noch total fassungslos? Nein, auf so eine Idee kommt keine von den beiden, sie kennen mich und mein katastrophales Liebesleben einfach zu gut.

Nach dem Eingeständnis meiner jüngsten »Niederlage« wird das übliche Programm abgespielt: Wir sitzen auf meinem Sofa, trinken sämtlichen Alkohol, der in meiner Wohnung zu finden ist, und schimpfen auf den Dreckskerl, Idioten und Penner.

»Und du hast ihm noch zehn Euro in den Rachen geworfen?«, will Miri fassungslos wissen.

»Na ja«, setze ich zu einer Verteidigung an, »in den Rachen geworfen ist nicht ganz richtig. Er hat sie sich einfach genommen.«

»Hat er dir denn wenigstens etwas zum Geburtstag geschenkt?«

Wie kommt Miriam denn auf so eine Idee? Ist die irre? Obwohl … so falsch liegt sie gar nicht. »Ja«, stelle ich fest und kann beinahe schon wieder grinsen, »er hat mir an meinem Ehrentag edelmütig die Wahrheit überreicht. Mit einem kleinen Schleifchen drum.«

»Wie kann er dir das heute antun?«, regt Steffie sich auf.

»Der Mann hatte sowieso keinen Stil«, erklärt Miriam und lässt den Korken der nächsten Proseccoflasche knallen. »Viel zu schade warst du für den!«

»Ja, ja, ich weiß«, seufze ich und halte Miriam mein leeres Glas hin. Dann muss ich plötzlich kichern. Ich kann gar nicht mehr aufhören damit, es verselbstständigt sich. Miriam und Steffie werfen sich besorgte Blicke zu.

»Was hast du denn?«, will Steffie wissen.

»Fällt euch das nicht auf?«, bringe ich prustend hervor. »Es ist immer wieder das Gleiche, ich komme mir vor wie am Murmeltiertag!«

Meine Freundinnen mustern mich ratlos.

»Ich meine«, füge ich hinzu, »wie oft habe ich hier schon gesessen und mit euch zusammen irgendeinen Kerl betrauert? Das ist doch nicht normal!«

Betretenes Schweigen.

»Du hast halt ein bisschen Pech gehabt«, meint Miriam dann.

»Ein bisschen Pech?«

»Eben kein glückliches Händchen in der Liebe«, fügt Steffie hinzu. »Aber das heißt doch nichts!«

»Klar heißt das was!«, stelle ich bockig fest. »Ich traue mich ja schon bald gar nicht mehr, euch überhaupt noch zu erzählen, wenn ich jemanden kennengelernt habe. Weil es sich sowieso...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-365-00004-6 / 3365000046
ISBN-13 978-3-365-00004-5 / 9783365000045
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