20 Arztromane für die Ferien 2022 (eBook)
1500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6109-6 (ISBN)
Der Umfang dieses Buchs entspricht 113 Taschenbuchseiten.
Dr. Lester Barten hasst die Frauen, denn er wurde von einer schwer enttäuscht und verletzt. Seine äußeren Narben kann er fast verdecken, doch seine inneren nicht. Aus diesem Grund ist er auch nicht für das Werben der Krankenschwestern in der kleinen Privatklinik von Professor Sondberg empfänglich. Seine Liebe und Fürsorge gilt den todkranken Kinder und besonders der kleinen Britta!
Doch dann begegnet er Annelie Bergström, die auch Schweres hat durchmachen müssen.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
postmaster@alfredbekker.de
1
Nichts regte sich auf der Station. Alles war still. Jeder schien endlich den ersehnten Schlaf gefunden zu haben. Sogar die kleine Britta schlief jetzt tief und fest. Er schloss leise wieder ihre Tür und ging lautlos über den langen Flur. Im Schwesternzimmer saß Schwester Marge. Sie hatte wie er in dieser Woche den Nachtdienst zu versehen.
Dr. Barten blieb für einen Augenblick an ihrer Seite stehen und sagte: »Es ist alles friedlich. Ich gehe jetzt in mein Zimmer. Sollte doch noch etwas sein, dann wissen Sie ja, wo Sie mich finden können.«
»Jawohl, Herr Doktor«, sagte die Schwester und schob die Lippen ein wenig vor.
Aber das sah er nicht mehr. Er war schon gegangen. Schwester Marge schaute ihm nach, in ihren Augen galt er nicht viel. Wieder einmal fragte sie sich, wieso der Professor ausgerechnet Barten angestellt hatte. Wirklich, sie hätte diesen langweiligen Patron bestimmt nicht genommen.
Doktor Barten wusste zum Glück nichts von den Gedanken der rothaarigen Schwester. Wie sollte er auch ahnen, dass man damals so wild auf ihn gewesen war - so voller Spannung, als es geheißen hatte, der alte Schauten würde seinen Dienst aufgeben und Professor Sondberg habe einen jungen Arzt eingestellt. In zwei Wochen würde der seinen Dienst in dieser Privatklinik aufnehmen. Hier, auf der Insel Amrum, sozusagen am Ende der Welt.
Ja, und dann war er endlich gekommen - groß und breit wie ein Bär, mit einem sehr seltsamen Gesicht und einem strubbeligen Bart. Die Schwestern hatten ihn erstaunt angeschaut. Nein - wieso machte er sich bewusst so hässlich? Aber sie ahnten ja nicht im entferntesten, dass es gerade dieser Bart war, der die Verunstaltung seines Gesichts verdecken sollte. Zum Teil schaffte er es auch. Aber wegen der vielen Narben bekam er nie Ordnung in das »Gestrüpp«, wie er es bei sich nannte.
Man hatte sich an seinen Anblick gewöhnt, und die Schwestern wetteiferten darin, ihm schöne Augen zu machen. Teils, weil sie einen Mann haben wollten, zum anderen, weil das Leben auf der Insel so eintönig, so schrecklich langweilig war. Da suchte man eben verzweifelt nach einer Abwechslung. Aber Doktor Barten sah weder die anhimmelnden Blicke, noch merkte er, wie intensiv man ihm zu begegnen wusste und wie man sich ihm direkt aufdrängte. Er blieb stets freundlich und zuvorkommend, mehr nicht. Die Schwestern verstanden das einfach nicht. Ja, sie gingen sogar so weit und passten auf, ob er vielleicht vom Festland Post bekam. Das hätte dann bedeutet, dass dort eine Braut auf ihn wartete. Nur so konnten sie sein abwehrendes Verhalten verstehen. Wenn sie da an Dr. Wallberg dachten! Der nahm, was er kriegen konnte. Und er machte das so elegant, dass ihm niemand eine Falle stellen konnte. Bis jetzt war er noch immer Junggeselle geblieben. Er sagte sich: »Warum soll ich mich binden, wenn ich alles umsonst bekommen kann? Sie machen es mir ja so leicht. Ich brauche die reifen Früchte nur zu greifen.«
Dr. Wallberg hatte seinerzeit mit gemischten Gefühlen der Ankunft des neuen Kollegen entgegengesehen. Es waren nur fünfzehn Schwestern im Haus - und das Küchenpersonal. Und wenn der Neue nun auch auf Jagd ging, dann blieb für ihn möglicherweise nicht sehr viel übrig.
Dr. Wallberg war also angenehm überrascht, als er erkannte, dass Lester Barten die Schwestern nicht einmal bemerkte. Er hingegen sah die Bemühungen der Schwestern und amüsierte sich köstlich darüber.
»Braucht euch gar nicht so anzustrengen, das ist ein Weiberfeind. Der will von euch nichts wissen!«
»Puh«, hatte Schwester Elisabeth gemeint. »Er hat eben Charakter und nimmt nicht jede. Er ist nicht so flatterhaft wie ein gewisser Doktor - nun, ich will hier keinen Namen aussprechen.«
Wallberg fühlte sich nicht betroffen. Er lachte nur erheitert auf.
