Der Mitternachtsmord (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023
384 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60244-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Mitternachtsmord -  T. A. Willberg
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London, 1958: Verborgen unter den Straßen der Stadt liegt die geheimnisvolle Welt von Miss Bricketts Detektivbüro, ein Labyrinth aus Tunneln und unterirdischen Hallen.

Nachdem Miss Bricketts Assistentin um Mitternacht in der Bibliothek des Detektivbüros ermordet wird, erhält die junge Detektivin Marion Lane den Auftrag, den Fall aufzuklären.

Schnell ist für sie klar, dass der Mörder aus Miss Bricketts eigenen Reihen stammen muss, denn die Bibliothek war akribisch von der Außenwelt abgeschottet... was jeden Mitarbeiter zu einem Verdächtigen macht.

T. A. Willberg wuchs in Südafrika auf. Mit 27 Jahren zog sie nach Malta und schrieb ihren Debütroman »Der Mitternachtsmord«. Obwohl der Roman in London spielt, sind die meisten Handlungsorte von den labyrinthartigen unterirdischen Tunneln in Maltas historischer Hauptstadt Valletta inspiriert. Auf die Idee zu den vielen erstaunlichen Gegenständen im Roman brachte sie ihr Vater, ein Maschinenbauingenieur aus Deutschland.

Mitreißender Mystery-Krimi mit einer starken Ermittlerin!

Meisterhaft klug und spannungsgeladen!

»Der perfekte Beginn einer neuen fantastischen Murder-Mystery-Serie.«

»Erinnerte mich daran, was einen guten, leserlichen und unvergesslichen Mysteryroman ausmacht und warum ich das Genre liebe.«

»Jede Seite ein Vergnügen … die Rätsel schlugen mich sofort in den Bann.« Stuart Turton

Eins


Der geheime Dieb


Irgendwo in London.

Freitag, 11. April 1958

23.40 Uhr

Dunstschwaden stiegen vom warmen Straßenpflaster auf. In den Gassen war es still in dieser Nacht. Ein Ort, wie geschaffen für die Weitergabe eines Geheimnisses. Die Frau mit dem roten Kopftuch sah sich um. Natürlich war ihr niemand gefolgt, doch sie wollte ganz sicher sein.

Drei Yards vor der Straßenlaterne blieb sie stehen und zog eine Stablampe und einen versiegelten Umschlag aus ihrer Tasche. Sie wusste genau, wo der geheime Briefkasten verborgen war – links, auf Schulterhöhe, hinter dem Ziegelstein, der etwas anders aussah als die anderen. Dies war nicht der Grund für ihr Zögern. Was sie in dieser Nacht vorhatte, würde die Zukunft eines anderen Menschen verändern.

Sie umfasste den Griff der Taschenlampe fester, während sie mit sich rang. So vieles sprach dafür, sich einfach umzudrehen und wieder davonzugehen. Die möglichen Konsequenzen dessen, was sie plante, waren zahlreich und beängstigend. Trotzdem … Wenn es etwas gab, woran sie aus tiefstem Herzen glaubte, etwas, das wichtiger war als alles andere, dann war es die Wahrheit.

Sieben Jahre lang hatte sie ein abscheuliches Geheimnis gewahrt. Sieben Jahre lang hatte sie den Mund gehalten, an den bindenden Schwur ihrer Zunft gefesselt. Nun jedoch spürte sie es stärker denn je – wie das Geheimnis sie allmählich verschlang, wie unerträglich die Bürde geworden war. Wenn sie dies hier heute Nacht nicht tat, würde sie sich selbst vielleicht niemals verzeihen.

In der dunklen, stillen Gasse nickte sie sich selbst zu. Ja, die Wahrheit war das Risiko wert. Doch sie musste sich beeilen, denn die Nacht zog rasch vorüber. Sie richtete den Strahl der Taschenlampe auf die gegenüberliegende Wand, und da war er – ein einzelner grauer Ziegelstein, der das Licht reflektierte. Denn es war überhaupt kein Ziegelstein, es war Metall. Mit dem Griff der Taschenlampe schlug sie leicht dagegen.

Einmal. Nichts.

Ein zweites Mal – etwas kräftiger –, und der schmutzig graue Quader sank in die Mauer zurück. Es klickte leise, und dort, wo gerade noch der falsche Ziegelstein gewesen war, schob sich eine schmale Metallplatte aus der Wand.

Ein Windstoß erhob sich und fegte durch die Gasse, trotzdem brach der Frau mit dem roten Kopftuch der Schweiß aus. Sie legte den Brief auf die Metallplatte und sah zu, wie beides in die Mauer zurückglitt und schließlich verschwand. Sie stieß einen langen Atemzug aus und wischte sich über die Stirn – nun musste sie das Geheimnis nicht länger allein tragen.

Sie wusste genau, wo der Umschlag landen würde. Bei diesen Leuten unter der Erde, jenen mysteriösen Gestalten, die in den Schatten weilten: die Inquirer. Eine Gruppe von Privatdetektiven, die unter den Straßen Londons in einem Labyrinth aus verzweigten Tunneln und uralten Gängen lebte. Den Eingang zu diesem Netzwerk hatte bisher niemand finden können. Für die Londoner waren die Inquirer eine Art Mythos. Eine gewisperte Legende von etwas, das es vielleicht oder vielleicht auch nicht wirklich gab, je nachdem, wen man fragte. Unter jenen, die an die Geschichten glaubten, hatten sich die Inquirer allerdings einen eher zweifelhaften Ruf erworben. Sie seien wie Geister, sagten manche. Spürhunde, die über die Stadt wachten. Namenlos. Stumm. Auf ewig an ein Dasein in Finsternis gebunden. Und während praktisch jeder von den mehr als hundert geheimen Postfächern (oder Briefkästen, wie sie genannt wurden) gehört hatte, die sich versteckt und getarnt über ganz London verteilten und in denen man einen möglichen Verdacht auf kriminelles Vorgehen, Hinweise oder Aufträge platzieren konnte, wusste niemand so recht, was danach geschah.

