Lights of Darkness (eBook)
448 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-29330-7 (ISBN)
Frankie Davis hat panische Angst vor der Dunkelheit. Als Kind musste sie schlimme Erfahrungen machen, weshalb sie bis heute nur bei absoluter Helligkeit einschlafen kann. Sobald das Licht erlischt, fürchtet sie die Geschehnisse von damals neu durchleben zu müssen. Tyler Montgomery ist ein Nachtmensch durch und durch. Seit einer schrecklichen Tragödie flüchtet er sich in die Dunkelheit, um unter den Sternen mit seinen Problemen allein sein zu können. Doch als Frankie und Tyler - Licht und Schatten - spüren, dass da mehr zwischen ihnen ist als nur Freundschaft, ändert sich alles ...
Die Golden-Oaks-Reihe bei Blanvalet:
Band 1: Sounds of Silence
Band 2: Lights of Darkness
Beide Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden.
Maren Vivien Haase wurde 1992 in Freiburg im Breisgau geboren und absolvierte dort ihr Germanistikstudium. Schon als Kind stand für sie fest, dass sie all die Geschichten zu Papier bringen muss, die ihr im Kopf herumspuken. Sport wie auch das Hip-Hop-Tanzen gehören genauso zu ihr wie stundenlange Serien- und Filme-Abende. Ihre New-Adult-Romane eroberten auf Anhieb die Spitzenplätze der SPIEGEL-Bestsellerliste - die »Belladaire Academy of Athletes«-Trilogie sogar Rang 1 - und begeisterten zahlreiche Leser*innen. Auf Instagram nimmt die Autorin ihre über 50.000 Follower*innen täglich mit hinter die Kulissen ihres Schreiballtags.
Frankie
Licht an.
Meine Fingerspitzen lagen zittrig auf dem Lichtschalter, während ich darauf wartete, dass die Neonröhren im kleinen Mitarbeiterraum hinter der Backstube der Reihe nach ansprangen. Eine nach der anderen erhellte den Raum und ließ meinen Puls langsam wieder in einem geregelten Rhythmus schlagen.
Rasch lief ich zu meinem Schließfach aus dunkelgrünem Metall, das mich an meine Highschool-Zeit erinnerte. Nachdem ich mich in meine von Kopf bis Fuß weiße Bäckereiuniform geworfen hatte, schloss ich meinen Rucksack und meine Klamotten ein, band meine roten Haare zusammen und lief schließlich nach vorne in die Backstube.
Der ganze Raum war in den köstlichen Duft von frisch gebackenen Croissants, Vanille und Schokolade gehüllt, während im Hintergrund irgendein französischer Song dudelte. Andere Musik spielte mein Chef Mathieu in seiner französischen Bäckerei nämlich nicht. Kurz nachdem ich vor ungefähr eineinhalb Jahren hier meinen Aushilfsjob angetreten hatte, hatte ich für meine Musikwahl mächtig eins auf den Deckel bekommen. Aber wer hätte ahnen können, dass Mathieu nicht auf Taylor Swift stand?
»Frankie? Ich hab den Teig für die Baguettes schon vorbereitet, du musst sie nur noch formen«, kam es von meiner Kollegin Eve.
Eve war Ende dreißig und trug ihr mittelblondes Haar nur ein paar Zentimeter lang. Vom dauernden Stirnrunzeln hatte sie schon einige Falten davongetragen, so richtig fröhlich hatte ich sie noch nie gesehen. Dennoch mochte ich sie sehr und kam, trotz ihrer meist abweisenden Art, gut mit ihr klar. Gerade drückte sie ein paar Knöpfe der Knetmaschine, die lautstark brummte und in einer der hinteren Ecken der Backstube neben dem großen silbernen Ofen mit den verschiedenen Ebenen stand, in dem bereits ein paar Tartes vor sich hin buken. Sie war gelernte Bäckerin und das hier schon seit Ewigkeiten ihre Hauptaufgabe – die Arbeit in der Backstube und sich um die ganzen technischen Dinge zu kümmern. Anders als ich verfügte sie über jahrelange Erfahrung als Bäckerin, während ich erst nach und nach die verschiedenen Techniken lernte. Dafür war ich bei den organisatorischen Dingen und im Umgang mit den Kunden eine größere Hilfe.