»Ach, hast du es auch schon versucht? Na, da kann ich deine Enttäuschung verstehen.«
»Lass mich in Ruhe! Ich habe jetzt Dienst.«
»Was glaubst du, was ich zu tun habe?«, hatte er entgegnet und ihr in den Po gezwickt. Sie hätte ihm vielleicht noch eine scharfe Antwort gegeben, aber da war gerade Professor Sondberg um die Ecke gekommen, und Wallberg hatte sich entfernt.
So war also die Situation, von der Lester Barten aber nichts ahnte. Post erhielt er nicht. Sie zergrübelten sich die Köpfe und begriffen die Welt nicht mehr.
Schwester Ursula meinte eines Tages: »Vielleicht ist er der Typ, der erobern will.«
»Na, dann hast du ihm ja alles verdorben«, meinte Schwester Marge trocken. »Du hast dich ihm ja direkt an den Hals geworfen.«
»Das ist nicht wahr!«, protestierte Schwester Ursula.
»Lüge nicht, ich habe es doch selbst gesehen! Ein Bild für die Götter!«
»Ach, diesen Vorfall meinst du? Da bin ich doch nur ausgerutscht und habe nach Halt gesucht«, verteidigte sich die kleine Schwester.
»Seit wann sind unsere Flure so glatt, dass man ausrutschen kann?« Sie wurde weidlich ausgelacht.
Nein, an jeden konnten sie herankommen, aber nicht an diesen neuen Doktor. Es war einfach zum Verrücktwerden. Nun war er schon ein halbes Jahr hier und noch immer konnte keine einen Erfolg für sich verbuchen. Er lebte weiterhin einsam und allein in dem kleinen, weinumrankten Häuschen, und niemand hatte ihn dort je besucht. Ja, man erzählte sich sogar, er würde es selbst in Ordnung halten.
Natürlich waren alle sehr gewissenhaft in ihrer Arbeit. Das war auch der Grund, warum der Professor sie eingestellt hatte. Er war sehr wählerisch mit seinem Personal. War es doch auch eine besondere Klinik, und da musste man eben auch das richtige Personal haben. Doch die Einsamkeit und Eintönigkeit ging ihnen allmählich auf die Nerven. Viele hielten es nur knapp ein Jahr auf der Insel aus, dann verließen sie sie fluchtartig. Auch eine Lohnerhöhung konnte sie nicht zurückhalten.
So hatte Wallberg immer genug neue Gesichter um sich. Er war schon seit über vier Jahren hier. Nun, er fuhr immer mal schnell nach Hamburg und verbrachte dort ein langes Wochenende, wenn es ihm zu eintönig hier draußen wurde. Aber jetzt, wo er einen neuen Kollegen hatte, konnte man sich ja zusammentun und etwas unternehmen. Zum Beispiel in der freien Zeit mit dem nächsten Schiff nach Sylt fahren - dort war immer etwas los. Dort wurde einem die Zeit nie zu lang. Natürlich konnte man sich diese teuren Abstecher nur leisten, wenn man Geld hatte. Und als Arzt hatte er genug, brauchte er doch keine Familie zu unterhalten. O nein, vorläufig dachte er überhaupt nicht daran, sich zu binden.
Aber so wie die Schwestern eine herbe Enttäuschung erlitten, so wurde auch er enttäuscht.
Lester sagte ihm freundlich, aber unmissverständlich: »Danke nein, lieber Kollege. Bitte, verübeln Sie es mir nicht, aber ich möchte mich ganz meiner Arbeit widmen und habe im Augenblick wirklich keine Zeit.«
Wallberg hatte ihn verblüfft angesehen, und wollte schon eine scharfe Antwort geben, aber da nahm ihm Barten allen Wind aus den Segeln.
»Ich muss das hier erst alles verkraften. Ich kann das noch nicht. Es ist so neu für mich. Ich habe nicht gewusst, dass es mich so angreifen würde.«
Wallberg war für einen Augenblick beleidigt gewesen. Dann hatte er etwas zu scharf erwidert: »Ja, glauben Sie, ich könnte das alles vergessen? Das ist es ja eben! Ich muss hin und wieder raus, um neue Kraft zu finden.«
»Jeder versucht es eben auf seine Art und Weise«, hatte Barten freundlich geantwortet. »Sie mit Vergnügen - und ich? Ja, womit ich denn?« Dann hatte er wie verloren aus dem Fenster geschaut.
Georg Wallberg hatte jetzt das Gefühl, als stecke doch viel mehr dahinter. Es waren nicht nur die Kinder, um deren Schicksal man hier in der Privatklinik kämpfen musste, und bei dem man so oft der Besiegte war. Nein, Lester Barten schleppte noch etwas anderes mit sich herum. Aber er wollte nicht darüber reden, zog sich in sich selbst zurück. Und Wallberg war weder neugierig, noch wollte...
Erscheint lt. Verlag | 8.5.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
ISBN-10 | 3-7389-6109-7 / 3738961097 |
ISBN-13 | 978-3-7389-6109-6 / 9783738961096 |
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