Willkommen in der kleinen Kaffeerösterei (eBook)

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2022 | 1. Auflage
320 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0483-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Willkommen in der kleinen Kaffeerösterei -  Susanne Oswald
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Mit Liebe und Kaffee wird alles gut!

Als Corinnes Vater, der Kaffeebaron, Geschäftsführer von Ahrensberg Kaffee, schwer erkrankt, muss sie mit ihrem Bruder das Familienunternehmen leiten, doch das führt zu Streitigkeiten, und plötzlich ist Corinne nicht mehr sicher, ob sie wirklich hinter der Firmenpolitik steht. Als sie dann auch noch auf dem Dachboden den alten Trommelröster und das Tagebuch ihres Großvaters findet, beginnt sie, zu lesen. Mit jeder weiteren Seite taucht sie tiefer ein in die erschütternde Geschichte ihrer Familie und gleichzeitig wird immer klarer: Sie will selbst rösten. In kleinen Mengen mit hoher Qualität und für eine Kundschaft, die genau das schätzt. Corinne beschließt, ihre eigene Rösterei zu eröffnen.



Susanne Oswald ist Bestsellerautorin - ihr Traum wurde wahr. Die gebürtige Freiburgerin liebt das Meer. Gemeinsam mit ihrem Mann am Strand spazieren zu gehen und den Abend vor dem Kamin mit Strickzeug auf dem Schoß ausklingen zu lassen, ist für sie das Schönste. Mit dem Kopf ist sie fast immer bei ihren Heldinnen und Helden, und es macht sie glücklich, ihre Fantasie Wirklichkeit und Buchstaben zu Geschichten werden zu lassen.

Kapitel 1
Der Einschnitt

Brasilien • Brasil • Brazil

Gegenwart: Oktober

Einen Moment blieb Corinne stehen, um durchzuatmen. Sie nutzte die kurze Pause und sah sich wieder einmal voller Bewunderung um. Mit jedem Tag, den sie hier war, liebte sie Brasilien noch ein bisschen mehr. Tiefblau und wolkenlos spannte sich der Himmel über dieses verzauberte Stück Welt. Als Schutz vor der schräg stehenden Sonne hielt Corinne ihre Hand wie einen Schirm über die Augen. Ihr Blick wanderte über den grünen Wald entlang des sanft ansteigenden Berges aufwärts. Bis weit nach oben konnte sie die Kaffeesträucher ausmachen, die sich in die Schatten der Bäume duckten. Zwischen den Blättern blitzten leuchtend rot die reifen Kaffeekirschen hervor, die alle noch geerntet werden mussten. Und das nicht nur heute, sondern in den nächsten Wochen alle paar Tage aufs Neue.

Über Corinnes linker Schulter hing an einem Riemen der halb gefüllte geflochtene Erntekorb. An ihrer rechten Hüfte baumelte zusätzlich der Jutesack für die Spezialernte, wie Fernando es mit einem Augenzwinkern genannt hatte. Jacu Bird Kaffee – Corinne rümpfte unwillkürlich die Nase bei dem Gedanken daran. Anfangs hatte es sie Überwindung gekostet, den mit Kaffeebohnen versetzten Kot der Vögel mit der bloßen Hand zu sammeln. Inzwischen dachte sie gar nicht mehr darüber nach und freute sich stattdessen über jeden neuen Fund. Sie wusste, dass diese Ausbeute für Fernando und seine junge Familie das Gold der gesamten Ernte war, es war der Teil, der ihnen zu einem besseren Leben verhalf.

Die Begeisterung für diesen speziellen Kaffee konnte Corinne zwar so gar nicht nachvollziehen, doch Kaffeeliebhaber auf der ganzen Welt waren bereit, horrende Preise für den Genuss zu bezahlen. Sie selbst kannte bislang nur den aus Indonesien stammenden ebenso teuren Kopi Luwak, den Katzenkaffee, den sie jedoch aus Prinzip nicht trank. Von dem Vogelkaffee hatte sie bis gestern noch nie etwas gehört. Da sie gerade erst anfing, sich über die Containerlieferungen Arabica an die Familienfirma hinaus intensiv mit dem Kaffeegeschäft auseinanderzusetzen, war das jedoch nicht verwunderlich. Es gab noch unglaublich vieles, was sie über Kaffee lernen wollte, sie stand ganz am Anfang.

Eines wusste Corinne allerdings schon jetzt – mit diesem Spezialkaffee brauchte sie ihrem Vater ebenso wenig zu kommen wie mit dem Kopi Luwak. Und das war tatsächlich auch gut so. In diesem Fall musste sie ihrem Vater sogar recht geben, eine derart teure Bohne war sicher nicht für eine Großrösterei geeignet.