Ich liebte es, mit Menschen in Kontakt zu sein, mich mit ihnen zu unterhalten und ihnen mit unseren Backwaren ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Eve war lieber für sich und versteckte sich hier hinten, machte, was Mathieu ihr auftrug, und verstand etwas von dem, was sie tat. Ursprünglich hatte ich den Job nach dem Highschool-Abschluss nur angenommen, weil ich nicht die geringste Ahnung gehabt hatte, was ich mit meinem Leben anfangen sollte … Na ja, aktuell war ich auch nicht viel schlauer. Aber bis mir etwas einfallen würde, jobbte ich hier. Damals hatte Mathieu händeringend eine Aushilfe gesucht, weil seine letzte umgezogen war, außerdem stimmte die Bezahlung. Und umgeben von Backwaren konnte man doch nur glücklich sein, oder? Auch wenn das hier nur eine Überbrückung sein sollte, legte ich mich dennoch immer ins Zeug – letztlich machte es mir ja auch Spaß, und ich konnte vollkommen abschalten, wenn ich meine Hände mit Mehl bestäubte und sie im Teig vergrub.
»Alles klar, dann leg ich direkt los.« Ich wusch mir schnell die Hände und lief dann rüber zum langen Holztisch, auf dem um die zwanzig kleine Teighaufen darauf warteten, von mir in Form gebracht zu werden. Bis auf die französische Musik und die Maschinen, die rumorten, war es still. Mein Blick huschte nach links zur Tür, die nach vorne in den Laden mit Café führte und offen stand. Um diese Uhrzeit – es war erst kurz nach fünf – war es dort noch stockduster. Immerhin öffneten wir für Kundschaft erst in ungefähr zwei Stunden. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Arbeit, bestäubte die Arbeitsfläche und meine Hände mit Mehl und schnappte mir einen der Teighaufen. »Mathieu ist noch nicht da? Oder hat er sich wie die Ratte aus Ratatouille hier irgendwo versteckt? Hoffentlich nicht im Ofen, könnte ungemütlich werden.«
Eve schnaubte. »Ne, der ist noch nicht da. Vorhin hat er mir noch ’ne Nachricht geschickt, dass er etwas später kommt.«
»Vielleicht hat er ja verschlafen.«
»Möglich.« Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder der Maschine zu.
Ich knetete weiter die kleinen Teighaufen, faltete sie von allen Seiten immer wieder ein. Mit den Fingerspitzen fuhr ich an den Längen entlang, rollte sie etwas und wackelte damit leicht hin und her, damit aus dem Klops später ein Baguette werden konnte. Von der Mitte angefangen, formte ich den Teig zu den Enden hin spitzer, dann legte ich das erste Exemplar auf das Knettuch und machte mit dem nächsten weiter. So fuhr ich fort, knetete und formte. Selbst die Musik und die Geräusche der Maschinen blendete ich irgendwann aus und spürte, wie mein Körper zur Ruhe kam. Es machte Spaß und entspannte mich, außerdem konnte ich nicht genug von dem köstlichen Duft bekommen, der …
Dunkelheit.
Hitze kroch mir den Hals hinauf. In meiner Brust hämmerte es, und in der nächsten Sekunde rauschte es in meinen Ohren. »Eve?« Meine Stimme brach, während sich in meiner Kehle ein Kloß bildete. »Ähm, was …«
»Oh, Mist. Das ist schon der zweite Stromausfall heute Morgen. Vorhin, kurz bevor du gekommen bist, gab es auch schon einen.«
Mir kochte das Blut durch die Adern, und ich verkrampfte meinen gesamten Körper. Hitze. Noch mehr Hitze. Meine Finger zitterten, und sofort schossen mir Gedanken durch den Kopf, die ich verdrängen wollte.
»Francine, spar dir das Versteckspiel, ich finde dich sowieso!«
Eine unsichtbare Schlinge legte sich um meine Kehle und schnürte mir die Luft zum Atmen ab. Hinter meinen Lidern brannte es.
Ich hörte, wie Eve herumwerkelte. »Müsste sicher gleich wieder …«
Licht.
Der dunkle Schleier um mein Herz löste sich auf. Ich atmete die Luft aus, die ich die letzten Sekunden angehalten hatte, und schloss für einen Moment die Augen.
»Ah, schau, da ist er wieder«, murmelte Eve und klatschte in die Hände. »Dann muss ich jetzt das Ding hier noch mal neu programmieren. Hoffentlich war’s das für heute.«
»Hoffe ich auch«, flüsterte ich und schlug die Lider wieder auf.
Auch wenn sich mein Puls mit jedem Wimpernschlag normalisierte, war ich noch meilenwert davon entfernt, wirklich entspannt zu sein. Meine Finger hatten sich in den Teig gebohrt wie in einen Stressball. Nur dass sich das arme zukünftige Baguette nicht ausgesucht hatte, von mir zerknautscht zu werden.
