Date Education -  Nasanin Kamani

Date Education (eBook)

Love Bombing, Bindungsangst und Tinder-Frust: Durchschaue dein Date
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
272 Seiten
Edition Michael Fischer (Verlag)
978-3-7459-1182-4 (ISBN)
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Auf der Suche nach dem perfekten Match? Willkommen im Dating Game! Dr. Nasanin Kamani nimmt uns mit auf eine spannende Reise durch den Dating-Dschungel. Dabei erzählt die Autorin nicht nur von ihren persönlichen Erlebnissen, sie zeigt anschaulich, wie wir lernen können, unsere*n Auserwählte*n besser zu durchschauen.

Warum falle ich immer auf die gleichen Typenrein? Spielt der andere nur mit meinen Gefühlen? Habe ich etwas falsch gemacht? Was soll ich von verfrühtenLiebesgeständnissen halten?Die Ärztin (Fachgebiet: Psychiatrie und Psychotherapie) gibt nicht nur spannende Begegnungen ihrer eigenen Partnersuche preis, sie spricht die Themen der Stunde an: In ihren Geschichten geht es etwa um Sex ohne Gefühle, Bindungsangst, Ghosting, zu nette Kerle und um das Rätsel, wann der Funke überspringt.

Da ist zum Beispiel Anton: Er istsympathisch, klug und ehrlich - doch auch unbeholfen und verkopft. Reicht die Schwärmerei für mehr oder reden wir uns die Gefühle in solchen Situationen nur ein? Oder was ist mit Daniel: unterhaltsam, offen, selbstsicher. Ein absoluter Glücksgriff oder verbirgt sich hinter diesem lässigen Auftritt ein ungeahnter Abgrund? Und wie gehen wir damit richtig um?

Ein Buch vollerehrlicher Gefühlerund um die komplizierteste wie schönste Sache der Welt - versehen mit einemanalytischen Röntgenblick, der unser Denken, Fühlen und Handeln auf spannende Weise beleuchtet und uns eine hilfreiche Orientierung bei der Partner*innensuche bietet.



<p>Dr. Nasanin Kamani, 1989 geboren in Köln, studierte an der Universität zu Köln Medizin und arbeitet seit ihrem Studienabschluss als Ärztin in den Fächern Psychiatrie und Psychotherapie. Zuvor war sie mehrere Jahre als Tutorin am Lehrstuhl der Psychosomatik der Uniklinik Köln sowie als Psychologie-Dozentin an einem Kölner Institut tätig. Bei der Tageszeitung 'Kölner Stadt-Anzeiger' verfasste sie während ihrer Schul- und Studienzeit Reportagen und Kolumnen. Die Autorin wurde zweifach mit dem Walter-Kempowski-Literaturpreis für Kurzgeschichten ausgezeichnet.</p>

<p>Dr. Nasanin Kamani, 1989 geboren in Köln, studierte an der Universität zu Köln Medizin und arbeitet seit ihrem Studienabschluss als Ärztin in den Fächern Psychiatrie und Psychotherapie. Zuvor war sie mehrere Jahre als Tutorin am Lehrstuhl der Psychosomatik der Uniklinik Köln sowie als Psychologie-Dozentin an einem Kölner Institut tätig. Bei der Tageszeitung „Kölner Stadt-Anzeiger“ verfasste sie während ihrer Schul- und Studienzeit Reportagen und Kolumnen. Die Autorin wurde zweifach mit dem Walter-Kempowski-Literaturpreis für Kurzgeschichten ausgezeichnet.</p>

Richard

Wer ohne Geschenk auf zwei Hochzeiten tanzt…

In den kommenden Tagen herrscht Funkstille.

Der Freitag kommt, der Freitag geht. Er zieht an mir vorbei, als wäre es nie anders gewesen. Als wären wir uns nichts schuldig.

Die geklärten Verhältnisse mit Richard sorgen nur geringfügig für Gefühle der Erleichterung, vorherrschend ist eine unterschwellige Betrübtheit, die an die Oberfläche dringt, sobald ich an unserem Kiosk für Snacks und Getränkenachschub vorbeilaufe oder auf die gefrorenen Früchte stoße, mit denen wir bei Date Nummer zwei Cocktails gemixt haben.

Den Freitag darauf verabrede ich mich mit jemandem, den ich vor ein paar Jahren auf einer Mensa-Party kennengelernt habe. Einer, der immer wieder mal nach einem Treffen fragt, meist, nachdem ich gerade mein WhatsApp-Bild gewechselt habe, und der mir bislang nie böse war, wenn ich ihm mit großer Verzögerung eine höfliche Abfuhr erteilte.

Er lädt mich in eine Bar im beliebtesten Ausgehviertel ein, ganz ohne Versteckspiel oder nervige Vorankündigungen, wer was wann zu zahlen habe. Und doch spüre ich den ganzen Abend hindurch eine Leere, die viel Raum einnimmt und deren Konturen mit den Erinnerungen an die vergangenen Freitage gezeichnet sind.