Corinne hatte allerdings noch ein weiteres, für sie sehr wichtiges Argument, das einer Massenverarbeitung entgegenstand. Was die sprungartig gestiegene Nachfrage des Kopi Luwak für die Tiere bedeutete, war schlimm. Da die wild gesammelten verdauten Kaffeebohnen nicht mehr ausreichten, um den Bedarf zu decken, wurden die Schleichkatzen nun oft unter schrecklichen Bedingungen in Käfigen gehalten und mit Kaffeebohnen gefüttert. Der Gedanke daran machte Corinne das Herz schwer. So etwas sollte man keinem Tier antun, und sie würde das nie durch den Handel mit einer unter solch schlechten Bedingungen produzierten Ware unterstützen.

Corinne war froh, dass die Jacu Birds hier auf der Farm als freie Kolonie leben durften und nicht Gefahr liefen, eingesperrt zu werden. Um das weiterhin zu gewährleisten, sollte ein solcher Kaffee eine Spezialität bleiben, die von Natur aus begrenzt zur Verfügung stand.

Bei diesen Gedanken musste Corinne unwillkürlich lächeln. Da hatte die Sturheit ihres Vaters doch tatsächlich einmal etwas Gutes, auch wenn es dem Kaffeebaron sicher nicht um Tierschutz, sondern um Wirtschaftlichkeit ging.

Als hätten sie ihre Gedanken gehört, trug der Wind Jacu-Bird-Rufe bis zu Corinne. Die Vögel hatten sich vor der Erntetruppe ins Unterholz zurückgezogen, aber Corinne kannte ihren Klang. Erst gestern hatte Fernando Corinne die Tiere gezeigt. Sie waren leise durch den Wald gegangen und hatten sie beobachtet. Die Jacu Birds waren dunkelgrau bis schwarz, mit einer auffälligen roten Gurgel. Ausgewachsen hatten sie etwa die Größe eines Truthahns, aber Corinne fand sie um einiges hübscher.

Um möglichst viele Tiere bei sich auf der Plantage zu haben, sorgte Fernando für bestmögliche Lebensbedingungen für die Jacu-Bird-Kolonie. Er war stolz, dass die Vögel freiwillig bei ihm lebten und sich augenscheinlich wohlfühlten. Für ihn waren sie überaus wertvolle Mitarbeiter. Und die Tiere dankten es ihm mit vielen gefressenen und wieder ausgeschiedenen Kaffeekirschen. Dabei erwiesen sie sich als große Feinschmecker, was die herausragende Qualität der Bohnen gewährleistete. Für einen Jacu Bird kamen nur perfekt reife Kirschen als Mahl infrage, überreife oder unreife Früchte wurden verschmäht.

Schweren Herzens riss Corinne sich von dem Anblick der Landschaft los und kam mit ihren Gedanken zurück zu ihrer Aufgabe. Sie musste mitarbeiten, dafür war sie schließlich hier, und nicht um mit offenen Augen ihren Tagträumen nachzuhängen. Sie zog das locker gewordene Band aus ihren Haaren und knotete es mit geübten Handgriffen wieder fest.

Mit ihren dunklen Locken und ihrem sonnengebräunten Teint fiel sie unter den Einheimischen kaum auf. Wäre ihr Portugiesisch nicht so holprig, könnte sie direkt als eine von ihnen durchgehen – diese Vorstellung gefiel Corinne. Sie wollte hier nicht als die Tochter des Landverpächters und wichtigsten Ernteabnehmers wahrgenommen werden, sondern den Menschen auf Augenhöhe begegnen, mit ihnen ins Gespräch kommen und so das wahre Leben auf der Plantage kennenlernen.

Mit einem Seufzer auf den Lippen bog sie ihren schmerzenden Rücken durch und rieb sich die zerkratzten Hände – das war der Preis, wenn man dazugehören wollte. Sie seufzte noch einmal, und nahm sich den nächsten Kaffeestrauch vor. Schon seit den frühen Morgenstunden ernteten sie, doch ein Ende war nicht in Sicht. Natürlich hatte sie gewusst, dass die Arbeit der Erntehelfer beschwerlich war, doch zwischen Wissen und eigener Erfahrung bestand ein beträchtlicher Unterschied, davon erzählten ihre inzwischen hoffnungslos übersäuerten Muskeln.