Meine verkrampften Muskeln lösten sich nach und nach. Ich atmete durch. Es war nur ein kurzer Stromausfall, wie es ihn oft genug in Golden Oaks gab. Nichts Neues, wenn man in dieser Kleinstadt aufgewachsen war.
Das Licht ist wieder an. Alles ist beim Alten und gut und super und klasse und toll und …, zählte ich in Gedanken immer weiter irgendwelche Adjektive auf, um mich davon zu überzeugen, dass es mir gut ging.
Meine Finger zitterten noch etwas und fühlten sich kalt an, während ich mich daranmachte, den zerquetschten Teigklumpen zurück in seine Ursprungsform zu bringen. Ich setzte ein Lächeln für Eve auf und vertiefte mich erneut in meine Arbeit, die mir half, abzuschalten und jegliche Probleme zu vergessen.
Solange das Licht anblieb, ging es mir gut. Solange das Licht an blieb, fühlte ich mich sicher.
Eine halbe Stunde verging, bis vorne die Glocke an der Tür zu hören war und die Lampen im Laden aufflammten. Kurz darauf kam ein groß gewachsener Franzose mit klimperndem Goldschmuck nach hinten zu uns gehetzt. Sein braunes Haar trug Mathieu wie immer nach hinten gegelt, die tiefen Falten auf seiner Stirn verhießen nichts Gutes. In der Regel war er ziemlich umgänglich, aber auch streng und etwas garstig mit einem guten Kern. Er schälte sich aus seiner dunkelgrünen Jacke und guckte so grimmig, als ob ihm jemand die Geheimzutat für seine Eclairs geklaut hätte.
»Bonjour«, wünschte ich ihm auf Französisch einen guten Morgen, weil ich wusste, wie gerne er das mochte. Vielleicht besänftigte ihn das ja ein bisschen.
»Bon? Nichts an diesem Tag ist bon, Mademoiselle Francine. Nichts. Rien.« Er warf theatralisch die Hände in die Luft und schüttelte den Kopf.
Mathieu, unsere kleine Diva.
Ich seufzte und warf Eve einen Blick zu, den sie mit einem Augenrollen erwiderte. Auf ihrer Miene zeichnete sich Ahnungslosigkeit ab.
»Können wir dir bei irgendwas helfen?«, tastete sie sich an unseren Chef heran, der jedoch, ohne auf ihre Frage einzugehen, in sein Büro verschwand und die Tür hinter sich zuknallte.
»Oh-oh.« Ich verzog das Gesicht. »Hoffentlich ist es nichts Schlimmes.«
Schon ging die Tür wieder auf, und Mathieu kam mit großen Schritten auf uns zu. Die Augen geweitet, die Hände in die Seiten gestemmt. »Francine, Eve? Auf ein Wort.«
Eigentlich mochte ich es nicht, wenn mich die Leute Francine nannten. Ich stellte mich jeder Person als Frankie vor. Das klang cooler, und ich konnte mich damit viel besser identifizieren. Vor allem aber löste der Klang meines eigentlichen Namens ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend aus. Aber da Mathieu selbst nach einem Dutzend Hinweisen nicht damit aufgehört hatte, ihn zu benutzen, hatte ich mich bei ihm irgendwann damit abgefunden.
Rasch legte ich ein fertig geformtes Baguette auf das Knettuch, klopfte mir die Mehl-Hände an der Schürze ab und lief zu ihm und Eve rüber. »Alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich und legte fragend...
Erscheint lt. Verlag | 18.1.2023 |
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Reihe/Serie | Golden Oaks | Golden Oaks |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 2023 • 21. Jahrhundert • Bianca Iosivoni • Bookstagram • Booktok • Dance into my world • Dein-Spiegel-Bestseller-Autorin • Deutsche Autorin • dramatisch • eBooks • Emotional • Fly into my Soul • Frauenromane • Golden Oaks • Große Gefühle • influencer • Kindesmisshandlung • Kleinstadt USA • Laura Kneidl • Liebesromane • Mona Kasten • Move District • Neuanfang • Neuerscheinung • New Adult • new adult liebesroman deutsch • New Adult Neuerscheinungen 2022 • New York • Posttraumatische Belastungsstörung • Romance • Romane für Frauen • romantisch • Selbstfindung • Sound of Silence • spicybooks • Step into my Heart • Trauma • Verlust |
ISBN-10 | 3-641-29330-8 / 3641293308 |
ISBN-13 | 978-3-641-29330-7 / 9783641293307 |
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