Wo landeten die Briefe? Wie kamen sie dorthin, und wer bekam sie zu lesen? Alle paar Monate trieben neue Gerüchte an die Oberfläche. Die Briefe werden an einer Schnur durch die Wand und direkt in den Raum dahinter gezogen – dies war eine sehr beliebte Erklärung, bis jemand eine Mauer einriss, in der ein Briefkasten vermutet wurde, und dabei die gesamte Südwand von Mr Silvertons Garage dem Erdboden gleichmachte. Keine Schnur, kein Geheimraum, nur ein Haufen Ziegelsteine und ein Metallrohr, das im Boden verschwand – eine Wasserleitung wahrscheinlich.

Auch was die Effektivität der ermittlerischen Fähigkeiten der Inquirer betraf, gab es Zweifel, da viele der Leute, die angeblich einen warnenden Hinweis abgeschickt hatten, seither vergeblich darauf warteten, dass sich diesbezüglich etwas tat. Vernünftigere Personen wiesen jedoch darauf hin, dies läge schlicht daran, dass die Inquirer weder über die Zeit noch über die nötigen Mittel verfügten, um sich mit Angelegenheiten persönlicher Natur zu beschäftigen – untreue Ehemänner, entlaufene Haustiere und dergleichen.

Die Frage nach besagten Mitteln war wiederum ein weiteres heiß diskutiertes Streitthema. Wie konnten die Inquirer, die nie einen Penny (oder ein Dankeschön) für ihre Dienste verlangten, ein so ausgefeiltes und offenbar reibungslos funktionierendes Netzwerk finanzieren?

Die Frau mit dem roten Kopftuch zog es vor, nicht darüber nachzugrübeln. Sie war zufrieden mit der Gewissheit, dass die Inquirer kein Mythos waren. Da sie das ausgesprochene Pech gehabt hatte, einigen von ihnen persönlich zu begegnen, wusste sie nur allzu genau, dass die Inquirer ebenso echt waren wie das schmutzige Straßenpflaster unter ihren Füßen. Nach ihrer Meinung gefragt, hätte sie allerdings gesagt, dass die Inquirer mehr Probleme verursachten, als sie zu lösen vorgaben. Genau wie alle anderen hatte sie die Geschichten gehört – korrupte Geschäftsleute, die zur Rechenschaft gezogen worden waren; vermisste Kinder, die zu ihren Eltern hatten zurückkehren können; zu einem Geständnis gezwungene Verbrecher –, aber hatte jemals jemand nach dem Wie gefragt? Hatte jemals jemand ein wenig tiefer geschürft, dort, wo Knochen verscharrt und Lügen begraben worden waren?

Tatsächlich wäre die Frau mit dem roten Kopftuch nie auf den Gedanken gekommen, Kontakt zu den Inquirern aufzunehmen, wäre nicht einer von ihnen selbst in die Angelegenheit verwickelt.

Missbilligend schnalzte sie mit der Zunge, während sie die Straße zurücklief. Sie hoffte, endgültig mit den Inquirern und ihren fragwürdigen Methoden fertig zu sein, und sie war erleichtert darüber, sich nun wieder auf dem Weg zurück zu ihrem Sessel beim Kamin zu befinden. Wo eine Tasse mit dampfend heißem Tee auf sie wartete. Und vielleicht auch eine Scheibe Früchtebrot.

Der Transportzylinder, in dem sich der Brief befand, schoss eine meilenlange pneumatische Röhre entlang, von seinem Ursprungsort hinab in das dunkle, tiefe Verlies der Registratur – wo er aus dem Ende des Rohrs fein säuberlich in den zugehörigen Empfangsbehälter fiel, als hätte ihn ein magischer unsichtbarer Postbote soeben ausgeliefert.

Ein Glöckchen klingelte, als der Brief in Empfangsbehälter fünfundfünfzig landete.

Michelle White riss die Augen auf und war mit einem Schlag hellwach, nachdem sie fast eingedöst war. Blinzelnd sah sie zu dem blinkenden gelben Licht auf dem Kontrollbrett über ihr hinauf. Es war ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sämtliche Briefe umgehend sortiert wurden: Jene, die alle Anforderungen der Inquirer erfüllten, mussten nach Datum eingeordnet und für spätere Ermittlungen im Posteingangskorb der Inquirer abgelegt werden. Jene, die nicht direkt in den Papierkorb wanderten, und jene, bei denen sie noch nicht sicher war, was sie mit ihnen anfangen sollte, wanderten auf einen turmhohen Stapel auf dem Schreibtisch. Während der vergangenen Wochen hatte es jedoch verhältnismäßig wenige Verbrechen und Bosheiten in London gegeben, weshalb Michelle White die Registratur eher gemächlich durchquerte, da sie erwartete, dass es in dem Brief um irgendwelche Belanglosigkeiten ging.

Sie hob den Deckel von Empfangsbehälter fünfundfünfzig, dem Endpunkt der sechs Meilen ...

Erscheint lt. Verlag 26.1.2023
Übersetzer Diana Bürgel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Marion Lane and the Midnight Murder
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 60er Jahre • Belletristik Neuerscheinung 2023 • britische Krimis • Cosy Crime • Cosy Mystery • Detektivin • detektivroman • Inquirer • London • Murder Mystery • Mystery Krimi • Mystery Romane • starke Ermittlerin • starke Heldin
ISBN-10 3-492-60244-4 / 3492602444
ISBN-13 978-3-492-60244-0 / 9783492602440
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