Von Tag zu Tag wuchs Corinnes Hochachtung vor den Arbeitern, die nie müde zu werden schienen und so gelassen die schwere Arbeit bewältigten. Sie kämpfte tapfer, doch Corinne schaffte es nicht, das hohe Tempo mitzuhalten. Obwohl sie regelmäßig Sport machte, fehlte es ihr an Kondition, und auch ihre Geschicklichkeit ließ leider zu wünschen übrig. Damit hatte Corinne nicht gerechnet. Es sah so einfach aus, wenn die Hände der Erntehelfer über die Früchte gingen und sprichwörtlich im Handumdrehen die reifen – und nur die reifen! – Kirschen in deren Korb landeten. Bei ihr ging es nicht nur deutlich langsamer, sondern auch sehr viel unpräziser. Immer wieder streifte sie versehentlich auch unreife Kirschen von den Sträuchern. Diese musste sie dann mühsam aussortieren, denn sie würden die Qualität mindern, und Fernando duldete keine Schlamperei – auch nicht von ihr.

Künftig würde sie nie wieder eine Tasse Kaffee achtlos hinunterkippen, dessen war Corinne sich sicher. Die Arbeit auf der Plantage lehrte sie Respekt.

Trotz dieser Schwierigkeiten war Corinne auch nach den ersten Wochen noch immer vollkommen verzaubert von dem Land und den Menschen. Sie war glücklich, auf der Kaffeeplantage sein zu dürfen, und stolz auf sich selbst, dass sie diese Reise bei ihrem Vater hatte durchsetzen können. Es hatte sie einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, bis sie den Kaffeebaron von der Notwendigkeit dieses Praktikums überzeugt hatte. Aber letztlich waren ihm die Argumente ausgegangen – oder die Lust an den leidigen Debatten, die tagtäglich bereits am Frühstückstisch begannen. Jedenfalls hatte er Corinnes Reise nach Brasilien zugestimmt und ihren Aufenthalt auf der Kaffeeplantage in São Paulo organisiert.

Das Land gehörte den Ahrensbergs, sie hatten die Plantage bereits über Generationen an Fernandos Familie verpachtet und waren selbst der Hauptabnehmer für die Ernte aus dem flacheren Teil der Plantage, der mit Maschinen bearbeitet wurde. Der handgepflückte Kaffee interessierte den Kaffeebaron nicht, den verkaufte Fernando an kleinere Zwischenhändler. Der Jacu-Bird-Kaffee ging direkt an erlesene kleine Röstereien.

Von der ersten Sekunde an hatte Corinne sich wohlgefühlt in Südamerika. Sie liebte die offene Art der Brasilianer. Berührungsängste und förmliche Zurückhaltung gab es hier nicht. Fast alle begegneten ihr mit einem Lächeln und spürbarer Neugier. A alemã – die Deutsche, wurde sie von den meisten genannt, wenn sie über sie sprachen.

Obwohl die Menschen hier auf der Plantage ein viel härteres Leben führten, als Corinne das aus Deutschland gewohnt war, klagten sie nie. Oder Corinne hatte es bislang noch nicht mitbekommen. Es lag ihr viel daran, einen Blick hinter die Kulissen zu erlangen. Sie wollte die Abläufe, aber auch die Menschen besser kennenlernen, mit denen Ahrensberg-Kaffee – also auch sie irgendwann – zusammenarbeitete. Sie brauchte Argumente, wenn sie es schaffen wollte, neuen Wind in das Familienunternehmen zu bringen.

Auch wenn es körperlich und emotional sehr anstrengend war, genoss Corinne jede Sekunde, die sie hier in Brasilien auf der Kaffeeplantage sein konnte. Besonders aber freute sie sich, jetzt bei der Handernte mitmachen zu dürfen. Sie hatte das Gefühl, dem Geheimnis des Kaffees noch nie so nahe gekommen zu sein wie hier, zwischen den Bäumen, mit durchgeschwitzter Kleidung und zerkratzten Unterarmen.

Die...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2022
Reihe/Serie Die Kaffeedynastie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Buch • bücher 2. weltkrieg • bücher für frauen • Bücher romane • Buch Liebe • buch roman • Café • Café Engel • Das Gutshaus • der duft der weiten welt • Der Gutshof im Alten Land • Deutsche Autoren • Die Schokoladenvilla • Die Tuchvilla • Die Villa an der Elbchaussee • Drittes Reich • Dynastie • Erster Band • Familie • Familiendynastie • Familienerbe • Familiensaga • Familiensaga Buch • Frauenroman • frauenromane bücher • Frauenunterhaltung • Jahre aus Seide • Kaffeehaus • Kaffeerösterei • Liebe • Liebesroman • liebesroman bücher • Nachhaltigkeit • Neustart • Roman • roman bücher • Romane für Frauen • Roman Frauen • speicherstadt-saga • Tradition • Trilogie • Vergangenheit • zweite Zeitebene
ISBN-10 3-7499-0483-9 / 3749904839
ISBN-13 978-3-7499-0483-9 / 9783749904839
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