Als der Typ kurz auf Klo verschwindet, zücke ich mein Handy und unternehme die erste Kontaktaufnahme seit zwei Wochen: „Hey Richard, wie geht’s dir? Ein Freitagabend ohne billigen Schampus und teure Gespräche fühlt sich etwas witzlos an.“

Er antwortet eine gute Stunde später: „Hey, na? Auch ich dachte gerade an unsere Freitag-Reihe. Schön war’s! Wünsche dir ein angenehmes Wochenende.“

Mein erster Gedanke: She’s back und He’s gone. Kaum zu glauben, aber meine Story ähnelt all den anderen, in denen eine vergebene Person ihre Fühler ausstreckt, um die Marktchancen außerhalb der eingerosteten Beziehung zu testen.

Mein Begleiter, inzwischen wieder zurück, überlegt derweil, ob er die bestellten Chicken Wings mit den Händen essen kann – das Feuchttuch, das die Küche mitgegeben hat, würde es ja durchaus legitimieren, aber er wolle nicht abstoßend wirken und gleich beim ersten Date an irgendwelchen Knochen herumnagen, dazu noch mit einem Dip, der nach einer Knoblauchplantage riecht.

„Was denkst du?“, fragt er.

„Bitte was?“ Wer bist du überhaupt?, denke ich. Und wo ist Richard? Glaubst du, mich interessiert, ob du mit Händen oder Füßen isst? Schleck ruhig deinen Knoblauchdip aus, denn wir werden uns weder heute küssen noch morgen noch wenn die Sonne sich ausdehnt und anfängt, Planeten zu verschlucken.

Woher kommt die ablehnende Arroganz beim Dating-Neustart?

Wenn wir wegen A noch Kummer haben, kann B nur in wenigen Fällen unsere Stimmung heben. Wir stellen lauter Vergleiche an und glorifizieren dabei sowohl die optischen als auch charakterlichen Merkmale von A:

  • A‘s komplizierte Umstände erscheinen uns spannend, B aber, der keine Beziehungsleichen im Keller hat, wirkt dagegen flach und öde.
  • A‘s Feigheit wird als attraktive Zurückhaltung erinnert, während B uns mit der offenen Bekundung seines Interesses aufdringlich vorkommt.
  • A‘s graue Härchen hatten etwas Väterliches, seine Augenringe standen für eine tiefsinnige Erschöpfung, das untrainierte Bäuchlein war ein süßes Bekenntnis seiner kulinarischen Sünden – B aber wird mit seinem Undercut, den Muckis und dem spannenden Hemd als „geleckter Proll“ wahrgenommen.
  • Dass A gern den Hauptredeanteil übernommen hat, wird plötzlich als Entertainment-Qualität gewertet, während B nur deshalb so viele interessierte Fragen an uns richtet, weil er selbst nichts zu erzählen hat.

Die Trauer darüber, dass A fort ist, verwandelt sich in eine Wut, die sich unfairerweise gegen den Falschen richtet. Die Umlenkung dieser trauerbasierten Wut ist unreif und gilt im Grunde denen, die uns in diese Lage gebracht haben: nicht B, sondern A sowie uns selbst.

Ich muss nach Hause, und zwar dringend.

Meine dämliche Nachricht an Richard hat mir vor Augen geführt, dass es an der Zeit ist, mir eigenhändig den Todesstoß zu geben. Manchmal brauche ich sie, diese finale Brutalität, die den letzten Funken Hoffnung tötet, und in Situationen wie diesen sitzt kein Stoß tiefer als das bittere Ergebnis einer Stalking-Session auf Social Media. Dank Lisa ist es ein Kinderspiel, Richards Freundin auf Instagram zu finden. Sie hat ein öffentliches Profil, in dem es nur so wimmelt vor Pärchenfotos, die mit dem Filter der Verliebtheit belegt sind. Wer ist dieser Typ, der sich beim Küssen für das Internet ablichten lässt, mit Bildunterschriften wie „Now and forever, you never know before you meet the right one“? Richards eineiiger Zwillingsbruder?

Es ist fast so, als wären sie das Traumpaar einer bekannten Netflix-Serie, deren Fan-Account ich durchstöbere. Ich schaue mir jedes Bild an, lese jeden kitschigen Untertext: Sie ist nicht die größte Wortakrobatin, dafür aber naturschön und durchtrainiert, ernährungs- und umweltbewusst. Es gibt zig Fotos vom Essen oder Wandern, manche mit einem herzlichen Lächeln, andere mit einem sinnlichen Blick. Allein macht sie eine gute Figur, neben Richard eine glückliche.

Ich denke an seine Worte: Offiziell noch zusammen, inoffiziell getrennt. Dieser Account jedenfalls schaut danach aus, als würden die Herzen sowohl vor als auch hinter der Kamera fliegen.

Ich habe mich in die Hypotenuse eines Beziehungsdreiecks verwandelt, in dem er und seine Freundin als gleich lange Seiten meine Gegenspieler bilden.

Was ist nun zu tun? Sport treiben, Selbstbräuner auftragen und Chiasamen schlucken, um eine verbesserte Version der Ex zu werden? Seine Nummer aus meinem Adressbuch löschen, ihren Namen aus meinem Insta-Verlauf und die Dates aus meinem Kopf? Ihn mit seinen Halbwahrheiten konfrontieren, mit dem Spiel, das er gespielt hat und vermutlich noch immer spielt, um zuletzt und am lautesten zu lachen? Oder aber auf „wait and see“ setzen – eine Strategie aus der Medizin, bei der man nach der Tumorentfernung auf weitere Maßnahmen verzichtet und abwartet, ob die Dinge sich zum Guten wenden?

In Multiple Choice kenne ich mich aus, denn der schriftliche Teil des Medizinstudiums bestand sechs Jahre lang aus fast nichts anderem. Die Antwort lautet definitiv b: Ihn vergessen, sie vergessen, die Freitage vergessen und mir klarmachen, dass ein Typ, der auf zwei Hochzeiten tanzt und auf keiner ein Geschenk dabeihat, ganz bestimmt nicht zum Bräutigam taugt.

Was springt netto beim Stalking seiner (Ex-)Freundin für uns heraus?

Wir wollen Vergleiche ziehen: Wer hat ein schöneres Gesicht, eine bessere Figur, volleres Haar, weißere Zähne? Wer unternimmt exotischere Urlaube, sammelt nettere Kommentare, postet originellere Rezepte, Locations, Modetipps?

Konkurrenzdenken kann förderlich sein zur Steigerung der eigenen Leistung und Erweiterung seiner Ziele. Jedoch handelt es sich hier nicht um den Kollegen, mit dem wir uns vergleichen, den Mentor, von dem wir lernen können, die Freundin, die uns inspiriert – es handelt sich um eine Person, die aufgrund der Umstände allein schon durch ihre bloße Existenz einen Schmerz für uns bedeutet, ganz unabhängig von dem, was sie tut oder kann. Wenn wir dann auch noch Punkte finden, in denen sie uns übertrifft, potenziert sich dieser Schmerz.

Fakten und Informationen – sofern diese korrekt präsentiert werden – sind das Einzige, was wir hierbei gewinnen. Die Frage ist, ob der Preis, nämlich eine mögliche Selbstwert-Destabilisierung, nicht zu hoch ist. Gerade wenn der Dating-Partner uns durch sein Verhalten das Gefühl vermittelt, nicht gut genug zu sein für ein klares „Ja“, ist der Selbstwert ohnehin schon vorgeschwächt und besonders anfällig für weitere Schäden.

Eine weitere Woche später merke ich, dass es gar nicht so leicht ist, von jetzt auf gleich wieder allein dazustehen und stoße auf der Suche nach einem brauchbaren Trost auf Richards Doktorarbeit. Das gebundene Exemplar wird zu einer Art Ersatz, der mir ermöglicht, ihm nah zu sein, ohne ihm nachzulaufen. Ich mache mir Notizen zu Stellen, die ich besonders gut finde, schreibe mir ein paar Fragen auf und erweitere zwei, drei seiner Gedankengänge mit dem, was mir aus der Psychiatrie dazu einfällt. Meine Freude gilt dabei dem Tag, an dem er lesen wird, was ich zu seinem Werk, an dem er vier Jahre gearbeitet hat, zu sagen habe. Plötzlich habe ich eine Art Ass im Ärmel, das ich noch ausspielen kann. Eins, das ihn garantiert aus der Bahn werfen wird.

Warum halten wir uns an jedem noch so kleinen Strohhalm fest?

Wenn Religion das Opium des Volkes ist, wie Karl Marx gesagt hat, dann ist die Hoffnung das Heroin für die Unglücklichen im Dating Game.

Weitere drei Wochen ohne Kontakt.

Mein Handy vibriert auf der Fensterbank. Schon von Weitem kann ich die Namenslänge auf dem Display rasch Richard zuordnen – als hätte ich nur darauf gewartet. Ein paar Small-Talk-Fragen schreibt er, einen Satz zur Arbeit, einen Hinweis zu seinem Urlaub, zwei Wortspiele, drei Standard-Emojis und kein Vorschlag für ein Treffen. Ich fokussiere mich, antworte mit einem dichten Text, der jedoch halb so lang ist wie seiner, und sende in einer zweiten Nachricht das 500-Worte-Feedback zu seiner Doktorarbeit mit der Anmerkung: „Der Vollständigkeit halber – da stand ja noch was aus …“

Binnen Minuten schreibt er zurück: „Ich bin begeistert. Das ist eine...

Erscheint lt. Verlag 30.8.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Anmachen • besser fühlen • Date • Dating • Dating Platformen • die große Liebe finden • Flirten • Liebe und Partnerschaft • Online-Dating • Partnerschaft • partnerschaftsvermittlung • Partnersuche • Pia Kabitzsch • Psychologie • Sex • tinder • Windscheid
ISBN-10 3-7459-1182-2 / 3745911822
ISBN-13 978-3-7459-1182-4 / 9783745911824
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